Full text: St. Ingberter Anzeiger

England, Frankreich, Mexico und die Vereinigten Staaten, be⸗fältigem Maße des Angeschuldigte. Wo sind die Verliebten zu fin⸗ 
cheiligt sind. Alle Forderungen und Ansprüche an Mexico, —2 den, die sich die Brust zerfleischen, das Messer in die Brust stechen, 
Rationalität dieselben auch sein mögen, jollen realisirt werden. zanze Nächte in den Straßen zubringen, alte Schuhe an sich neh— 
Washingkton, 8. Juli. (Per Dampfer) Stevens brachte men und herumschleppen, Theile ihres Körpers abschneiden und 
im Reprafentantenhaus fünf Zusatzartikel zur Anklage wider John- der Geliebten aufdrangen zur ewigen Erinnerung d0Das ist 
on ein, welche denselben des Mißbrauchs seiner präsidentiellen Wahnsinn. — * 
patronatsrechie, der rechtswidrigen Absetzung legaler Beamten, der (Schluß folgt.) 
kinsetzung von Parteigenossen als deren Nachfolger, der gemein⸗ — 
schädlichen Anwendung des Begnadigungsrechtes beschuldigen. Die 
Zusatzartikel wurden in Erwägung gezogen. 
»553 Chorinsky. 
VBVermwischtes. 2 
St. In gbert, 23. Juli, Bei der nächsten Sonntag 
den 26. Juli abgehalten werdenden Hauptübung der hiesigen frei— 
villigen Feuerwehr, wozu noch andere Feuerwehren eingeladen sind, 
— hat die Direction der pfälzischen Eisenbahnen in Ludwigshafen in 
Gortsetzung.) anerkennungswerlher Weise den Mitgliedern der Fenerwehren von 
N uͤnche n, 26. Junmi. FVaiserslautern, Zweibrücken und Blieskastel auf Ansuchen eine 
— F Si Fahrtaxermäßigung von 50660 bewilligt. — Demgemäß werden 
Bertheidiger Dt. Schaut: Hoch ehrenwerthe Jury! Sie idie in Unssorm befindichen Feuerwehrmänyer am 26. Juu 
werden mir zugeben, daß noch nie ein Vertheidiger uuter so schwier i borgenannten Stationen einfache Fahrbillele nah Su Ingbert 
sigen Umflanden plaidiri habe, wie ich heute, und daß die öffent⸗ ausgegeben werden, welche durch Aufdruck des Stationsftempels 
iche Meimmg noch nie so erregt gewesein, und zwar ungerechter uf der Rügfeine Gülligteit zur freien Kücfahrt am L26. und 
Weise, indem sie es schon vor dem Urtheilsspruche war Vor . ul in Iis cuge! 
Allein muß ich Sie bitten, alle schriftlichen Zeugenaussagen mit SDie viesjährige Cendie scheint sehr gut auszugeben, indem 
orficht iu würdigen, Trotzdem die Sache durch die öffentliche in hiestger Gewerbtreibender von 60 Garben Korn 850 Pfd. gut 
herhandlumg schon sehr an ihrer Romanhaftigleit verloren hat, so rretmigte schöne Frucht erzielte. (Da soliten wir das Vrod Ao Pfo 
— — 
das Grab der Ermordeten zu werfen, da ich auch an ein anderes Die Eröffnung der Waid- und Feldjagd soll quif Montag 
Brab zu denken habe, zu welchem der Staatsanwalt den ersten den 10. August festgefeht sein J 
Schaufelstich gethan. Ich muß hier nochmals eine kurze Schilder⸗ FAm 14. Jun publicirte das k. Appellationsgericht zu 
ung der beiheiugten Personen geben. Abgesehen von der seht Hoeibrüden das in der Entschadigungsklage des bei dem Franten 
nervosen Neizbarkeit, der Graf Chorinsky schon in frühester Jugend iner Fisenbahnunglug verwundeten Steinhauers Friedrid Klein 
anterlag, ist nicht zu vergessen, vaß er, ais relativ junget Mann, Hn Kaiserslaulern ergangene Urtheil. Rach der pPf. Ztg. ist da⸗ 
die Belannischafi mit einer Schauspielerin maqte, welche sich, man n angenommen: daß nach dem Zusammenhalt alier ZJeugende⸗ 
harf es hier wohl sagen, ohne große Schwierigkeiten den ersten itiomen Apelant Klein bis zum Tage des Eisenbahnunfalles 
Nusbruchen seiner Reigung nach nur wenigen Tagen oder Wochen i Frantenstein am 28. Ociober 1868 ein gefunder, kräftiger 
zingegeben hat. Der Graf handelte damals mehr edel als ver- MNaun gewe sen, feit diesem Unfall aber krank und in Folg des 
aunftig. Aus dem leichten Verhältnisse wurde hald ein —— Armbruchs beschrantt arbeilsfähig in Folge der leich 
3 wurde die Ehe geschiossen ohne Beistimmung der Eitern und Litig durch die beim Unfall erlittenen Verlehungen eingetretenen 
das ist der Fluch der bösen That, daß sie fortzeugend Böses muß ineren Krantheit aber gänzlich arbeitsunfähig geworden ist, daß 
zebaren. In der unsittlicheü und unveruünftigen Grundlage dieses Srner noch bestimmter Erllarung feines behandeinden Arztes volt 
Ehebündmisses liegt der Keim des ganzen Vrocesses. Vergessen Sie Zundige Arbeitsgfäͤhigkeit und Heilung des Appellamen nicht mehr 
aber nicht, daß die Getödtete nicht mindere Schuid trägt an dem u erwarten ist und daß er sein Geschäft als Steinhauer nie mehr 
Ausgange dieses Drama's alz der Angeklggte selber, wofern er die hird ausüben können. — Rach diesem Beweisergebniße hieit da 
That verübt hat. Wer ist aber die dritte Person in unserem gerichtshof alle Anhaltspunkte zur Festsehung der Entschädig⸗ 
Drama ? Sie ist eine mit allem Raffinement des Vebens voll tan· ingsfumme gegeben, erhöhle die vom ersten Richter zugesterochete 
dig belanute und vertraute Landbewohnerin, welche nach Wien Futfchäbigung don 200 fir auf 3000 fl. min Zins vom LTage der 
ieht mit einem Einkommen von 800 fl. weil ihr die heimathliche Zlage (14. Rob. 1866) und legte der Eisendahngesellshas die 
Statte zu langweilig ist. Das ist jene Person, welche Graf Chce dosten der Apellinstanz zur Last, wie sie nach der erstrichterlichen 
rinsth un Wien versührt haben soll, obgleich wir von ihr wissen. Fuischeiduug auch die Koften erster Instam Ju tragen har. 
daß sie Besuche von Herren jeden Standes und jeder Rangclasse paifernslautern, 21. Juli. Alen Anzeichen nach, 
bei sich gesehen habe. (Der Ängeklagte fährt auf mit der Bitte an yird der vom Aus jchusse de hroiestannschen Vvereing dern gig, 
den Prasidenten, dem Vertheidiger das Wort zu verhieten; er wird 7Tgangenen Einladung, die Gründung der Union am 2. Auguf 
zurechtgewiesen,) Nach diesen allgemeinen Bemerkungen erlaube ich zachsthin durch eine Gedenkfeier dahner zu ehren, sehr zahlreche 
mir, meine Hetren Geschworenen, Ihnen die Aufgabe klar zu ma⸗ Folbe gegeben werden Den Theilnehmern an diesem Leiseeu 
chen, welche Sie nach dem Vortrage des Herrn Staatsanwaltes Ie Direchn der pfalzischen Eisenbahnen eine I tarermaßin 
u erfüllen haben. Sie werden sich dreierlei Ueberzeugungen zu bilden jug von v0 pet. gewaähr und außervem noch die Eimegung bon 
haben: Zunächst darüber, ob die Gräfin Chorinsty hier ermordet grlrazügen von Zweibrücken und Frankenthat nach Kaiserziqutern 
vorden ist. In dieser Beziehung wird Ihrer Ueberzeugung von am 2. August Vormittags und von Kaiserslautern nach Neustadt 
meiner Seite eine Schwierigkeit nicht bereitet werden. Daß Gräfin im 2. August Abends gugesagt. 
Mathilde Chorinsky vergiftet worden sei, und zwar nicht mit Blau⸗ fWie man hoͤrt, erscheint dieser Tage der Anfang eines 
säure, sondern mit Cyankali, bestreite ich nicht. Die zweite Aufgabe ürr die pfälzer Specialgeschichte äußerst interessanten Wertes von 
wird sein, zu prüfen, ob der Angeschuldigte und in welchem Grade Ferrn Pfarrer Gelbert in Landau, die „Lebensstigge des Magisier 
an der That betheiligt ist. Die dritte Frage ist, ob, wenn Sie die Fohann Bader und Nicolas Thomae,“ zweier bedeulender Nanner, 
Neberzeugung finden dafür, daß derselbe in irgend einer Weise an die auf die Einführung in der Pfalz den größten Einfluß üblen. 
der That betheiligt sei, ihm diese Betheiligung und in welchem das Buch erscheint als Denkschrift zur Feier des fümßdigjährigen 
Brade sie ihm zuͤgerechnet werden kann. Ich halte es für nothe zubildums der kirchlichen Union der Pfalz. Wer machen auf die⸗ 
vendig, mich zuerst über die Zurechnungsfätzigkeit auszusprechen und es höchst interefsanie Werk jetzt schon aufmerlsam. 
war deßhalb, weil, wenn Unzurechnungsfähigkeit des Angeschul⸗ 7Speyer, 16. Juli. Besuchern der herrlich gelegenen 
»igten angenommen würde, die weitere Frage: ob er Theilnehmer Musenstadt am Reckar ist nunmehr Gelegenheit zur Besichtigung 
und Anstifter der That sei, von selbst wegfiele. iner sehr interessanten Sehenswürdigkeit daselbst gegeben. Am 
.Meine Herren Geschworenen! Ich ftelle einen Satz auf, aus 0. d. fand nämlich im Beisein der ersten Behoͤrden der Stadt 
dem ich alles Uebrige deduciren will: Alle Zeugen, einschließlich Feidelberg die feierliche Eroffnung der „Alterthumshalle“ des 
seiner Gattin bis zur letzten Zeit, geben dem Beschuldigten ein Fabrikunten Karl Metz im sogenannten „Hausader“ vor dem 
Zeugniß, welches dahin iantet: „Er ist ein gutmüthiger Mensch.“ darlsthore statt. Der Hausacker war früher ein sehr betanntes 
entweder sprechen nun alle diese Zeugen die Unwahrheit, zu wel- Vergnügungslokal, zu welcher Zeit es ein ziemlich ebenbürtiger 
cher Annahme absolut keine Veranlassung besteht, oder was er ge⸗ Rivale der berühmten „Hirschgaffe“ gewesen. und gelangte vor 
chan und gesprochen, ist Wahnsinn. Verbinden lassen sich die beis mehreren Jahren mit einem daranftoßenden Bergstücke in den Be⸗ 
den Behauptungen, daß er ein gutmüthiger Mensch sei und daß itz des Hrn. Meztz. Diefer baute tyn total um, und richtete im 
er dieses Verbrechen verübt habe, absolut nicht. Man hat Ihnen Zauptgebäude seine überaus reichhatti gen Kunst- und Alterthums- 
gesagt, daß der Beschuldigte ein in der Liebe exentrischer Mensch sammlungen ein, die auf den Beschauer einen großartigen Ein⸗ 
ei. Ich habe alle Hochachtung vor der Liebesexentricität, und ich druck machen. , 
zlaube, Feiner in diesem Sagle ist so unglücklich, daß er sie nicht .In Franlenthal hat in der Nacht vom 16. auf den 17 
inmal in seiner jungen Brust gefühlt; aber nicht Einer von uns »er Blitz in die Haas'jche Bierhalle eingeschlagen und ist dieselbe 
st in seiner Liebesexcentricität so weit gekommen, wie in hundert niedergebrannt. 
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