St. Ingberler Anzeiger.
Der St. Ingberter Anzeiger (und das mit dem Haupiblatte verbundene Unterhaltungsblatt, mit der Dienstags⸗ Donnerstags⸗ und Sonntags⸗
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Nr. 47. —1869.
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Mit dem 1. April nächsthin beginnt ein neues Quartal
uuf den St. Ingberter Anzeiger, für die Monate April,
Mai und Juni. Wir ersuchen freundlichst unsere auswärtigen
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stellung bei den betreffenden Postexpeditionen oder den Postboten
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velche das Blatt durch Unsere Zeitungsträger beziehen, wird
das Blatt für das kommende Quartal fortgeliefert werden, sofern
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Die Expedition des St. Ingberter Anzeigers.
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Deutschland. I
München, 19. März. Der Socialgesetzgebungsausschuß
»er Kammet der Reichsräthe hat die Berathung diber das Arinen-
zeseß vollendet und nur verhältnißmäßig wenig Abänderungen von
den Beschlüssen der Kammer der Abgeordneten begutachtet. Die
wichtigste Abänderung besteht darin, daß auch fortan die Oris
yfarrer in Landgemeinden kraft des Gesetzes Vorstände der Armen⸗
vyflegschaftsräthe sein und demnach auch bei den Verhandlungen
ver Districtsräthe über das Armenwesen vertteten sein sollen.
München, 20. März. Der Gesetzentwurf bezüglich der
pfälzischen Eisenbahnen ist vom Könige genehmigt worden und
teht die Genrehmigung darch den Staatsrath und die sofortige
Finbringung desselben in der Kaminet in Aussicht —
München, 20. Marz. Das im vorigen Jahre!“ bei
Schweinfurt beabsichtigte Uebungslager soll nun, wie der Augsb.
Abdzig.“ mitgetheilt wird, im kommenden Herbste abgehalten, und
ollen hierzu zunächst diejenigen Abtheilungen beigezogen werden,
velche bei dem Uebungscorps auf dem Lechfelde und in Schwa⸗
ꝛen im Jahre 1867 nicht betheiligt waren; man soll haupt säch⸗
ich ein Marschlager mit Gefecht um verschiedene Oerllichkeilen im
Auge haben. d 4*
Dirnstesnachrichten.
Dem Bezirksgerichte Frankenthal wurde ein Assessor außer
dem Status beigegeben und diefe Stelle dem Langerichts-⸗Assessor
Eduard Jung in Landau auf Ansuchen verliehen.
Wiesbaden, 18. Maͤtz. Der „Nhein. Kur.“ bringt —
illerdings „mie aller Reserve, obgleich von guter Hand“ —
gachstehende auffällige Mittheilung? „Die Mitcueder der Familie
Aleans werden glaubwürdigen Nachrichten zufolge in diesem
Sommer in hiesiger Stadt zusammenkommen.“ Der Gewährs—
nann des Blattes fügt hinzu, es sei eine Transaction der Orleans
mit dem Grafen v. Chainbord (Heinrich V.) eingeleitek, wonach
eeterer sür seine Person den Ansprüchen auf den französischen
Thron entsagen wolle. Für den Fall jedoch, daß der Graf
2. Chambord (kinderlos und ein Fünfziger) noch männliche
Leibeserben hintertassen sollte, würde die Erbfoige auf diese zurück—
allen. Demselben Blatte zufolge, wird diesen Sommer ein preu—
zischer Prinz (Karl) auf mehrere Wochen hierselbit im Nassauer
dofe“ Aufenthalt nehmen.
Berlin, 18. März. Die „Nat.«Ztg.“ theilt den Inhalt
eines Schreibens mit, welches ein englijcher Staatsmann von
imtlicher Stellung an eine hochgestellte Persönlichteit in Berlin
gerichtet hat. Die Gerüchte von einem französisch-österreichischen
Bündniß gegen Norddeutschland werden darin als albern bezeichnet,
da Italien und Oesterreich einsehen maßten, daß bei einem Siege
Frankreichs dieselbe Alleinherrschaft. dieses Staates eintreten würde,
delche 1300 - 1812 das Festland Eucopa's umfaßte. Eine folche
Lage herbeizuführen, sei Jtalien zu klug, und auch in Oestecreich
müßten Bedenken dagegen sich geltend machen, zumal bei einem
twaigen Siege des mit Rußland verbündeten Norddeutschland
Desterreich allein die zerbrochenenen Töpfe würde zahlen müssen.
— Die Lage sei nun eine solche, daß ein Sieg Frankreichs jeder
anderen Macht gefährlich wäre, während ein Sieg Deutjchlands
die Selbstständigkeit keines andern Staates gesährden würde. Des
jalb glaube man in den maßgebenden Kreisen Englands an die
Erhaltung des Friedens.
Frankreich.
Paris, 19. März. Die Besorgnisse der jüngstem Ver—
zangenheit haben sich wieder als voreilig erwiesen, und es ist nicht
diel mehr die Rede von den bedrohlichen Sympiomen, welche
einige Wochen hindurch Europa in Aufregung versetzten. Natür⸗
lich ist dabei im Publikum, wie in der Presse die Ansicht allge⸗
mein, daß in der „belgischen Angelegenheit“ Frankreich sich glän⸗
jend herausgebissen habe, und daß die eingeleitete Unterhand⸗
lung auf eine belgisch-fränkische Zolleinigung hinauslaufen
werde.
Paris, 21. März. Im Gesetzgebenden Körher nahm
gestern der Kriegsminister Niel das Wort über die neue Milikaär—
yrganisation und fagte, dieselbe sei nahezu vollendet. Wenn ploͤtz⸗
lich eine Gefahr drohen sollte, so würde Alles rasch bereit sein,
aber man nähme sich Zeit, weil dem nichts entgegenstünde. Niei
agte ferner ; es sei jeßt nicht Zeit zu entwaffnen, weit größeres
Anglück würde es sein, im Znstande der Entwaffnung eine Belei⸗
digung hinnehmen zu müssen. Frankreich würde - diejenige Re⸗
gierung stürzen, welche das Land einer solchen Eventualität aus⸗
gesetzt hätte. (Beifallsbezeugungen.) — Der Kaiser hat seit Mitt⸗
moch die Grippe, ist aber wieder hergestellt und wird morgen einem
Ministerrathe präsidiren.
Spanien.. ——
Madrid, 21. März. Heute beginnt hier die Conscrip⸗
lion; der Stadtrath hat beschlossen, alle vom Loos Betroffenen
oszukaufen. —WMUW
In Mad rid erscheinen jetzt 30 Zeitungen. Davon ist genau
die Hälfte, 15, für die Candidatur Montpenfiet's, 5 rienen
die iberische Union, 6 die Republik, und 5 schwärmen für Don
Carlos und eben so viel für Isabellen.
Schwurgerichts⸗Sitzung. J
J. Quartal 1869.
8weibrücken 19. März. Anklage gegen Peter Adam Kleemann,
15 Jahre alt, Ackerer und Schreiner von Veiesenbach wegen Meineid.
Bertheidiger Herr Anwalt Keller. Durch Akt des k. Gerichtsboten Fleisch⸗
nann zu Landstuhl vom 24. October 1868 ließ der Handelsmann
Samuel Aron von Steinbach den Angeklagten auf Bezahlung
iner Summe von 22 fl. in die Sitzung des k. Landgerichtes zů
dandstuhl vom 6. November 1868 vorladen, welche nach der Auf⸗
tellung des Aron daher rührte, daß der Angeklagte am 10. Juli
867 von ihm eine Kuh rum den Preis von 92 fl. gekauft habe,
velchen Preis er auch am nämlichen Tage bis auf die eingeklagte
Zumme ausbezahlt habe. Der Rest mit 22fl. sollte nach Aron's
Angabe innerhalb Jahresfrist abgetragen werdeir. In der Sitzuug
bom 6. November nun behauptete der Angeklagte, er schulde Nicht⸗
mehr an den Aron, er habe zwar eine Kuh um den angegebenen
Preis gekauft und serhalien, allein er habe den ganzen Kaufpreis
»ezahlt. Der Kläger Aron deferirte deßhalb dem Angeklagten den
Entscheidungseid, den dieser auch in der Sitzung vom 13. No—
»ember dahin ausschwor, daß er am 10. Juüli 1867 unmitlelbar
nach dem Abschlusse des Kuhhandels den ganzen Kaufpreis an
Aron bezahlt habe. Auch heute bleibt der Ängeklagle bei seiner
Behauptung, daß er dem Aron nichts mehr schuͤlde, während dieser
benso seine frühere Angabe widerholt. Aron ließ sich von dem