St. Ingberler Anzeiger.
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Donn⸗*
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HDetobee 1868.
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Deutschland.
Maunchen, 26. Sept. Die kommissarischen Verhandlungen
wischen Bayern und Württemberg wegen weiterer Eisenbahnver⸗
bindungen, zwischen beiden Staaten können ihren Fortgang erst
dann wieder finden, wenn der württembergische Kommissar sich
weitere Instruktionen von seiner Regierung wird erholt haben.
Munchen, 27.. Sept. Gestern frafen der Graf von
Paris, der Herzog und die Herzogin von Joinville und der Her
og mit der Herzogin von Coburg-Cohary hier ein, um der Ver—
maͤhlungsfeier in Possenhofen, beizuwohnen. — Zwei— äghpti⸗
sche Prinzen sind von Wien hier, angekommen und werden uach
einem zweitägigen Aufenthalt. dahier ihre Weiterreise nach, Pa—
ris fortsetzen.
München, 27. Sept. Die Kaiserin von Rußland ist gestern
mittelst Extrazugs, pon Friedrichshafen kommend, mit sehr zahl⸗
reichem Gefolge um 5 Uhr 10 Minuten Nachmittags im Bahnhofe
zu Pasing, wo die Bahn nach Starnberg abzweigt, eingetroffen—
Der Koͤnig, welcher in Begleitung seines Flügeladjutanten Ma—
jor v. Sauer von Starnberg aus entgegengefahren, und bereits
am 4 Uhr 50 Minuten in Pasing angelangt war, hat die Kai—⸗
jerin auf daß Herzlichste begrüßi, und fuhr hierauf mit derselben
in deren Galawagen nach · Starnberg, von wo die Herrschasten sich
auf dem Dampfschiffe nach Schloß Berg begaben. Abends von
2ä bis 914. Uhr war in Berg zu Ehren der Kaiserin große
Serenade.
München, 28. Sept. Die Kaiserin von Rußland ist heute
Bormittag nach Bozen abgereist die Brennerbahn ist wieder fahr⸗
bar); der Koͤnig geleitete sie bis Innsbruck. Nach vollendeter Cur
n Como wird die Czarina auf einige Tage nach München kom—
nen. — Heute hat die Hochzeit der Herzogin Sophie in Bayern
in Possenhofen stattgefunden. Die Kaiserin von Rußland juumd der
seönig Ludwig II. hatten gestern daselbst Besuch gemacht.
——— n, 28. Sept. Der Minister des Innern, Herr
d. Hörmann, ist gestern Abend aus seinem Urlaub zurücgekehrt
und hat heute sein Portefeuille wieder übernommen.
Aus Würzburg wird gemeldet, daß eine Anzahl dortiger
Familien sich vereinigt habe, um eine confessionslose Erziehungs⸗
anstalk ins Leben zu rufen, in welcher nach den Erziehungs⸗
ind Unterrichtsprincipien Pestalozzis, Diesterwegs, Dinlertz ⁊c.
zerfahren werden soll. Tüchtige Lehrkräfte sind bereits ge—
vonnen.
Dienstesnachrichten. 33*3
Herr Rechtscandidat Otto Bruch in Zweibrücken wurde
Polizeicommssär in St. Ingbert ernanut.
Die Stelle eines Districtthierarztes in Dürkheim wurde
dem Thierarzte Frised rich Hauckin St. Inberl
üäberiragen, der Schulverweser Peler Klein von Seelbach zum
Lehrer an der kath. Schule in Burgalben, der Schulverweser
Franz Mathieu in Frankenholz zum Verweser an der neu errichteten
kath. Schule zu Carlsberg und der Schulberweser Ludwig
Wühl zu Bobenheim a. B. zum Lehrer an der kath. Schule in
Broßkarlbach ernannt; ferner ist dem Militärpensionisten Joh.
Stowitzer von Amberg die erledigte Stelle eines Verisicators
„on Maß und Gewicht für den Ameisbezirk Kusel übertragen
vmorden.
Berlin, 26. Sept. Es bestätigt sich mehr und mehr, was
bon vornherein angenommen worden war: — sichere Nachrichten
us Spanien werden wir erst nach der Entscheidung erhalten.
Wo man aber auch hinhören mag, so wuünscht man den Spaniern
krlösung aus dem sittenlosen Regimente Isabellens, und dieser
Wunsch dürfte in Erfüllung gehen, ohne daß preußisches Geld et⸗
vas dazu thut. Der offiziöse „Pays“ spricht von solch preußi⸗
chem Unterstützungsgelde; warum fügt er nicht hinzu, daß Prä⸗
ident Delbrück das Geld nach Spanien bringt und dessen Ver⸗
»endung überwacht? Lügt man einmal, um gegen Preußen zu
ven, so mag man auch gleich ordentlich lügen, wie z. B. die
Wiener ‚Presse“, welche die Veröffentlichung einer nicht existiren⸗
den Korrespondenz über die Usedom'sche Note im ungarischen
Rothbuche anmeldet. Die Herren in. Wien sollten sich mit ihren
inneren Angelegenheiten beschäftigen und das ewige Nergeln lafsen.
Wenn, wie veriauiet, die „Presse“ manchmal dem Hru. v. Beust
hilfreiche Hand bietet, so thaͤte sie gut, dem genialen Reichskanz⸗
ler gerade jetzt mit Rath und Thal beizuspringen! — Die heu
tige erste Sihung des allgem. deutschen Arbeifercongresses endete
mit Hinauswerfen der von den Berliner Maschinenbauern zum
ttongreß Deligirten. Das fängt gut an
In der Provinz Preußen zirkulirt eine Petition an das Ab⸗
geordnetenhaus, worin um Beibehaltung der preußischen Staats⸗
lotlerie gebeten wird.
Zu Bundeskriegsmarinezweden soll der Bau zweier neuen
Schiffe, einer gepanzerten gedeckten Korbeite zu 8 Geschützen und
einer ungepanzerten Glatidedskorvette zu 6 Geschützen auf der
Werft zu Danzig zur Ausführung kommen. Die Fahrzeuge sol⸗
len die Namen Hansa“ und „Ariadne“ erhalten.
WBon den von Preußen im Feldzuge von 1866 eroberien Ge⸗
wvehren sind 38,000 Stück, meist von neuer und werthvoller
Qualität, verklauft worden; dieselben werden gegenwärtig vom
Artilleriedepot in Stet tin aus nech Hongkong in China
verladen. er
Berlin, 29. Sept. Der Czar ist heute Morgen von
Potsdam nach Warscha u abgereist, der König Wilhelm
nach Baden. J
Zerlhin, 80. Sept. Der hier versammelte Arbeitercon⸗
zreß hat die Gründung eines Verbandes Deutscher Arbeiterschaf⸗
ten“ beschlossen. Zehn solcher Arbeiterschaften haben ihren Vei⸗
ritt erlläͤrt. Das Präsidium besteht aus den HH. v. Schweißer,
Fritzsche, Klein.
Potsdam, 27. Sept. Der KLaiser von Rußland ist heute
Vormittag 9 Uhr hier eingetroffen. Zum Empfange waren der
stönig, der Kronprinz, die Prinzen Carl, Friedrich Carl, Albrecht
und Adelbert in russischer Uniform, die russische Gesandtschaft,
Feldmarschall Wrangel, General v. Moltke, die Fürstin Buren,
die Gräfin Kulensoff und viele Officiere am Bahnhofe anwesend.
Die beiden Majestäten fuhren in einem Wagen, im andern der
Herzog von Leuchtenberg mit dem Kronprinzen nach dem Lustgar⸗
ten, wo die Leibkompagnie paradirte. Der Empfang der Prin⸗
zessinnen fand im Marmorsaale des neuen Palais statt. Am
Bahnhofe und im Lustgarien hatte sich eine große Volksmenge
eingefunden.
Wien, 27. Sept. Der päpstliche Nuntius Msgr. Falci⸗
nelli soll in Erwiderung der Ernennung des Grafen von Traut⸗
mannsdorf zum Botschafter in Rom durch einen versöhnlicher ge⸗
sinnten Nunttius ersetzt werden. — Der Staathalter von
Galizien, Graf Goluchowsuͤ, soll gesinnt sein, seine Entlassung
einzureichen.
Wien, 27. Sept. Die Presse erfährt, daß in München
unker Mitwirkung der anglo⸗östreichischen Bank eine neue Bank in
Gründung begriffen sei. Unter den Gründern derselben nennt
man die bayrischen Firmen: v. Hirsch, v. Froöhlich, Baron Eichthal.
Die wahrscheinliche Höhe des Grundkapitals soll 3 Millionen
Gulden Oe. W. betragen.
Wien, 27. Sept. Die Wiener Zeitung veröffentlicht ein
kaiserliches Handschreiben an den Ministerpräsidenten Fürsten v.
Auersperg, wonach dessen Demission unter Anerkennung seiner
Verdienste angenommen wird. Ein zweites daiserliches Hand—
schreiben an den Grafen Taaffe beauftragt denselben, das
Amt als Stellvertreter des Ministerpräsideuten wie bisher
fortzuführen.
(Aus den Landtagen, 25. Sept.) Linz: Das Gesetz
iber die Schulaufsicht wurde größtentheils nach den Anträgen des
Ausschusses nebst einem Zusahßanirage des Sr. Groß angenom⸗
nen, nach welchem auch die Geschäfle der bisherigen Schul⸗on⸗
urrenz⸗Ausschüsse an den Ortsschulrath überzugehen haben. —