Wien, 28. Dec. In diplomatischen Kreisen verlautet als!
zuverlässig, daß Seitens der Pforte bezilglich ihrer Theilnahme
n der Conferenz eine Erklärung an die Großmächte erlassen sei.
Die Pforte acc ptirt principiell den Conferenzvorschlag und ver⸗
langt, daß das don ihr an Griechenland gerichtete Ultimatum-der
Conferenz als Basis diene. Sie verlangt ferner von der even⸗
luellen Discussion jedwede die Integrität des ottomanischen Reiches
herührend⸗, sowie die kretische Frage, als eine innere Augelegen⸗
heit der Pforte auszuschließen.
Dieser Tage langien in Prag auf der Staatsbahn 7 Wag—
zons mit 284 Kisten Hinterlader aus Preußen an. In jeder
Kiste befanden sich 30 Stück Gewehre mit den dazu gehörigen
Bajonneten. Ein achter Waggon desgleichen Inhalts mußte wegen
Beschädigung unterweges zurückbleiben. Di⸗ einzelnen Gewehre
gleichen vollständig den preußischen Zündnadelgewehren. Die
isten trugen die Äufschrift: „An das serbische Kriegsministeriuin
in Belgrad“ und wurden sogleich auf der Staatsbahn nach ihrem
Bestimmungsorte weiter befördert. Uebrigens sind, wie man dem
Wanderer“ schreibt, in Prag noch weiter derartige Waffensen—
Rungen aus Preußen nach Serbien angemeldet. 1*
Fraukreich.
Paris, 27. Dec. Das „Journal des Debats“ spricht
die Anficht aus, daß über die Noihwendigkeit einer monarchischen
dösung der spanischen Frage „so ziemlich alle Welt jetzt einver⸗
stauden sei“ und fügt die mierhin in diesem Blatte bemerkens-
werthe Nachricht hinzu: „Es isl jetzt fast außer Zweisel, daß die
Candidatur des Herzogs von Aosta sehr ernstlich aufgestellt ist
und daß trotz aller Dementirungen die Reise des Generals Cial-
dini nach Spanien in der Hauptsache politischer Art ist. Das
Haus Saboyen hat es uns Franzosen zu danken, daß es über
janz Italien herrscht; ist es auch unser Interesse, es über
cpanien herrschen zu sehen ? Wir möchten das bezweifeln.“
— Die Erkoͤnigin von Spanien und der Prinz vou Asturien
werden in den Tuilerien mit großer Auszeichnung behandelt. Der
laiserliche Prinz sandte dem Sohne der Exkönigin ein prachtvolles
Geschent bei Gelegenheit des Weihnachtsfestes und der junge Prinz
begab sich gestern nach den Tuilerien, um dem Sohne der Kai⸗
srin Eugenie sein Gegengeschenk zu machen. Der Prinz von
Asturien theilt auch die Reitstunden des kaiserlichen Prinzen,
welche drei Mal per Woche Statt finden. Bemerkt wurde auch
noch, daß die Exkönigin Isabella, als sie dem Kaiser und der
Kaiserin ihren Besuch erwiederte, mit einer kleinen Krone auf
dem Kopfe erschien. J
Paris, 28. Dec. Wie die „Patrie“ meldet, haben sich
die Großmächte dahin verständigt, die Berathungen der Conferenz
auf die Prüfung des Ustimatums der Pforte zu beschränken und
die Jutegrität des tkürkischen Gebietes aufrecht zu halten.
Pa'ris, 29. Dec. Das „Journal de Paris“ vill wissen,
der dem norddeutschen Bundesrath vorgelegte Gesetzentwurf bezüg⸗
lich des Militärdienstes der Badenser sioße auf schwere Bedenken.
Paris, 29. Dec. Der „Etendard“ hält den Zusammen—
tritt der Conferenz für gesichert. Auch die „Patrie“ bespricht die
Borsengerüchte in Betreff des norddeutschen Gesehesentwurfs, der
badische Bürger zum Eintritt in die norddeutsche Armee autorisiren
soll; Preußen scheine die Vertagung des Projects zu wünschen.
Die „Patrie“ spricht da von einer Sache, welche die Franzosen
durchaus nichts angeht.)
Schweiz.
Dem schweizerischen General Dufour ist von Oesterreich in
Auerkennung seiner Thätigkeit auf der Genfer Conferenz ein
Großkreuz verliehen worden. Der General hat aber die Annabme
derweigert.
England.
London, 23. Dec. Jefferson Davis ist mit seiner Fa—
milie in der Hauptstadt eingetroffen; er gedenlt sich mehrere Tage
her aufzuhalten, um dann zur Wiederherstellung seiner Gesund⸗
heit nach dem Süden Frankreichs abzureisen.
Die Baumwollspinnerei⸗Besitzer von Manchester haben, ange⸗
sichts der hohen Baumwollenpreise, auf einem zahlreich besuchten
Meeting beschlossen, während Januar und Februar nächsten Jah⸗
res nur 30 Stunden per Woche arbeiten zu lassen, falls die
Hälfte der gesammten Spinnereibesitzer daselbst sich mit demm Ab⸗
ommen einverstanden erklärt.
.Italien.
Floren z, 27. Dec. Die öfficiöse „italienische Korrespon-
denz“ dementirt die Gerüchte von einer Einmischung Italiens in
die spanischen Angelegenheiten. Es sei nicht wahr, daß der Prinz
»on Carignan nach Spanien gehe. — Aus Konstantinopel wird
dom 27. d. als sicher hierher gemeldet, daß die Pforte ihre Theil⸗
nrahme an einer Conferenz verweigere.
Spanien.
Ueber die ijsabellistischen und carlistischen Intriguen lesen wir
im Gaulois“: „Neue Sendungen von Gewehren haben stattge—
sunden, seit der Zeit, wo wir die früheren zär öffentlichen Kennt-
niß brachten. Diese Sendungen wurden von Marsaille aus auf
einem Packefboot befördert, welches die Flagge eines kleinen
Staates trägt, der der geschworene Feind der allgemeinen Frei⸗
Jeit ist. Das Packetboot segelte durch die Meerenge von Gibral⸗
'ar und schiffte seine Ladungen bei Bilbao aus. Andererseits or⸗
janisiren die Generale Isabella's, von denen die meisten ihre
proben erst noch abzulegen haben, den Bürgerkrieg auf dem Pa—⸗
diere. Man versichert uns, daß die Generale Gasset, Reina und
San⸗Roman an der Spitze dieser vorbereitenden Arbeiten stehen,
vir geben indeß diese Nachricht nur als ein wahrscheinliches Ge—
rücht. Man fügk hinzii, daß der Graf von Cheste darauf ver—
ichtet hat, an der isabellistischen Conspiration Theil zu nehmen,
jo lange Marfori im königlichen Rathe Zutritt hat, der im Pa—⸗
billon Rohau seine Sitzungen hält. In Folge dissen soll dem
Beneral Lersundi, sobald er von Cuba in Europa zurück sein
vird, das Oberkommando übertragen werden, ein Fall, für welchen,
wie das Gerücht behauptet, bereits 4 Mill. Franken bereit liegen.
Es bleibt hierbei nur eines zu wissen übrig, nämlich ob der Ge—
neral Lersundi, der jezt eben in der Havanna so glänzende Be—
weise seines Patriotismus abgelegt hat, geneigt ist, die schändliche
Rolle zu übernehmen, die seine frühere Souveränin ihn spielen
lassen möchte. Wir zweifeln sehr, daß sie nach seinem Geschmack
sein wird. — Was Don Carlos betrifft, so ist er jetzt in feine
zweite Manier eingetreten. Auf die wenig kluge Sprache der
ersten Manifeste, die er erließ und die eben so mangelhaft gedacht
als redigirt waren, hat er absolutes Schweigen und gewisse libe⸗
rale Tendenzen folgen lassen. Seine Umgebung gefällt sich darin
zu erklären, daß er den Triumph seiner Rechte nur dem allge-
meinen Stimmrecht anvertrauen will. Wir könnten ihm zu dieser
vetänderten Haltung nur Glück wünschen, wenn sie aufrichtig
wäre. Ullein der Telegraph bringt uns alle Tize so präcise
Details über die carlistischen Complotte in gewissen Provinzen
Spaniens, daß wir nur sehr geringes Zutrauen zu der Reue dieses
Prätendenten haben können, der Spanien gegenüber gern die
Rolle des Wolfs mit dem Lamme in der Fabel spielen möchte.
Mad rid, 26. Dec. Das monarchische Wahls Comite setzte
der Regierung die Nothwendigkeit auseinander, daß sie bei den
nächsten Wahlen in den Provinzen eine Action (72) ausübe. Die
republikanischen Führer gedenken für den Augenblick auf die re—
publikanische Form zu Gunsten Espartero's zu verzichten *
—Madrid, 28. Dec. Der definitive Contract bezüglich
der Uebernahme der Auleihe der Stadt Madrid wurde diesen
Ubend mit dem Hause Erlanger unterzeichnet. Der Conseil der
Madrider Bank hat beschlossen, daß die Bank von Spanien aus—
nahmsweise die Emission für ganz Spanien übernehmen solle. —
Nach der Havanna sind zahlreiche Verstärkungen abgegangen. —
Beneral Caballero de Rodas ist beordert, die Provinzen Sevilla
und Granada durchstreifen zu lassen. B
NDonaufürstenthümer.
Buddkanr est, 29. Dec. In einer vorgestern abgehaltenen
Volksversammlung forderte der Erminister Bratiano schleunige
Rüstung im Angeficht der von Oesterreich und Ungarn drohenden
nahen Gefahren.
Türkei.
Konstantinopel, 28. Dec. Es bestätigt sich, daß
die Türkei den Conserenzvorschlag angenommen hat unter der
Bedingung, daß ausschließlich die fünf Vunkte des Ultimatums
verhandelt werden.
Amerika.
Newyork, 26. Dec. Es wird berichtet, daß die 200
Mann starle Besatzung von Santiago (befestigter Platz auf Cubo
von 10,000 Insurgenten belagert werde, welche Letztere Den Leucht!
thurm von Lucretia Point zerstört haben. I —F
In Cuba haben die Aufständischen sich der bedeutenden
Stadt Holguen bemächtigt und belagern alle anderen Städte irnz
stlichen Theile der Insel. Sie haben eine provisorische Regie⸗
cung eingesetzt und beabsichtigen einen Augriff aus Sant Jago
de Cuha zu machen
*⸗
BRermischtes.
EAußer Cours gesetzt wenden mit dem 31. d. M.: 1. alle
ranzösischen Silbermünzen, welche früher als 1804 geprägt sind
q. alle belgischen Silberünzen mit dem Bildniß Leopoids l.
J. alle italienischen Silbermünzen, welche eine Jahreszahl vo⸗
863 tragen; 4. alle schweizerischen Silbermünzen von 1850 un
1851. Ausgenommen sind jedoch die silbernen Fünffrankenstücke.
welche vollgültig in Courzs bleiben. — Ferner folgendes Papiex—