England. — ,
Londeon, 12. Febro Der „Globe hdementirt die Nachrich
daß Lord Derh srgendwie die Absicht habe, von feinem Posteh
awiuteten Vine Washingtoner Korrespondenz des Standard“
vom VI. Januat meldel aus angebuͤch zuverlässiger Quelle: John⸗
on habe beschlossen, England iit einem Ultimatum aufzufordern,
die Verhandlungen wegen der ˖Alabama⸗Angelegenheit auf der
yon Seward vorgeschlagenen schiedsrichterlichen Basis zu beendigen
oder er werde die diplomatischen Beziehungen mit Eugland
abbrechen.
Cork, 10. Febr. Die fenische Agitation ist hier sehr leb⸗
haft. Mehrere Mordversuche sind gegen Polizeiagenten gemacht
porden, Aufläufe in den Straßen sind von der oͤffentlichen Gee
walt zersprengti worden. Mehrexe Individuen wurden verwundet.
Patrouillen zu Fuß und zu Pferde durchziehen die Stadt.
Corl, II. Febr. Dieheute Racht, stattgefundenen Volls-
auflaufe waren sehr ernster Natuz. Sie dauerten neun Stunden
ang. Das Volb griff die Polizei mit heftigen Steinwürfen an.
dehtere drang mit gezogenen Sabtl und Bajonegten auf die
Bollsmasse fi. Hitn Mnrupehtiffer purde getddtet uund tjehrer—
vexwundet. *— 9 6*
Atalieununn.
Rom, 12. Febr. Das „Gioxnale die Roma“ meldet:
Der als Vertreter des Rorddeutschen Bundes gqun h. Stuhl ber
Jlaubigte Legationsrath va Arnim Wwird gleichzeitig auch die spe⸗
cielle Vertretung Preußens fortsetzennnn.
Florenzu9. Febr. Es heißt, daß wan in Rom für dery
Heirathsdispens für den Prinzen Humbert eine Gebühr von 100,000
Frcs. anrechnet. n vσαα
Aus Floxenz wird geschrieben: Der Exminister Gene⸗
ral Lamarmora hat in Foxm eines „Schreibens an seine Wähler
in Biella“ por Kurzem eine politische Brochüre deröffentlicht, in
welcher er dem italienischen Volke den dringlichen Rath extheilt
ich porläufig um weiter nichts, als um die Besserung seiner Finanzen,
die Neugestaltung seiner Verwaltung uud die Befestigung seiner
Freiheit im Innern zu kümmern. Lamarmora sagt den italieni⸗
schen Politikern, daß sie drei wesentliche Fehler besitzen, nämlich
zhren Haug, mit List und Tücke zu Werke zu gehen, ihren Hang.
in den Dingen politischer Ordnung Nichts und Niemanden zu re—
spectiren. Er räth zur Bildung einer großen freisinnig⸗gemäßig⸗
ten Partei, weist indessen jede Staatsstreichs-Idee zurück. In
diplomatischer Beziehung ist Genexal Lamarinora ein entschiedener
Anhanger der franzosischen Allianz. Preußen lommt allerdinge
auch gut bei der Würdigung desz italienischen Generals davon,
insbesondere der König und seine Familie; aber es ist deutlich
ichtbar, daß der General sich entschieden mehr zu Frankreich neigt
und daß er seinen Verdruß über die Beurtheilung, welche seine
iplomatijche und militärische Thätigkeit von Seiten der preußi—
schen Regierung erfahren hat noch“ nicht verwinden kann. Er
macht dem Berliner Cabinet einen Vorwurf daraus, daß es den
abgeschlossenen Offensiv⸗ und Defenfivpertrag nicht als gleichver⸗
hindlich für beide Theile an esehen habe. Allein die aus dem
Bertrage für die beiden Contrahenten erwachsenen Verpflichtungen
waren in der That nicht völlig identisch noch gegenseitig.
Woas die roͤmische Frage betrifft, so ist Lamarmora nicht der
Meinung, daß man sie sich aus dem Sinne schlagen, wohl aber,
wenn man sie nicht fortwährend im Munde' führen, daß man
aicht im Parlamente unnütze und ungeeignete Erklärungen wieder⸗
holen solle, Seiner Ansicht nach sei in dieser Frage die Stadt
Kom von dem übrigen Gebiet des päpstlichen Staates zu treunen
Der Besiß des Leßteren sei für Italien eine Nothwendigleit, und
zelleicht hätte man ihn schon errungen, wenn man statt von den
Rechten Italienz, von den Rechten der Bewohner geredet hätte.
Uebrigens sei er nicht der Ansicht, daß man den Parlamentsbe—
chluß bezüglich Roms zurüchnehmen solle. Mit der Zeit komme
Rath; mit der Zeit werde man zu ermessen wissen, od das heu—
tige Rom 287 Millionen zur Hauptstadt dienen könne, deren Zu—
stände sehr wenig gemein haben mit denen der alten Ilaliker,
welche diesseits und jenseitzs des Rubicon wohnten, von dem die
Geographen nicht wissen, wo er war. Mit der Zeit werde man
die Rechte und Bedürfnisse dieses von allen Städten der Welt so
derschiedenen Roms zu würdigen wissen. werde man den Satz
von der „freien Kirche im freien Stagt“ nach allen Seiten erör⸗
tern. „Unter den heutigen Verhältnissen und bei dem gegenwär⸗
tigen Stand der Geister in Italien müßte, falls die Hauptstadt
nach Rom verlegt würde, die administrative Verwirrung, die an
ins nagt, sich in eine Anarchie verwandeln, welche uns unerbitt⸗
lich verzehren würde.
Florenz, 13. Febr. In einigen Gemeinden der Provinz Tre⸗
biso find wegen der Theuerung der Lebensmittel Unruhen ausge⸗
brochen, welche aber schnesl wieder gedämpfi wurden, nachdem ei⸗
nige Verhaftungen stattgefunden.
Echwerrz
. Aut Freiburg mmmu so eben ein Extrabulletin der Con·
fodoͤrs⸗ wolcheg rkothh auf schwarzem Grunde, meldet, vaß der
Großze Kath dieseg Cantons mit 51 gegen 83 Snmmen die Wie—
dereinführung der Todesstrafe beschlossen hat.“ Die Schrecken er⸗
regende Anzahl der in letzter Zeit in der Schweiz verübten Ver⸗
brechen mag bei diesem dem Zeitgeiste widersprechenden Beschlusse
kein geringes Gewicht in die Wagschale geworfen haben.
Der Friedent us des tichen Jollparlaments.
* Ich habe nur ein Vaterland, das heißt Deutjchland,“
vom Stein, 1. Dez. 1812.
3 Seit dem Tage von Königgrätz und seinen großen Folgen
liegt der Schwerpunkt der europäischen Geschichte wiederum im
TSentrum, in Deutschland. Ob die eigene Entwicklung der deut⸗
ichen Nation auf vernünftige Weise — ohne blutigen Krieg nach
außen und ohne verderblichen Zwist im Innern — vor sich gehe,
hängt von ihr selbst so gut ab, als ohne dieselbe fortan nichtg
Pepeute udes mehr auf dem Continent geschehen kann, alg wie sie
will. Diese beherrschende Stellung, dieses Machtgebot deutschet
Nation erkennen alle Staaten des Ruslandes an, die klugen mit
Offenheit, die befreundeten mit Theilnahme, die bisher allein
herrschsüchtigen und durch unsere Unterdrüdung gewaltigen mit
verhaltenem Unwillen oder eitlem Zorn. Keiner dieser legtexen
vermag es nunmehr allein und für sich das beneidete Werk der
Tinigung, soweit es im deutschen Nordbunde voll rüftig schaffen⸗
der Kraft und klugen Ernstes vor Augen steht, zu stören, zu zer⸗
brechen. Die deutsche That des bayerischen Landtages, daß er
mnit überwiegender Nehrheit ein deutsches Zollparlament exmög⸗
licht hat, hat das alte Band nationalen Glückes neu und hoff⸗
aungspoll gezogen, hat über Deutschland hinaus eine mächtige
Wirkung geäußert. Wäre diese mannhafte Gesinnung im Entscheid
des Jahres 1866 an eben jener Stelle Herr geworden! Hätte
man an anderer Stelle der Gegen⸗Partei, dieser geschwornen un⸗
zersöhnlichen Feindin der deutschen Sache, der eignen Hoheit zu
Liebe Ohr und Thor versagt! Der deutsche Krieg wenigstens
var vermieden, das Leben von Tausenden für Bayern war erhal⸗
ten, Millionen und Millionen für Bayern waren erspart, und —
aber Geschehenes mag nicht ungeschehen gemacht werden. Umson?
nahute damals im Voraus laut und vertraut die Politik: wird jetzt
die ebenso richtende Geschichte nach der Hand keine Lehrerin des
nächsten Zieles und des allein heilsamen Entschlusses abgeben?
Es ist teine selbstgeschaffene Einbildung, es ist eine greifbare, aus
der Wirklichkeit abgezogene Behauptung: so entscheidend damals
per deutsche Süden, und voran gegen den Krieg gewesen wäre,
rbenso ist er es jetzt wieder für den Frieden, für den Friedens
beruf des deutschen Zollparlaments. Springt aus den Verhand⸗
ungen, aus dem Geiste dieses deutschen Tages klar, fest und groß
der Entschluß und die Ueberzeugung hervor: man werde, wie im
Norden, so im Süden — eingedenk alter Freiheit und Selbsi—
jerrlichleit — in die innere geschichtlich gegebene Entwicklung, in
die naturgemäße Einigung Deutscher und Deutscher zu einem siaat-
ichen würdigen Ganzen keine Einsprache, woher und unter wel⸗
her Form sie bomme, dulden oder beachten, erscheint das Zollpar⸗
ament als das getreue Bild eines deni Auslande gegenüber von
rziner Seele getragenen, ein eim Rufe folgenden geharnischten
Bolksthums, dann wird sich die Hochachtung dor deuischer Kraft
teigern, daß selbst — ein vielleicht keimendes — Bundniß des
dasses und der Herrschsucht ohnmächtig es aufgibt, den Frieden
uu brechen, welchen Deutschland und Europa dauernd und sicher
o heiß ersehnt, nach welchen es aus Mangel und Noth, aus
dunger und Elend nahezu verweifelt emporschreit. Der Friede
Deutschlands und damit großentheils Europa's liegt wesentlich in
inser er Hand, ruht für die Gegenwart hauptsächlich auf der Hal⸗
ung des deutschen Zollparlaments. Dieses soll weder im Werke
der heranreifenden Einigung Vorzeitiges unbesonnen begehren, noch
die nothwendige einheitliche Oberleitung mit unvernünftigem, odet
jar vaterlandsverrrätherischenm Haß verläumndden — man wird von
Ausschweifungen nach beiden Seiten hin in Berlin belehrt wer⸗
den; aber das Zollparlament muß, soll und wird vor aller Welt
infichtig und einhellig den Wunsch der Nation verkünden; es
nöoge, damil seine nächsten Interessen selbst, die des volkswirth
chaftlichen, gewerblichen und kaufmännischen Bestaudes gesichert
und umfriedet sind, alsbald und sofort an gleicher Stelle (man
Jestatte die Bezeichnung) ein deuisches Milifärparlament eingeru⸗
fen werden, welches, ein Ausschuß der tüchtigsten Officiere von
Nord und Süd, den schütenden und schirmenden Organismus
deutscher Lande ebenso einmüthig, kräftig und in Treue sich er⸗
zänzend herstelle, als wie es selbst, so Gottt will, den nahreuden
and erhaltenden vollbereiten wird. Die Schutz⸗ und Trutzbünd⸗
nisse der Sudstaaten mit dem Nordbund müssen offentlich gewähr⸗
eistet, und rückhaltoloß Hand in Hand, Fahne an Faͤhne beschworen