Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Der St. Jugberter Anzeig er“ mit feinenn Unterhaltungshlatte erscheint wöchentlich dreinial: Dienstag, d onner Rag 
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Nro. I3. Dienstag, den 4. Februzzzzzz 1868. 
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Deu tschland. 
Nenstäd't, a. H., 2. Febr. Heufte fand dahier eine Ur— 
wahlerbersammlung für den Kanton Neustadt statt, auf der fast 
alle Gemeinden des Kantons verkdreten waren. Einstimmig wurde 
die Candidatur des Herrn Landtagsabgeordneten Jordan iu Dei— 
desheim angenommen, so daß nunmehr alle vier Kantone des 
Wahlkreises sich sfür diesen Candidaten ausgesprochen haben und 
dessen Wahl als vollständig gesichert betrachtet werden kann. 
Muünchen, 31. Jan. Der NKönig hat hentie den Erzbischof 
Hregor v. Scherr, dann den vorm. Landtagsabgeordneten, Ober⸗ 
taatsanwalt des Appellationsgerichts von Mittelfranken, Hohenadel, 
welcher sich demnächst nach Eichstädt begeben wird, und noch meh⸗ 
rere Personen in langerer Audien z empfangen. — Das Weher⸗ 
zesenz hat gestern die Sanction des Königs erhalten und ist in 
dem heute erschienenen Gesetzblatt zur Publikation gelangt. 
München, 31. Jan. Die Trauung Sr. königl. Hoheit 
des Krinzen Ludwig mit J. k. H. der Erzherzogin Maria The— 
resia findet zu Wien am 20. Februar statt; am 21. oder 22. 
wird das hohe Paar sodann seinen Einzug hier halten. Am 
25. Febr. soll wie ich höre, ein zweiter Hofball statthaben, auf 
welchem auch die hohen Neuvermählten erscheinen werden. 
München, 1. Febr. In Betreff der von der pfälzischen 
Bewerbe und Handelskammer beantragten neuen Bahnlinien für 
die Pfalz rescribirt das k. Handelsministerium, daß 1) die Aus— 
jühruug der Donnersberger Bahn mit der Abzweigung durch 
das Zellerthal sowie der Bahn von Dürkheim über Grünstadt 
nach Monsheim aus dem Grunde noch nicht genehmigt werden 
kann, weil die in dem Zinsgarantiegesetze zur Beding ung 
zemachte Bahnfortsetzung auf hessischem Gebiete über Alzey nach 
Mainz und Bingen zur Zeit noch nicht gesichert ist; 2) die Con⸗ 
cessionsertheilung für die Alsenzbahn unterm 23. Nov. und für 
die Winden-Bergzaberner Bahn unterm 26. Nov. 1867 erfolgt 
ffi, 3) die Bauwürdigkeit der Banlinie von Kaiserslautern nach 
Pirmasens nicht genügend nachgewiesen erscheint; 4) die Bahn— 
trecke Landau-Pirmasens-Zweibrücken den Verkehrsinteressen der 
jüdlichen Pfalz weit mehr entspricht als die Bahulinie Kaisers— 
lautern⸗Pirmasens, und deshalb die pfälzische Eisenbahnverwaltung 
aufgefordert wurde, über deren Ausführung sich zu erklären; 5) 
die Zweigbahn von Zweibrücken über Hornbach an die französische 
Brenze so lange nicht näher in Betracht kommen kann, als nicht die 
Moͤglichkeit eines Anschlusses an die französischen Bahnen näher 
liegt; 6) bezüglich einer Bahn von Germersheim nach Wörth die 
borgenannte Eisenbahnverwaltung gleichfalls peranlaßt wurde, 
über die Modalitäten der Ausführung nähere Vorschläge zu machen. 
»Maänchemn, 1. Febr. Die nächste Sitzung der Abgeord⸗ 
netenkammer findet am Dienstag stattt; auf der Tagesordnung 
teht mier Anderem der Stauffenberg'sche Antrag auf Riedersetz 
ung eines besonderen Ausschusses fur das Eisenbahnneß. 
VDienstesnachrichten. 
Die an der Gewerbschule Speyer erledigte Lehrstelle für 
handelswissenschaften wurde dem Lehramts-Candidaten K. Hirsch⸗ 
mann aus Fürth verliehen, 
Von der Mosel, 29. Jan. Auf die dem Abgeordneten⸗ 
hause in Berlin eingereichte Petition zum Baue der Moselbahn 
ist, nach eingegangener ficherer Mittheilung, von Seiten des Mi⸗ 
nisteriums eine Staats-Unterstützung von 20,000 Thlr. pro Meile 
in Ausficht gestellt; da nun die Pläne fertig liegen, lann män 
dem Angriffe dieser Bahnbauten noch in diesem Jahre entge⸗ 
zensehen· 
Wiesbaden, 31. Jan. Die Spielbankgesellschaft ist heute 
nuf die von der Regierung gestellte Alternative eingegangen, und 
jat sich zur Zahlung von einer Million Thaler für den Kurfonds, 
anter dem Vorbehalt, im Besitz der Mobilien zu bleiben, 
dereit erllärtftt. IJ —V — * 
Berlin, 30. Jan. Wie die Zeiten sich aändern! Bei ei⸗ 
zem Essen. welches Grafey. Bismardk gellern gab. hefand sich un⸗ 
ter den Eingeladenen und. Anwesenden auch der einstige Befreler 
Kinkels, der nunmehrige Unionsgeneral Karl Schurz. — — 
Der Kriegsminister hilft für seinen Theil auch Arbeiter in 
»er Provinz Preußen beschäftigen. So sollen jetzt in Danzig 
zei dem Baue des Forts Brösen 800 Mann beschäftigt werden, 
vährend in Königsberg 835, in Pillau 75, in Memel 210 Ar—⸗ 
heiter an Festungsbauten beschäftigt werden. 
Dres den, 31. Jan. Die von der Regierung beschlossene 
proc. Anleihe vpn 8 Millionen Thaler, zum Curs von 92 — 08, 
vurde von beiden Kammern in einer Geheimsitzung genehmigt. 
Wien, 29. Jan. Ein kürzlich in Oesterreich erschienenes 
Werk über den Krieg von 1866 bringt eine merkwürdige That- 
ache an die Oeffentlichkeit. Es heißt nähmlich über Benedek in 
gezug auf die Schlacht bei Königgrätz: „Gegen seine bessere 
Leberzeugung lieferte er die Schlacht bei Koniggrätz; am 1. Juli 
n Dubenec rieth er zur Anbahnung des Friedens und wollte die 
Armee über Königgrätz nach Olmütz führen; ein höherer Befehl 
oder Ueberredung seiner Umgebung bewog ihn aber zur Annahme 
der Hauptschlacht.“ 
Wien, 29. Jan. Der Ministerpräsident hat die ungarische 
Regierung eingeladen, ihrerseits die für die ostafiatische Exbee⸗ 
dition nöthigen Fonds im Budget einzustellen und die Vorlage 
in die Delegationen zu veranlafsen. Da das Schreihen bisher 
inbeantwortet blieb, so scheint wenig guter Wille zur Förderung 
dieser Expedition vorhanden zu sein. Dagegen hat der Verein der 
Industrieellen ein eigenes Comite bestellt, welches über die zweck⸗ 
näßigste Art der Betheiligung der österreichischen Industrie hieran 
zu berathen hat. Gleichzeitig wird der Gedanke der Gründung 
»ines österreichischen Hauses in einem der Haupthafen China's ven⸗ 
ilirt. Im Zusammenhange damit steht die Wiederaufnahme der 
gerathung der seit Jahren projectirten Errichtung einer directen 
cZchraubendampferlinie Triest⸗Alexandrien und Suez-China haupt; 
ächlich für Wagarentransporte, und liegen die Betheiligungsofferten 
jolländischer Capitalisten an dem Unternehmen vor. Die englische 
Flagge ist in Holland nicht sehr beliebt, man möchte sich in den 
dandel sbezichungen zu Niederländisch-Indien gern von ihr 
emancipiren. 
Wien, 30. Jan. Migr. Antonelli, päpstlicher Nuntius in 
Wien, hat — wie das „Mem. dipl.“ meldet — dem Baron 
y. Beust eine motivirte Depesche des Cardinals Antonelli 
verlesen, durch welche der römische Staatssecretär die gebieterischen 
Motive, welche den Papst daran hindern auf Unterhandlungen 
jber die Revision des Concordates auf der Grundlage, die vom Grafen 
Crivelli, dem neuen Gesandten Defterreichs beim heil. Stuhle, be⸗ 
eichnet worden sind, einzugehen. Laut der dem „Mémorial“ aus 
Wien zugehenden Nachrichten scheint die dfsterreichische Regierung 
'n Betracht, daß fortan eine jede fernere Unterhandlung mit Rom 
bezüglich der Revision des Concordates zu keinem praktischen Re⸗ 
'ultat führen dürfte, definitiv darauf zu verzichten und auf legis— 
jativem Wege die Modification des Concordates vornehmen zu 
vollen. Dabei aber wird sie bezüglich des heil. Stuhles alle 
Rüdsichten nehmen, die nur irgend mit den neuen organischen In⸗ 
titutionen Oesterreichs vereinbar sind. — Demselben Blatté zu—⸗ 
folge wird verfichert, daß der österreichische Minister des Innern, 
Dr. Giskra, mehreren Mitgliedern der cisleithanischen Delegation 
in vertraulicher Weise eröffnet hätte, er und seine Collegen seien 
fest entschlossen, aus der von Baron lvon Becke in Vorschlag ge⸗ 
drachten Aufrechthaltung, des Krieasbudgets eine Cabinetsfrage 
za machen. 
Wien—, 1. Febr. Die „Presse“ theilt mit, daß der Cul— 
usminister dem Reichsrath ein interconfessionelles Gesetz über die 
Volksschulen vorlegen werde. 
Nach der Haltung der klerikalen Blätter scheint- der offene 
Bruch mit Rom bevorzustehen. Der „Volksfreund“ droht mit 
äpstlichen Flüchen. Für Oesterreich könnte sich nicht leicht etwas 
Blücklicheres ereignen, als wenn ihm Rom offen den setrieg an⸗ 
jündiate. Die Revision des Concordatäa, die Eintführung der neuen