Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler ZAnzeiger. 
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Nro. * 22. —0 νν— Donnerstag, den 20. Februar E F —1868. 
27 3 7, 
et Deutschland. 
Mu nich e n 15. Febpe Rachdem die Verordnungen über 
die militärischen Verhältnisse der zum einjährigen Freiwilligendienst 
zugelassenen Wehrpflichtigen im Militärberdnungsblatt zur Veröffent— 
lichung gelangt sind, hat durch eine Verordnung des Ministeriums 
des Innern vom 14. d. M. auch das bezüglich dieser Freiwilli⸗ 
gen einzuhaltende Verfahren bis zum Antrint ihres Dienstes seine 
Regelung erhakten!Die Sitze der Prüfungscommission sind: Mün—⸗ 
chen, Passau,Speyer, Regensburg, Bayreuth, Nürnberg, Würz- 
hurg und Augsburg. Die diesjährigen Prüfungen beginnen am 
2. März und sind Gesuche um Zulassung zu denselben spätestens 
bhis zum 29. Febre beim Vorstand derjenigen Kommission einzu— 
reichen, bei welcher fich der Militärpflichtige der Prüfung unter⸗ 
ziehen will. — Die Pflichtigen der Altersklasien 1845 und 1846 
haben sich bis zum:7. März persönlich beim Commando derjeni— 
gen Truppenabtheilung zu melden, woselbst sie eintreten wollen. — 
— München, 15. Febr.“ Der Referent für das Schulgesetz 
statuirt die Berechtigung zum Eintritt in die Ortsschulcommission 
wie dem Ortspfarrer so auch dem Arzte, wenn ein solcher in der 
Gemeinde wohnt; falls mehrere Aetzte daselbst wohnen, dem durch 
das Bezirksschulamt zu bezeichnenden Arzte. Der Referent Gelber! 
begruͤndet diesen Antrag folgendermaßen /; 
Die Vorstellungen der ärztlichen Localvereine zu Nürnberg, 
München und Augsburg legen den Kammern die dringende Bitte 
vor, „bei der Berathung des Schulgesetzes zu beschließen. daß bei 
der Zusammensetzung aller in Schulangelegenheiten thätigen Com— 
missionen das ärztliche Personal Sitz und Stimme finde.“ „Vor 
Allem sei es die physische Lebensphaͤre der Jugend, welche die 
Mitwirkung des medicinischen Wissens erheische.“ „Die Rüchksicht 
auf die körperliche Gesundheit, sei das zweite Motiv“ ihrer Ein⸗ 
zabe führen die Petenten aus und fahren fort: „Nur der Arzt 
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koͤrperlichen Gesundheitspflege in ihrem ganzen Umfang zu erken— 
nen, und er ist vor Allen der Sachverftändige, welcher die Mit— 
lel zur Abhilfe in den einzelnen Fällen bezeichnen kann.“ Wenn 
aun der Staat unbestreithar berechtigt ist, den Schulunterricht obli— 
zatorisch zu machen, und damit einen Theil der elterlichen Rechte 
an sich zieht. wenn er andererseits aber auch die Pflicht hat, diesen 
dem elterlichen Haufe entzogenen Theil der Pflege und Erziehung 
in der Weise zu verwalten, daß er der Jugend alle zu ihrer Ent— 
wickelung nothwendigen Bedingungen sichert, so darf sich die 
Staatsregierung auch der weiteren Pflicht nicht entziehen, von 
allen Seiten die Kräfte herbeizuholen, welche ihr Wissen und ihr 
Urtheil zu ergänzen im Stande sind. Daß unter die für die 
Schulpflege nöthigen Kräfte auch die Aerzte gehören, dürfte aus 
obigen Gründen klarm hervorgehen. —— 
* a 5 Dienstesnachrichten. n 
Als functionirende Landwehrbezirks⸗ Commando⸗-Adjutanten 
sind unter anderm commandirt: die Oberlieutenants J. Ertel 
vom 8. Inf. Reg. in Kaiserslautern, J. Fischer vom 8. Inf. 
Reg. in Zweibrücken, J. Tremmel vom 4. Inf.Reg. in Landau; 
ferner der Unterlieutenant F. Cordes vom 4. Inf.Reg. in 
Speyer. —D— 
Karlsruhe, 15. Febr. Die Thronrede, mit welcher 
der Großherzog Friedrich heute die Ständeversammlung schloß, 
gedachte zunächst. der zahlreichen gesetzgeberischen Arbeiten des 
Landtages, namentlich auch des Voltsschulgesetzes, und 
fuht dann fort? 
434 „Größere ünd mächtigerr Aufgaben waren auf dem Gebiete 
der nationalen Politik zu lösen, Mit hoher Befriedigung spreche 
ich es aus: Ich habe mich nicht getäuscht in der Erwartung, 
daß mein treues Volk mir folgen wird auf dem Wege zu festerer 
natipnalet Finigung. Sie, die Vertreter des Landes, haben durch 
die That die Uebereinstimmung desselben mit den höchsten Zielen 
neiner Regierung bekundet. Ich danke Ihnen für die patriotische 
Einsicht und die muthige Opferbereitheit, mit welcher Sie durch 
die Militärgesetze die Wehrkraft des Landes im nationalen-Inte⸗ 
resse erhöhten und durch die Bewilligung reichlicherer Mittel die 
Bestreitung des groͤßeren Aufwandes ermöglichten, ohne den wohl⸗ 
begruͤndeten Credit des Landes zu erschüttern. Ich weiß, mein 
Volk wird in richtiger Würdigung der großen Aufgabe, für welche 
die Opfer gebracht werden muͤssen, sie willig tragen. Es wird 
ich des Bewußtseins freuen, in redlicher Erfüllung des durch Sie 
zutgeheißenen Allianzvertrages den Gliedern des Nordde utschen 
Zundes ebenbürtig zur Seite treten zu können. Es wird erkennen 
daß in diesen Opfern die Bürgschaft liegt für die Erreichung des 
nationalen Zieles in friedlicher Entwickelung. Die Ansdehnung 
und Neubildung des Zollvereins auf parlamentarischer Grundlage 
worin Sie mit meiner Regierung die Erfüllung eines längst ge⸗ 
zjegten Wunsches erblickt haben, ist ein erfreulicher Anfang der 
Finigung Deutschlands auf dem Gebiete materieller Interessen. 
Die jetzt ins Leben getretene Verfassung des Vereins ermöglicht 
ein regelmäßiges Fortschreiten seiner Gesetzgebung, und die Ver⸗ 
einigung der Vertreter aller seiner Glieder, zunächst zur gemein⸗ 
'amen Pflege bestimmter wirthschaftlicher Interessen, ist eine be— 
deutungsvolle Stufe auch in der Gesammtentwickelung Deutsch⸗ 
lands. Edle Herren und liebe Freunde! In ernster Arbeit 
treben wir nach einem großen Ziele: ein im Innern freies und 
fräfliges Staatswesen, ergänzt und getragen durch die innige na⸗ 
tionale Verbindung mit den übrigen deutschen Staaten. Durch 
òentschlossene That sind wir diesem Ziele näher gerückt; durch feste 
Beharrlichkeit werden wir es erreicher.. 
Frankfurt, 15. Febr. Das erste Blatt der heutigen 
Nummer der Frankf. Ztg. ist mit Beschlag belegt worden. 
Hannover, 14. Febr. Graf Bremer hat sich nach Hie— 
zing begeben, um als Festgabe der bremischen Ritterschaft einen 
ilbernen Schild mit dem bremischen Wappen zu überbringen. 
Wien, 14. Febr. Die österreichischen Blätter weisen die 
Unklagen zurück, welche die Kreuzzeitung und die Norddeutsche 
Allgemeine Zeitung gegen Oesterreich wegen des Treibens von 
dönig Georg in Hietzing erheben. Die neue freie Presse schreibt: 
„Koönig Georg, welcher den hannover'schen Legionären in Frank, 
eich täglich zwei Francs Löhnung auszahlen läßt, lebt aus preußische 
Ztaatsmitteln. Oesterreich gibt dem Welfenhause wahrhaftig nichtn 
»as Geld dazu; da muß die preußische Regierung sich schon bei 
der eigenen Nase fassen“ 
Wien, 14. Febr. Ueber die Concordatsfrage findet täg⸗ 
ich Ministerrth statt, dem der Kaiser präsidirt. Die Situation 
st für das Ministerium sehr ernst geworden. 
— In den letzten Tagen trug man sich im großen Publi— 
um mit dem Gerüchte, daß zur Deckung des Deficits eine Ver— 
mögenssteur (3)) von 1 Procent in Aussicht stehe. n 
Wien, 14. Febr. Der Hof zu Hietzzing wird am 18. 
d. M. die silberne Hochzeit des welfischen Königspaares feiern 
und schien den getroffenen Vorbereitungen zufolge damit politische 
Demonstrationen yerbinden zu wollen. Von Regierungsw eegen, sind 
daher vertrauliche Mahnungen nach Hietzing gelangt: und der Ex⸗ 
Zönig Georg soll darauf die bestimmte Zusage gegeben haben 
‚daß er die gegebenen Verhältnisse vollständig würdige und auch 
zicht entfernt die Absicht habe, der ihm dargebotenen Gastfreund⸗ 
chaft irgendwelche Verlegenheiten zu bereiten.“ 
Wien, 15. Febr. Der von der Gemeinde Hietzing sür 
den König von Hannover beabsichtigte Fackelzug wurde wegen 
der bei den herrschenden Stürmen befürchteten Feuersgefahr () 
untersagt'“ 
Wien, 17. Febr. „Warrens Wochenschrift“ enthälf ein 
Florentiner Telegramm, wonach Menabrea die guten Dienste der 
ranzösischen Regierung in Anspruch genommen hat, um die Ent⸗ 
ernung des Exkönigs Franz II. von Neapel aus Rom beim 
Papfte zu erwirken. 
Wien, 17. Febr. Gestern Mittag erfolgte die Unterzeich⸗ 
ning der Ehebacten des Prinzen Lndwig von Bayern mit der 
ẽrzherzogin Maria Theresia. Am Mittwoch wird die feierliche