Full text: St. Ingberter Anzeiger

ig erler Acnzeiger. 
der „St. Ingberter Anzeig er“ mit seinem Unterhaltungsblatte erscheint wöchentlich dreimal: Dienstag, Donnersta 
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...Mit dem J. Juli nächsthin begiunt einm ene Quar⸗ 
tal für die Monate Juli⸗ August und September. Wir 
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teuern. Namentlich ersuchen wir diejenigen unserer Abonnenten, 
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Zu zahlreichem Abonnement ladel ein 24 
ν Die Expedition, 
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süe vor Ende dieses Monats nicht ausder ü d- 
lich abb est ellen. un 
a Deutschland. — 
Muünschhen, 22. Juni. Das Finanzministenium hal unterm 
10. d. M. umfassende instructive Bestimmungen zum Vollzug des Malz⸗ 
zufschlaggesetzes vom 16. Mai laufenden Jahres erlassen. Dieselben 
erstrecken sich auf Anlage und Führung der Einschreibbücher, Po— 
eiten, Brechregistex und Manualien, dann auf die nach dem Ge⸗ 
etze zulässigen und genehmigten Malzmessungs-Apparate, sowie die 
Tontrolapparate für Futterschrot- und Hausmühlen. Der Malz- 
nessungsapparat, dessen Anwendung das Gesetz vorschreibt, und 
der Controlapparat müssen nach einem von dem Finanzministe⸗ 
ium genehmigten System construirt sein. Zur Zeit sind die 
Apparate nach dem patentirten System Belzano ;Riedinger geneh 
migt. Die Instructionen enthalten eine genaue Beschreibung 
dieser Apparate und eine ausführliche Anweisung zu ihrer 
Behandlung. — 
München, 23. Juni. Die Herzogin Sophie' in Bayern 
geb. 1847) ist mit dem Herzog von Alengon (Prinz Ferdinand 
philipp Maria von Orleans), dem zweiten Sohn des Herzogs 
bon Nemours verlobt worden. JF 
München 23. Juni. Im Proceß Chorinsky wurde ge⸗ 
tern das Verhör des Angeklagten beendigt. Derselbe gesteht die 
zravirenden Briefe an Julie Ebergenhi geschrieben zu haben, ver⸗ 
sucht jedoch deren Inhalt anders zu derten, uud behauptet; Julie 
fönne den Mord nicht begangen haben, dazu sei sie zu religiös () 
sondern nur die Horwarth könne die Thäterin sein 
Berlin, 23. Juni. Die von verschiedenen Blättern ge⸗ 
meldete Nachricht, wonach die von dem General Moltle gehaltene 
Reichstagsrede Interpellationen von Seiten zweier Cabinette bei 
der hiesigen Negierung veranlaßt habe, wird von unterrichteter 
Seite als erfunden bezeichnet. — Das Stadtgericht hat heute den 
Apotheker Cohm (welcher im Kriege von 1866 schlechte Medica⸗ 
mente an die Armee abgeliefert hatte) zu fünfjähriger Gefüngniß- 
trafe, sechszährigem Ehrenverlust und 1000 Thaler Geldstrafe 
»erurtheilt und die Gewerbeconcession dem Angeklagten für im— 
mer aberkannt. PF — 
Hannober 22. Juni, Der König Wilhelm traf mit dem 
Prinzen Albrecht im besten Wohlsein hier ein und wurde am 
Bahnhof von der Generalität, den Spitzen der Civilbehörden und 
bon Seiten des Magistrats durch den Stadtdircctor Rasch nebst 
dem Bürgerworthalter Horst einpfangen, deren herzliche Begrüßung 
r freundlich erwiderte. Der König begab sich sorfort nach dem 
Schlosse von Georgengarten, von dem zahlreich versammelten Pub— 
itum mit freudigem Zuruf begrüßt. Die an den Bahnhof gren— 
enden Straßen sind festlich decorirt. Um 11 Uhr fand auf dem 
Waterlooplatz die Parade statt. Groke Menschenmengen waren 
zugegen und begrüßten den König bei seinem Erscheinen mit lau— 
sein Jubelruf.“ In der Stadt sah man zahlreiche preußische Fah⸗ 
ꝛen. Im Schlosse erfolgte die Vorstellung sämmtlicher Behörden 
ser Geistlichkeit und der Bürgerschaftsvertreter. Der König begab 
ich darauf zur Grundsteinlegung der Artilleriecaserne. Heute Abend 
zroßer Zapfenstreich VV 
Hanmover 23. Juni. Bei der gestrigen Begrüßung des 
dönigs am Bahnhofe antwortete derselbe auß die Anrede des 
Stadtdirectors Rasch folgendermaßen: Wir stehen uns zum ersten 
Male gegenüber, seit die Ereignisse von 1806 so große Veränder 
ungen hervorgerufen und uns zusammengeführt haben. Ich miß— 
hillige und tadele keineswe ⸗ persönliche Empfindungen für die 
rüheren Verhältnisse. Was aber Herz und Haus ehrt, muß im 
dause bleiben. Drängte es sich irgendwie, solchs öffentlich kund— 
ugeben, so treten Sie mir und der Regierung gegenüber und 
wingen mich, demgemäß zu handeln. Erwidern Sie mein Ver— 
xrauen, dann bin ich überzeugt, daß wir glücklichen Zuständen ent⸗ 
zegengehen werden. “ 
Wien, 22. Juni Die neueste amtliche „Wiener Zeitung“ 
eroͤffentlicht die sanctionirten Gesetze in Betreff der Staatsschul⸗ 
denconvertirung, der Gebührenerhöhung von Lottexiegewinnsien, des 
Staatsgüterverkaufs und der Aufnahme einer schwebenden Schuld 
»on 25 Millionen. 
Wien 23. Juni. Die heutige „Wiener Zeitung“ veröf⸗ 
fentlicht die vom Kaiser sanctionirten Finanzgesetze. 
28Prag, 22. Jumni. Der Kaiser ist heute Vormittag iu 
Theresienstadt angekommen; ex wurde an allen Haltstationen von 
ven Bezirks⸗⸗/ den Gemeindevertretungen und sonstigen Behör⸗ 
hen, sowie der zahlreich erschienenen Bevölkerung mit Jubel 
·mpfangen. 5 JF 
Frankreich. 
Aus Paräs 20. Juni wird geschrieben: Die Regierung 
egt auf die Erlernung der deutschen Sprache in den Schulen ein 
mmer stärkeres Gewicht. Nicht allein den Lyceen (Gymnasien) 
st dieser früher stark vernachlässigte Unterrichtsgegenstand von 
derrn Duruy dringlichst empfohlen worden; auch der Kriegsmi— 
rister hat jetzt eine strenge Verordnung erlassen, nach welcher die 
Zöglinge der Militärshhulen sich diese Sprache ziemlich vollständig 
u eigen machen sollen. Pessimisten meinen zwar, es geschehe dies 
nur, damit die jungen Leute in den Stand gesetzt seien, in Deutsch— 
and Kriegscontributionen und Fouragelieferungen auszuschreiben, 
ndeß wir sind weit enifernt, diese übelwollende Auslegung an⸗ 
unehmen, und meinen vielmehr die Maßregel sei getroffen wor— 
den, damit die Offiziere befähigt würden, die Werke der deutschen 
nilitärischen Schriftsteller zu verstehen. 
Belgien. 
.. Von berufener Seite werden einige irrthümltchen Angaben über 
den Gesundheitszustand der Kaiserin Charlotte berichtigt, welche 
en Weg in franzoͤsische Blätter gefunden haben. Die Kaiserin, 
zeren physisches Befinden nichts zu wünschen übrig läßt, bewohnt 
eit einem Monat mit der belgischen Königsfamilie das Schloß 
daeken. „Sie macht täglich größere oder kleinere Promenaden in 
Besellschaft des Königs oder der Königin. An Empfangstagen 
ist sie nicht sichtbar, da ihr die Aerzte unbedingte Ruhe angeord⸗ 
net haben. Sie lies't und schreibt viel und treibt mit Vorliebt 
Musik, sieht aber außer ihren Verwandten Niemand. Wenn über⸗ 
Jaupt, so glaubt man, daß nur durch dieses Regime eine Her— 
stellung, möglich sei; doch sind die Hoffnungen auf eine solche 
nicht allzu groß. Die verwittwete Kaiserin spricht häufig von der 
Bergangenheit in Mexico, von Italien, sie äußert sich in dem trau— 
tigen Tone einer Person, die sich der Unglücksschläge, welche sie 
etroffen, in vollem Maße bewußt ist. Ihre maleriellen Interes⸗ 
en sind bekanntlich zwischen den Höfen von Brüssel und Wien 
in der Art geregelt, daß sie allen Ansprüchen auf den Nachlaß 
chres Gemahls entsagt hat, während der österreichische Hof auch 
die auf diesem Nachlaß haftenden Lasten übernommen hat. Die 
Kaiserin hat speben 70. 000 Gulden für das Deukmal gezeichnet