Sl. Ingberler Znzeiger.
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186g9.
München, 7. März. Die Bezüge der auf Dienstvertrag
verliehenen Postexpeditionen sind vom 1. Jan. 1869 an neu ge⸗
egelt und wird der die einzelnen Posterpeditoren hiernach treffende
Mehrbezug auch für das Jahr 1868 nachträglich ausbezahlt.
— die Kammer der Abgeordneten hält kommenden Dienstag
die nächste Sitzung, in welcher Autrag auf Freigabe der Brod⸗
ind Mehltaxe zur Berathung und Beichlußfassung gelangt, event
her Gesetzentwurf über die Personenhaft.
Muͤnchen, 9. März. Minister Prinz Hohenlohe ist heute
im Auftrage des Königs zur Zusammenkunft mit dem würtem—
zergischen Staatsminister Varnbüler nach Nördlingen gereist.
— (Abgeordnetenkammer). Der Gesetzentwurf über die Auft
zebung der Schuldhaft wurde einstimmig angenommen. Alwens
ertlärie, die Opposition gegen die Ausdehnung des Gesetzes aus
die Pfalz, weil erkolglos, fallen zu lassen. — Der Antrag auf
anbedingie Aufhebung der Mehl- und Brodiaxe (nämlich im
rechtsrheinischen Bayern) wurde mit großer Majorität angenom⸗
men. — Die Reichsrathskammer hat die Gemeindeordnung bis
Art. 35 wesentlich nach den Ausschußanträgen angenommen. Die
Aufhebung der Umlagefreiheit der Standesherren wurde abgelehnt.
Speier, 8. März. Wie die „Pf. Ztg.“ erxführt, hat auch
zas k. Appellationsgericht der Pfalz in einer direct an Se Maj.
den König gerichteten Eingabe sich gegen die Einführung des
neuen Civilprocesses in der Psalz ausgesprochen.:-Dasselbe hat
zereits eines der vier Bezirksgerichte gethan und die drei übrigen
verden ohne allen Zweifel folgen. 2
Aus Kassel schreibt die „Hess. Morgenztg.“, daß in Voll⸗
ug des Beschlagnahmegesetzes der Generalpersammluug des kur⸗
ürstlichen Hausfideilommisses, durch welcht die Hofdiener J
krkurfürsten in Prag seuher noch ihre Besoldungen empfingen,
jon Berlin Weisung ertheilt ist, fernere Zahlungen an dieselben
nicht meht zu leisten. Die in Kassel wohnenden ehemaligen Hof-⸗
iener erhalten ihre Besoldungen nach wie vor; die Maßregel ist
nicht gegen die Hofdiener, sondern nur gegen den Kurfürsten
erichtet. — 6
Berlhin, 6. März. Nach einer Meldung der „Kreuzztg.“
etragen die don der preußischen Staatskasse übernommenen Schul⸗
)en Frankfurts zwanzig Millionen, die übernommenen Frankfurter
Werthobjecte eilf Millionen, mithin der Schuldenüberschuß neun
Millionen, wozu noch die Abfindungssumme kommt.
Wien, 9. März. Die „Neue Freie Presse“ meldet, daß
zer französische Botschafter dahier, Herr v. Gramont, nach Paris
derufen sei.
— Der depossedirte König von Hannover gedenkt unter die
Foncessionäre zu gehen. Der materielle Erfolg, den bis jetzt die
Berwaltungsräthe und die Gründer neuer Bankinstitute errungen,
äßt ihn und seinen Minister, den Grafen Platen, nicht ruhen.
Fr ist demnach um die Verleihung einer Concession zur Gründung
iner Bank nach Art der hiesigen Anglo- und Franco-⸗Austria-Bank
ingeschritten.
Fraukreich.
Paris, 6. Marz. Der „Gaulois“ nimmt von der Prokla—
nation Grants Veranlassung zu folgenden melancholischen Re—
lexiouen: „Welche bittern Gefühle müssen sich unserer bemächtigen,
oenn wir das Manifeft des neuen Präsidenten der —*8
Staaten lesen und die Resultate, welche die Regierung der großen
stepublik erlangt hat mit den Erfolgen der französischen Regie—
ung vergleichen.“ Die Gesetze, sagt der General Grant, müssen
lets sowohl von denen respeckirt werden, die sie billigen, als von
zenen, die sie tadeln. Unlerdeß discutiren wir den Vertrag, den
ie Stadt Paris gesetzwidrig mit dem „Credit foucier“ abge—
dlossen hat. Der General sagteferner: Ein Augenblick der
eberlegung: bezüglich unseres überwiegenden Einflusses unter den
dationen, muß dem Natonalstolze die Mittel: eingeben, unsere
dakionalschuld zu tilgen. Und wir, während wirmit Schmerz
dieses Prognostikon aussprechen hören, wir sehen unsern Einfluß
nn Amerika verloren, in Italien auf's Spiel gesetzt und von
Preußen bedröht.“
— Die ‚Temps“ sagt: „Die Proklamation des Generals
Grant ist in jeder Beziehung bedeutend; sie trägt im höchsten
Grade den Stempel des Munnes und des Landes und kann in
wenigen Worten resumirt werden: im Innern das Gesetz achten
ünd zur Achtung bringen, dabei aber zugleich den legitimen Ein—⸗
fluß machen, der dem Präsidentenamte zukommt, nach Außen die
amerikanische Fahne hoch und fest halten. ..7 Diese erhabene
Sprache bezeichnet deutlich, was die Administration des neuen
Präsidenten sein wird. Sie richtet sich nicht allein an's ameri⸗
lanische Volk, sie verdient auch diesseit des —8* gehört zu werden.“
Pa.r i s, 7. März. „Etendard“ dementirt die Nachricht,
Lavalette und Solms hätten von Berliu wichtige kriegerische De—
peschen erlnalten, die nahe Verwickelungen befürchten lassen können.
— Der „Etendard“ und der ‚Public“ sagen: Die Rück⸗
kunft des frauzösischen Botschafters Mercier aus Madrid nach
Paris bedente den Wunsch der französischen Regierung, in abso⸗
luter Neutratität gegen Spanien zu verharren.
Italien.
F— Flo renz, 8. März. Nach Beseitigung der entgegenstehen⸗
den Schwierigkeiten ist die Postconvention zwischen Italien und
Frankreich unterzeichnet worden, worauf Cavaliere Nigra den schon
jrüher ˖ Erbetenen Urlaub nach Italien erhalten hat.
— Der Finanzminister soll beabsichtigen, zur Abschaffung
des Zwangscurses den Schatzdienst an die Bank zu überlassen.
SQpanien. J
So kräge und scheinbar still die Verhandlungen der Cortes
hinfließen, es fehlt nicht an Scenen, welche den Haß und das
tiefe Mißtrauen bekunden, mit welchen Personen und Parteien
sich verfolgen. So wurde der Minister des Innern Sagasta von
einem republikanischen Deputirten arg heimgeschickt. Unglücklicher
noch war Peimma Demselben schienen die Verhandlungen viel
zu lange zu dauern. Er rief der Kammer in herrischem Tone zu,
man solle jetzt ein Ende machen; es sei für die Minister, die das
Bewußtsein hätten, recht gehandelt zu habeun, unerquicklich, schon
jeit drei Tagen wie auf der Anklagebank zu sitzen. Unter großem
Beispiel entgegnete Castelar: Herr Juan Prim, Sie zeigen allzu⸗
früh Ihre Dittatorgelüste; wir sind das Land und sie haben hier
nichts Anderes zu thun, als uns Rechenschaft abzulegen.
Donaufürstenthümer.
Rumänische Blätter bringen den Text einer Proklamation
Mazzini's, welche unter die Bevölkerung der Donaufürstenthümer,
ramentlich in der Gegend von Galacz, vertheilt wurde. Sie ist
an die Bewohner von Montenegro, Serbien, Bulgarien und Ru—
nänien gerichtet, mit der Aufforderung, das Joch der türkischen
Herrschaft abzuschütteln. Mazzini scheint also nicht der Meinung
zu sein, daß die orientalische Frage bis auf Weiteres von der
Tagesordnung entfernt worden ist.
Schwurgerichts⸗Sitzung.
J. Quartal 1869.
Zweibrücken, 8. März. Anklagefache gegen Daniel
derch, 32 Jahre alt, Ackerer von Offenbach, wegen crimineller
Zörperverletzung. Der Angeklagte wurde mit mehreren anderen
Hasten am 1. November v. J. in der Garrecht'schen Wirthschaft
uu Offendach von der Gendarmerie wegen Uebersitz prototollirt.
Beim Fortgehen traf die Gesellschaft im Hofe die Brüder Georg
ind Jatob Fink und Theobald Hatzenbühler bon da, die aus
inet: anderen Wirthschaft gekommen waren, und nun wurde das
Jechen. fortgesetzt, bis die ganze Gesellschaft betrunken war.