Full text: St. Ingberter Anzeiger

odte), im Ganzen üilso bis jezt 21. Junge geworfen, wobong1 
roßgezogen uvd im Laufe der letzlen Jahre verkauft worden sind. 
der Verkauf dieser 11, Dresdener Lowen“ hat dem zoologischen 
harten die schͤne Summe von 4475 Thlr. eingebracht. 
f Wien, 15. Juli. Die,„N. Fr. Pr.“ schreibt: Hr. 
zchaufert hat sein neues Stück dem General⸗Intendanten, Varon 
Runch, in Anwesenheit des Directors Wolf, worgelesen und nach 
z„chluß der Vorlesung von Baron Münch sofort die definitive 
innahme, des Stückes zugesagt erhalten. Der Titel des Dramas 
vird Abrigens nicht, wie in einigen Blättern zu lesen, „Der Bäder⸗ 
toni von Wien“, sondern „Die Belagerung von Wien“ lauten. 
Bon früheren Arbeiten des Dichters sind „Paganini's Brautwer⸗ 
ung“ im Burgtheater, „Der Geisbock von Lambrecht“, im Wie⸗ 
ener Theater angenommen, doch hat der Verfasser die Bedingung 
gestellt, daß diese Arbeiten nicht vor der „Belagerung von Wien“ 
ur Aufführung kommen dürfen. 715* 
Wien, 18. Juli. Der Verein deutscher Eisenbahn⸗ 
gerwaltungen umfaßt 77 Bahnen mit einer · Läuge von 8400 
hteilen und einem Anlage⸗Capital von 2500 Millionen Gulden 
die ihm angehörenden Unternehmungen theils Privatbahnen, 
heils Staatsbahuen besitzen gegen 6000 Locomotiven, und über 
200,000 Wagen. Sie befördern jährlich 100 Millionen Menschen 
ind 1500 Millionen Centner Güter und repräsentirten mindestens 
in Vierteledes gesammten Eisenbahnwesens von Europar und ein 
Ziebentet des Eisenbahuwesens der Erde. Die Vereins⸗ 
nitglieder werden am 20. vom⸗Kaiser in Schoönbrunn 
mpfangen. —3 3 
pDie Weibet, die Weiber!“ Die Kaiserin Eu⸗ 
zenie gab kürzlich eine kleine Feoͤte champêtre und trug dabei 
men Frühlingsenzug für — 50,000 Francs. Die Kleider der 
oxei. Grazien der Tuillerien, der Marquise von Gallifet, Prinzessin 
. Metternich und Gräfin Pourtales, schätzte man aus 
100 — 120.000 Frances. 
F In Müäühlhaussen fand am Montag den 12. d. M. 
im gewisser Anselm, Gepäckaufseher an dem Bahnhofe von Mühl-⸗ 
ausen gegen 5. Uhr Abends, eine Brieftasche, welche ungefähr 
2000 Freo in Gold euthieltz Anselm ist arm und verdient nur 
Fr. 15 Ets. täglich; dies hinderte ihn jedoch nicht eifrige 
dachforschüngen' nach dem Eigenthümer dieses Fundes zu machen 
zer sich auch in Bälde einstellte; es war ein im Verlauf des 
kages angekommener Reisender, dem es darum zu thun war, die 
choͤne Handlung des würdigen Arbeitsmannes zu belohnen. Der 
Jetztere weigerte sich eine Belohnung anzunehmen, da er ja weiter 
uchts als seine Pflicht gethan habe. Der Reisende bestand jedoch 
varauf, that der zu großen Bescheideuheit Auseluus Gewalt an, 
ind ließ unter Beobachtung geziemender Delicatesse in die Tasche 
eines Mannes — „10 Centimes“ 41h) geleiten! J 
f Die „Indépendance belge“ hat eine neue Spekulation 
ntdedt. Ein Brüssseler Arzt ist auf den Gedanken gekommen, 
ie Kranken in Geschwader einzutheilen und sie so durch Europa 
eisen zu lasfsen. Er nenunt sein Projeltan Gesundheitsreisen“. — 
Jede Reise geht unter seiner Leitung por sich, und zwar nach 
erschiedenen Richtungen hin, je nach der Art der verschiedenen 
drankheiten. Der erste Zug, welcher am 15. Juli dieses Jahres 
jon Brüssel abgeht, ist für die Blutarmen und Magenleidenden 
zestimmt. Er geht nach der Schweiz. Daun kommt — nach 
en eigenen Worten des Prospektus — der Zug der Korpulenten, 
er an Ktrankheiten des Herzens und der Nieren Leiocnden. Dieser 
jeht nach Italien. Mit dem Winter kommt au die Schwindjüch ⸗ 
igen die Reihe. Jeder oder jede Reisende muß ein reglementsmä⸗ 
ziges Gepäck mit sich führen. Wohlgemerkt ist in dem Programm 
Fieses medizinischen Reiseführers nirgends gesagt, daß auch Retour⸗ 
ꝛillets garantirt sind. 
7 In Lutich findetim Septenber ein großes internationales 
cchützenfest statt; Einiadungen dazu sollen demnächst in alle Welt 
v werden; die Stadt Lüttich will 20,000 Fres: für Preise 
usgeben. — 
fLondon, 22. Juli. Durch eine Explosion in den 
ßruben der Kohlenzeche Haydock bei St. Helens (Insel Wighth) 
burden gesiern 30 — 40 Arbeiter getödtet und etwa 60 verwundet. 
„In Newcasthe ist einem dortigen Blatte zufolge ein 
Nädchen am Aussat gestorben, den sie durch ihren Chignon 
efangen hatte. Dieser gefährliche Putz war vermuthlich aus 
daaren gefertigt, welche zu diesen Zweche von den Hospitälern 
ind Kirchhöfen des Orients importirt werden. 
, Mädchenherz. Am letztvergangenen Sonntag kam es 
a Verbo, wie aus Waag⸗Neustadl, 13. Juli, geschrieben wird, 
wi Gelegenheit eines Tanzes zu einem Conflicie, der leider seht 
ruste Folgen hatte. Zwei 38jährige Bauernbursche buhlten um 
ne Gunst einer hübschen Dirne ihres Genres, die keinem von 
J den Vorzug zu geben sich getraute. Die Liebesritter, von 
ektar und Ambrosia, jedoch in anderer Geftalt wie die Bewoh⸗ 
⁊ des Olymps daran gewoͤhnt sind, ermuihigt und begeissert, 
varen basd entischsossen, durch ein Gotiesgericht die Partie ent⸗ 
cheiden zu lassen. Während eines seht energisch geführten Faust⸗ 
amp fes geriethen die Unglüclichen auf den Berschlag eines zwar 
ausgetrodneten, aber 16 glafter tiefen Brunnens und stürzten 
Heide izz die gähnende Kluft.- Erst nach vieler Mühe gelang es, 
hre arg zugerichteten Leichen wieder zum Vorschein zu bringen. 
Allein das tollkühne Mädchen, welches zu diesem traurigen Vor; 
jange Aulaß bot, stürzte sich freudigen Muthes, mie es leider. 
porauszusehen war, noch am selben Abende — in die Arme eine⸗ 
übschen HNriegerrxssssss. ——— 
Lkandwirthschaftlichs. 
„Stand der Früchte. Seit unserem letzten Berichte 
hat fich die Witterung in einer so erfteulichen Weise geändert, daß 
die Hoffnungen und Conjunkturen vielfach ganz anderer Art sind, 
als sie es vor 14 Tagen waren. Zwar lauteten die Nachrichten 
iber den Stand des Wintergetreides und der Gerste im Ganzen 
recht günstig, indessen konnte man sich nicht verhehlen, daß, hätte 
die Nässe und Kälte, die den Mai und den Juni characterisirten, 
ioch länger gedauert, die Qualität unserer Körnerfrüchte unfehlbar 
ine sehr geringe geworden wäre. So nun darf man durch ganz 
Mitteleuropa hindurrch darauf rechnen, daß die in Aussicht stehenden 
zortrefflichen Erträge auch eine zufriedenstellende Qualität ergeben 
vürden.“ Aus Ungarn lauten die Nachrichten, den westlichen Theil 
ibgerechnet· immer noch nicht günstig. Ein namhafter Exrport von 
ort aus wird nicht bevorstehen. Dagegen beftätigen sich die 
dachrichten von Tag zu Tag mehr, daß man in Nordamerika, 
. i. in den dortigen Fruchtbaubezirken, ganz außergewöhnlichen 
sjohen Ernteerträgen entgegensieht. Insgleiche wird aus den 
VBeinbaudistricten Californiens gemeldet, daß der Weinstock sich 
ines vorzüglichen Standes erfreue und mit Trauben überreich 
ꝛeladen sei. — Die Repsernte ist nun fast allenthalben eiugethan. 
Sie hat im Allgemeinen einen höheren Ertrag geliefert, als man 
xs glaubte erwarten zu dürfen. In Südweftdeutschland hat man 
pro Morgen — /. Hectare mitunter bis zu 7. Malter Ausdrusch 
zehabt. Gleichwohl sind die Preise derhältnißmäßig hoch und leicht 
ürfen sie ihre frühere Hohe wieder erreichen, weil mair sich mehr 
ind mehr überzeugt, daß das Repsdl von den in der neuesten Zeit 
ur Einfuhr gekommenen Oelen schwerlich gedrüdt oder gar 
»erdrängt werden wird. Vergleichende. Versuche bei Eisenbahn- 
hmierungen haben es außer Zweifel gelassen, daß man von dem 
llerdings. hochpreisigeren Repsoöl weniger braucht, und daß sich 
leichwohl die Achsen weniger stark erhitzen und weniger abgenug! 
verden, als bei der Anwendung anderer Schmieröle. 
Gie dre Bauern wiedersilberreKndpfe 
rusf den Rochen lragen könnten.) — Dazu, dienen, 
vie es in der „Allg. landw. Ztg. für Säüddeutschland“ heißt, 
'olgende, allerdings auch anderweitig sehr zu empfehlende Mittel: 
Lasset leinen Tropfen Mistpfuhl fortlaufen, in die Erde kriechen 
»der verdunsten. Vermehret ihre Wirksamkeit und erhaltet ihre 
draft durch Eisenbitriol oder Schwefelsäure, wie es überall jchon 
zeschieht, wo kbhung e Bauern wohnen. Sammelt den menschlichen 
LIuswurf und Harn und traget ihn nicht in den Winkel, wie un⸗ 
Jäthig schamlose Kinder. Erhalte! seine Kraft und vertreibet 
einen Geruch durch Gyps oder Eisenvitriolwasser und Erde, auch 
»los Erde, oder schaffet Alles zusammen in den Pfuhlbehälter. 
Werfet kein Seifen und Fleischwasser, Blut u. dgl. weg. denn 
dieses Alles bringt auch Gras und Frucht. Sammelt deunn Koth 
auf der Straße, den Abfall aus dem Holzstalle, dien ausgelaugte 
Asche, Kehricht, alten Lehm u. s. w. zu Erdhaufen oder um es 
auf den Mist zu streuen. Behandelt den Mist nach Vorschrift 
und dermehrt denselben durch Erde. Haltet den flüchtigen Duͤnger, 
den Stidstoff fest, damit er nicht freude Felder dünge. Wer dieses 
Alles thut und nur zwei Kühe im Stalle hat, wird seine Dung⸗ 
raft so vermehren, als wenn er 10 Centner Gunano für 70 bis 
30 Gulden kaufte, und im gleichen Verhältnisse mehr ernten. 
Und wenn Mancher dadurch nur 70 bis 80 Gulden mehr aus 
elner Wirthschaft zöge, so ist das für Viele schon genug. um die 
etßzigen Sorgen fern zu halten; damil kann ein kleiner Bauer 
Steuern, Zinsen, Schul- und Kirchengeld bezahlen. Mancher 
»enlt, er müsse fort nach Amerika, weil er jedes Jahr weniger 
vird: ich sage ihm aber, daß er sich wieder aufhelfen kann, wenn 
er nur gut wirthichaftet. Hat Jemand Geld übrig, so mag man 
danun und wann Guano ꝛc. kaufen, um es recht gut zu machen. 
Wer aber von diesen Mitteln keines angewendei, der laufe auch 
eine fremden Düngpulver, denn sie helfen ihm doch nicht. Er 
nag sich den Leib zusemmenschnüren, hungern lernen und seine 
dinder zum Betteln abrichten, denn er treidt es nicht lange, oder 
er müßte sehr viel haben. — Glaubet nur, es geht nicht so fort! 
ihr Landleute loönnet es besser haben wie alle anderer Staͤnde, 
jenn Alles ist euch günstig; wenn ihr nur irgend Hand aanlegt, 
o wird sich in kurzer Zeit der Werth eurer Aecker —verdoppein, 
vie es an viclen Ortien seit 20 Jahren bereits geschehen ist.“