Full text: St. Ingberter Anzeiger

unmöglich machen. — Üeber den auf Grund des gegenwärtigen 
Artiteis stattfindenden, nothwendigen Austritt haß der Gemeinde— 
rath, vorbehaltlich der Beschwerde an die vorgesetzte Verwaltungs 
behorde zus beschließen⸗/ ßß * 
Art. 60. Bürgermeister, Adjuncten, Gemeinderäthe und 
Gemeindebedienstete, welche wegen eines Verbrechens oder wegen 
Vergehens des Diebstahls, der Unterschlagung, des Betruges, der 
Hehlerei, der Fälschung oder der Sittlichkeitsverletzung vor ein 
Strafgericht· verwiefen oder im Falle der directen Ladung erstin⸗ 
ranzlich veriurtheilt sind unkerliegen für die Dauer“ des weiteren 
Ztrafverfahrens der Susbension vomn Amte, welche in Bezug auf 
und Adjuncten die vorgesetzte Verwaltungsbehörde, 
Vezug auf Gemeinderäthe und Gemeindebedienstete der Bürger⸗ 
meister in Vollzug zu fetzen hat. 
Art. 61. Die Dienstzeichen der Bürgermeister und Adjuncten 
derden durch Verordnung bestimmt. 
Art. 62. Dem Buͤrgermeister ist es überlassen, entweder 
gegen angemesseneEntschädigung für Herstellung der nöthigen 
chrifllichen Arbeiten iumitteibar Sorge zu tragen oder einen 
eigenen Gemeindeschreiber zu ernennen. Der letztere kann durch 
Dienstvertrag jedoch höchstens auf die Dauer der Functionszei! 
des. Bürgermeisters, aufgenommen werden und hat im Gemeinde⸗ 
rathe eine berathende: Stimme. — Größere Gemeinden künnen 
zur Besorcung des Bauwesens eigene Techniker aufstellen, welchen 
in den belreffenden technischen Fragen eine berathende Stimme im 
Gemeinderathe zukommt. — Außerdem⸗haben die Gemeinden dat 
jonst nothwendige Diensipersonal aufzustellen. — Die Dienstkleid 
ung der zu Polizeilichen, Verrichtung en verwendeten Gemeindebe 
viesisteten wird durch Verordnung bestimmtt.. 
. Gorsehunge folgth. 
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en ain Deutschlande 34 
Muürcheu,te l. Juli. Wenn Angehörige der activen Armee, 
welche sich bekannttich mitn Ausnahmen der Ersatzmannschaft nach 
den Bestimmungen des Wehrgesetzes vhnemilitardienstliche Bewil⸗ 
rigung nicht außer Land beygeden dürfen,num eine — desfallsige Be⸗ 
willigung nachsuchen, so haben dieselben, gemäß einer neuerlichen 
Berordnung des Kriegsministerims inn ihrem; Gesuche die Dauer 
und den Zweck ihrer: Reise anzugeben; und behufs der? Versicher 
ung des rechtzeitigen Einrückens auf Einruf den Ort zu bezeichnen, 
wo sich dieselben aufzuhalten“ gedenken. Die⸗ Aufnahme einer 
Prototollarertlärung, sowie die Bestellung einer Bürgschaft hat von 
nun an zu unterbleiben.Unterofficiere und Soldaten sind dagegen 
hein einer Beurlaubung ins Ausland auf die ihnen gesetze und 
vorschriftsgemäß obliegenden, am Eingange jedes Militärpasses 
m Allgemeinen aufgenommenen Verbindlichkeiten, so vien auf die 
Folgen der Unterlassung derselben ausdrücklich aufmerksam zu 
machen.“ Da:wo zur Reise in's Ausland einen gesandischaftliche 
Visitirung nicht erforderlich ist, hat Jede selbststündige Heeresab⸗ 
cheilung die militärdienstliche Bewilligung sogleich im Militärpasse 
einzutragein; wenn aber eine solche Visitirung nothwendig erscheint, 
ist ein förnilicher Reisepaß aliszufertigen und in-dem bereits vor⸗ 
bezeichneten Wege einzusenden; im Militärpasse ist sodann hievon 
nur die entsprechende Erwähnung zu machen. — Nach den 
instructiven Anordnungen des tgl. Staatsministeriums der Ftnanzen 
zum Vollzuge des Geietzes über die Abgaben von Bergwerken übt 
das Gesetz auf die besteheuden Tarbestimmungen keinen Einfluß, 
da die früheren Gesetze nur insoweit außer Kraft treten, als sie 
ich auf die eigentlichen Bergwerksabgaben beziehen. In Folg 
dessen bleiben alle Bestimmunzen über die Taxen im Bereiche der 
Verwaltung des Bergwesens auch fernerhin in Wirksamkeit. * 
Dienstesnachrichten. 
An das Bezirkkamt Speyer wurde der Bezirksamtsassessor 
von Homburg. M. Alwens, und an das Bezirksamt Homburg 
als Bezirtsamtsasseisor der Secretär der Regierung der Pfalz, 
E. Dilg berufee. 
Die „Fr. Z.“ schreibt: Allmählich lärt es sich auf, wie es 
kommt, daß sich das Deficit während der letzten Wochen immer 
nehr veringert hat. Nicht in den Verwaltungen des preußischen 
Staäates, so raunt man fich zu Berlin in die Ohren, soll das 
Deficit stecken, sondern im Militäretat, und um für dieses, ohne 
daselbe zuzugestehen, Dedung zu erhalten, darum wurde die verun⸗ 
zlückte Steuercampagne versucht. Wenn Herr v. Roon sein 
sKtechnurg im Norddeutschen Reichstag präfentirt, dann wird sich's 
jeigen, was Wahres an diesem Gerücht istt. 
Witsen, 19. Juli Im Hietzing spricht man gerüchtweise 
don dem bevorstehenden Auszuge der ganzen hannoveranschen 
Folonie, da König Georg von Gmunden direct nach England zu 
iberfiedeln gedeuke, und zwar solle diese Uebersiedlung schon End 
Nugust erfolgen. 
Italien. 
* 2* 53. —a 
lkeremz, 17. Juli. Man diskutirt hier Figenblich seht 
ledhaft die angebliche Annährung Preußens an die römische Kurit 
vie um fö weuere Foxtschritle machen foll, jer mehr Frantreich 
und Oesterrich sich von Rom entfernen als eine Folge dabon 
betrachte man die wachsende Entfremdung zwischen Preußen 
und Italien, je mehr jene beide Mächte sich unserer Regierung 
näͤhern. Nach der Gazette di Milano“ handelt es Kch dabe 
um eine rein deutsche Frage und die. Bezjehungen Phfeußen⸗ — 
Italien würden darunter in keiner Weise leideu. —— 
Spanien. J 
Madrid, 21. Juli, Eine Verschwörung. —85 — Zwede, 
Serrano. Primi und Rivero zu ermorden, wurde enldeckt; es wird 
strenge Untersuchung geführt werden. 
ch te 6. 
7 In Kaiserslautern beabsichtigt man. eine Vit— 
ualien⸗ Verkaufs⸗ und Gewerbshalle zu erbauen. Das Bürger- 
neisteramt erläßt soeben in dieser Angelegenheit. ein Preisausschreiben 
ür Anfertigung eines Bauplanes, bestehend in 2 Grundriße und 
Fagadeplan. Für. den ersten Preis sind 150 fP., für den 
weiten 100 sl. ausgeseftzz. 
1 Die. Anzahl der zum 2. pfälzischen Bundesschiehßen einge. 
aufenen Ehrengaben belauft sich bis jetzt auf 130 mit einem Ge⸗ 
ammtwerthe von 4000fFl. 
f. Die Lud wügshafen-Bexbachex Eisenbahnge 
eellschaf; emittirt demnächst ein 8procentiges Prioritaͤtsanleihen dou 
—A—— 
Hausern M. A. p. Rothschild, und Söhne in Frankfurt a. W. 
W. H. Ladenberg und Söhne in Mannheim, Phil. Nik. Schwidt 
in Frankfurt a. M. gemeinschaftlich übernommen wurde. — 
7Münchweiler, 13. Juli. Heute Nacht wurde in der 
Filialgemeinde Dietschweiler an der neunzehnjaährigen. ledigen 
Petronella Althert ein schauderhafter Mordversuch verlͤbt. Um 
Mitternacht, während Vater und Tochter in tiefem Schlafe ver— 
sunken waren, öffnete ein bis jetzt unbekannter Mörder durch 
Anlegen einer Leiter von Außen das Fenster und brachte mit einer 
Sense dem ungläcklichen Maädchen an Kopf, Gesicht und Bruf 
solche Wunden bei, daß es jetzt noch Mittags 3 Uhr bewußt⸗ und 
hoffnungslos darnieder liegt. Allem Anscheine nach sollten Vater 
und Tochter zu gleicher Zeit ermordet werden und zwar mit der 
eigenen Haussense. Auf das Geschrei des Maͤdchens ijedoch ent⸗ 
ferute sich der Moöͤrder. Moͤge derselbe doch nicht der gerechten 
Strafe entgehen! Soebhen höre ich, daß sich das Gerichtspersonal 
bereis in Dietschweiler befindet und kinen Menschen arretiren ließ. 
den der Vollsmund als Thäter gllgemein bezeichntke. 
München, 17. Juli. Bei den Cavalerie⸗Regimentern 
der Armee werden neue Schußwaffen mit Verschlußmechanismus 
nach dem Werder'schen System eingeführt. Die Cüragssier⸗ und 
die Uhlanenregimenter vom J. Unterofficier abwärts, sowie die 
Unterofficiere, Trompeter, Schmiede, Sattler, Pionire. und nicht 
streitbaren Gefreiten und Gemeinen der Chevaulegers-Regimenter 
werden mit der Pistole, die streitbaren Gefreiten und Gemeinen 
der Chebaulegers⸗Regimenter durch durchgäugig mit dem Carabinen 
ausgexüstte. 
—Mauünchen, 18. Juli, Postbureaudienersgehilfe M. Beche 
wurde von dem oberaayerischen Schwurgerichte gestern zu zehn 
jähriget Zuchthausstrafe, Postbureaudienersgebilfe J. Graber don 
Ingoistadi und Schuhmacher M. Walchrr von München, welcht 
hund zur Flucht behilfiich waren wegen Hehlerei ersterer zu 222 
etztrer zu 2jähriger Gefängnißstrafe verurtheilt; Schneider 
Fr. Kollet von München, ebenfalls der Hehlerei angeklagt, wurde 
reigespruchen. 
München, 20. Juli. Heute Miktag um zwölf Uht 
wurde die Münchener internationale Kunstausstellung durch den 
Prinzen Adalbert als Stelldertreter des Königs feierlich eröffnet. 
7 Der allgemeine deutsche secial ˖ democratisch⸗ Arbeitercongre⸗ 
wird auf 7. —9. August nach Eisenach einberufen. 
In Frankfurt wurden seit Kurzem nicht weniger alt 
3, meist elegant gekieidete Taschendiebe von noblen Manierer 
größtentheils Engländer) entlarvt und verhaftet. 
Das im Gerson'schen Magazin in Berlin gefertigte, reit 
nit Silber gestichte Vrautkleid der mit dem dänischen Kronprinzer 
herlobten schwedischen Prinzeffin Lowisa soll angeblich 32,0060 
Thaler kosten. 
F Dresden, 12. Juli. Im zoologischen Garten hat ir 
boriger Nacht die Lowin 5 Junge geboren, die sich heute Mitta 
des besten Wohlseins erfreuten. Es ist dies das fünfte Mal. dat 
diese Lowenmutter ihren Familienbestand im hiefigen zoologischer 
harten vermehrt, und zwar hat sie beim ersten Male dier, bein 
wveiten drei, beim dritten zwei, aeim vierten sechs(darunter zwe 
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