Full text: St. Ingberter Anzeiger

Hl. Ingberler Anzeiger. 
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der Si. FInagberter Anzeige r (unde bas —2 Haupthlattel verbundene Unterhaltungsbiatt, mit der Dienstags⸗ Donnerstags · und Sonntags⸗ 
Nummer) erscheint wöchentlich vire r in a lA Dionstag, Donmernsbag,Samstag und Sonntag. Abonnementspreis vierteljährig 42 Krzr. oder 
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Nr. 57. Sonnutag, den 11, April. 1869. 
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3Deutschland. 
München,. 7. April. Der Ausschuß der Kammer der 
Reichsräthe hat heute die Art. 8—ÿ219 des Schulgesetzes erledigt 
ind denselben mite nicht. wesentlichen —Abweichuugen vau deu 
Beschlüssen der anderen Kammer beigestimmt. Die zu Art. 12, 
der von der Uebertragung des Unterrichts am religiöse Orden umß 
Henossenschaften handell, vonf Referenten beantragse, sehr wesent⸗ 
üche Modification wurde vom Ausschuß abgelehnt. 
München, 10. April. Das pfälzische Eisenbahnfussions- 
geseh wurde mit allen gegen zehn Stimmen, vonder Abgeord⸗ 
actenkammer angenommen. ι 
Berlin. 9. April. Die „Kreuzztg.“. dementirt die von 
berschiedenen Blättern mitgetheilte Nachricht, daß der König die 
Absicht habe, diesen Sommer eine Badecur in Karlsbad zu ge⸗ 
rauchen. Ueber die Berufung des Zollparlaments ist, ivie dasselbe 
Blatt meldet, noch nichts Definitives beschlosset, da zuvor' der 
Jollbundesralh einzuberusen ist. — 
Fraukreich. 
Paris, 8. April. Aus Spanien wird gemeldet,, daß 
die Carlisten von Reuem sich an der Grenze! concentriren? Nach 
Privatbriefen aus Madrid herrscht dort Rathlosigkeit hinsichtlich 
er Person- eines geeigneten Throncandidaten, und zwat in einem 
Brade, der den Republikanern neue Hoffnungen einflöße .. 
Italien. 5 
Rom. Das Programm zur päpstlichen Secundiz am 11. 
April (heute) ist folgendes: Morgens zwischen 7 und 8 Uhr 
desen der Messe durch den Papst in Gegenwart des Cardinal- 
Tollegiums, aller Prälaten, des Hofs, der Diplomatié, des 
„unzähligen Volks aus allen Ländern und Zungen“ ; gegen 10 
Uhr Revue über sämmtliche Truppen durch General Kanzler; 
gegen Mittag allgemeiner Empfang im Vatican für alle Deputa⸗ 
ionen, von der Deputation der Kinder Roms angefangen, bis 
zu den Höchsten hinauf; Nachmittags Ausgang des Papstes zum 
hospiz des Tata Giovanni, wo er vor 50 Jahren seine erste 
Messe las; bei-seiner Rückkehr werden die päpstliche Marine nud 
die Besatzung der Engeisburg wechselweise Salven geben) 
ind bengalische Flammen steigen lassen: Abends Beleuchtung 
)er Stadt. 
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Fermischter 
F Kussel, 6. April. Ein Akt kaum glaublicher Unvorsichtig⸗ 
eit wird aus dem benachbarten Dorfe Konken berichtet. Ein Land⸗ 
nann, der in der Stadt 2 Pfund Pulver gekauft hatte, kehrte auf dem! 
Hdeimwege in einer Schmiedewerckstätte zu Konken ein, um sich da⸗ 
elbst seine Pfeife anzuzünden; das in einem Säckchen befindliche 
Zulver legte er unterdessen neben sich hin. Der Schmied, welcher 
eeine Ahnung hatte von dem gefährlichen Inhalte des Säckchens, fuhr! 
n seiner Arbeit fort und schlug auf das glühende Eisen, daß die Funken 
toben. Plotzlich traf jedoch ein Funken das Pulver, dieses 
pplodirte und verletzte nicht unerheblich den Schmied, ferner den 
Urheber dieses Ungluͤcksfalles und- noch einen dritten in der Schmiede 
ꝛesindlichen Mann. 
FKöln. Neuerliche Erhebungen geben der Vermuthung 
daum, daß an dem am 16. Februar umgekommenen Theatercassier 
Backhaus und seiner Familie ein Raubmord verübt und von den 
Mördern zur Verdeckung des Verbrechens das Theater ange⸗ 
Aindet wurde. 
⁊Der „Danz. Ztg.“ wird folgendes Curiosum mitgetheilt, 
as auch noch von andrer Seite beflätigt wird. „Wie heißt die 
Stute, welche König Wilhelm am Tage der Schlacht bei König— 
rätz geritten hat?“ so lautete die Frage- eines Schulraths im 
deg. ez. Bromberg an die Kinder riner Elementarschule bei 
velegenheit der Rebision derselben. Da die Kinder diese Frage 
nicht zu beantworten wußten, selbst der Lehrer damit unbekannt war, 
o beantwortete der Herr Schulrath seine Frage selbst dahin, daß 
piese Stute, wie bekannt, „Sadowa heiße, sein Erstaunen nicht 
interdrückend übex. die Unwissenheit der Schulkinder in der neuesten 
aterlän dischen Geschichte.. 
kShhlageide Antwort.) Bei der külrzlich in Schleswig 
tangefundenen Prüfung der Einjährig-Fteiwilligen aus dem Kreise 
Altona wurde einer von den angehenden Vaterlandsvertheidigern 
»efragt, ob er einige von den deutschen Klassikern nennen konne. 
Us dersethe Schiller und Göthe als solche genannt, fragte der 
xaminator weitet, ob ihm der Aspirant angeben könne, was 
Schiller geschrieben. Seine sämmtlichen Werke“ wa die 
determinirte Antwort des Gefragten, welche dem weitern Examen 
nus naheliegenden Grüaden ein Ende muchte. 
7 Die' Dirertion der · Mederfchlesisch⸗ Märkijchen“ Eisenbahn 
jat eine Belohnung von Tansend Thalern auf die, Ermittelung 
des Buhen gesetzt, der eine lose Schieue auf daz Faͤhrgeleis ge— 
legt hat, wodurch dert Verlin-Breslauer Schnellzug enigleisie. 
Ueber den Falt · metdrt der amtliche Polizeibericht ·¶ Der am 5. 
). M., Abends 11 Uhr 5 Minuten von hier abgelassene Kou— 
ierzug der Niederschlesisch Märkischen Eisenbahn enlgleiste. zwischen 
Erkner und Hangelsberg; dadurch, daß von⸗ wuchloser: Hand eine 
der an der Böschung lagernden Reserve Schienen auf' das Bahn⸗ 
zeleise und zwar längs des Schienenstranges gelegt worben 
par. Die Locomotive und drei Wagen wurden stark beschädigt. 
Der Locomotivführer Kiese bieb auf det Stelle todt, dem Zug 
ührer Pohle wurden beide Unterschenkel zermäülmt. Vow den 
thrigen Personen, welche sich im Zuge befanden (darunter Prinz 
Ulbrecht Sohn) ist Niemand verletzt worden. Der verunglückte 
Zugführer“ Pohle und der Leichnahm des Vocomitibfuͤhrers 
diese wurden mittelst Extrazuges nach Berlin gebracht, Pohle fand 
lufnahme im Krankenhause Bethanien. 
r Ueber die Zündhölzchen macht O. Ule, in der von ihm 
ind K. Müller redigirten „Natur“ folgende Mittheilung: Man 
Jat berechnet, daß in Fraukreich 6, in England 8, in Belgien9 
Ztreichzundhölzer pro Kopf und Tag verbraucht werden, und in 
)em rauchenden Deutschland dürfte die Zahl leicht noch größer 
jein. Nehmen wir indeß nur die kleinste Zahl ais Durchschnitt 
in, so erhalten wird doch für ganz Europa einen täglichen Ver— 
prauch von 2 Milliarden, und diese repräsentiren mindestens 
100,900 Pfd. Holz. Der jährliche Verbrauch würde also etwa 
145 Mill, Pfd. Holz betragen. Von den leichten Holzarten (Espe 
ind Papel), die gewöhnlich dazu verwendet werden, wiegt der 
Fubikfuß nicht mehr, als etwa 15 Pfd. .Demnächst würden in 
Furopa allein jährlich gegen 10 Mill. Cuͤbikfuß oder 90,000 
claftern Holz in den so wenig geachteten Zündhölzern vernichtet 
verden. Rechnen wir dazu den Verbrauch an Phosphor, der 
migefähr 420,000 Pfd. jährlich beträgt, und den Lohn der 
Arbeiter, deren Zahl man auf 30,000 schätzt, so ergibt sich ein 
Hesammtwerth der jährlichen Zündholzfabrication in Europa von 
nindestens 65 Mill. Thlrn. J 
rvLondon. Die unterirdische Eisenbahn nebst ihren 
Zzweigbahnen hat am Ostermontage nicht weniger als 140,376 
Zerssonen befördert; alles innerhalb Londons. und der 
Vorstädte. vWe— —85 
Volkswirthschaft, Handel und Verkehr. 
Die „New.“Hand.«gZtg.“ warnt die Auswanderer vor Benütz⸗ 
ing englischer Schiffe sowohl wegen der auf denselben zu erlei⸗ 
denden unmenschlichen Behandlung, als wegen der schlechten Ver— 
oflegung. Das am 7. März in New-York ankommende Schisf 
„James Forster“ hatte unterwegs 18 Todesfälle und eine große 
Irzahl Kranker.“