der Ermordung seiner Ehefrau beschuldigt, wurde von einem Bre⸗
mer Gendarmen escortirt. J
—fWiesbaden, 8. Jan. Ein entsetzliches Unglück ist
am Mittwoch Nachmittag im Rettungshause dahier geschehen.
Mit dem Ausleeren der Dunggrube beschäftigt, schickte der Haus—
dater, Herr Pfeifer, den 16jährigen Zögling, Heinrich Schaaf
ron Igstadt, in den untern Raum, um daselbst ein Hinderniß für
den schnelleren Ablauf der Jauche zu beseitigen. Der Knabe, in
Folge der aufsteigenden Dünste von heftigem Schwindel ersaßt,
fiel um und in die tiefe Dunggrube. Auf sein Hülferufen eilte
der Hausvater an die Stelle, um den Jungen zu retten. Nahe
daran, das unglückliche Kind zu erreichen, wurde er ebenfalls von
tarlem Schwindel befallen, und nur durch die angestrengtesten
Bemühungen des herbrieilenden Knechtes Konrad Frankenbach aus
Strintz, vom Falle in die Grube bewahrt. Der Knecht aber,
velcher nun auch den Knaben aus der Grube herausziehen wollte,
vurde gleichfalls so betäubt, daß auch er in die Grube fiel und
ammt dem armen Jungen darin seinen Tod fand.
— Von nun an werden auch die württembergischen Eisenbahn⸗
wägen 3. CEl. geheizt werden.
F Die Gesammttkosten des Feldzuges von 1866 belaufen sih
jür Preußen auf 146 Millionen Thaler.
(Eine Bedienungsarmee von 14,000 Mann.) In der
sterreichischen Armee dienen gegenwärtig 14,000 Offiziersdiener,
die für künftig beseitigt werden, während die Offiziere eine Gelde
entschädigung erhalten. Diese enorme Dienerzahl zeigt am Besten,
welche Brachlegung produltiver Arbheitskraft in unserm Militär⸗
wesen liegt. Im 80jährigen Kriege marschirte ein General mit
5000 Mann zehn Jahre lang hin und her, und galt für eine
Macht, mit der man rechnen müsse. Heute brauchen wir 14,000
Mann zum — Stiefelputzen und Kleiderausklopfen. 333
Der im Jahre 1849 wegen Theilnahme an der Mai—⸗
cepolution zum Tode verurtheilte und damals flüchtig ge—
pordeue Adbocat Dr. Miekwitz wurde in den Magistrat Dresdens
Jewählt.
. Vom 7. d. schreibt die „Engl. Corr.“ aus London:
„Der heutige Tag war der erste in diesem Winter (wenn man
die jetzige milde Jahreszeit so nennen darf), an welchem auf deu
Straßen und in den Häusern erst um halb 83 Uhr Nachmittags
die Lichter ausgelöscht werden könuten. Bis dorthin war es
vpoͤllig Nacht; eine dicke Nebelschicht hatte sich über der Hauptstadt
zelagert und löste sich erst nach Mittag in einen feinen Regen
auf.“
Waͤhrend deß abgelaufenen Jahres wurden micht' weniger
als 203 Personen durch Pferde oder Fuhrwerke in den Straßen
Londons getödtet; dabon waren 65 Kinder unter 10 Jah—
en. 18 zwischen 10 und 15 Jahren und 120 Personen über
18 Jahre. Ungefähr dieselbe Menschenzahl verlor während
des Jahres 1868 ihr Leben auf den Eisenbahnen von London
ach Wales.
f Bern, 10. Jan. Heute kommt hier eine neue Hiobs—
vost aus Ragatz an. Laut Mittheilung der in St. Gallen er⸗
scheinenden „Schweiz“ hat sich in Fol e des anhaltenden Regens
der letzten Tage die ganze Gebirgsmasse herwärts der sogenann—
en Denktafel am Badwehe von Ragatz am 8. d. M. in Bewe—
zung gesetzt. Die seither fstattgehabten Erdabrutschungen sollen so
zroß sein, wie noch nie zuvor, und da noch immer ein Erdsturz
auf den andern folgt, Alles zu beftirchten sei. Auf der einen
Seite sei bereits eine vollständige Thalsperre gebildet, welche den
Lauf der Tamina gehemmt und dieselbe zu einem See aufgestaut
jaf. Die größten Tannen und Buchen sind mit den gekluͤfteten
Erd- und Steinmassen von dem Bergabhange herabgerissen und
iegen oder stehen jetzt krenz und quer im Wege und an der
Tamina. Muthmaßlich ist diese neue Katastrophe noch eine Nach
vehe der letzten Ueberschwemmung.
Sit. Imer Echweiz). Eines Abends kamen hier zwei
irme Italiener mit einem Affen an und übernachteten im Wirths—
Jjause. Andern Morgens fehlten ihnen ein paar Kreuzer zur
Bezahlung der Zeche; sie bitten, ihren Affen im Orte tanzen
lassen zu dürfen, dann würden sie bezahlen. Nichts da, sagte
der Wirth, der Affe bleibt da! Er sperrt ihn in den Neller,
ils er aber nach einigen Stunden nachsieht, hat der Affe aus
Langeweile an 6 Weinfässern den Hahn umgedreht, und der
Wirth steht knietief in seinem eigenen Weine; vor Wuth schlägt
er den Affen todt. Es kommt zum Proceß und das Ende isi,
aß der Wirth den Italienern für den Affen 500 Fres. Ersatz
ahlen muß.
fDie Schenkungen George Peabady's an die Armen Lon—
vons entziffern, mit derselben letzt überwiesenen halben
Million, die äußerst bescheidene Summe von 7,735,000
dollars.
F Die mit den Vorbereitungen zum Concil beschäftigten Prä—
ijalen sind in sieben bis acht Commissionen eingetheilt, von denen
ꝛine die oberste Leitung der übrigen hat. In der politisch.kirch-
ichen Commission sitzen u. A. die Domcapitulare Moufang von.
Mainz und Molitor von Speyer; in der Commission für die!
rientalischen Angelegenheiten befindet sich der Abt Haneberg aus
Nünchen, in der Commission sur kirchliche Disciplin Regens
Heuser aus Köln und Professor Hergenroͤther aus Würzburg.
Der in Allahabadda erscheinende „Pioneer* enthält das
Bekenniniß emes jungen 21jährigen Hindu's, Namens Ramodheen,
der innerhalb der letztverflossenen 20 Monate nicht meniger als
27 erwachsene Personen, meistens Vrahminen vergiftet hat. Als
Brund dafür gibt er an, er habe damit die Langeweile,
die ihn in seinem heimathlichen Dorfe quälte, zu verscheu—
hen gesucht.
Laudwirthschaftliches. n
Stand der Früchte. Bei der außerordentlichen Milde,
die der gegenwärtige Winter bis hierher zeigte, ist es nicht anders
zu erwarten, als daß die Wintersaaten fast allgemein einen erfreus
lichen Stand zeigen. Aus dem mittlern Frankreich wird in die—
er Beziehung bexichtet: Da unsere Winlersaaten im Herbste
rühzeitig und unter günstiger Witterung ausgestellt werden konn
en, ist es nicht zu verwundern, daß dieselben unter fortgesetztem
rostfreiem, ja mildem Wetter, eben zu Neujahr eine Ueppigkeit
eigen, wie man sie sonst um diese Zeit zu sehen nicht gewohnt
var. Insbesondere zeigt sich der Roggen so grün und so erstarkt,
vie es gewöhnlich erst Mitte April der Fall ist. — Aus Eng⸗
and theilt man mit, daß im Monate December nicht selten die
Temperatur bis auf 12 und 14 Grade stieg. Daß unier solchen
Imständen in der Entwicklung von Roggen und Weizeu kaum ein
Ztillstand eintritt, ist ktlar. Sollte sich der Winter noch ernsthaft
instellen, so könnte leicht der Fall eintreten, daß die Roggen—
uind Weizenfelder im künftigen Frühjahre nicht mehr den nothigen
horrath an Pflanzennährstoffen enthalten, um das Wachslhum
»er Früchte kräftig zu unlerftützen. — Aus den Gegenden des
Oherrheins und der oberen Donau wird mitgetheilt, daß die Win⸗
erfelder durch Hochwasser bedeutend gelitten hätten. Selbst in
)en Mittelrheingegenden hält eben der Rhein noch große Distrikte
unter Wasser. In der Pfalz haben die Winlerfelder einen herr⸗
iichen Stand. Nur einmal ging in diesem Winter hier das
Thermomeier unter Null, aber nur so wenig, daß es der Raps
aum empfunden hat, Derselbe ist daher fast überall so kräftig,
is wenn er in die Blüthe gehen wollte. Roch stark eintretende
Froͤste müßten ihn ohne Zweifel erheblich schädigen. — Aus
Franken wird mitgetheilt, daß die Winterfrüchte vielfach nicht
zefriedigend ständen, die Herbstsaat sei meistens unter ungünsti⸗
gjer Witterung erfolgt und daher die Keimung schon einmal
zewesen.
Volkswirthschaft, Handel und Verkehr.
Nürmnberg, 12. Jan. (Hopfenbericht. A. H.J.) Ge⸗
chäft des heuligen Marktes wider Erwarten sehr flau; zuge-
ührt über 300 Ballen, bis 10 Uhr nicht die mindeste Kauflust;
ingesichts der bedeutenden Lagerbestände für geringe Marklwaare
52 16 fl. geboten, jedoch nur vereinzell abgegeben; die meisten
däufe von 16/3, 17— 18 fl., und für gute prima Marklwaare
0-22 fl. lautend.
(Auswanderungsstatistik) Im Jahre 1868 betrug die Zahl
dex von Hamburg auf directem Wege nach trausatlantischen Ha—
'enplätzen expedirten Auswanderer und Passagiere 43,305 Perso⸗
ien, gegen 37,913 im Jahre 1867. Anußerdem wurden auf in⸗
irectem Wege, d. h. über Hull und Liverphol, ca. 4425 Personen
xpedirt, so daß die Gesammtzahl der Schiffs-Passagiere circa
17,930 betrug. Von den 48,5085 direct abgegangenen Auswan—
verern und Passagieren wurden mit den Dampfschiffen der „Ham⸗
jurg Amerikanischen Packetfahrt-Gesellschaft“ allein 30,769 Perso
ien in 56 Reisen befördert und zwar 30,254 Personen in 53
Reisen nach Newyork und 518 Personen in 8 Reisen nach New—
Orleans. — Ueber die deutsche Auswanderung von Hamburg aus
nach Brasilien im Jahre 1868 ist noch Folgendes zu berichten:
Besammtzahl der Auswanderer 3399, darunter aus Altpreußen
2313 oder 68 pCt., aus Sachsen 584 oder 17 pCt., aus Han⸗
rover und Hessen 45, aus Schleswig, Holstein, Mecklenburg,
Ildenburg und den Hansestädten 233, aus Anhalt und Braun⸗
chweig 85, aus Oesterreich 58, aus Süddeutschland 46, aus der
Schweiz 4, aus Schweden 76. Es wandten sich nach Rio grande
yo Sul in 11 Schiffen 978 Personen; nach Kolonie Blumenau
586 in 9 Schiffen; nach Kolonie Dönna Frgnziska 498 in 6
Schiffen; nach Rio de Janeiro 337 in 4 IJe