Full text: St. Ingberter Anzeiger

Professor der Wiener Uni versität verdächtigt, weil er seinen Zue Kühe. Wie an?ẽden Börsen, so ist' es bei uns schr Rdin Ge— 
hörern ker lieft üher alt⸗ And mitteldentsche Literatur) die Bise schuͤften, keinc Speculation, kem Animo! Deßwegen will man 
märckerei“ einimpfe. Es ist“ jedoch Thatsache, daß die mehr dennsche wieder, wie es heißt, ein kleines Börsen⸗Lustspielt afführen und 
nationale als ernc minewre Wiener Kur⸗ zwar hal maif das Sujet &— was man nicht pexmuthen sollte — 
ichenschafter längkt bestand, ehe Professor Scherer an die wWuced aus der Bibek-genommen! nämlich die Geschichte von den fetten 
Universität berufen wurde. Ueberhaupt sollte man in dieser Aus und mageren Kühen. Man will unsere Eisenbahnen derart fu⸗ 
zelegenheit nicht die Balken neben den Splittern übersehen. Die äoniren, daß die vier bis sechs mageren Eisenbahnkühe von der 
Magyaren haben beharrlich gegen die Ehre protestirt, Oesterreicher etten Bexbacher Kuh, wenn auch nicht ganz aufgezehrt, so doch 
genannt zu werden; die polnischen Abgeordneten im Wiener Pur⸗ iber ziemlich ausgemolken werden. 5 — 
lament erklärten erst vor kurzem geradezu, ihr Land sei „mur eit pFirrankfurke Die Dombuulottetie“ hat; 12, 000 flu er⸗ 
unfreiwisliges Anhängsel“ von Oesterreich; auch gibt es diesseits jeben. Das Unternehmen' ging von der Frankfurter Künstlerge⸗ 
der Leitha eine ziemliche Anzahl von Leuten, welche sich wohl eellschaft aus; deßhatb wünscht dieselbe auch, das Geld möge 
Italiener, aber niemals Oesterreicher nennen, und die Czechen ha⸗ für etwas besonders Künstlerisches, etwa für ein Prachtportal 
ben bekanntlich eine Staatsidee, welche von-der neuöfterreichischen erwendet — werden. Der Herzog von, Nassau und. Fürst. von 
hetraͤchtlich differirt. Unter solchen Umständen dürfte es wohl ver- Thurn und Taxis haben ihre Gewinnste der Dombaukasse 
jeihlich sein, wenn ein ostgermanischer Student sich mehr für: däs urückgestellt. J— 
große Deutschland der Zukunft als für das verkleinerte Oesterreich 7 Aus Pragg, 28. Dec., telegraphirt man der „Prefsse“: 
der Gegenwart begeistert.“ „Nach dem „Tagesboten“? wurde das Herrenhausmitglied Fürst 
Wie unüberlegtin militärischen und finanziellen Dingen in Schwarzenberg auf der Durchreise von Frauenberg nach Pisek 
Oesterreich immer noch gewirthschaftet wird, zeigt einmal wieder m Walde von Strolchen überfallen. Er koönnte die Fortsetßung 
die Befestigung der Stadt Krakau. Seit drei Jahren ist diese der Reise nur gegen Herausgabe des einen Inhalt von 16,000 
Stadt mit dem ausgesprochenen Zweck, sie; gegen Preußen und Bulden bergenden Portefeuilles bewerkstelligen. Gendarmen ha⸗ 
Rußland zu schützen, mit einem Aufwand von 9,800, 000 fl. be⸗ ven einen vermeintliches Thäter eruirt, bei dem man 2000 Gulden 
festigt worden. Noch unlängst sprach der Kriegsminister in einer orfand Jc. — 
harlamentarischen Cömmission von der absoluten Nothwendigkeit, . Geffentliche Sicherheit in Ungarn.) Der Bürgermeister vön 
die Werke, welche schon eine ziemlche Stärke erreicht: hatten, zu Szegedin macht bekannt, daß die Stadt Szegedin demjenigen, 
pollenden. Aber die Polen und Ungarn opponirten. Die ersten velcher eine aus mehreren Köpfen bestehende Räuberbande an— 
erinnerten sich, daß die Anfänge der Befestigung aus einer Zeit eigt und deren Einfangung bewirkt, 1000 fl. und für Jeden, der 
datirten, wo der Kaiser nicht sowohl Rußland als Galizien im wei Räuber todt oder lebend einliefert, 400 fl. als Prämie 
Zaume zu halten-wünschte; dienletzteren wiesen darauf hin, daß uuszahlt. ——— 
Preußen auf Wien und nicht auf Krakau zu stoßen pflege, Ruß— In der Nacht vom 24. auf den 25. d. M. wurde in 
saud dagegen es vorziehen würde, auf dem kürzesten Wege über Innbruck kurz vor 11 Uhr eine Erderschütterung verszürt. 
Galizien nach, Ungarn zu marschiren, und demnach Krakau eben.. 7 In demselben Kohlenschacht, St. Heurietle bei Jemappes, 
alls liegen lassen mußte. Diesen Ausführungen gab der Kriegsminister in welchem vor einigen Monaten 57. Arbeiter den, Tod fanden, 
nach. Die Werke, die zehn; Millionen gekostet haben, bleiben un« kürzte am 24. Deceinber. Nachmittags durch einen Kettenbruch der 
vollendet: liegen, und es soll nun eine verbesserte Auflage derselben Korb, worin mehrere Arbiter zu Tage gebracht werden sollten. 
bei Przemyslauf der Linie zwischen der polnischen und ungarischen nit denselben in den Schaht, wohei 10 Mann auf. der Stelle 
Grenze veranstaltet werden! * todt blieben und zwei verwundet wurdeee. 
Griecheuland. * Mittel — Da sich zu den 
34* JernEine Rrgelamatien der F cirten und expropriirten polnischen Gütern immer noch keine Käufer 
At hen 20. Dec. Eine Itcranegeinn r —— inden wollen, so hat, wie aus Warschau geschrieben wird, die 
verlangt die Unterftützung des Volkes. — Der Gesandte Deli— u —2 335 hiadeine Russ l 
is ist, aus Konstaͤntinopel hier eingetroffen. etng bedann gemacht, dod eder nichtadelnge uge, we her 
lanni nts err . Büter in den West provinzen kauft, eo ispo Ypelsrechte erhält. 
Türkei. Also, doch wen igstens ein Mittel, sich in den Adelsstand zu 
—Konstantinopel, 80. Dec. Die Berliner „Provin- rheben. 
cial⸗ Correspondenz“ vom 30. meldet: Frankreich hat an aalle (Geistreicheg Gebahren eines Charlatans) Es war Jahr⸗ 
Mächte, welche den Pariser Vertrag unterzeichnet hoben, auch an nmarki in einer kleinen Stadt an der Grenze, des Departements 
die Türkei und an Italien, die Einladung zur Conferenz erlaf, du Var. Ene zahllose Menge umgab einen Lunt lackirten, reich 
sen, deren allseitige Annahme zweifellos ist. Die Conferenz soll zergoldeten Wagen, dor dem zwei sftattliche graurm Carossenpferde 
sich ausschließlich damit befaffen, den gegenwärtigen Zwist zwischen ingeschirrt standen, und daneben galonirte Bedieuten, darüber uni⸗ 
der Türkei und Griechenland zu lösen und die sonstigen orienta- zormirte Musikanten, die von Zeit zu Zeit Proben ihrer Kunst 
lischen Angelegenheiten,bei Seite lassen. Der Veginn der Con- jaben. Oben auf dem Sitzen stand ein elegant gekleideter Gent⸗ 
ferenz wird voraussichtlich am 2. Januar stattfinden. Bestimmte eman, der Zähne umsonst ausriß und dabei eine Unzahl von 
Vorschläge werden im Voraus nicht gemacht; jedoch dürfte eine Flaschen Universalmedicin gegen alle menschlichen Leiden verkaufte. 
friedliche Beilegung des türkisch-griechischen Zwistes gesichert er- Unfangs war die Kauflust sehr groß, bald aber begann sie nach⸗ 
icheinen.“ ulassen. Da rief es mit einem Male: Platz da, Platz! Und 
— zie Menge wich nachnibig einem Reiter auf schweißtriefendem Pferde, 
er reiteit an den Wunderdoctor heran und übergibt ihm einen 
tiesengroßen Brief mit mächtigem rothen Siegel. — Fontanarosa 
ieht den Brief an, wendet ihn hin und her, und als er ein kö— 
rigliches Wappen erblickt, spielt er den höchst Ueberraschten, öffnet 
ind zieht ein Schreiben mit breiten“ Goldrand. heraus; er ver— 
ündet pomphaft dem versammelten Publikum, daß die Koönigin— 
Wittwe von Preußen ihn sofort nach Nizza berufe, um sie von 
chweren Leiden zu befreien. — Dann nach einigem Nachsinnen, 
vährend er einen inneren Kampf zu bewältigen scheint, gibt er 
»em Reiter ein großmüthiges Trinkgeld, wirft die königlische 
Botschaft verächtlich bei Seite und ruft der verdutzten Menge zu: 
„Erst das Volk und dann die Fürsten!“ Ein Hurrah folgt diesen 
Worten, und er macht sich daran, wieder plebejische Zäͤhne aus— 
uziehen. 
F Der portugiesische Gesandie am preußischen Hofe, Vicomte 
de Paiva, hat in der Nacht vom 25. zum 26. Dec. seinem Le— 
hen durch Erhängen ein Ende gemacht (in Folge großer an der 
Pariser Böorse erlittenen Verluste). 
— Der kürkisch-griechische Conflict hat eine Persönlichkeit in 
den Vordergrund gerückt, welche Beachtung verdient. Hobbard 
Pascha ist ein Engländer und gehört zu den Grafen von Bucking— 
amshire, einer der ältesten Familien der Grafschaft von Norfolk. 
hobbard Pascha ist der Enkes des Grasen von Buckinghamshire, 
velcher 1782 Gesandter am russischen Hofe und 1777 Vicekönig 
»on Irland war. Der Grafentitel gelangte an drei Glieder der 
Familie und ist auf den gegenwärtigen Grafen v. Buckingham 
Vermischtes. W 
ISFBei der am 31. December in Zweibrücken statige— 
fundenen Verlbosung- der Stalter'schen Pferde nebst Reitrequisiten 
fielen auf nachbezeichnete Rummern die beigesehzten Preise, als: 
Nr. 86 der Hengst „Ajax,“ Nr. 71 der Hengst „Lax?“ und 
Nr. 6626 der Hengst „Camil.“ Reitdecken und Ledergurten ge⸗ 
wannen die Nummern 5271 und 5033. Aufsatzgurten Nr. 7566, 
4526, 4509, 2129 und 11037. Nr. 4629 eine englische Reit: 
stange. Doppeltrenzen die Nummern 6811, 4180, 860, 5584 
und 4319. Pferdedecken Nr. 5920, 7685, 5369, 53617. 7425. 
Pariser Reitpeitschen Ne. 6971, 6304, 7979 und 4899 eine 
Pariser Kutscher-Peitsche. 
Dürkheim, 31. Dec. Auch bei uns ist zum Schreden 
der Eltern die gefürchtete Kinderkranlheit, der Scharlachfriesel, 
rinzekehrt, und mußte in Folge dessen die Schulen geschlossen. 
werden. Bis jetzt ist die Krankheit in unserer Stadt nur spora— 
disch aufgetreten, in den Nachbarorten aber, namentlich in Ung— 
stein und Källstadt tritt sie heftiger auf. 
Ellerstadt, 31. Dec. Auf einem Felde unserer Ge⸗ 
markung kann man — eine im December gewiß sehr seltene 
Erscheinnng — einen Kirschbaum in voller Blüthe sehen. Die 
abnorme Witterung der letzten Wochen hat auch in unserer Ge— 
gend die Vegetation der Art gefördert, daß man glaubt fich im 
März zu befinden. 
In der „Mainzer Zeitung“ wird über die beagusichtigl 
Fusion der pfälzischen Bahnen also gewitzelt: Fette und magere