Full text: St. Ingberter Anzeiger

Zweibrücdcen, 8. Dec. Angellagteist, Daniel Püller, 
Tagner von Krottelbach der Tödtung des Bergmames Jalkob 
Anton von Niederkirchen. Vertheidiger Herr Rechtscandidat Rosen⸗ 
zerger. Bei Gelegenheit des Kirchweihsestes, welches am B. Sep⸗ 
ember zu Oberselchenbach gefeiert wurde, kam es zwischen Burschen 
von Oberselchenbach, Niederklirchen und Krottlelbach zu wiederholten 
Malen zu Reibereien, an welchen sich namentlich der Angeklagte, 
zin gewisser Koch von Niederkirchen und Carl Zimmer von Krot⸗ 
elbach betheiligten. Die erste Veranlassung hiezu war das Beneh—⸗ 
men des Angeklagten, welcher in dem Wirthszimmer, wo verschie⸗ 
dene Bursche von Niederkirchen, darunter Bergmann Auton, bei⸗ 
ammensassen, ein Glas auf dem Tische der Letzteren zerschlug, 
jierübher wurde er von einem Burschen zuͤr Rede gestellt und ent 
pann sich zwischen Beiden ein Disput. Im Tanzsaale selbst war 
es zwischen Karl Zimmer und obgenanntem Koch zu einer Rau⸗ 
erei gekommen, wobei der Letzte durch einen Schlag mit einer 
Flasche eine Verletzung auf den Kopf erhitli.“Eetzuͤhlte dem 
Angeklagten, der noch im unteren Wirthszimmetwar,“ er sei 
Jeschlagen worden, worauf Beide sich in den Tanzsaal begaben. 
Hier padte der Angeklagte den Bergmann Anton, welcher bis 
dahin an den verschiedenen Raufereien gänzlich unbetheiligt geblie⸗ 
ben war, mit der linken Hand und versetzte ihm mit einem 
Messer. welches er in der rechten Hand hatte, zuerst einen Stich 
in den Kopf und dann noch einen Stich in den Hals, so daß 
Anton sofort leblos zusammenbrach. Beide Verletzungen waren 
nach dem Gutachten des Experten tödtlich, und, zwar mußte der 
Stich in dea Kopf nach 12 bis 14. Stunden, der Stich in den 
Hals aber unmitielbar den Tod zur Folge haben. Bei der Ob⸗ 
duction der Leiche wurde eine abgebrochene Messerspize iim Schä- 
delknochen des Anton aufgefunden, welche genam auf das Taschen⸗ 
messer des Angeklagten paßte. Noch au demselben Abende äußerie 
der Angeklägte, er habe einen todtgestochen und wollte nach Frank 
reich flüchten. * 
32 Der Angeklagte gibt an, er sei betrunken. gewesen' und habe 
nachdem er ohne Veranlasiung mißhandelt worden sei, mit seinem 
Messer blindlings um sich gestochen, ohne daß er jedoch wisse, ob 
er Jemand getroffen habee. — 
Der Vertheidiger Herr Rosenberger plaidirte mit großer 
Gewandtheit und dem ihm eigenen Scharfsinn auf geminderte 
Zurechnungsfähigkeit. Die Geschworenen erklärlen den Angeklagten 
ür schuldig jedoch unter Annahme von geminderter Zurechnungs⸗ 
ähigkeit, worauf ihn das tgl. Assisengericht zu 8 Jahren Zucht⸗ 
zaus verurtheilte; mit dieser Verhandlung endeten die Assisen- 
itzungen des 4. Quartals 1868 3 
Vermischtes. 
FNeustadt a. H. 2. Dec. Heute tagte dahier der Aus⸗ 
schuß des pfälzischen Lehrervereins, um die Beschlüsse der Kreis— 
versammlung vom 283. September in Vollzug zu setzen. Der 
bekannte Beschluß: „Auschluß des pfälzischen Lehrervereins an 
den jenseitigen Hauptverein bei Wahrung dar Selbstständigkeit des 
ersteren“ wurde dahin interpretirt, daß in allen Vereinsfragen die 
Statuten des Hauptvereins auch für den diesseitigen Verein maß⸗ 
gebend sein sollen, während bei den sich ergebenden allgemeinen 
Vereinskosten die pfälzischen Lehrer ihren verhältnißmäßigen An⸗ 
theil zu tragen haben. Dagegen sollen die Jahresbeiträge der 
einzelnen Mitglieder mit je 18 kr. in die Kasse des Hauptvereins 
für die Pfalz in Wegfall kommen. Die jenseitigen Hauptversamm⸗ 
lungen und diesseitigen Kreisversammlungen sollen“gegenseitig 
durch Delegirte beschickt werden, welche in der Pfalz durch die 
reisversammlung zu bestimmen sind. Zugleich wurden Petitionen 
an die Kammer der Reichsräthe und der Abgeordneten vorbereitet 
in Betress der baldigen Durchführung des Schulgesetzes bei unver⸗ 
inderter Annahme des Art. 50 des Gesetzesentwurfs. 
München, 2. Dec. Mit dem 1. Januar 1869 werden 
wie Franco⸗Couverts bestimut ins Leben kreten:“ Die Couverts“ 
nüssen neben dem Porio mit 1 Pfennig bezahlt werden. Außer— 
dem werden mit Neujahr noch verschiedene andere Bestimmungon 
eingeführt, welche dem Publikum große Bequemlichteit daen 
Von der Altersklasse 1847 wurden im ganzen Königreiche 
25,982 Jünglinge als Wehrpflichtige zur Loosung beigezogen; 
von diesen kommen 15,860 als Dienstbare in die active Armee 
ind 2530 als Ersatzmannschaften 1. Klasse; hiehon find zur 
3. Brigade (Speher) von 4224 Pflichtigen 2497 Mann als 
Contingent zu stellen. — 9* 
7 0DDie im Bau begriffene Eisenbahn von Mannheim nach 
Karlsruhe, für welche die Mannheimer Stadtobligationen-ausge⸗ 
geben wurden, soll eine Fortsezung nach Rorden über die Orte 
důirnheim, Lampertheim, Bürstadt, bis an die Worms- Darmstädter 
Bahn erhalten. . — 
Mit dem Bau der Offenbacher Bahn resp. deren Fortsezung 
in der Richtung nach Hanau zum Anschluß an; die Hanau⸗Be⸗ 
zraer Bahn wird bald begonnen werden. Das fabrikreiche Offen⸗ 
„ach mit seinen weltberühmten Erzeugnissen wird dadurch in das 
großẽ· Esenbahnnetz gezogen. 133 niet, 
*Ji welcher außerordentlichen Weise sich der Kohlenverbraͤuch 
eit zwei Jahrzehnten gesteigert hat,“ zeigt das Anwachsen des 
dohlenversandts aus dem Zwickauer Kohlenrevier: derselbe stieg 
von 393 Millionen Ctr, im Jahre 1850 auf 812 Millionen Ctr, 
m Jahre 1837 und 2414 Millionen Ctr. im Jahre 1863. 
5Der König von Hannover hat das Gut Konopist in Böhmen 
jom Fürften Lobkowitz um 2 Mill. Thlr. gekauft. 5 
Am 20. Movember war im Hotel Rothschild in Paris 
ie Verfügung getroffen, daß jedem sich meldenden Armen ein 
ouisd'or gespeudet werde; außerdem sind an 240900 Dürftige 
300,000 Fr. sogleich vertheilt worden.. 
Der Chef der FirmaF, A. Brockhaus Heinrich Broͤck 
jaus, ist am letzten November von riner I8monatlichen Reise, die 
zerselbe im Norden bis zu den Orkneys⸗ Shetlands vden Fa⸗ 
roer⸗Inseln und Island, im Süden nach Algier, Oran, Konstan- 
ine bis an —8B der Wüste, Tunis und die Ruinen von 
darthagsausdehnte, in die Heimath zurüchgekehrt, 9 
!Bei Vialines (GBelgien) stiess wie pire Fr 32 mittheilt 
»er Eilzug auf einen mitten im Schienengeleise stehenden 8 
eummwagen, so daß daß Petrolenm explodirte und ein Ihe der 
Waggons des Zugs Feuer fingen;glücklicher· Welse urde der 
Train zum Stehen gehracht undef die Iusassen Drauchgeschwarzt⸗ 
efreit. 9— —0— 28 24— 34 α 
Vor den Assisen in Genf stand dieser Taͤce Aue Ver⸗ 
recherin deren Haublungen, Motive und; Mitiel ein Räthsel sind⸗ 
Fealmeret ———— Jahre alt, don“ gutet Herkunft, 
ebildet und permogend, lift angeklagi, G—7 Kranke, ditnan berz— 
iedenen Orten und zu wersqhiedener Zeit hrex Perege guvertraut, 
varen, bergiftel zu haben. Sie pflegte ihre Krauken, von denen, 
ie nie inen früher gekanut hattb mit !großer Sorgfalle and Aus⸗ 
—— beraubte ihre Opfer nie umd bewahrte lieine Andenken 
von ihnen liebevoll aus. Sie soll dieselben imit Belladonna und, 
Utropin vergiftet haben; sie lernte diese Gifte: in der Anstalt 
eines Arztes lennen, dem sie sagte, sie sehe auf dem, einen Auge 
aicht, der Urzt sagte, sie täusche ihn. Erst in den letzten Fällen 
entstand Verdacht gegen sie, sie wurde unvermuthet verhaftet und 
Belladonna und Atropin in Fläschchen. bei ihr gefunden. Eine 
wisse nervöse Reizbarkeit ind Hinneigung' zur Frömmelei sind 
die einzigen auffallenden Dinge an ihr. Die Geschworenen erklär⸗ 
en sie sür „Schuldig mit mildernden Umständen“ und der Ge⸗ 
richtshof verurtheilte fie zu 20 Jahren Zwangsarbeit und 10,000 
Franken Schadenersat an die Civilpartelen. 
fJu den Zeitungen liegen und fliegen die Millionen nur 
o herum: die 2000 Millionen-des Pariser Rothschild, die 14 
Millionen des Havin, Eigenthümers der freisinnigen Zeitung 
„Siecle“, die 3 Millionen Rossini's, die halbe Million des Wie— 
aer Bürgermeisters Zelinka. (welcher dieselbe hauptsächlich als 
Idvocat in Processen⸗ wo er als Vermiitler auftrat und eine 
riedliche Beilegung erzielte, gewonnen hatte) ꝛc. Es wird einem 
irmen Zeitungsschreiber, der sie von Berufswegen zählen muß, 
janz schwindlich, um so mehr, da sie schon alle ihren Mann ge— 
unden haben. v 
eees d utf paunne 
Inserale. 
Die DampfeEhoeoladen⸗, BoubonsDraͤgées⸗ 
Mareipan⸗, Traganth⸗ und Zuckerwaaren-Fabrif 
von Frauz Stollwerck, Hoflieferaut in Kölnsa / Rh. 
hrehrt sich ihre reiche Auswahl anerkannt feiner und feinster Con⸗ 
itüren angelegentlichst zu ampfehlen. 
Die jelt mehr als 30. Jahren sich eines fstets vepmehrten 
stufes erfreitenden AS toll werck'jchen Brustbonbonb⸗⸗ sind 
— 
ind Brustleidentt ne: 
Die Choeoladen von ausgesuchter Feinheit unterscheiden 
ich von jenen der ersten Pariser Fabriken nur durch ihre Wohl⸗ 
eilheit. Gefüllte Chocoladen⸗Bonbons und Tafel-Desserts sind 
5pecialität der Fabrikqtion. 
—n In Knall⸗Bonbons mit humoristischen Einlagen, komischen 
Atrappen, sowie? feinen Präsent-Bonbonnideres und⸗ sujets 
Surprise stets das Neueste in großer Reichhaltigkeit. In Marci⸗ 
pan⸗Torten von 24 bis 5 Pfund bieten 800 Dessins in künstle— 
ischer Ausführung die Auswahl. Glacirte, candirte und einge—⸗ 
nachte Früchte. J—— e F — an 
Versendungen von' mindestens 30 Pfund erfolgen innerhalb 
»es Zollvereins franco bis zu der, dem Bestimmungsorte nächst⸗ 
jelegenen, Bahnstation. Vollständige Preis-Courante auf frauco 
Anfragen. —— 
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