Full text: St. Ingberter Anzeiger

treten lassen wolle. Diese römische Note soll auch demnächst, wie 
der Monde versichert, veröffentlicht werden. Zugleich drückt der 
Monde seine Freude darüber aus, daß der Conflict zwischen Rom 
und Wien sich verschärft. Auch erklärt dieses Blatt, daß Cardinal 
Silvestri, welcher den Titel eines „Protektors der dsterreichischen 
Ration“ führt, zwar in ein deutsches Bad reist, allein daß gar 
nicht davon die Rede sein könne, den Cardinal zum Vermittler 
einer Annährung zu machen, deren Initiative zunächst von Wien 
ausgehen müsse, und die außerdem nur auf einem ganz anderen 
Boden als dem, auf welchen die österreichische Regierung sich ge— 
stellt hat, zu Stande gebracht werden kann. 
Agram, 15. Aug. In Skutarie fand (wie man der N. 
fr. Pr. berichtet) ein blutiger Zusammenstoß zwischen Christen und 
Türken wegen Unterdrückung der Christen statt. Das türkische 
Militär ist eingeschritten. Es gab viele Todte und Verwundete. 
Frankreich. 
— Die „Liberte“ isi wieder von Pulverdampf erfüllt. Sie 
entwickelt den Spruch des Vicomte de Bonald: „Ohne die Rhein⸗ 
grenze ist Frankreich nicht fertig und kann es keinen Halt haben.“ 
die Einheit Deutschlands wird als eine Frechheit bezeichnet, der 
man je schneller desto besser den Garaus machen müsse. Zur Ver⸗ 
stärkung dieser freundnachbarlichen Gefühle eines französischen Ge⸗ 
müths gegen die Deutschen wird von Girardin ein Capitel aus 
einer nenen Flugschrift des Hrn. Charles Müller abgedruckt: „Unsre 
Rheingrenzen.“ Dieser politische Kartenmacher verlangt einfach 
Belgien und das Land auf dem linken Rheinufer hat einen inte⸗ 
grirenden Theil unsres Landes schon Jahrhunderte früher gebildet, 
zAs es ein Haus Koburg und ein Haus Hohenzollern gab.“ Die Deut⸗ 
schen, welche auf das linke Rheinufer kamen, waren blos Flüchtlinge, die 
uͤm ihrer eigenen Sicherheit willen kamen, um zur Vertheidigung Gal⸗ 
liens gegen die barbarischen Horden Germaniens mitzuwirken, und 
sie hallen später die Ehre, die ersten Zeugen und die ersten Werk⸗ 
zeuge zur Befestigung der französischen Monarchie zu werden.“ 
Roch mehr: „In Aachen ist das Grab unsers Kaisers, Karl's des 
Großen. Es ist dies daher kein zufällig einmal mit Frankreich 
verbunden gewesenes Ausland, es ist das heilige Land unserer 
Ahnen, die Wiege urserer Nationalität, die wir zurückfordern, und 
nicht erst von heute oder von fünfzig oder siebenzig Jahren datirt 
diefer Änspruch.“ Mit solchen fanatischen Sophistereien sucht die 
chauvinistische Clique in Paris die Natlon zu entflammen. Nach 
der Versficherung dieser Leute gibt es „nichts Willkürliches und 
nichts Ungerechtes in diesen Annexionen.“ Um die Sache den 
Franzosen noch deutlicher zu machen, werden die Departem ents 
aufgezählt, auf welche Frankreich Anspruch hat; es siud blos 
sechszehn Departements, welche einverleibt werden sollen, um die 
Grenzen von 1801 herzustellen, nachdem Napoleon III. mit dem 
Departement Montblanc (Savoyen) und Seealpen Mizza) den 
Anfang gemacht hat. Davon soll die Schweiz zwei Departements 
leisten, Belgien und Luxemburg ganz zurückgenommen werden, wo⸗ 
rauf es weiter heißt: Sodann die Rheinprovinzen, welche uns die 
folgenden vier Departements geben: das der Roer mit Aachen als 
Hauptort, das der Saar mit Trier als Hauptort, das Rhein⸗ 
und Mosel⸗Departement mit Koblenz als Hauptort und das des 
Donnersberges mit Mainz als Hauptort.“ 
Paris, 14. August. Aus Brüssel wird gemeldet, daß 
der Zustand der Kaiserin Charlotte sehr bedenklich ge— 
worden ist; man bezeichnet das Ende derselben als sehr nahe be— 
vorstehend. 
Paris, 14. August. Heute Nachmittag um 3 Uhr hat 
die Revue staltgefunden. Der Kaiser ritt vor den aufgeitellten 
Truppen vorüber, wobei er von den Volksmassen mit Hochrufen be— 
grüßt wurde. — Rochefort, der Redacteur der „Lanterne.“ wurde 
zu einem Jahr Gefängniß und 10,000 Fres. Geldstrafe, der 
Drucker des Blattes, Dubuisson,, zu zwei Monat Gefängniß und 
2000 Fres. Geldstrafe verurtheilt; beide Angeklagte besinden sich 
außer Landes. Die ersten zehn Nummern der „Lanterne“ haben 
Herrn Rochefort 110,000 Fres. eingetragen. — Der „Temps“ 
aͤtzt sich aus Berlin schreiben, daß man dort großes Gewicht auf 
die Schwalbacher Zusammenkunst lege; das preußisch-russische 
Bündniß werde als ausgemacht betrachtet. 
Englaud. 
Dem „Morning Herald“ wir aus Paris als „On dit ge— 
meldet, daß man damit umgehe, dem politischen Flüchtling Louis 
Blanc, in London wohnhaft, bei den nüchsten Wahlen zur Depu⸗ 
sirtenkammer in einem Pariser Wahlbezirk als Candidaten aufzu— 
stellen. Nicht zu vergessen ist, daß Louis Blanc sich selbst von 
— 
dieselbe zurückwies und damit auf die mögliche Rückkehr nach Frank⸗ 
reich verzichtete. 
Vermischtes. 
F Zweibrücken, 16. August. Zu den morgen begin⸗ 
jenden Assisen des dritten Quartals sind folgende Geschworene 
inberufen. J. Hauptgeschworene: 1) Daniel Hoffmann, 
Zutsbesitzer und Gemeinderath in Hundheim; 2) Jakob Heft d. 
J., Ackerer in Darstein; 8) Thomas Wippet, Gutsbesitzer und 
Idjunct in Roxheim; 4) Adolph Schleip, Fabrikbesitzer in Kusel; 
5) Daniel Eschmann, Stadtrath in Speier; 6) Georg Dudenhofer, 
uickerer in Herrheim; 7) Philipp Maurer, Müller in Hinsweiler: 8) 
darl Theodor Friedrich, Papierfabrikant in Eisenberg; 9) Johann 
Zhilipp Lott, Gemeinderath und Gutsbesitzer in Gerolsheim; 10) 
einrich Henn, Müller und Oekonom in Katzweiler; 11) Paul 
ʒoffskhy, Kaufmann in Mühlbach; 12) Ludwig Bartel, Bier— 
„rauer in Pirmasens; 13) Jakob Heusser, Bierbrauer und Stadt- 
ralh in Otterberg; 14) Aodlph Fink, Fabrikant in Kusel; 15) 
August Kranzbühler, Buchdruckereibesitzer in Zweibrücken; 16) Hein⸗ 
rich Jacob Schleppi II., Ackerer in Niederbexbach; 17) Franz Joseph 
Bohlig, Apotheker in Mutterstadt; 18) Johann Daniel Knobloch, 
Berber in Landau; 19) Jakob Schmitt, VI., Müller in Rehwei— 
ler; 20) Herrmann Arnold, Rentner in Edenkoben; 21) Friedrich 
darteneck, Gutsbesitzer in Rhodt; 22) Karl Benzino, Rentner und 
Zürgermeister in Landstuhl; 28) Clemens Grohe, Kaufmann in 
dudwigshafen; 24) Cornelius Ottmann, Kaufmann in Winnwei— 
ler; 25) Jakob Hammer, Metzger in Edesheim; 26) Ernst Dümm⸗ 
ser, Wirth in Homburg; 27) Eduard Heffert, praktischer Arzt in 
dandau; 28) Karl Wittenmeyer, Bierbrauer und Gemeinderath in 
Bliescastel; 29) Reinhard Huͤck, Adjunct in Freinsheim; 30) Ja⸗ 
ob Schlosser, Kaufmann in Kusel. I. Ersatzzgeschworene: 
1) Ludwig Herold, Kaufmann und Bangqnier; 2) Friedrich Herold 
„raktischer Arzt; 2) August Schmidt, Bierbrauereibesitzer; 4 Gott⸗ 
rried Eullmann, Kaufmann; 5) Adam Kuhn, Cichorienfabrikunt; 
8) Karl Fröhlich, Banquier, sstmmtliche in Zweibrücken. 
Im Fahrpostverkehr zwischen Ba y eren und Belgien 
wurde in Folge des belgisch-norddeutschen Vertrages bestimmt: 
1) Jeder Sendung ohne Unterschied muß eine offene in franzosi⸗ 
cher Sprache abgefaßte Begleitadresse beigegeben sein und dürfen 
»erschlossene Briefe dazu nicht verwendet werden; 2) alle Send⸗ 
ingen ohne Ausnahme, somit auch kleine Geld- und Werthsendun⸗ 
jen. müssen von einer gleichfalls in französischer Sprache abge⸗ 
aßien Zolldeclkaration begleitet sein und ist letztere zweifach aus— 
ufertigen, wenn die Sendungen zum Transit durch Belgien be— 
timmt sind; 83) Briefe oder sonstige schriftliche Mittheilungen dür— 
en den Sendungen nicht beigepackt sein und 4) die Verpackung 
»on Gold, Pretiosen, Juwelen und and anderen zur Fahrpostbe⸗ 
örderung geeigneten Gegenständen in Briefen ist nicht zuläsfig. 
Borschüsse können auf Fahrpostsendungen — nicht auf Briefe — 
bis zuͤ dem Betrage von 50 Thalern. — 8722 fl. entnommen 
verden. Die Auswechselung der Sendungen nach und aus 
Zelgien erfolgt durch die Postanstalten in Köln, Aachen und 
Fupen. 
pKaiserslautern, 138. Aug. Wie wir aus einem 
ins vorliegenden Auszuge aus der durch die Agenten der Fal⸗ 
itmasse BaumwollspinnereiKaiserslautern? 
nach den Geschäftsbüchern gefertigten Bilanz ersehen, betragen 
die Passiva 787,279 fl. 4 kr. die Activa dagegen 
718,965 fl. 27 kr. 
In Mannheim hat am 10. ds. der ehemalige Grenzwächter 
her seine Tochter erschießen wollte, diese gefehlt, dagegen eine in 
)er Nähe befindliche Frau in die Brust getroffen und sich dann 
elbst im Gefängniß, wohin er abgeführt wurde, erhängt. 
Worms, 7. Aug. Das 73. und letzte Verzeichniß der 
Beiträge zum Lutherdenkmal (vom 18. Januar l. Irs bis heute) 
veist 1936 fl. 9 kr. nach, so daß die Summe sämmtlicher Bei⸗ 
räge bis heute auf 160,883 fl. 39 kr. gestiegen ist. 
Worms, 10. Aug. Bis jetzt mögen in diesen Som— 
ner vom hiesigen Rheinufer aus an Pflaumen, Birnen, Reineclau— 
)es und Zwetschen ca. 12 -15,000 Körbe zu 40 Pfd. versandt 
vorden sein. Der Preis der Zwetschen stellt fich gegenwärtig auf 
fl. 15 kr. per CEtr. 
Aus Mainz wird berichtet: Die Ausfuhr der bis jetzt 
reifen Stein⸗Obst und anderen Obstarten aus den Ortschaften der 
jessischen und bayerischen Rheinpfalz ist eben sehr bedeutend. 
Zunderte von gefüllten Obstkörben werden täglich mit den Dampf⸗ 
hooten stromabwärts nach Holland und England verschifft, und 
dadurch für unsere Obstproducenten und Händler ein guter Erloös 
und Verdienst erzielt. 
Bruchsal, 10. Aug. Hier hat sich ein Comite gebil— 
det, welches den Bau einer Eisenbahn von hier nach Ger— 
nersheim anstrebt. Dasselbe hat im „Kraichgauboten“ einen 
Aufruf erlassen, worin zur Zeichnung freiwilliger Beiträge 
u den Kosten, welche durch die Projectirungsarbeiten entstehen, 
ingeladen wird. Fragliche Beiträge werden seiner Zeit von der