Full text: St. Ingberter Anzeiger

F Der Notar Joseph Kiliani zu Ebern wurde, wie das 
„Bamb. Tagsbl.“ meldet, durch Erkenntniß des Bezirksgerichts 
Schweinfurt vom 15. Febr. l. Is. wegen Vergehens des Miß— 
brauchs des Amts zur Fälschung einer Urkunde in eine Geld— 
trafe von 150 fl. verurtheilt, wogegen sowohl er wie der 
Staatsanwalt Berufung ergriffen. Das Apellations-Gericht zu 
Aschaffenburg gab der staa sanwaltschaftlichen Berufung statt und 
derurtheilte den genannten Notar zu einer Gmonatlichen auf ciner 
Festung zu erstehenden Gefängnißstrafe sowie zur Diensten tfetzung. 
FFrankfurt, 19. April. Verflossenen Samstag u. Sonn- 
sag befanden sich außerordentlich viel Auswanderer aus Bayern 
in hiesiger Stadt. Eine nicht unerhebliche Anzahl derselben begibi 
sich nach Australien. 
r Bei Barm en sind durch Brandlegung wieder ca. 20 
Morgen Nadelholzes niedergebrannt; der Thäter wurde in einem 
18jährigen Burschen ermittelt. 
7 Köln. 15. April. Man schreibt der Elberf. Ztg. von 
hier: „Auf eine sehr räthselhafte Weise ist am verflossenen 
Sonntag ein junger Mann, Besitzer eines eigenen Geschäftes in 
einem unserer Vororte, spurlos verschwunden. Derselbe begab sich 
am Nachmittage desselben Tags nach Köln, nm einige Rechnungen 
zu zahlen und führte zu diesem Zwecke ungefähr 60 Thaler be 
sich. Abends ist er von Bekannten in einem Tanzlokale gesehen 
vorden, und haben diese ferner bemerkt, daß er dem Weine sehr 
fleißig zugesprochen, sowie, daß ihm, als er das Tanzlocal verließ 
ein Frauenzimmer, mit dem er viel getanzt, gefolgt ist. Weiter 
zeht die Spur nicht, die man von ihm hat, und da er seine 
Rechnungen nicht bezahlt hat, mithin das Geld in dem Tanz⸗ 
iocale noch besitzen mußte, so vermuthet man, daß er von einem 
Mädchen verlockt und einem Raubmorde zum Opfer ge— 
fallen sei.“ 
Das niederrheinische Musikfest — es ist dieses das sechs⸗ 
un dvierzigste — wird am 16. 17. und 18. Mai in Düssel⸗ 
dorf begangen werden. Die Leitung hat außer dem dorkigen 
Musikdirector Tausch der Hofkapellmeister Ritz aus Dresden über⸗ 
rnommen. Als Solisten sind viele ausgezeichnete Kräfte, unter 
ihnen wiederum Joachim und Frau, gewonnen. Am ersten Tage 
kommt „Josua“ von Händel und die siebente Symphonie von 
Beethoven, am zweiten die „Euryanthe“s Ouverture, „Magnificiat“ 
von Bach und der erste und dritte Theil der „Jahreszeiten“ zur 
Aufflihrung. Am dritten Tage Künstler-Concert. Das berühmte 
Fest wird an Glanz und Großartigleit der Wirkung hinter den 
früheren nicht zurückbleiben. 
Coblenz, 16. April. Eine belgische Gesellschaft geht 
mit dem Plane um, zwischen Luxemburg und dem Rhein noch eine 
neue Eisenbahn⸗Verbindung herzustellen. Zu dieser Verbindung 
soll theilweise die Moselbahn benutzt werden. 
Andreas Hofer's Enkel, der zweitälteste, Johann 
v. Hofer, ist am 7. April in Wien gestorben; er war unter 
den kaiserlichen Truppen 1848 bei Goito, 1849 bei Novarqd 
und Mortara und machte noch im Jahre 1866 als Freiwilliger 
den Nordfeldzug mit. 
F In Beeßland (bei Stettin) hat eine Kuh Fünflinge 
zur Welt gebracht. 
F'In Bremen wurde am 15. (16.) ein prachtvolles 
Nordlicht beobachtet. 
Italien. Die Ehrengaben für das eidgenössische Schützenfest belaufen 
A. Weil du * F sprach sich sich bis jetzt auf 31,025 Fres. 
Florenz, 21. April. Die Deputirtenkammer spra sich Werth eines Vogelnestes.) Der Thüringe 
mit 211 gegen, 833 Stimmen gegen die Militärfreiheit der Geist- —E erläßt iie — nne 
ichen aus . — Ueber 200 Verhaftungen sind vorgenommen worden, dandinannt Dein Junge nimmt aus Langweile ein Vogelnest, 
darunter die vieler Unterofficiere. Mazzini soll in Mailand sein. Brasmücken⸗, Spatzen⸗, Rothschwanznest oder ein anderes. gleich⸗ 
Wan liest in der „Gazz. di Tor.“ vom 18. d. Mis. viel von welchem der obengenannten Vögelchen, sei es mit Eiern 
„In Rom dauert die große jesuitische Vorbereitungsarbeit zum der mit Jungen, aus. Jedes dieser Jungen braucht täglich im 
Foncil fort. Man fertigt Listen der guten, der zweifelhaften und Durchschnitt etwa 530 Stück Raupen und anderes Geschmeif 
zer schlechten Bischffe an und man nimmt schon Maßregeln die zur Aetzung, die ihm die Alten aus der Nachbarschaft zutragen, 
weiten zu gewinnen und die letzteren zu befeitigen. Wenn diese nocht äghch 200. Stuc Vie Aeheng dauen durchjchnitilich dier 
ingeheure Arbeit beendet sein wird, wenn man die Sicherheit und fünf Wochen, wir wollen sagen 30 Tage, mach fuͤr das Res 
glangt. hat, die noch fehtt dann kann man den Zusammentritt 73 00 StüucJedes Stuc Range fußt täglich sein eigenes Ge⸗ 
des Concils für sicher halten. wicht an Blättern und Blüthen. Gesetzt, sie braucht bis sie aus— 
gefressen, 30 Tage und frißt täglich nur eine Blüthe, die eine 
Frucht gegeben hätte, so frißt sie in 830 Tagen 30 Obsffrüchte in 
der Blüthe und die 7500 Raupen zusammen 225000 Stüd sol⸗ 
cher Blüthen. Hätte Dein Junge das Vogelnest in Ruhe gelassen, 
so hättest Du und Deine Nachbarn um 22500 Aepfel, Birnen 
und Pflaumen mehr geerntet. Wenn jedoch die Raupe, wie sie et 
mus Liebhaberei manchmal thut, 10, 20, 30 Blüthen des Tages 
rißt, oder wenn wegen des abgefressenen Laubes die Blüthen keine 
Nahrung mehr haben und welt abfailen, so beziffert sich Dein und 
Deiner Nachbarn Verlust noch viel höher. Du kannst dann leicht 
derechnen, was ein Vogelnest für einen Werth hat.“ 
* In Preston England) stehen in Folge der Strikes 
Vermischtes. 
fF Zweibrücken, 19. April. Drei Kaufleute waren jüngst 
durch das hiesige einfache Polizeigericht wegen Verkaufs von Pfef⸗ 
ser, von dem sie gewußt haben, daß er gefälscht war, zu je 3 jfl. 
Beldbuße verurtheilt worden. Am verflossenen Samstag kam diese 
Sache bei dem kgl. Zuchtpolizeigerichte dahier vor, und wurden 
dieselben durch Hrn. Rechtscandidaten Erbelding durch einen 
längeren Vortrag vertheidigt. Das Urtheil wurde vertagt. 
fZu Müncheen wurde ein Gastwirth von Moosach, der 
einem Gensdarm die Nase abgebissen, hat, vom Bezirksgericht zu 
10 Monaten 21 Tagen Gefängnißstrafe verurtheilt.