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St. Ingberker Anzeiger.
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Nro. 97. Samstag, den I αα
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Deutschland.
München, 12.Aug. Gegenwärtig unterliegt das zwischen
dem Zollbundesrathe und dem Zollparlamente vereinbarte Gesetz
vegen Einführung des Tabakes nach erholter allerhöchster Geneh—
nigung der Berathung im Staatsrathe, um nach deren Beendig⸗
ung sofort im Gesetzblatte publicirt zu werden; dieses rein for⸗
nelle Verfahren ist durch die Bestimmung des Zollbereinsvertrages
vom 8. Juli vorigen Jahres bedingt, wornach die Zollbereins⸗
jesetze in der, in jedem Staate für die Publication von Gesetzen
vorgeschriebenen Form bekannt gemacht werden müssen.
München, 12. Aug. Von dem obersten Gerichtshof sind
zu Mitgliedern des Senats zur Entscheidung der Competenzcon⸗
llicte zwischen Gerichten und Verwaltungsbehörden für die Pfalz
als ständige Senatsmitglieder gewählt worden: die Oberappellati—
ousgerichtsräthe G. v. Hörmann, J. Wenz, Th. Schuler; als
Stellvertreter für Verhinderungsfälle: die Oberappellationsgerichts-
räthe J. Künßberg, C. A. Decrignis und J. Löw.
Die A. Z. bringt den Besuch des bayr. Ministerpräsidenten
dohenlohe in Kissingen zur Aufwartung bei den russischen Maje—
täten mit dem Umstande in Verbindung, daß derselbe auch in
Polen begütert sei. Von Kissingen aus werde sich der Fürst auf
urze Zeit zum Besuche seiner Familie nach Aussee im Salzkam—
nergut begeben. Finanzminister Pfretzschner gebraucht gegenwär—
tig die Bäder zu Ragatz, der Kriegsminister Pranckh die See—
bäder zu Ostende Der östereich. Minister Dr. Berger verweilt im
Bade Reichenhall.
München, 12. Aug. Der Kaiser von Oesterreich wird
auf den 17. d. M. in Possenhofen erwartet.
München, 13. Aug. In Folge neuerer Anordnung wird
der Kaiser von Oesterreich morgen in Starnberg eintreffen, wo
relbst ihn der König von Bayern empfängt, dessen Reise nach
Schwalbach nicht erfolgte.
Würzburg, 11. August. Heute trafen die Officiere des
xreußischen Generalstabs, welche gegenwärtig den süddeutschen
Zriesschauplatz von 1866 in seiner ganzen Ausdehnung inspici—
ren, von Tauberbischofsheim kommend, hier ein. Bei dieser Ex⸗—
»edition befinden sich u. A. der Prinz Albrecht von Preußen und
Heneral Moltke.
— Herr Pfarrer J. H. Esch in Grünstadt veröffentlicht
m ,„Pf. K.“ nachstehenden Aufruf: „Geehrte Collegen! Nach
gewissenhafter sachlicher Erwägung, welches jedes persönliche Be—
denken überwinden läßt, erlaubt sich der Unterzeichnete, sich in einer
wichtigen Angelegenheit an seine Standesgenossen in der unirten
Kirche der Pfalz zu wenden. Gewiß halten sämmtliche Collegen
die gegenwärtige kirchliche Lage für eine so mißliche und sind
überzeugt, daß eine Forldauer der Mißhelligkeiten dem religiösen
Leben nur schaden kann. Eine aAllgemeine Pastoralcon—
ferenz, welche die brennenden Kirchenfragen zum Gegenstande
hrer Berathung machte, könnte wohl zur Verständigung und Aus—
zleichung beitragen. Möchten doch einflußreiche Standesmitglieder
von verschiedener theologischer Richtung die Sache recht bald in
die Hand nehmen! Mit positiven Vorschlägen will der Unter—
zeichnete den Conferenzverhandlungen nicht vorgreifen. Er wünscht
aur, daß sein Aufruf zu denselben anrege und, wie er aus einer
wohlmeinenden Gesinnung hervorgegangen ist, auch freundliche
Aufnahme finde.“
Dienstesnachrichten.
Die kath. Pfarrei Dirmstein ist dem Priester Ph. Pfeifer
Pfarrer in Neustadt a. d. H., verliehen worden.
Heidelberg, 10. Aug. Der zweite Congreß der inter—
aationalen Friedens- und Freiheitsliga wird vom 22. bis 26.
September in Bern stattfinden. Die Tagesordnung enthält unter
Anderem solgende vier Fragen: 1) Welches sind, mit Rücksicht
nuf Frieden und Freiheit, die Vorzüge der Abschaffung der steheu⸗
den Heere und der Einführung der National-Milizen, oder sogar
einer allgemeinen Entwaffnung? 2) In welchen Beziehungen
steht die ökonomische oder sociale Frage zu derjenigen des Frie⸗
dens durch die Freiheit? 8) Welches sind in Beziehung
auf Frieden und Freiheit die Vorzüge einer Trennung der
dirche vom Staate? 4) Wie kann das förderative Princip
in den verschiedenen Ländern ausgeführt und auf welche Art
soll der Verband der Vereinigten Staaten von Eu ropa
sergestellt werden?
Frankfurt, 12. Aug. Aus Brüssel, 12. Aug., wird
dem „Frkf. Journ.“ telegraphirt: Rochefori, der Redacteur der
Pariser „Lanterne“, bleibt vorläufig hier; doch erscheint die Nr.
12 seines Blattes nächster Samstag in Paris.
Ems, 12. Aug. Der König begibt sich heute nach Schwal—
zach, um den Kaiser von Rußland zu besuchen. Die Rückreise
erfolgt am Abend nach Coblenz, woselbst morgen Truppenbefichti—
zung stattfindet. Von Coblenz bezieht sich der Hönig nach Wies—
haden und wird daselbst den Freitag und Samstag verweilen.
Sonntag Abreise nach Homburg, wojelbst ein Aufenthalt bis zum
19. d. M. in Aussicht genommen ist. Hierauf reisi der König
nach Düsseldorf und Köln, um daselbst ebenfalls die Truppen zu
zesichtigen.
Schwalbach, 12. August. .Der König Withelm traf um
394 Uhr hier ein und hatte sofort eine Zusammenkunft mit dem
Fzaren. Auf morgen wird der König von Bayern erwartet.
Berlin, 10. Aug. Wie man der „Bank und Handelsztg.“
aus Wien schreibt, hat der dorkige preußische Gesandte die kurze
Anwesenheit des Herrn von Beust in Wien benutzt, um die be—
annte Usedom'sche Note erläuternd zur Sprache zu bringen; der
steichskänzler habe aber, sobald dieses Thema angeschlagen wor⸗
den sei, den bestimmten Wunsch ausgesprochen, daß dasselbe fallen
zelassen werden möge. Wenn diese Mittheilung richtig ist, so in⸗
holvirt sie nur einen Act der Curtoisie, denn Hr. v. Beust wird
ernstlich nicht die Meinung haben, daß die politischen Intentionen,
welche Preußen im Juni 1866 in Florenz kund gegeben, für die
Beurtheilung der heutigen preußischen Politit O⸗sterreich gegenüber
auch nur den geringsten Anhalt bieten könnten.
Berlin, 10. Aug. Die unerwartet erfolgte Verabschiedung
des Generals Vogel v. Falckenstein aus dem Commando des
J. Armeecorps in Verbindung mit der nicht minder unerwarteten
Keactivirung Manteuffel's ertegt in hiesigen Kreisen ziemliches
Aufsehen. In dem Tagsbefehl, mit welchem sich Vogel von Fal⸗
senstein von seinem Corps verabschiedet, sagt er unter Anderem:
Mein Bedauern über meine nunmehrige Trennung (von dem Corps)
tann nur dadurch gemildert werden, daß einmal Verhältnisse be⸗
souderer Art und ein langbewegtes Leben es mir wünschenswerth
erscheinen ließen, mindestens zeitweise mich der Ruhe hinzugeben,
uind daß S. Maj. diesem meinem allerunterthänigsten Wunsche in
der huldvollsten Weise gewillfahrt.“ Die „Zukunft“ glaubt, daß
owohl diese Verabschiedung als die Wiederernennung Manteuffels
nit gewissen Vorgängen bei der Mainarmee in Verbindung stehen;
diese retrospective Bedeutung habe indeß weniger allgemeines Ju—
teresse, als der Umstand, daß Herr v. Manteuffel, der Führer der
sterreichfreundlichen und dem Bundeskanzler keineswegs durchaus
ergebenen, Hofpartei, gerade in der gegenwärkigen politischen Lage
vieder in activen Dienst eintritt, welcher ihn nicht allzulange von
Berlin entfernt halten wird.
Berlin, 11. Aug. Professor Bluntschli in Heidelberg hat
den Kronorden zweiter Klasse erhalten.
Berlin, 12. Aug. Der vierte deutsche Handelstag wird
dom 20. bis 23. October hier tagen. — Der Landtog wird,
icherem Vernehmen nach, schon im Oclober zusammentreten.
Berlhin, 12. Aug. Die „Provinzial Corr.“ spricht sich über
ie von Hrnn. v. Beust bei'm letzten Schützenbankett in Wien
jehaltene Rede in sehr anerkennender Weise aus und sagt, dieselbe
verde in Preußen nicht ohne Wiederhall bleiben, besonders wegen
zer darin ausgesprochenen Erkenntniß, daß innerhalb des Kaiser⸗
taates das deutsche Element keine maßgebende Stelle innebinn