Full text: St. Ingberter Anzeiger

Hl. Ingberler Anzeiger. 
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Nr. 39. Närz 1869. 
Deutschland. 
München, 4. Febr. Der wirkliche Verfasser der Schrift: 
Der Anschluß Süddeutschlands an die Staaten der preußischen 
hegemonie — sein sicherer Untergang bei einem französisch- 
zreußischen Krieg“, ist nach der „S. Pr.“ ein früherer sächsischer 
dieutenant Streubel, der, nach seiner Entlassung aus sächsischen 
Diensten, um Aufnahme in die preußische Armee nachsuchte, aber 
abgewiesen wurde. 
—München, 8. März. Die k. preußische und die k. bayerische 
stegierung, von der Absicht geleitet, auch nach Auflösung des 
euischen Bundes hinsichtlich der Ertheilung von Naturalisations⸗ 
ind Entlassungsurkunden an beiderseitige Unterthanen, welche in 
en andern Staat auswandern wollen, nach gleichen Principien 
uu verfahren, haben fich in dieser Beziehung unter der Verpflichtung 
»er Gegenseitigkeit über folgende Grundsätze geeinigt: „Die 
Naturalisation eines Angehörigen des einen Staates in dem andern 
zarf erst dann erfolgen, wenn der Aufzunehmende den Nachweis 
iber seine Entlassung aus dem bisherigen Unterthansverhältnisse in 
urkundlicher Form beigebracht hat. Die Entlassung eines Ange⸗ 
jbrigen des einen Staates, welcher in den andern auswandern 
will, soll erst dann bewilligt werden, wenn der Betreffende nach— 
weist, daß er in dem andern Staat als Unterthan aufgenommen 
verden wird. — 
— Nachdem die hierauf bezügliche Ministerialerklärung des 
dpreußischen Präsidenten des Staatsministeriums und Ministers 
ner auswärtigen Angelegenheiten Grafen v. Bismarck vom 10. 
dezember 1868, gegen eine entsprechende Erklärung des bayerischen 
Zztaatsministeriums des k. Hauses und des Aeußern vom 20. 
Febr. d. J. am 21. Febr. d. J. in München ausgewechselt 
vorden ist, so wird die Convention im nächsterscheinenden 
Regierungsblatt Nr. 14 zur entsprechenden Nachachtung bekaunt 
emacht werden. 
Dienstesnachrichten. 
Der Betriebsinspeckor der Pfäizischen Eisenbahnen, Victor 
ducar, ist zum Betriebs⸗Oberinspector und der Direck'onssecretär 
Joseph Heller zum Betriebsinspector der Pfälzischen Eisenbahnen 
ernannt worden. 
Berhin, 6. März. Heute erfolgte der Schluß des Land⸗ 
ages. Grof Bismarck oerlas die Schlußrede, welche zunächst den 
Fortschritt in der verfassunggmäßigen Entwickelung Preußens 
onstatirt und für die Annahme des Fraukfurter Recesses dankt; 
zezüglich der anderen Vorlagen hofft sie duf Erzielung eines Ein—, 
ernehmens beider Häuser in nächster Session, in welcher auch ein 
Anterrichtsgesetz und Entwürfe über Fortbildung!der Corporationen 
vorgelegt werden sollen. — —A — 
Wien, 4. März. Die«,Neue fr. Presse“ fchreibt: Der! 
Czas macht jeik Wochen unablässig die eingehendsten Mittheilungen 
iber Arragements zwischen Rom und Petersburg. Uns geht heute 
zie Mittheilung; zu, daß alle in letzter Zeit aus Rom berlduteten 
Angaben und mitunter als positiv hingestellten Behauptungen über 
rgend welche zwischen Rußland und dem heiligen Stuhle ange— 
zahnte Verhandlungen durchaus erdichtet sind. Seit der Aberuf⸗ 
mg des als russischer Geschäftsträger- in Rom accredirt gewesenen, 
varon v Meyendorf seien zwischen den beiden Regierungen die 
iplomatischen Beziehungen total abgebrochen und seither auch nicht 
as Geringste veranlaßt oder auch nur versucht worden, um den 
ztatus quo factisch zu ändern. — 
Amierika. WM 
Havanna, 3. März. Mew⸗Yorker Kabelnachricht. 
die Insurgenten aus Cuba sind geslagen und werden energisch 
erfolgt. 
geschworene: 1. Johann Adam Fischer, pract. Arzt in Burrweiler; 
2. Valentin Bernion, Müller in Germersheim; 8. Heinrich Schif- 
er, Gutsbesitzer in Moͤrlheim; 4. Thomas Pfaffmann, Sohn 
von David, Bürgermeister in Burrweiler; 5) Daniel Stalter, 
Dekonom auf Monbijon (Dietrichingen); 6. Johann Nikolaus 
Zpitzfaden, Ackerer in Nußdorf; 7. Georg Ludwig Bandel, Bür⸗ 
germeister in Queichheim; 8. Christian Ludwig Christ, Bierbrauer 
n Oggersheim; 9. Leonhard Fath J., Gutsbesitzer in Queichheim; 
10. Joseph Helfrich, Oekonom auf dem Staffelhof (Pirmasens); 
1. Franz Leppla, Müller in Niedermiesauß 12.* Ludwig Elisa 
Wend, Kaufmann in Zweibrücken; 13. Franz Sick, Gastwirth 
ind Posthalter in Speyer; 14. Peter Ißler, Gutsbesitzer in 
Diedesfeld; 15. Karl Schuck, Bierbrauer in Kaiserslautern; 
i6. Hugo Meuth, Buchhändler in Kaiserslautern; 17. Wilhelm 
Mayer, Ockonom und Wirth in Ramsen; 18. Christoph Roos, 
Bürgermeister in Haardt; 19. Georg Franz Hauck, Kanfmann 
n Dürkheim; 20. Adam Seewald II., Adjunkt in Rodenbach; 
21. Peter Plauth, Kaufmann in Kusel; 22. Friedrich Gander, 
Butsbesitzer in Steinweiler; 23. Christian Brenzel jun. Ackerer 
uind Adjunet in Walsheim; 24. Christian Brill, Adjunct in 
stimschweiler; 25. Theobald Burkhardt, Oekonom in Weidenthal; 
26. Franz Breith, Kaufmann in Pirmasens; 27. Ludwig Pall⸗ 
nann, Kaufmann und Bürgermeister in Landstuhl; 28. Franz 
Bhilipp Rebholz, Wirth in Siebeldingen; 29. Theodor Steinmetz, 
Hutsbesitzer und Gemeinderath in Forst; 30. Joseph Benzino III., 
seutner in Landstuhl. 2) Ersatzgeschworene: 1. Gottfried Cull- 
nann, Kaufmann; 2. Daniel Wildt, Weinhändler und Stadt⸗ 
rath; 3. Theodor Märcker, Apotheker; 4. Wilhelm Wery, 
daufntann; 5. Ludmig Jansohn, Lampist, und 6. Johann Ja⸗ 
'ob Heck, Fabrilant und Stadtrath — sämchtliche in Zweibrücken 
vohnhaft. 
f Die Siamesischen Zwinglinge werden auch nach Berlin 
'ommen, sie sind von Renz für seinen Circus engagirt. 
In Berlin hat eine Dienstmagd Zwillingskinder geboren 
uind beide ermordet. 
F Ein Aet der Volksjustiz, der an die Gebräuche der nord⸗ 
imerikanischen Lyncher erinnert, wurde kürzlich, wie die, Danziger 
z itung“ berichtet, in der Nähe von Straßbung ausgeübt. Auf 
dem Gute J. waren mehrfache Diebstähle an Kartoffeln und 
Betreide gemeldet worden. Der Besitzer A. begegnete auf die 
etlagen, daß er zwei Nachtwächter angestellt habe und es den Inst⸗ 
euten überlasse, selbst den Dieben aufzulauern; 20 Instleute kamen 
n Folge dessen überein, zu zweien allnächtlich die Wache zu 
ibernehmen; ihre Bemühungen waren aber mehrere Wochen hin⸗ 
urch ohne Erfolg. Am 2. Februar Abends bemerkten die beiden 
Wächter, daß zwei Männer vom nahen Walde her nach den neben 
dem Gehöfte gelegenen Erdkellern gingen. Einer der Wächter 
alamirte die umwohnenden Instleute; welche alsbald mit Knütteln 
jewaffnet die Erdkellet umstellten. In einen derselben war bereits 
iner der Diebe eingestiegen, während der andere Wache hielt. 
Letzterer wurde sofort niedergeschlagen, und da der andere nicht 
ius dem Erdkeller herauskammen wollte, wurde ein Bund Stroh 
n die Oeffnung gesteckt und angezüdet. In Todesangst kroch der 
ringestiegene aus dem Keller und wurde nun mil Knüttelschlägen 
o tractirt, daß er besinnungslos liegen blieb. Der zufällig von 
einem benachbarten Gute Nachts zurückkehrende Besitzer A. hatte 
den Lärm gehört, fuhr auf die Stelle zu und fand nach längerem 
Suchen daselbst die fast zu Tode geprügelten Männer in ihrem 
Blute liegen. Er ließ sie auf den Wagen laden und sorgte 
jofort für ürtzliche Pflege. Es waren zwei arme Holzschläger 
zus einer entfernten Gegend, die in dem benachbarten Privatforst 
Holzschlägerdienste verrichteten, hier sich in Erdhütten häuslich ein— 
ferichtet hatten und, von äußerster Noth getrieben, Kartoffeln zum 
zerzehren aus fremden Kellern geholt hatten. 
dermischteo/;⸗. 
ꝓF Zweubrücckenn, 7. März. (Schwurgerichtsverhandlungen. 
us Geschworene sind folgende Herren einberufen: 1) Haupt⸗