Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sl. Ingberter Anzeiger. 
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der „St. Ingberter Anzeiger“ mit seinem Unterhaltungsblatte erscheint wöchentlich dreimal: Dien sta'g, Donner 8tag 
—— Anzeigen werden mit 3 Krzr. die dreispaltige Zeile 
Blaltschrift oder deren Raum berechnet. 
Dienstag, den 1. September 1868 
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ist, von Gotha kommend, zum Besuch beim Prinzen Ludwig hier 
ingetroffen. 
Berhin, 26. Aug. Die „D. A. Z.“ läßt sich aus Ber⸗ 
in berichten: Der Wiedereintritt des Hrn. v. Savigny in den 
Ztaatsdienst wird als eine feststehende Thatsache betrachtet, und 
nan sagt, daß er den Vorsitz im vreußischen Staatsministerium 
erhalten werde. 
Berlin, 27. Aug. Viel 'mehr noch als die Anstrengun- 
zen, welche von Paris aus gemacht werden, um Europa zu be⸗ 
uhigen, fallen die Aeußerungen des Hrn. v. Beust und des Kai— 
ers von Oestreich zu Gunsten des Friedens ins Gewicht. Beust 
zer die innere Lage Oestreichs kennt und die Schwierigkeiten, mit 
denen er zu kämpfen hat, nicht unterschätzt, erscheint es fast selbst⸗ 
zerständlich, daß er sich von den deutschen Südbündlern ab⸗ und 
inem starken Deutschland zuwendet. Erfreulicher und wichtiger ist 
iber, daß der Kaiser von Oestreich seinen Groll gegen Preußen aufge⸗ 
ven zu wollen scheint und selbst den Rath ertheilt, dem Wege ei— 
ner Einigung Deutschlands keine Schwierigkeiten entgegenzustellen. 
In diesem Sinne soll sich der Kaiser vor ganz Kurzem in Bayern 
iusgesprochen haben. Es wäre nichst das geringste Verdienst, das 
ich Hrn. v. Beust erworben, wenn er seinen Herren zu dieser 
Zinneswandlung bewogen haätte. Ich habe aber nicht erfahren 
onnen, ob die französische Partei in der Hofburg die Wandlung 
nitgemacht hat; ich weiß nur so viel, daß auch in diesen Kreisen 
das Friedensbedürfniß tiief empfunden wird. — Italiens Bemüh⸗ 
ungen, Napoleon zur Zurückberufung seiner Soldaten aus dem 
dirchenstaaie zu bewegen, sinden bei keiner Macht Unterstützung. 
Man laͤßt dort Frankreich gewähren, um jeglichem Konflikte aus 
em Wege zu gehen. 
Berlin, 28. Aug. Der König ist heute in Potsdam 
ingetroffen. — Ofsiciösen Nachrichten zufolge findet die Erbffnung 
des Landtags nicht vor Mitte November statt. 
Die in Holland als Deserteure verhafteten preußischen Trom— 
eter sind, wie die „K. Bl.“ erfahren, in die Straftolonie nach 
Batavia abgeführt worden. (Sie waren bekanntlich mit ihren 
dameraden nach Holland gekommen, um dort Concerte zu geben, 
ind waren dori als Deserleure erkannt worden). 
Wien, 27. Aug. Die „Oesterr. Corr.“ bestätigte die Ei— 
jennung des Botschaftsraths Baron Ottenfels in Rom zum Ge— 
andten in der Schweiz. — Bis zur Ernenuung des neuen por— 
iugiesischen Gesandien wurde Chevalier Quilinen als portugiesischer 
Beschäfisträger in Wien bestellt. — Die Eröffnung des öster— 
reichischerussischen Eisenbahnverbandverkehres steht bevor. Hiedurch 
reten weseniliche Erleichterungen im österreichisch-russischen Bau— 
erkehre via Granica ein. — Die „Oesterr. Corr.“ erwähnt des 
Ischler Gerüchtes, daß der Kaiser und vielleicht auch die Kaiserin 
nächstens Galizien besuchen werden. 
Wien, 27. Aug. Der Protest der Czechen ist ein förm⸗ 
licher Absagebrief an Oestreich. Er negirt, daß überhaupt je eine 
Realunion zwischen den Ländern der boͤhmischen Krone und Oest⸗ 
reich bestanden, erklärt alles, was der Reichsrath oder die Dele— 
jation bisher beschlossen, für null und nichtig, Böhmen der 
Steuerzahlung und Participirung an der Staatsschuld für entho— 
hen und verlangt nichts Geringeres, als daß ein neuer Vertrag 
wischen den „rechtmäßigen“ Vertretern der „politischen Nation“ 
Böhmens und dem Könige geschlossen werde. 
Wien, 28. August. Der „N. Freien Presse“ wird aus 
Hetersburg telegraphirb: „Berichte aus Bulgarien melden, daß 
ich in der Moldau zwei Insurgenbanden gebildet haben, deren 
ine nach Macedonien gegangen sei, und daß bei Grabowa am 
15. August ein großes Gefecht stattgefunden habe. 
Wien, 28. August, Die hentige „Abendpost? enthält eine 
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iuf einen angeblich vom Grafen Blome verfaßten Artikel der 
„Augsburger Allgemeinen Zeitung“ im Mai über die angebliche 
Benesis des Gasteiner Vertrages zurückgreifen und daraus folgern 
daß Oestreich schon vor dem Abschluß des Gasteiner Vertrages 
Muünchen, 27. Aug. Eine der jüngsten Nummern der 
wiener „Neuen freien Presse“ enthielt eine Korrespondenz aus 
München, wornach die Stellung des Fürsten Hohenlohe völlig 
mlergraben sein, und man befürchten sollte, der König koönnte sich 
edrängt sehen, ein Ministerium zu berufen, in welchem Herr v. 
Thüngen das Portefeuille des Auswärtigen führen würde. Diese 
Rotiz — Wasser auf die Mühle für den Volksboten — wurde 
on diesem gleich reproduzirt und daran gleich die boshaftdumme 
gJemerkung geknüpft, er habe zwar von diesem Gerüchte noch nichts 
ernommen, da aber die „Neue Freie“ von Fortschritisleuten mit 
Nachrichten bedient werde, so scheine es fast, als ob im Fort⸗ 
chriltslager der Barometer sehr stark gefallen sei. Ich bin nun 
Nder Lage, auf Grund authentischer Erkundigungen an kompe⸗ 
nier Siclle erklären zu können, daß jene ganze Notiz die Aus— 
geburt eines phantasiereichen Korrespondenten ist, und daß im Ge⸗ 
jentheile die nächsten Tage einen evidenten Beweis dafür liefern 
Herden, daß der Fürst Hohenlohe gegenwärtig eben so hoch im 
Bertrauen und der Gnade seines Monarchen steht, als je früher. 
DDie Kommission zur Prüfung der Rechtsansprüche Bayerns 
und Preußens auf die sogenannte Düsseldorfer Galerie hielt ge⸗ 
ern Nachmittags 4 Uhr im Lokale des Ständehauses ihre zweite 
Sitzung, und erledigte in derselben in einem Zeitraum von 314 
Zilunden vollig die ihr gestellte Aufgabe. Wie heute gerüchtweise 
erlautet, soll die Moͤglichkeit, daß Bayern, wenn auch nur 
mnen Theil der Galerie verlieren bönnte, keineswegs ganz ver— 
chwunden sein. EFr. K). 
In München trägt man sich mit Gerüchten über demnächstig 
nehrfache Personalveränderungen im Ministerium des Innern. 
München, 28. August. Die Angabe verschiedener Blatter 
ibet den Termin der Wiedervereinigung des Landtages beruhen 
auf blosen Vermuthungen. Zur Zeit uͤt hierüber noch keine Be— 
timmung getroffen. 
München, 28. August. Es wurde bestimmt daß waffen⸗ 
zienstunfähige Deserteure, welche noch unter der Herrschaft des 
Heer⸗Erganzungsgesetzes vom 15. August 1828 gemäß 8. 76 des 
Aben guf die Dauer von 12 Jahren zu militärischen Arbeiten 
zerpflichtet sind, nach den Bestimmungen des Art. 16 des Wehr⸗ 
Verf.Gesetzes v. 830. Januar 1868 behandelt werden sollen, wo 
nach dieselben blos so lange zu militärischen Arbeiten in Bereit⸗ 
schaft zu halten sind, daß die betreffende Zeit mit jener, welche 
ie im stehenden Heere allenfalls bereits zugebracht haben, 6 
Jahte betrügt, und im Falle ihrer Verwendung zu militärischen 
Arbeiten Lohnung und Verpflegung der Soldaten erhal⸗— 
en sollen. 
München, 29. August. Der König hat dem Staatsmi - 
nister Fürsten Hohenlohe mit einem schmeichelhaften, seine 
deistungen in der Politik anerkennenden Hand— 
schreibein das Großkreuz des Verdienstordens der bayer. 
Krone verliehen. 
München, 29. August. Die Einladung der italienischen 
Regierung an die deutschen Staaten zu Verhandlungen über den 
Abjchluß eines Postvertrags ist bayerischerseis angenommen wor—⸗ 
den.“ Oberpostrath Baumann wurde zum Vertreter Bayerns bei 
den betreffenden Verhandlungen ernannt. 
Dienstesnachrichten. 
Der provisorische Lehrer Karl Boyar in Hleinsteinhausen ist 
zum Lehrer an der dortigen prot. Schule in definitiver Eigenschaft 
ud der Lehrer Jakob Juncker in Weitersweiler zum— Lehrer au 
zer dortigen kath. Schule in Quirnheim ernannt worden. 
Vom babdischen Neckar, 25. August. Wie man mit 
semlicher Sicherheit vernimmt, soll die Münze in Karlsruhe einge 
— Silberstücke sollen fortan wo anders, 
ehr wahrscheinlich in Preußen geprägt werden. 
Darwinstadt. 28. Aug. Prinz Alfred von England 
Deu tschland.