Full text: St. Ingberter Anzeiger

menschen zum Betrug oder seinem Vortheil mißbrauchen, was doch 
bei qanem solchen uneigennühigen Hexenmeister, wie der Veschul⸗- 
digte! sei⸗ Aicht angenommen werden kann, denn hierzu fehlten ihm, 
wie der Augenschein beweist, alle Fähigkeiten. Das Gericht sprach 
gegen den⸗ Beschuldigten 1 Tag« Arrest aus, nachdem derselbe mehr⸗ 
fach durch den kgl. Landrichler gewarnt wurde in Zukunft zu 
dause zu bleiben, denn in Irheim, würde er ganz gewiß für keinen 
derenmeister, wohl aber für einen Schweinhirten gehalten. Die 
ganze Verhandlung war sehr heiter und nach dem ergangenen Ur⸗ 
theile sehr gerinfügiger Natur 7* J 
VDem Nürnb. Anz. wird in folgender launiger Weise über 
die Delegirtenversammlung in Kaiserslautern und über dio Wahl 
Kolb's zwischen. den Reustadtern und Kaiserslauterern ent⸗ 
tandene Meinungsverschiedenheit berichtet: Bei uns in der Pfalz 
geht es wieder lebhaft zu. Die alten Freiheits Kaämpen von Lau- 
dern haben mit ihrer Zollparlaments-⸗Wahl den Sauerteig wieder 
gehörig durcheinander gerührt, so daß die guten Vorderpfälzer auf 
zin paar Tage ihre Mehzelsuppen, Jagdessen, Sauerkraut, Schweine⸗ 
indchel und den „Neuen“ vergessen mußten, worüber mancher sich 
zotisträflich argert. Sind doch unsere Zwillingsbrüder, wie be⸗ 
annt, die Gescheidesten“, sind sie doch das „Volk Gottes“, wel⸗ 
ches den übrigen Menschenkindern durch seinen Wein wahre Gnade 
spendet, und nun wollen sich jene „Westricher“ erkühnen? ihnen 
vorzugreifen bei einer solchen Wahl! Ihnen gegenüber, die fie 
doch in jedem Antichambre in Beriin, Potsdam u. s. w. “ihren 
Reisenden stehen haben, der die Befehle der gnädigsten Herrn“ 
entgegen zu nehmen „gehorsamst“ bereit ist! So gebildete Leute 
können es nicht ruhig hinnehmen, daß die schwerfälligen Westricher 
sich herausnehmen, vor ihnen einen Candidaten fürs Zollparia⸗ 
ment aufzustellen und nun noch gar diesen Kolb! Nein, das ist 
zu arg, statt daß man dem wegen seiner preußenfeindlichen Stel⸗ 
lung das Mandat als Abgeordneter in München kündigen sollte, 
will man ihn auch noch mehr beehren! Da wird es Einem ja 
ganz graulich zu Muthe und man möchte fast mit Fäusten drein⸗ 
chlagen! Doch halt, wart', wir haben ja da unsern Kurier, das 
Drgan der Flaschenbarone“ mit dem „Ritter Stay“ an der 
Spitze, der ja auch noch ein Hühnchen mit Kolb, von wegen der 
„Frankfuuter Zeitung“, zu rupfen hat, der muß loslassen, bald 
vom ,oberen Gebirg“ bald vom, unteren“, dann aus der „Ebene“. 
Zuletzt läuft Alles zusammen in dieses „Doctors“ Hexenküche und 
wird in der rheinischenFrüchtefabrik candirt und zur nächsten 
Weltausstellung nach Berlin geschickt — nach der Hauptstadt der 
Intelligenz, des Rechts, der Vruderliebe, dem Inbegriffe aller 
Weisheit und der Erfindung von Dreyse und der preußischen 
Spitze. So wollen wir dem Kolb schon heimleuchten, ihn mit 
Kolben“ lausen, denn was ist der dwas hat er gethan ẽwas 
zaer mni scht e c. will neo — Alles nigt 4 7 e 
MAM LMA. Mer uße wir nicht diel mehr Geist (Weingeist im Keller ) Was ist denn 
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igl Polizeigericht in Zweibrücken. Der Zujschauerraum war ziem⸗ ea re n —— san 8 A E53 
8 angefütlt. Mehrert — Zeugen. die den Beschuldigten be. Mas — d enn y e 1 * * u 
asien sollten, wurden abgehört und konstatirten daß derselbe von Pfat r be 3 * 7 J ingert F r e 
ihnen ersucht wurde nach Stammbach zu kommen, und dem be⸗ * ne de sether, Ae Vor erpfã zer im Zollparlament ver⸗ 
bexten kranken Kinde und einer kranken Kuh durch die Kraft Weun Se RA Anzeiger. donnert es in der sueg 
anet Zaubermitel gur hetfen Das Kind, das auch arttich der Pfatz am ahen dn win n au ee e 
handelt, starb und die Kuh wurde wieder gesund, und gab wieder d“ wr ann * zunn surst encer e 385 
bessere und mehr Milch, natütlich, wie ein Zeuge meinte, der ge⸗ e J pon 7 r un —* umd 
heimnißnollen Krafte wegen - einiger an richtigen Stellen ange unt dan ye ozi e— e r gy3 α 
tachten Jelielchen worauf die dier Buchttaben n. N R. sun- udenht unnd wantigen Oerzens an dir Zuntn dbonen 
Diee Zeuberfermel solte nach ingebe des bechudie Laudes denlt und wahrlich, es sind keine trostliche Aussichten, wenn 
Deidenrxeich: Jesna Nazareth Reginet To bedeuten und er: chabe ne uer ohe Zahl Manner gie es dod besser wisen J 
diese Formel von einem nach Amerika ausgewanderten, in dieser sban Vune ensgen ute qna an — hern 
Beziehung sehr geschickten Manne als Geheimniß anvertraut be— eem, e msene piu e esen W er a 7. 
sommen, und es habe diese schon häufig geholfen. ohne angageben Treueg —— de hn iche Ehrendaftigleit anlangt, nur 
Wem, ihm selbst oder Andern. Ferner wurde fesigestellt, daß pwar 9e m zufrieden fein sollte uν 
Beschuldigter keine Vezahlung für seine Kunst gefordert noch an. In. Bayern komnien auf 23 Einwohner 1. Hund, within 
genommen hatte, feine Frau jedoch erhielt angeblich für Trinkgeld Oer geraden Zahl wegen) auf 8 Millionen circa 200 000 Hunde 
tinmal 4. fi. 10 ir. und 2 Schoppen Erbsen, von einem Andern die in einem Tage 2000 Centner, in einem Jahre 730000 Entp 
erbielt sie einige Batzen, Brod und Essen im Haus. vet Brod verzehren. was, per Centner nuͤt zu 6 fl gerechnet, 4,880 000 
Die ganze gerichtliche Verhandlung machte sowohl bei dem fl. ausmacht. Als einziges Mittel, diese vielen, meist werthe und .n 
Berichte als wie auch bei dem Publicum den Eindruck, daß die nutzlosen Hunde im Interesse des Gemeinwohls auf die Halfte· 
Zeugen ebenso strafbar, wie der Beschuldigte, aber beide, wier der herabzudrücken, wird von derschiedenen Seiten eine angemessene 
Herr Vertheidiger meinte, obrihrer Dumimnbeit ju bedanern seien. hohe, allgemeine und möglichst wenige Ausnahme statuirende 
Wenn man namentlich berücksichtige, daß der Beschuldigte. Staatssteuer vorgeschlagen. bei welcher sich auch eine besfere Auf -· 
ein alter gebrechlicher Mann non,. 72 Jahren ist, der zu seiner sicht von selbst ergeben würde 9P 
Zeit eine verdummende, einseitige und nicht aufklärende Erziehung 7Creuznach, 15 Jan. Der hiesigen Polizei ist et 
and Bildung genoß, in einer Zeit, wo der Schulbesuch noch nicht vor einigen Tagen gelungen, in dem Orle Möorscheid (Fürstenthum 
obligatorijch war, und es noch, Lehren von bösen und guien Geistern Birkenfeid) ein Indididuüm zu verhaflen, bei welchem sich 82 Stüuke 
zab. Ferner wurde von dem Hexru Vertheidiger geilend gemacht, falfche preußische Suͤberihales vorfanden, und das bereits eine 
daß es nicht genüge, eine derartrge als Gauckelei und fünfjährige Zuchthausstrafe wegen Falschmunzerei verbüßt hat. 
nmithin als strafboar zu hetrachten. Ein Gauglex. müsse,, wenn er Der Iwischen Hessen⸗Darmsiadt und Pteußen abgeschlossen⸗ 
ürasbar sein sotg dig Schwache yd dechtglanhigieitgeiner Nehen- Fel uraphendetrog, überläßt let, gem die. Weshumntle upg, dez“ 
Cardinalshut erhallen. — Die rbmische Polizel hat bel den Pho. 
—XD und Votles jahlreiche Photographische Repro 
onen ee dn belegt, welcher das den 
Thein gegen Frankreich vertheidigende Deutschland darftellt. Das 
Insurwetians⸗ CTomite n Konre hatte hichen. Kupferstich am Neu⸗ 
jahrstage Hr. v. Santiges zugesandt. In Viterbo hai man einen 
reichen Grundbesitzet, Herrn, Leali verhaftet, der eine Bande von 
mehr als 150 Garibaldianern recrutirt hatte, die bereits aus 
talienischem Gebiete ganz nahe an der romischen Grenze zusam⸗ 
mengetreten war. In vielen Staädten Italiens, namentlich in 
Neapel, werden rolhe Hemden für die neue römische Expedition 
angefertigt. Alle tragen auf der Brust ein Kreuz und ein V 
(Vendetta), d. h. Rache für Mentana. Auf der anderen Seite 
ist An den Reihen der Zuaven nur die Rede von der „Wiederer⸗ 
oberung Umbriens, der Marken und der Romagna.“ und die Be⸗ 
fehlshaber bestärken diese gefährlichen Illusionen unter den Solda⸗ 
jen. »Man sieht in jüngster Zeit neue Silbermünzen von 1 
Fre. and 6 Fr. Werth, die auf der einen Seite das Bild Franz' DI. 
auf der andern die Inschrift: Consederaziono Italiana tragen 
Der Besuch, den der Graf v. Sartiges am Neujahrstage dem 
stönige von Neapel gemacht, hat großes Aufsehen erregt. 
Nom, 20. Jan. Das,Giornale di Roma“ dementirt 
vie Gerüchte, daß die Thore von Rom geschlossen worden seien 
und daß ein blutiger: Zusammenstoß zwischen Zuaven und Gari⸗ 
baldianern in der Provinz Viterbo stattgefunden habee. 
Spanien. 3 
Madrid, 16. Jan. Die amtliche Zeitung verdffentlicht ei⸗ 
nen Bericht des Staatsministers Avdazola an die Koͤnigin Isabel, 
welcher die „unbestreitbaren canonischen Rechter der Krone Spa— 
nien auf Ausübung eines Patronatis zu Jerusalem in Erinnerung 
bringt, das in neuester Zeit ganz vernächlässigt wurde. Es is 
nun eine eigene Commission dafür ernannt. 53* 
NAmerika. 
New⸗York, 9. Jan. (Per Dampfer eingetroffen.) Die 
demokratischen Staatsconventionen von Ohio, Indianag und West⸗ 
dirginien haben Resolutionen zu Gnunsten des Finanzplanes von 
Pendleton angenommen, der auf die Besteuerung dezs Bonds und 
Finlösung derselben in Papiergeld hinausläuft. Die Resolution 
der Convencion von Westvirginien empfiehlt zugleich Pendleton 
als Candidaten für die Präsidentschaft.. 6 
a.. Trotz seiner Staatsstreichdrohungen hat Präsident Johnson 
dem Senat Ordre; parirt und laut Beschluß desselben den, ent⸗ 
lassenen Kriegsminister Stanton wieder in sein Amt eingesetzt. 
Grant gilt allgemein als der Präsidentschafts-Candidat, welcher die 
neiften Aussichten haa