der „St. Ingberter Anzeüg er“ mit seinem Unterhaltungsblatte erscheint wöchentlich dreimal: Dienstag, Donnersta
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Nro. 8s75. Donnerstag, den 20. Ju!
Deutschland.
München, 17. Juli. Wie die „Sdd. Pr.“ vernimmt,
zaben im Staatsministerium der Justiz die Vorarbeiten zur Re⸗
ision des. Strafproceßgesetzes vom 10. November 1848 bereits
zegonnen, und wurden insbesondere die Gerichtshöfe zur Bericht⸗
erfiattung aufgefordert. — Prinz Otto von Bayern wird bis zu
Anfang der nächsten Woche aus Spanien zurückehren und sich
ann auf einige Zeit zu seiner kgl. Mutter nach Hohenschwangau
zegeben. — Se. Maj. der König genehmigte die freiwillige Ver—
ichtleistung des Fürsten Paul von Thurn und Taxis auf seinen
zisherigen Geschlechtsnamen und Adel und daß derselbe von nun
in den Namen „Fels“ führe, erhob jedoch den besagten Paul
Fels“ für seine Person mit dem Prädikate „von“ in den Adels-
land des Königreichß.
Emm s8. Der Konig don Preußen empfing am 16. Juli Gerhard
sohlfs und den Lieutenant Stumm, welche von der Exrpe⸗
zition nach Abyssinien zurückgekehrt sind. Beide Herren sind zur
dniglichen Tafel geladen.
Ems, 16. Juli. Heute ist die unerwariete telegraphische
Nachricht von Paris eingetroffen, daß der Vicekönig von Aegypten,
ür den zu einem längeren Badeaufenthalt ein großer Theil des
Basthauses „Zu den vier Thürmen“ in Miethe genommen war,
aicht hieher kommen wird. Unsere Saison verliert hiedurch jeden⸗
salls einen ihrer interessantesten Anziehungspuncte.
Coblenz, 13. Juli. Das italienische Kronprinzenpaar
ist heute Nachmittag um zwei Uhr per Dampfboot von Mainz
zier eingetroffen und ohne Empfang in Lahnstein und hier nach
stöln weiter gereist.
Der frühere Reichstagsabgeordnete Prof. und Kaplan Miche—
is in Braunsberg fordert den Prof. Karl Vogt, der demnächst
nuch in Königsberg wissenschaftliche Vorträge halten will, zu einem
vissenschaftlichen Zweikampfe heraus und stellt ihm frei, ob er den
dampf in Königsberg annehmen oder nach Braunsberg kommen
vill. Andererseits hat derselbe, nachdem er bereits früher in
icharfen Thesen der päpstlichen Enchclika gegenüber getreten ist, eine
neue vermehrte Auflage dieser seiner Thesen erscheinen lassen, worin
derselbe unter Anderen das Handschreiben des Kaisers von Oester⸗
reich in Angelegenheit des Concordats eine namhafte That nennt,
velche die volle Sympathie und Zustimmung des katholischen
Deutschlands verdiene. Dem bevorstehenden Concile legt derselbe
eine weltgeschichtliche Bedeutung bei, die keine andere sein könne,
uls durch die Durchführung der Reformation in der Kirche das
Zei talter der Revolutian abzuschließen.
Wien, 16. Juli. Große Anerkennung findet hier die reiche
Betheiligung Frankfurts und seiner Vereine an den Ehrengaben
zum Bundesschießen. „Wenn man — sagt ein hiesiges Blatt
— nach den eingelaufenen (16) Gaben die deutsche Gesin⸗
tung der einzelnen Städte beurtheilen darf. dann ist Frank-
urt die deutscheste unter den deutschen; die Ehrengeschenke
der alten Krönungsstadt bilden für sich eine kleine Collectiv-
Ausstellung.“ 2.
Wien, 20. Juli. Die Oesterr. Corr. meldet: Die Arbei⸗
en der europäischen Telegraphenconferenz sind beendigt und mor⸗
zen soll die letzte Sitzung und Unterzeichnung des revidirten in⸗
ernationalen Telegraphenvertrags stattfinden. — Der bisherige
Ministerpräsident Oesterreichs in den Hansestädten, Frhr. v. Le—
derer, ist zum außerordentlichen Gesandten Oesterreichs in Nord⸗!
merika ernannt worden an seiner Stelle ist der Graf Thun—
dohenstein, zuletzt Vertreter Oesterreichs in Mexico, zum außeror⸗
entlichen Gesandten in Hamburg bestimmt.
— Die Proteste gegen die Anmaßungen der romischen Curie in
Desterreich vermehren sich täglich. Die katholischen Bezirksver—
resuagen in der Umgebung. von Graz richten ihre Adresse zu—⸗
zleich an den Papst und die Minister in Wien. In Bezug auf
Pius IX. sagen sie: „Wir wünschen dem schwergeprüften Greise
owohl zu eigenem Fronmmen wie zum Frieden der so viele Mil⸗
lionen zählenden Gemeinde. daß auch er die bessere Einsicht ge—
winne, um die Flüche schleudernde Hand zur Segenspenden um⸗
zuwenden. Diese Erde, unser Aller Wiege und Grab, sei uns
tein Tummelplatz für Glaubenshaß und RKänke der Herrschsucht;
zleichberechtigt und brüderlich wollen wir genießen und leiden,
vas uns auf derselben beschieden ist.“ (Bravo)! Die Minister werden
ermahnt, „auf des Volkes Kraft gestützt, dessen unveräußerliche
sechte gegen jeden Eingriff zu schützen, damit der Verwirklichung
)er hoöͤchsten aller Aufgaben, eines wahrhaften Menschheitbundes
die Bahn frei werdee. Sane an—
Wien, 21. Juli. Nachrichten aus Konstantinopel melden,
vaß der Prinz Napoleon in der Nähe der Insel Syra eine De⸗
jutation der Kreter an Bord seiner Yacht empfing, welche ihn
zat, er möge den Beistand Frankreichs für ihre Sache erwirken.
Die Antwort des Prinzen lautete reservirttt.
Frankreich
Paris, 19. Juli. Der „Constitutionel“ dementirt, daß
zie franzoͤsische Regierung die spanische über das Verhalten des
derzogs von Montpensier informirt habe. Die französische Re—
zierung bekümmere sich nichts um die Maßregeln der spanischen
— Die „Patrie“ dementirt, daß zwischen Frankreich, Belgien und
holland eine Zolleinigung stattgefunden habeee.
England.
London, 19. Juli. Heute Nachmittag fand im Hyde⸗
zark ein Meeting zum Zwecke einer Demonstration gegen die Ver⸗
verfung der irischen Kirchenbill durch das Oberhaus statt. Die
Resolutionen Gladstone's erhielten die. Zustimmung der Versamm⸗
'ung. Die Theilnahme an derselben war mittelmäßig.
Dublin, 20. Juli. Der Großmeister der Orangelogen
vird ein Monstremeeting der irischen Protestanten nach Eniskillen
zusammenberufen, welches den Zweck hat, den Angriff auf
zie Staatskirche und die vrotestantische Constitution Irlands ab—
uwehren.
Cork, 21. Juli. Gestern morgen wurde hier eine Gewehr⸗
niederlage ausgeplündert. Man hegt den Verdacht, daß die Thä—
er Fenier gewesen. Der Vorfall hat eine große Aufregung in der
Stadt hervorgerufen. LU
Schweiz.
Bern, 20. Juli. Der Bundesrath hat sich zu in der Schweiz
zu eroͤffnenden Unterhandlungen über einen Handelsvertrag mit
CThina bereit erklärt.
Italien.
Florenz, 22. Juli. In der gestrigen Sitzung der De—
jutirtenkammer brachte General Lamarmora seine Interpellation
n Betreff des preußischen Generalstabsberichtes über den Krieg von
1866 ein. Kriegsminister Menabrea erklärte die Interpellation
ür unzeiigemäß und daß Italien zu Preußens Sieg beigetragen
habe. Er verliest eine preußische Depesche, walche den Bericht
als nicht ofsiciell hingestellt und Achtung für die italienische Armee
dezeugt. Der Interpellation wird weiter keine Folge gegeben.
Spypanien. —
Madrid, 18. Juni. Dem Vernehmen nach beabsichtigt
der Herzog von Montpensier, auf die Würde eines Infanten, den
stang eines Eeneralcapitains, seine Chargen und Orden zu ver⸗
ichten. — Zahllose, geheime gegen die Königin gerichtete Flug⸗
hlätter sollen in Circulation gesetzt worden sezn.
Türkei. —
Konstantinopel, 19. Juli. Der Großfürst Alexis von
Rußland besuchte heute den Sultan, welcher ihn mit dem Os—
nanje Orden decorirte und den Besuch im rufsischen Gesandt⸗
chaftshotel in Bujukdere erwiderte.
Amerika.
New⸗-York. Ein mexicanischer Correspondent der New⸗ York⸗
Times gibt die Details eines Planes zur Annexion der nördüchen
Staaten von Mexico an die Vereinigten Staaten bei welchem