edenfalls aber sei er ducch die vorausgegangene Mißhandlung
gereizt, auch zemlich angetrunken gewesen, dahetz geminderte Zu⸗,
rechnungsfähigleit angenommen metden müsse. D übrigens khrne
auch der Hieb nure unabsichtlich getroffen und die nicht gewollte
— F
borliege. — Die Geschworenen bejahten die Hauptschuldfrage
derneinten dagegen alle übrigen Fragen, worauf der Angeklagte
zur Zuchthausstrafe von 6 Jahren verurtheilt wurde.
Zweibrüschen, 28. März.— Anklaͤge gegen Johann Lieb,
uletzt Guterexbeditor bei der pfälzischen Ludwigs⸗Eisenbahngesell·
schaft in Zweibrücken, wegen Amtsuntreue. Vertheidiger Hert
nwall Petersen. Der Angeklagle wurde am 10. April 18658
als Guiter⸗Expeditor nach Zweibrücken ernannt mit einem. fixen
Gehalt von 600 fl. und 100 fl. Wohnungsentschädigung; diese
Beirage wurden im Jahre 1866 auf 650 und 150 fl. erhöht
außerdem bezog er an Emolumenten jährlich etwa 400 bis 500
I. so daß er ein Gesammteinkommen von etwa 1800 fl. hatte
JIu Folge verschiedener im Dienste vorgekommener Unregelmäßig
eilen und Vernachlässigungen wurde Lieb am 11. Sevptember
1868 als Expeditionsgehilfe nach Ludwigshafen zurückberufen und
aleichz. itig Hr. Controllvorstand Faust von da mit Revisjon' der
asse und Uebergabe der Güter-Expedition Zweibrücken an den
ieu ernaunten Güterexpeditor beauftragt. Während ein ober—
lachlichet auf Grund der geführten Bücher vorgenommener Kussen⸗
urz einen Ueberschuß zu Gunsten dets Angellagten ergab, wurde
zurch eine gründliche Vergleichung der einzelnen Belege, Rech⸗
nungen der Handelshäuser, Frachtlarten und Rollkartenregister ein
Deficit von 2914 fl. zum Rachtheile der Bahngesellschaft consta—
irt. Der Angeklagte gibt dieses Deficit zu, behauptet jedoch, er
habe keinen Kreuzer aus seiner Kasse veruntreut oder in seinen
Rutzen derwendet; wie das! Deficitentstanden und eine solche
Dohe erreichen konnte;, koͤnne er sich micht erklären, ebenso
aibi der Angeklagter zu. daß er die verschiedenen· Bücher
wnrichtig geführt habe, dies sei geschehon, um die Entdeduug, des
Deficits zu verhindernnnn. ””
In der Sißung vom 24. März, wurde nach Verlesung des
Anllagealktes: und der Constituirung des XXO
der Zeugen geschritten. Durch. die Beweißaufnahme wurde nament
lich festgestellt, daß Lieb den Conto des Rollführers Welker durch
anrichtige Eintragungen im die Rollkartenregister, und Einstellung
nucht · geschuldeter Betrage in das Soll des Welker um 1549fl.
zu viel belastet, daß er an die Actienbrauerei Tivoli, welche für
Biersendungen nach Neunlirchen eine Nachnahme von 268 fl. 47
— bezahlte, trotzdem er
sie in seiner Abrechnung mit der Hauptkasse in Ludwigshafen als
ausbezahlt aufgeführt batte. Von der Dingler'schen Maschinen⸗
fabrit hatte Lieb für Francatux zweier Sendungen Ende August
ind Aufangs September zufammen 848 fl. erhalten, ohne diesen
Betrag in sein Cassabuch einzutragen; auch in dem Contobuch
der Fabrik sindet sich diese Summe noch als Ausstand der Erpe⸗
dition vor. Um sein Deficit zu verbergen, stellte Lieb in die
Monatsrechnungen der einzelnen Absender, welche in beständigem
Verkehre mit der Expedition stehen, die vom 1.- 6. des folgenden
Monales von ihnen zu erhebenden Frankaturen und Frachten ein,
währeud er bei den Abrechnungen mit der Hauptkasse in Ludwigs
hafen diese Betrüge außer Ansatz ließ. Auf diese Weise hatte er
oin 1B, Sepiember 1868 der, Firma „Hech, Roth und
Schwinn“ in Irheim 526 fl. 35 kr. für Francaturen zur Last
gesetzt, so daß er nun diesen Betrag der Hauptkasse gegenüber
entlastet schien. Im Ganzen betrug, wie schon erwähnt, das
Deficit des Lieb 2914 fl. Dasselbe ist theilweise gedeckt, da die
Caution, welche der Schwiegervater des Lieb mit 300 fl. für ihn
stellte, ind der Erlös einer Mobiliarversteigerung mit 608fl.
beichen Lieb an die Bahngesellschaft cedirte, hiezu verwendet
durden. Nach. Aufstellung der kgl. Staatsbehörde soll Lieb für
seine Familie sowohe wie für sich selbst mehr Geld ausgegeben
haben als seine Verhältnisse es erlaubten; namentlich soll er in
ben letzten Jahren bedeutende Anschaffungen an Moͤbel und Kleider
gemacht and in jüngster Zeit eine Wohnung um den Preis von
300. fl. geimiethet haben. Der Angeklagte wurde von den Herrn
Geschworenen für schuldig ecklärt und zu 4 Jahren Zuchthaus
quf einer Festung zu ersteben verurtheilt.
Vermischtes.
p.Kaisershautern, 20. März. Am 31. ds. Mis.
tagt eine Wanderversammlung der „Pollichia“ in unsern Mauern
und sollen interessante Vorträge in Aussicht stehen und wird
Herr Professor Dr. Neumanwer sich ebenfalls daran be—
theiligen. J
4. Der Stadtrath von Neustadt hatte beschlossen, daß bei
Leichenbegüngnissen durch die Stadt nicht mehr gesungen und
laui gebetet werden dürfe, welchen Beschluß die Provinzialregier⸗
ung jedoch nicht genehmigte. Der Stadtrath ergreift Recurs an
das Ministerum .. 53 V *
*Dasit bayerische Ungarn“ wird unsere Pfalj von⸗ dem
Münchenet „Original-Correspondenten der „N. Frz Pr.“genannt,
weils dieselbe für ihren einhermischenCivilprocetß das wreueste
Münchener Gesetzgebungswerk nicht eintauschen will. —9
FBildhauer Hornberger aus Mannheim hat ein bedeutendes
Restau rationswerk, die Herstellung des Grabmals von Franz von
Sickingen in Landstuhl unternommen. Das Grab befindee sich
in der unterhalb der Ruine, des alten Schlosses gelegenen
Stadtlirche. J
—FIn Mannheim beschäftigt sich eine Anzahl Hopfen⸗
händler mit Gründung eines Hopfenmarktes. . t—
rFBSeidelberg, 21. März. Gestern Abend starb hiet
dertẽ Dr. Alexander Pagenstecher, gewesenes Mitglied der badischen
zweiten Kammer und mehrexer parlamentarischen Versammluugen
m 703 Lebensjahre. J
PAachen. Dieser' Täge trabein sehr anständig gektetdetrt
Fremder in der Rähe des Eisenbrunnens gelegenen Neuber'schen
daden und verlangte einen werthvollen Gegenstand, den er zu
einem Geschenk bestimmt, zu kaufen. Man zeigte ihm das schönsit
ächsische Potzellan, sowis das lkoftbarste böhmische Krystall. Ein
rachtvoller Kelch, 40 Thaler gewerthet, zog besonders seinen Blic
auf sich. Er nahm ihn zur Hand, betrachtete ihn von allen
Seiten und ... lleß ihn fallen, so daß err in taufend Stücke
zerbrach. „Mein Gott, wie ungeschickt bin ich! aber sie; werden
einsehen, daß ich an diesem Unfall' keine Schuld trage;
„O das ist zu stark,“ riefen drei bis vier Stimmen, mein Herr,
ver zerbricht, der zahlt; Sie sind daran schuld.“ Während dieses
Strestes traten zwein anderet Herren ein, dis von denr Vorsallein
enntniß gesetzt, wie voraus zu sehen war, dem Käufer Unrecht
zaben. Dieser, nachdem er noch einige Zeit sich mit dem Commis
verumgestritten, zieht endlich⸗ murrend. sein Portemonaie und über⸗
zgibt dem Cassier ein 1000 FreBill et, der ihm sofort 860 Fre.
herauszahlt, iwor auf der Fremde zögernd' den Laden verläßt.
Mittlerweile⸗ besahen sich die anderen Herren einige Gegenstände,
kaufen welche ˖ und bezahlen sie prompt, worauf auch diese sich enb⸗
sernten? Man glaubt vielleicht, diese beiden Herren würden den
Vor fall benutzt haben, um Einiges zu anectiren; keineswegs, aber
rinige St unden später, als man das 1000 Fre.Billet mechseln
wollte, bemerkte man, daß dasselbe⸗ falsch war. Man wird dies
vohl nicht einen Diebstahl durch Einbrechen, wohl aber durch
Zerbrechen nennen koͤnnen. F
7 Das Dorf Böhlebei Hagen (Westph.) wurde durch sei⸗
nen Geistlichen plöttzlich zu einem reichbesuchten Wallfahrlsorte ge⸗
chaffenn nde zwar durch dessen Wunderkraft, Kranke durch die
Kraft sein es Gebetes zu heilen; für Katholiken wie für Prote⸗
tanten ist dessen Gebet gleich kräftig. nur bedarf es der Anwend⸗
uing verschiedener“ Ceremonien für die verschiedenen Confes⸗
ionen; der neue Heilige soll früher gewisse Wechselgeschäfle
etrieben haben.
p In der Nacht vom 15. zum 16. März“ wagte sich ein
Trupp von nicht weniger als -sechs Wölfen in das luxem⸗
burgische Dorf Sinnen. Auf! der“ sofort veranstälteten
Treibja gor gelang es, eines der Raubthiere, ein Wölfin, znu
erlegen.
fWien. An die laiserliche Lotleriedirection ist ein Droh⸗
brief gerichtet worden, des In halts; daß „wenn drei angegebene
Nummern nicht gezogen würden, zwei von den bei der Ziehung
anwesenden Herren durch das dezeichnete Instrument (folgt die
Zeichnung einer Pistole) „verpflegt würden“
F.Waͤen, 19. März. Die Theater-Vorstellungen, welche
unter dem Protektorat der Fürstin Schwarzenberg in deren Palais
von Mitgliedern der höchsten Gesellschaft stattgefunden, haben
eine Einnahme für Wittwen und Waisen der auf der
Fregatten, Radetzky“ Verunglückten von nicht weniger als 23,000
—AXX—
(Eine Gruben-Erplosion.) Man schreibt dem
„R. W. Tagbl.“ gus MährischOstran: Der Montag, der
Unglückstag für die Kohlenwerte hat hier wieder seine Opfer
gefordert. Viehe der Arbeiter kommen nämlich noch etwas sonn⸗
iägiger Stimmung in die Schicht und sind in ihrem Uebermuth
an diesem Tage am meisten geneigt, die strengen Vorschriften,
die zum Schuß des Lebens der Grubenarbeiter bestehen, zu über⸗
chreiten. Zu dem in einer Strecke des am Bahnhof Ostran ge⸗
egenen Franzschachtes beschäftigten Arbeitern, die sämmtlich mit
Sicherheitslampen dersehen waren, kam ein Junge (sog. Schlepper),
das offene Licht in der Hand. Einer der Häner verwies ihm
diese Unvorsichtigkeit in Anbetracht der entzundlichen Gase, die
hekanntermaßen dort ausströmen, der Junge scheerte sich nicht
zaran, und ehe noch der Häuer demselben die verdiente Züchtig
uing angedeihen; lassen: konnte, geschah das Schreckliche. Die