und sriner Correspondenz hat sich mir keine Vermuthung aund kein
klnhaltspunkt ergeben zu der Ansicht, als vb derselbe geistig ir—
zendwie getrübt jei. Was seinen Tharacter und sein Tempera⸗
ment betreffe, so seien diese affallend gereizt und reizbar, es be—
herrsche ihn stets eine besondere Unruhe, er könne keinen Gegen⸗
zand länger festhalten. Es scheint ihm die reifere Ueberlegung
abzugehen, und er halte ihn trotz seiner 36 Jahre doch für keinen
wirllichen Mann, denn er besitze nicht jene gemessene Ruhe, wie
sie beim Manne hervortrete. Er glaube, Graf Chorinsky werde
von seinen Leidenschaften überwältigt und fortgetiffen und er
spreche ihm jene sittlichen Grundsätze nicht zu, welche es andern
Menschen ermöglichen, ihre Leidenschaften zu zügeln uünd zin das
gehörige Maß zurüchzudrangen. Seine Liebe zur Ebergenyi se—
ihm besonders aufgefallen, denn während sinnliche Menschen, nach
dem sie ihr gewünschtes Ziel erreicht, meist erkalten, ist bei ihm, ob⸗
wohl eine Vereinigung den Umständen gemäß wohl nicht so bald
moͤglich sein wird, die Leidenschaft eher vermehrt, als vermindert.
Affallend ist auch seine Schreibsucht; er schreibt nicht Briefe von
drei und dier, nein, von zwölf his zwanzig klein and eng beschrie
henen Quartseiten an die Ebetgeuyi, aber alle Seiten enthalien
dieselben überschwänglichen Betheuerungen seiner innigsten Liebe
in den nänilichen Worten. Auch sein Blick ist manchmal auf
fallend stier. Mit seiner Familie hat er, seitdem er don seinem
VBater die feierliche Erklärung forderte, derselbe solle der Verehe⸗
lichung mit der Ebergenhi weiterhin keine Hindernisse in den Weg
legen, und der Vater diese Erklarung verweiger zwar nicht ganz
zebrochen, spricht aber in undankharer und indiskreter Weise uͤber
dieselbe. Auch erwähne ich noch, daß er seit dem Beginne der
Untersuchung angefaugen hat, sich den Nagel des kleinen Finger—
in der Absicht wachsen zu lassen, um denselben der Julie Eber
zenyi zum Geschenk zu machen, und daß, als er gegen vuich drin
gender mit dieser Bitte wurde, die Vorstellung. daß dies nicht gehe,
bei ihm nichts half; — doch scherut er jetzt seine frühere Absicht
jallen gelassen zu haben. Ich halte ihn nicht in Bezug auf seine
geistigen Krafte geschmälertz ich suche seine Schwäche Zicht auf der
ntellectuellen, sondern auf der moralischen Seitee.
(Fortsetzung folgt.) 4
Veruischtes.
FSt. Ingbert, 7 Juli. Heute brachte uns der 8 Uhr
Zug den Herrn Justizminister von Lutz, Herrn Regierungspräsiden—
ten von Pfeufer, Herrn Oberbaurath von Vost, Herin Ministe
rialassessor Feeisttel, begleitet von dem Herrnek. General-Saats—
procurator v. Schmitt, dem Herrnk. Bezirlsamtmann Damm,
und den Herrn Bauräthen Laval und Tannera von Zwei—
brücken kommend, Behufs Fesistellung der Lokalitäten für das am
1. Oetober nächsthin endlich ins Leben tretende Landgericht der
3000 Seelen zählenden Stadt St. Ingbert, und soll das
Stadthaus dazu ausersehen sein.
x Der neugegründete Vorschußvberein Blieskastel erdffnete mit
dem 1. Juli seine Geschäftsthätigkeit.
Aus Neustadt wird unterm 29. Juni geschrieben: Der
zestern dahier abghaltene Schützentag beschloß, daß die Mieglieder
des deuischen Schützenbundes in der Pfalz als Corporation das
xitte deutsche Bundesschießen in Wien mit Bundesfahne be—
uchen und die Reise dahin gemeinschaftlich in folgender Weise
nachen werden:
Abfahrt in Mannheim den 23. Juli, Morgens 8 Uhr 35
Minuten, über Heidelberg, Würzburg nach Nürnberg, wo über⸗
aachtet wird. Am 24. Fahrt über Regensburg nach Paffau
Am 25. Fahrt auf einem Ertradampfboot mit den bayrischen Schü
zen von Passau nach Wien.
Es werden ungefähr 50 Schützen aus der Pfalz an dem
Bundesschießen sich betheiligen. Die Localschütenvereine haben
hre Mitglieder sofort direct in Wien anzumelden und die Festkarten
zon dorther zu besorgen.
Im Ganzen zählt der deutsche Schützenbund gegenwärtig in
der Pfalz 243 active Schützen. In den Gesammtausschuß des⸗
selben wurden erwählt die Herren Advocat Golsen in Frankenthal
and Dr. Chandon in Kaiserslautern; als Ersatzmann Herr Kauf⸗
mann Morsch in Neustadt.
Nach einem heiteren Mahle auf dem Schießhause trennte
ich der Schützentag mit dem Wunsch, es möchten sich recht viele
Schützen aus der Pfalz beim Zuge nach Wien betheiligen und
zon da mit zahlreichen Trophäen zurückkehren wie dies bei dem
anvergeßlichen Bundesschießen in Bremen der Fall war.
F In Mannheim wurde, veranlaßt durch die Energie der
Petroleumbrenner, der Gaspreis für 1000 Cubikfuß von 5 fl.
zuf 3 fl. 45 kr. herabgesett.
x*Worms, 30. Juni. Eine eigenthümliche Illustration
u den bei dem Lutherfest gehaltenen zahlreichen und begeisterten
seden üher das „freie Wort“ bildet die Thatsache, daß für die
von dem freisinnigen Theologen Dr. Dan. Schenkel zu vem Fefse
zeschriebene Broschüre: Luiher und seine Kampfgenossen“ die
ortspolizeiliche Erlaubniß zum öffentlichen Verkaufe während des
Festes nicht erlangt werden konnie; erst am 3. Festtage wurde
dieselbe erwirlt und selbst an diesem Tage noch ein' fliegender
Buchhändler wegen ihres Verkaufs aus — Minerständniß
arretirt.
— Konstanz 29. Inni. In Lindan liegt, nach der Konst.
7 so viel Getreide aufgespeichert, daß die Generaldireckion der
eeeln belannt machte: von Saliburg weg viglich nur
noch 30 Wagen zur Weiterbeförderung übernehmen zu können.
In Folge dessen hat die Direction der Kaiserin⸗Elisabethbahn be—
schlossen, bis auf Weiteres die Aufnahme von Getreide nach Lin
dau und über Lindau nach der Schweiz einzustelleu.
t Rach dem „Münch. B.“ ist der Maler Th. Pixis von dem
Nonig mit der Darstellung einiger Scenen aus Rich. Wagners
„Meistersingern“ beauftragt worden..
Der „Frkf. Beob.“ macht die geradezu märchenhafte Mit⸗
hetlmig, daß eine in Kassel am 22, Juni 1868 erlassene Polizei-
derordnung jeden Gastwirth mit 3 Thlr. Geldbuße oder enispre⸗
hendem Gefängniß belegt, der es unterläßt, bei der polizeilichen
Anmeldung seiner Gäste beizufügen, ob er ehelich oder unehelich
zeboren ist.
*Von Ferankfurt wird zum Wiener Schützenfest als
Preis ein silberner Aufsatß gesandt, in dessen Krystallschale 200
ystr. Dukaten liegen.
F Das Wohnungscomite des Wiener Schutenfestes hat die
Unterkunft von 17, 000 Festgästen ficher gesteli.
J Mitglieder des deutschen Schützenbundes, welche das Wie—
ner Schützenfest besuchen, erhalten vom 15. Juli bis 15. August
zuf den Donaudampfschiffen von Regensburg bis Wien für den
exsten und zweiten Platz die Fahrkarten um den halben Fahrpreis.
Dieselbe Begünstigung findet für die gleiche Jeindauer für die
—X
—7 Berlain, 80. Juni. Der deutsche Handelstag wird hier
dahrscheinlich im Laufe des August abgehalten werden.
f Im Jahre 1866 gab es in Preußen 144 Millionäre,
davon in der Provinz Brandenburg 66, in Schlefien 29, in der
Xheinprodinz 17, Westphalen 10, Sachsen 7, Pommern 6, Po-⸗
sen, 5, Preußen 4. Die Provinz Brandenburg ist aus dem
Grunde so reich an Millionären, weil dieselben aus allen Pro—
pinzen nach Berlin hinziehen. Unter den Millionären gibi es
wieder arme und reiche; die armen müssen sich mit luümpigen
1-2 Millionen begnügen; ihrer sind 92. Dann kommen 38
Millionäre mit 223 Millionen, 11 mit 5—8 Millionen. Hoch
iber diesen ordinären Millionären stehen 8 Erz-Millionäre, davon
einer im Regierungsbezirke Münster und 2 im RMegierungsbe⸗
irke Oppeln, Zu diesen 3 Erz-Millionären ist nun seit dem
Jahre 1868 noch ein Erz Srz⸗Millionär der Baron Rothschild
inzugekonmen.
In der Person des katholischen Lehrers in Wermsdorf
bei Wurzen in Sachsen hat sich ein Mann gefunden, der behaup⸗
set, der Sohn des Herzogs von Reichsstadt mit einer ungarischen
Hräfin zu sein, und zwar aus legaler Ehe, welche auf einer Be⸗
itzung unweit Debreczin eiugesegnet worden sein soll. Der Mann
hat sich soeben im Wege der hiesigen sächsischen Gesandtschaft mit
der Bitie um Ausfolgung seines Taufscheines und des Vrau—⸗
ungsscheines an die betreffende geistliche Behoͤrde gewendet und
das Ansuchen mit Prinz Eugen Joseph Napoleon Bonaparte
unterzeichnet.
7 In Lüttich wird am 5. Juli ein Denkmal Karl's des
GBroßen enthüllt.
F Coyale Ausschreitungen.) Napoleon hat dieser Tage das
Irrenhaus zu Charenton besucht. was — wie seine Preßlakaien
bersichern — „im ganzen Hause die größte Freude verurjachte.“
Die Loyalität hat's weit gebracht.
fParis, 25. Juni. Gestern, am Nohannistage, lam
er erste Sack diesjährigen Weizens in der Kornhalle von Paris
zum Verkauf. Er kam von Romieu in der Umgegend von AÄrles
und wanderte in die kaiserliche Hofbäckerei.
f Zum eidgenoͤssischen Sängerfeste in Solothurn sind 2550
Sänger angekündigt.
T, Moskau. Die „Astrachaner Gouvernements-Jeitung
bringt statistische Daten über die Lauglebigkeit in diesem Gouber⸗
nement. Von 10,138 im Laufe des vorigen Jahres Gestorbenen
hatten 83 ein Alter von 95 bis 100 Jahren, 2 ein Alter von
00 -108, 3 ein solches von 105 — 110 Jahren und eine Frau
»on 125 Jahre erreicht.
Die Regierung von Chili hat mit einer Hamburger Firma
iber die Einführung deutscher, tyroler uad schweizerischer Aus⸗
pvanderer einen Contract abgeschlossen.