mit dem Bedeuten gezogen, „daß, wenn ihm die Dame des
herzens nicht gehoören lönne, sie auch keinem Andern gehören
olle,“ und auf Frl. Mallinger angelegt. Rasch sei jedoch Herr
d. beigesprungen und habe dem Grafen unter Applicirung einer
zewaltigen Ohrfeige die todtbringende Waffe aus der Hand,
ind dann den Attentäter zur Thür hinausgewunden, während
zie Zwischenpausen von Frl. Mallinger und deren herbeigeeilten
Muttter und einer Freundin mit Ohnmachten ausgefüllt wurden.
Sofort durchlief die Stadt das Gerücht von einem im Kapuciner⸗
bäldchen stattfinden sollenden Duelle zwischen dem Grafen Arco⸗
Valeh und dem Schauspieler Herrn Düringsfeld. Daß man
ziesem Duelle von Seiten der Polizei ebenso Aufmertsamkeit
uwendete, wie dasselbe aber auch nicht stattfand, kann ich Ihnen
icher melden.
fNürnberg, 3. Juli. Ein Gesuch des hiesigen Ma—
zistrats, die Hundevisitationsgebühren erhöhen zu dürfen, ist vom
inisterium abschlägig beschieden worden, imdem dasselbe die
dandebesteuerung auf dem Wege der Gesetzgebung — also für
zas ganze Land — in Aussicht niummt.
FManuheim, 2. Juli. Heute versammelte sich eine
Anzahl Actionäre der Baumwollspinnerei Kaiserslautern im Bör⸗
enlocale und kam man überein, unter Beziehung auf das Gesell⸗
chaftsstatut und nach den deßfallsigen Bestimmungen des deutschen
handelsgesetzbuches, den Verwaltungsrath auf dem Rechtswege für
zie erlittenen Schäden haftbat zu machen. 105 Actien waren
ʒei der Versammlung vertreten.
—In Frankfurt kamen in den letzten 17 Jahren (1851 bis
1867) im Ganzen 445 Selbstmorde vor, darunter 381 bei Män⸗
nern, 64 bei Frauen. Hinsichtlich der Art des Vollzugs kamen
»or: bei Männern das Erhängen 166, das Erschießen 135, das
Ertränken 36, das Vergiften Gmal; bei Frauen das Erhängen
18, das Herabstürzen 11, das Vergiften 10, das Erschießen 5mal.
In Essen nehmen die Erdstörungen unaufhaltsam Fort⸗
zng; neue Risse sind in letzterer Zeit an mehreren Häuser im
Innern der Stadt vorgekommen. I
F In Jaßbereny (Ungarn) wiederholen sich seit 15. Juni
die Erderschütterungen täglich 2 bis 3mal; das bestürzte Vollk
oefürchtet, daß dies nur die Vorboten eines stärkeren Erdbebens
eien, und hält sich bei Nacht im Freien auf; auch der Gottes⸗
zienst wird im Freien abgehalten.
Aus der Schweiz. Die Zwei⸗, Ein- und Einhalb⸗
Frankenstücke von 1850 und 1851 werden laut Beschluß des
chweizerischen Bundesraths am 1. Januar 1869 außer Ver—⸗
ehr gesetzt. Ebenso treten die Zwei- und Ein⸗Frankenstücke
ranzosischen Ursprungs von den Jahrgängen 1866 und die
zwanzig⸗Centimes-Stücke von 1864 vom 1. November 1868 an
außer Kurs.
fIn Marseille, dieser ersten Hafen- und Handelsstadt
Frankreichs, herrschen Zustände, wie in Ravenna; es hat sich da⸗
elbst eine Bande von Strauchdieben eingenistet, welche allnächtlich
Zersonen anfallen, durch Schläge betäuben und berauben. Ferner
zetreiben diese Schnapphähne das italienische System der viscati,
der Looskauferpressung so hübsch, wie in einem Landstädtchen der
Romagna. So erhielt vor einigen Tagen ein reicher Geschäfts⸗
nann ein Schreiben, in welchem er aufgesordert wurde, eine be⸗
timmte Geldsumme an einen gewissen Ort zu senden. Als der
Mann dieser Aufforderung binnen einigen Tagen nicht nachgekom⸗
men war, erhielt er ein Kistchen zugesendet, das ein Buch zu ent⸗
halten schien. Die Sache kam ihm verdächtig vor, und er über⸗
jab das Kistchen der Polizei, welche mit aller erdenklichen Vor—⸗
icht die Oeffnung vornehmen ließ und richtig eine kleine Höllen⸗
naschine vorfand. Ein anderer reicher Hauseigenthümer, der
Neffe eines berühmten Pariser Arztes, erhielt d.e Aufforderung,
3000 Franct an einem bestimmten Ort zu hiuterlegen; geschehe
zas nicht, so werde sein kleiner Sohn gestohlen werden. Die Be—
zölkerung ist über diese Vorgänge in leichtbegreiflicher Aufregung
ind verlangt, daß die Polizei, welche der Stadt jährlich 790,000
Francs kostet, ihre Schuldigkeit thue. In Bordeaur sollen die
Zustände nicht viel besser sein, und La Gironde dringt auf Ueber⸗
ragung des Sicherheitsdienstes an das Munizipium.
— Wie ein engl. Blatt berichtet hat sich eine Gesellschaft ge⸗
zildet, welche die Legung eines Telegraphen von Brest nach New
nork vornehmen wird. Das Kabel soll in England angefertigt und
oom „Great Eastern“ gelegt werden.
fF Liverposol. Ueber einen traurigen Fall, welcher sich
im 2. d. hier zutrug, wird Folgendes geschrieben: Der Dispo⸗
ient eines Kohlengeschäftes in James Street, Namens Joseph
Jones, gerieth mit seiner im Comtoir anwesenden Frau in einen
Wortwechsel, der bald in einen hitzigen Streit ausartete. Der
ähzornige Gatte erfaßte den schweren eisernen Griff einer Copir—
naschine um seine Frau damit zu Boden zu schlagen. Aber noch
he es ihm gelungen, den todlichen Streich auszuführen, hatte ihm
dengeiftesgegenwärtige junge Frau das Mordinstrument aus der
Zand geschlagen, welches durch das geschlossene Fenster nach der
2traße hinausflog. Durch das Klirren der zerbrochenen Fenster⸗
heibe und den lauten Hilferuf der geängstigten Frau veranlaßt,
raten mehre Straßengänger in die Office, woselbst sie den Jones
zuhig und besonnen antrafen, als wenn nichts vorgefallen wäre.
Als man ihn nach der Ursache fragte, trat er, ohne ein. Wort
ju erwiedern, zu seinem Pulte, nahm aus demselben ein Rasir⸗
nesser und schnitt sich vor den Augen der erstarrten Zuschauer
rahezu den Kopf ab. J F
4 Der deuische Reisende Mauch solb in Südafrika Gold⸗
elder von seltenem Reichthume entdecht haben: das eine am nörd⸗
ichen Ufer des Zambefi⸗Flusses, das andere in der Transvaalischen
Kepublik (etwa 800 englische Ml. N.⸗W. von Natal),; es soll eine
zänge von 60 und eine Breite von 30 Meilen haben.
F.Ueber die Pulvperexplodion, wilche am 20 Juni Vor⸗
nittags 10 Uhr in Bucharest stattgefunden, wird gemeldet; „Ne—
jen der Artilleriekaserne auf einer Anhöhe, die · noch zum Theil in
)er Stadt liegt, waren in einer Werlstatt 86 Arbeiter mit der
Unfertigung eines Feuerwerks beschäftigt, welches zu der Ankunfi
des Prinzen Napoleon abgebrannt werden follte., Durch eine noch
aicht ermittelte Ursache fingen eirca So Pfd.Pulver, die sich im
Urbeiterlocal befanden, plötzlich Feuer und schleuderten das Dach
des Gebäudes nebst den unglücklichen Arbeitern in die Luft. Von
diefen wurden 32 verstümmelte Leichen wieder aufgefunden und 4
Zchwerderwundete befinden sich augenblicklich noch am Leben. Au⸗
zerdem sind mehrere in der Nähe stehende Häuser stark beschädigt
ind die Fensterscheiben zertrümmert worden. Reben der Werlstatt
efand sich ein noch mit mehreren Centnern Pulver angefülltes
MRagazin, welches, wenn es unglücklicher Weise ebenfalls Feuer ge⸗
angen hätte, unfehlbar einen nicht unbedeutenden Theil der Stadt
zerstort und die Bewohner unter den Trümmern der Häuser be⸗
zraben haben würde.“
Landwirtheca *liches.
Ueber die Ernte⸗Aussichten dieses Jahres
zerlautet Folgendes: In der Schweiz ist die Heuernte im
»ollen Gange und ausgezeichnet. Auch um den Wein, das
Ibst und die Feldfrüchte steht es sehr gut. Das Jahr 1868
cheint nachholen zu wollen, was 1867 vernachläfsigte. Aus
Bürttemberg: Die Heuernte ist, von der Witterung begünstigt,
n vollem Gange und fällt sowohl bezüglich der Menge als bezůg⸗
ich der Güte über alles Erwarten gut aus. Der Stand der
Zopfenpflanzungen läßt nichts zu wünschen übrig. Ueber die
Fruchternte, welche jedoch in ca. 6—–8 Wochen erfolgen duürfte,
ind die Anfichten zwar etwas getheilt, keinesfalls aber wird fie
yon nur mottlerem Ergehnisse sein, insbesondere stehen die Winter⸗
rüchte außergewöhnlich schön. Auch die Kartoffeln versprechen eine
zute Ausbeute. Die Weinberge stehen prachtvoll und versprechen
einen sehr ergiebigen Herbst; minder gut füllt dort der Obftertrag
zus: Steinobst gibt es dort reichlich, Kernobst dagegen fehlt sehr.
— Die Traubenblüthe in Franken ist schnell und ohne Nachtheile
ür die zahlreichen Früchte vorübergegangen. Eine segensreichere
ind glücklichere, Traubenblaut“ weiß sich Niemand zu erinnern.
Der sichtbare Segen besteht in einer unermeßlichen Fülle von
ungen Früchten, die dort, bei nur einer günstigen Witterung —
vir sind den besten Weinjahren 1846 — 1821 - 1811 um ca.
ierzehn Tage voraus — eine reiche Weinernte bringen werden.
die Weinpreise gingen in Folge dieser Hoffnung sehr zurück. Zu
abelhaften Spottpreisen wird in allen Münchener Lokalblättern
frankfurter Aepfelwein, der allgemeine Anerkennung findet, die
Naas zu 6 und 8 Kreuzer anusgeboten. Es sollen in der un⸗
ern Maingegend noch große Massen lagern, deren Gebünde man
ür den Herbst frei bekommen möchte. — Von der Mosel meldet
»ie Kobl. Z., daß die Heuernie nicht so reichlich, aber an Güte
jesser ausgefallen ist, als die vorige. .Die Getreideernte betrachtet
nan als gesichert, sie ist eine reiche. Kartoffeln sehr schön. —
Aus Ungarn hört man, daß Alles dort schön steht, weil der Re⸗
zen noch rechtzeitig kam. Da und dort ist das Heu etwas
verregnet worden, und der Waizen ewwas brandig. —
In Sachsen ist die Ernte trotz der Hagelschlage sehr zu—
riedenstellend. Getreide, Futter, Obst versprechen, alle reichen Se⸗
jen. — Ueber die Aussichten in Frankreich berichtet die „Patrie,“
zaß sie allgemein ausgezeichnet sind. Nur im Süden war es et⸗
vas zu trocken, der nüchtiäglich eingetretene Regen hat aber vieles
zut gemacht, so daß das Ergebniß auch da befriedigend ist. Im
Nordosten haben die Obstbäume durch die Maikäfer sehr gelitten.
Die Verfolgung der Maulwürfe und Vögel, die nirgends ärger
etrieben wird als in Frankreich, rächt sich hier bitter) Der
Bein steht prächtig. — Aus Italien lauten die Nachrichten von
illen Seiten vortrefflich. Getreide, Wein, Oel, Reis, Seide,
Alles gut. Die Preise der Lebensmittel sinken. — Nachrichten
ius Spanien lauten sehr traurig. — In Castilien herrscht seit
zeraumer Zeit Hungersnoth. Man berichtet jetzt aus Madrid,
daß die Züstände in der Umgebung der Hauväistädt'schrecklich sind.