Sl. Ingberler Anzeiger
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Rr. 78. Donnerstag, den 20. Mai. —461869.
—I— — Deutschland. J n s
— Mumchen. Die „Süpdeutsche Presse, schreibt: Nach der
arteifärbung gehören 257, Wahlmänner der Fortschrittspartei an,
yder Mittelpartei, 13 den Ultramontanen. Selbstverständlich
sat die liberale Mittelpartei keine Ahunng davon gehabt, wie be—
chrünkt ihr Boden in der Hauptstadt Baherns und wohl auch
nußer deren Mauern ist, sonst hätte sie nicht von ihren Candidaten
ins Ständehaus mit so viel Aufwand gesprochen, und ist es nicht
iber Erwarten günstig, daß in Nürnberg die Volkspartei keinen
einzigen der Ihrigen durchzusetzen vermochte, sämmtliche 1355 Wahl⸗
nanner der nationalen Partei angehören. —, In Passau erhielt
hucher In Jseinem Bezirke von 980 nur 283 Stimmen, wurde
Appelltach Krätzer sogar von seiner cigenen Partei verlassen: Richt
in ultramontaner Wahlmann in der Stadt der Donauzeitung
Bfatrkirchen und Vilshofen haben liberale Wahlmänner aufgestellt
ie ganze; Pfalz, selbsi Speyet, waͤhlde im Sinne des Fortschritts,
dempten, ist seinem alten Rufe treu geblieben, in Groͤnenbach,
in Immenstadt siegtendie Nationalen, Landshut. das in fünf
Dahlbezirke eingetheilt ist, hat in dreien die liberalen Candidaten
zurchgesetzt, ein Bezirk wählte nach dem Sinne der Landshuter
Zeiluug, vom fünften ist das Resultat noch nicht bekannt. In
Hürzburg!ist die ultramontane Partei in allen Wahlbezirken der
Stadt vollstündig unterlegen. Fürth Allerdings ist übergegangen
ins Lager der Volkspattei, d.e sammtlichen 45 Wahlmänner ge⸗
sören ihr an; doch ist diese Scharte ausgewetzt durch die Ein⸗
authigteil Purpbetgs im Festhalten an der nationalen Idee. —
Zlatnberg, von dem man es mit geringerer Sicherheit vorhersehen
onnte, hat sein Votum liberal abgegeben. Herr v. d. Pjfordten
um zwar mit schnaubenden Rossen zu Weilheim angefahren, aber
die zwei Stunden feines Aufenthalts im Wahllocal belehrten ihn,
haß sein! Hoffen uind Harren vergebens war, und er kehrte wieder
jeim, in die holde Ruhe und Abgeschiedenheit seines Landsitzes.
finem Gerüchte zufolge will derselbe jetzt als Candidat im Wahl⸗
bezirke München Il auftreten. J
Lugel, As. Mai-Bei der am 17. d. M. in Altenglan
laitgehabten Vorbesprechung der freisinnigen Wahlmänner wurden
vorgeschlagen und einstimmig- angenommen die Herren Gelbert,
Pfarrer in Landau, Fries, Landrichter in Wolffstein, Lotz. Guts—
esizer unde Bürgermeister in Homburg — als Abgeordnete, und
die Herren: Kuby, Landrichter in Kusel, Bezino, Gutsbesiter
daselost, und Munzinger, Bierbrauer und Gutsbesitzer in Quirnbach
— als Ersatzmänner. (Pf. Kur.) bh
. * 9 383 2
Dienstesnachrichten J..
vS .. 417* 1*
Die Stelle eines Baubeamten bei der Baubehörde in Tirschen⸗
reuih ist dem geprüften Baupractikanten dermaligen-Assistenten bei
der Baubehörde Regensburg I. Jacob Matheis aus Landau ver⸗
iehen wordheen. 2,
Der exponirte Bezirksamtsassessor Adalbert, Freihert v. Harold
n Reichenhall, Bezirksamts Berchtesgaden, ist zum Bezirksamt-
nann in VLandau ernannt worden. — Die Eutlafsung. des sus⸗
XDV
von Winnweiler aus dem Einnehmereidienste ist genehmiqt
vorden —
Die Dresdener »Nachrichten“'.? Perichten: Der Generalstab
—A
afficiellen Denkschrift auf Grund der Feldacten eine, gedrudte Dar—
tellung der Theilnahme des sächsischen Armeecorpsjzam Feldzuge
1866 in Oesterxeich herausgeben. 3. *7
4 4
7 Frankreich. — ——
Die „Patrie“ läßt sich aus München schreiben, daß Fürst
hohenlohe mehrere Unterredungen mit den Vertretern der katholischen
Mächte gehabt hatte, worin er ihnen die Absicht kundgegeben, ihren
RKegierungen Vorschläge über ein gemeinsames Voragaehen betreffs
des bevorstehenden Concils zu machen.“ Auf die frenndschaftlichen
Bemerkungen, die ihhm gemacht worden, habe er jedoch von seinem
Vorhaben abgestanden. „Frankreich hat niemals die Freiheit des
Foncils in Frage gestellt; es ist immer entschlossen gewesen,
dieselbe zu achten. Was seine politische Haltung angeht, so wartet
es ab und wird im geeigneten Augenblicke einen Entschluß
jassen.“
Auf dem Platze des Pantheon und auf den Boulevards zu
Paris ist es am 13. d. M. zu ziemlich hedeutenden Ausschrei—
ungen des Volkes gegen die Polizeigewalt gekommen, bei denen
diele Verhaftungen erfolgt sind. Mehrere Pariser Blätter schrejben
die Schuld davon dem Vorgehen der Regierungsorgane und den
Polizei⸗Sergeanten zu⸗ Die Haltung der Beyoͤlkerung soll einen
fiefen Eindruck auf den Kaiser gemacht haben, und es soll derselbe
entschlossen sein, mit dem bisherigen System zu brechen und nach
der freiheitlichen Richtung hin Concessionen zu machen.
Der Waʒene des Ttibunaux“ kecntnehmen wir iße
Ereigniffe, die sich am Abend des 125 d Me zutrugen, Folgen⸗
es:“ Von Zeit zu Zeit bildeten sich auf dem Chatelet⸗Platze
Banden; eine derselben⸗ ungefähr 300 Mann stark, wurde in der
Rue Rivoli quseinandergesprengt. Eine audere, etwa 600 Mann,
formirte sich in der Rue Rivoli und zog unter dem Absingen der
Marieillaise nach dem Bastillen⸗-Platze. Junge Bursche, von denen
der älteste nicht 18 Jahre zählte, bemächtigten sich Stücke von
Holz, die sie auf einem Bauplatze in der Naäͤhe der Bastille fanden,
ind stießen daun den Ruf aus: „Zu den Waffen, Bürger!“
Zugleich knieten sie vor der Säule nieder und machten eniblößten
Hauptes einen Umzug um die dieselbe. Auch sprach man davon
in das geg enüberliegende Faubourg St. Antoine zu ziehen, um
die „vieux citoyens““ zu wecken. Die Läden wurden überall
zeschlossen. FDie Bande setzte sich higrauf unter dem Rufe: „Es
ebe Baudin! “„Es gebe Banrel in Bewegung und warf biele
Fenster ein. während einige einen isolirten Polizeidiener festnahmen,
zu Boden warfen und durchprügelten. Die Bande durchzog nun
den“ Boulevard Richard Lensi und den Boulevard Beaumarchais,
vo sie dir Fuhnen wom⸗ Theater. Dejazet wegnahment Zugleich
wurden die Rufe und die Gesange immer wilder, und man ciß
die Bäume auf den Boulevards aus, zertrümmerte adie; Datewnren
und mißhandelte alle Polizeidiener, auf welche man stieß. Am
Thateau d'eau, wo sich die Polizei endlich in Masse gesammelt,
vurde der Haufen auseinander gesprengt und fünf Rädelsführer
festgenommen. —V
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Italien. ...
Florenz, 15. Mai. Der „Ital. Corresp.“ zufolge wurde
im Mittwoch in Berlin die literarische Conveution mit Nord⸗
deutschland unterzeichnet, durch welche gegenseitiger Schutz des
literarischen Eigenthums eintritt. ,
— 2 — . * — —
SEypauien.
Mardrid, 15. Mai. In den Cortes wurde ein Antrag,
die Frage der künftigen Regierungsform und eventuell die Wahl
eines Monarchen einer Volksabstimmung zu unterbreiten, mit 136
zjegen 73 Stimmen verworfen. Darauf beginnt die Discussion
uͤber die Art. 33 und 34 des Verfassungsentwurfs, die Wegier⸗
ungsformn und die, gesetzgebende Gewalt betressengg
ινs eth Amerika...
ι *
Washrnglon, 14. Mai. Die Legislatur pon Connec⸗
licut ratificirte Idas 15. Verfassungsamendement,.“ welches jede
Beschränkung oder Entziehung der Stimmberechtigung wegen Race,
Farbe odet früherer Sclavenstellung verbietet.
In den NKohlenbergwerlen von Peunsylvanien haben 30,090
Bergleute die Arbeit ringestellt, bis einige Streitpuncte übet die
Arbeitszeit eaeleat iind.