St. Ingberler An
Ingberler Anzeiger.
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Der St. Ingberter Anzeiger“ mit seinem Anterhaltungsblatte erscheint wöchentlich dreimal: Dienstag, Donnerst ag
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I Blaifschrift oͤder deren Raum berechnet.
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Nro. 148. J — Samstag- den 12. — E 1868
Deutschland.
München, 9. Dec. Der „Südd. Telegraph“ meldet:
Fine dex ersten Regierungsvorlagen für den bayerischen Landtag
detrifft die Reorganisation der Kammer der Reichssräthe.
—München, 10. Dec. Beide Kammern hatten heule
Sitzung. Die Reichsrathskammer erledigte die Legitimation ihrer
neuen Mitglieder (Pranckh, Guttenberg, Dollinger, Haubenschmidh,
Kasfel, B1. Dec, Wenn Deutschland sich Musterexemplare
bon Regenten anschaffen will, so muß es dafür sorgen, daß die
Depossedirten — Georg Rex und Kurfürst — baldigst wieder zur
Regierung kommen. Ein Maun, der noch nie für eine Zeitung
geschrieben hat, weiß und bezeugt der Hessischen Volksz.“, daß
heide „wenn sie auch einst Feinde der Freiheit waren, es wenig⸗
dens jetzt nicht mehr sind. Sie wollen allerdings Wiederherftel⸗
jung einer monarchischen Staats-Verfassung für sich selber, aber
eine Vonarchie, die sich überall nur auf democratische Einrichtungen
zu stützen haͤtte.“ Ja, die Depossedirten exkennen nicht bloß das
allgemeine Stimmrecht als Grundlage für ihre Wiedereinsetzung
an, sondern sie „wünschen auch nicht auders zu regieren, als
neben vollberechtigten parlamentarischen Körperschaften, die aus
allgemeinen Wahlen hervorgehen.“ Eag, Deutschland, was willst
Du noch mehr?) ————
Berltin, 7. Dec. Die „Kreuzztg.“ läßt Herrn v. Beust
zar nicht mehr los. Heute bringt sie wieder einen Leitartikel
iber oder vielmehr gegen ihn, worin sie ausführt, daß der Reichs-
tanzler eine kriegerische Politik in der bewußten Absicht verfolge,
nen Staatsbankerott zu riskiren. Ueber das, was sie von dem
ʒsterreichischen Deficit und von der österreichischen Finanzwirth⸗
schaft sagt, ließe sich schon reden, wenn's nur nicht gerade in der
Kreuzzeitung“ stände, welche für die preußische Finanzwirthschaft
Deficit und Militär⸗Etat ein ganz anderes Maß hat. (ß. 3)
Berlhin, 11. Dec. In der gestern Abend abgehaltenen
Sitzung ˖ der Beschlagnahme⸗Commijfion, in welcher über die Maß
regel gegen den Exkurfürsten von Hessen verhandelt wurde, er⸗
klaͤrte Graf Bismarck: Der Kurfürst habe auf einen Krieg ge⸗
rechnet und wiederholte Warnungen unbeachtet gelassen. Die
Kriegsbesorgnisse des vorigen Sommers seien durchaus nicht un⸗
begrundet gewesen und nur durch ein unverhofftes Ereigniß be⸗
seiligt worden. In Hietzing bestehe ein preußenfeindliches Agi⸗
ationscomite aus welfischen, dänischen, hessischen und republikani⸗
schen Mitgliedern. — Die Commission beschloß, die Regierungs-
borlage zur Annahme zu empfehlen.
Die AKreuzz.“ beschuldigt den Grafen Beust in einem Leit⸗
artikel geradezu, eine kriegerische Politik zu treiben und zwar mur
ju dem Zwecke, und „in der bewußten Absicht““, einen Stantsbanke⸗
ott oder mindestens eine Zinsreduction im großartigen Masßstabe
in Scene zu setzen, „welche durch Kriegsalluren gerechtfertigt
werden soll.
Wien, NR. Dec. Der „Presse“ zufolge beträgt das durch
Treditoperation zu deckende Deficit für 1869 nicht mehr als
4 Millionen Gulden. —
Prag. Der des Hochverraths angeklagte Redackeur des
„Narodni Prokrok“, Kveton, wurde wegen nicht erwiesener böser
absicht des Hochverraths micht schuidig erkannt. Der Stiuaauts⸗
auwolt, der 1Aljährigen schweren Kerker beantragte, meldete die
Berufung an. ( Kveton hat innerhalb zweier Monate bereits 11mal
wegen Preßvergehen vor Gericht gestanden, und es sind im ganzen
gegen ihn Strafurtheile lautend auf 4 Jahre 8 Monate schweren
erter, 6 Wochen strengen Arrest und 5600 fl. Cautionsverluste,
ausgesprochen worden JdJdJ. 28—
Fraukreich.
Paris, 8. Dee. Man hört immer Neues übet die Vor⸗
chtsmaßregeln, welche die Regierung für den dritten December
Jetroffen hatte. Nicht nur, daß in Paris und der Umgegend alles
Hrilitar zum Ausrücken bereit stand, auch weiter im Lande waren
die Truppen, marschfertig. Der größte Theil derjenigen, die in
Chalons geweseu sinde hatte Ordre erhalten, für den Morgen des
3. Decemder gerüstet zu sein, und jedem Infanterissen waren 40
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ils es gehe an den Rhein. Daß die Regierung wirklich Furcht
jatte, geht duch aus folgender Thatsache hervor; Einige Tage
jor jenem gefürchteien Datum wurde Hrn.“ Julius Favre zu
ryhren in Troyes ein Banket, gegeben. Auch aun die Garnison
ieser Stadt waren Patronen vertheilt worden pude vie Leute
nußlen sich angekleidet auf die Betten legen.. —
paͤrizs 8. Dec.“ Das Bülletin dez Monifeur sagt: Bis—
nard besuchie bei seiner Ankunft in Berlin die Gesandten Frank⸗
eichs, Euglands und Rußlands, und hat im Gespräche sein Ver⸗
rauen in die Aufrechthaliung der guten Beziehungen der Groß—
nächte untereinander belundt.
Paris 9. Dec. Der „Moniteur“ sagt: „Angesichts der
zeunruhigung, welche die Furcht vor Verwickelungen zwischen der
Türkei und Griechenland weges der kretischen Angelegenheit her⸗
gorgerufen hat, haben sich die Gesandten von Frankreich, Englamd
ind Rußland vereinigt und in ihrer Eigenschaft als Vertreter von
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Auswärtigen Schritte gethan zu dem Zweck, seine Aufmerksamkeit
uuf die erusten Folgen zu lenken, welche eine agressive Politik
aben bnne, **
ESpanien.
In Saraua gossa hat eine monarchische Manifestation statt⸗
efunden, bei welcher Espartero zum König ausgerufen worden ist.
dächsten Sonntag soll in genannter Stiadt eine republikanische
Manifestation stattfinden, welche Espartexo zum Präsidenten procla⸗
niren wird.
—Madrid, 9. Dee. Die Nachrichten aus Cadix melden,
»aß durch Vermittlung der Conjuln zwischen den beiden kämpfen⸗
den Parteien ein Waffenstillstand von 48 Stunden geschlossen
vorden sei, am die Todten beerdigen und die Frauen und Kin—⸗
er flüchten zu können. Der Waffenstillstand geht morgen zu
ẽnde, worauf die Insurgenten lebhaft angegriffen werden sollen.
die Insurgenten haben den Bagno geöffnet und 700 Galeeren
träflinge befreit, welche von Ynngo, einem zu den Republikanern
ibergetretenen Progressisten, befehligt werden. Drei Fregatten
wnkern vor Cadix, uin, falls die Insurgenten wider stehen, ein
Bombardement zu eröffnen. Das Mittelmeergeschwader ist nach
Fadix beordert.
Türkei.
Konstantinopel, 8. Dec. „La Turquie“ schreibt:
Nächsten Mittwoch wird an Griechenland folgendes Ultimatum mit
ichttägiger Frist abgesandt werden: Zerstreuung der bestehenden
Zanden und Verhinderung der Bildung neuer Banden; Schlie—
zung der griechischen Häfen für den Dampfer „Enosis“; Entschä⸗—
digung der Familien der in Syra ermordeten türkischen Officiere;
Bestattung!!: der Einschiffung der emigrirten kretischen Familien. Die
Ablehnung dieser: Fbrderungen“ würde die sofortige Ausführung
trenger Maßregeln nach sich ziehen.
— Konstantimopet, O. Dec. Heute ist das Ultimatum
nit fünftägiger Antwortsfrist nach Athen abgegangen. Sollte die
Antwort abschlägig Nusfallen, so kritt unverzüglich der förmliche
Zgruch ein.“ Der franzoͤsische und der englische Gesandte unter⸗
tützen die Forderungen der Hohen Pforte.
Amerika.
New-York, 8. Dec, Der Finanzbericht des Finanz—
ninisters Maccplloch zeigt für das am 1. Nov asgelaufene
zinanzjahr eine Vermehrung der Schuld um 35 Millionen Dol⸗
ars an, empfiehlf dem Congreß die Wiederaufnahme der Species⸗
ahlung auf das Jahr 187 1 festzusetzen und die Ausgabe von
300. Heillionen Dollars fünfprocentiger Bouds behufs der Fun⸗—
irung der Staatsschulbd.
— Das Repräasentantenhaus nahm eine Resolution behufs
Beröffentlichung des gesammten Depeschenwechsels in den Alabama—