Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberker Anzeiger. 
der St. Ingberter Anzeiger (und das mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, mit der Dienstags⸗, Dounerstags- und Sonntags⸗ 
vummer) erscheint wöchentlich vi e vr m a l: D lenstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Abonnementspreis vierteljährig 42 Krzr. oder 
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Deutschland. 
Mundchen, 24. Jan. Heute ließ sich der König zwei 
Rustergewehre, eines nach dem Werder'schen und eines nach dem 
Berdan⸗System, nebst den dazu gehörigen Patronen. vorlegen. 
ẽs ist richtig, daß entsprechend dem Gutachten der, mit Erprobung 
der beiden Hinterladgewehre beauftragt gewesenen Commission „die 
Finführung des Werdergewehres mit der Verdan'schen Patrone für 
ie Infanierie des bayerischen Heeres beantragt werden soll.“ 
München, 26. Jan. Der Kriegsminister wird zur An— 
chaffung von 100,000 Stück Werder'scher Hinterlader demnächst 
me Creditforderung von 3 Millionen Gulden in der Kammer 
inbringen, die vorausfichtlich auf dem Wege einer Anleihe be⸗ 
chafft werden sollen. — — 
Dienstesnachrichten. 
Die prot. Pfarrstelle zu Jettenbach, Decanats Lauterecken, 
st dem Pfarramiscandidaten und derzeitigen Privatvicar zu Kirch⸗ 
Jeimbolanden, Ph. Heß von Heiligenmoschel, verliehen worden. 
Frankfurt, 22. Jan. Die hiesige Handelskammer hat 
ht schon 1867 angeregtes, von der Regierung damals zurüdge- 
viesenes Project eines Schifffahrtskanales zwischen dem hiesigen 
dafen und dem Rheine aufgenommen, und bei der Regierung 
im die Bewilligung nachgesucht, auf Kosten hiesiger Privaten Ver⸗ 
nessungen in diesem Sinne vorzunehmen. * 
Der „Koln. Volksztg.“ schreibt man unterm 15. d. aus 
Kom: Die Arbeiten für das Concil werden auf's Eißfrigste 
zetrieben. Die Congregationen halten an einem Tage oft doppelte 
Sitzungen. Gestern wurden die Herren v. Hefele aus Tübingen, 
MNoufang ans Mainz, Molitor aus Speher, Heuser aus Köln. 
HZiese aus Munster vom Papst in einer Privataudienz empfangen, 
hert Domcapitular Moufang sprach den Papst in französischer 
Sprache an, in welcher auch die Antwort Pius IX. erfolgte. 
detzterer betonte die Hoffnungen, welche die katholische 
hristenheit auf das Concil setze. — Pius sah sehr wohl aus. 
Wien, 23. Jan. Wegen des Ablebens des Kronprinzen 
on Belgien sind die zu Ehren der Anwesenheit des Prinzen und 
ꝛer Prinzessin von Wales angeordneten Hoffestlichkeiten abgesagt 
vorden. —. 
Wien, 27. Jan. Eine Depesche aus Athen meldet: Grie⸗ 
henland hat versöhnlich auf die Conferenznote geantwortet. Eine 
Ninisterkrisis ist in sicherer Aussicht. — 
Fraukreich. 
Paris, 23. Jan. Die Berichte über den Stand des 
Unterrichts in Frankreich sind sehr trübe. Der Unterrichtsminist er 
cheint zwar mit seinen Leistungen sehr zufrieden; er hält es 
nch nicht mehr für nöthig, alle Jahre über diefen Gegenstand 
inen Bericht zu liefern, und erkläͤrt, daß er in Zukunft immer 
mur nach einer Periode von 5 Jahren eine Statistik der Schule 
neröffentlichen werde. Gerade als wenn der Finanzminister nur 
ille 5 Jahre das Budget vorlegen wollte. Besonders über den 
xlementarunterricht lichen sich erbauliche Betrachtungen anstellen; 
sex gute Minister hat freilich kein Geld, da die Soldaten zu viel 
»erbrauchen, und die Gemeinden können die Kosten für den Un—⸗ 
erricht nicht aufbringen. Es gibt also in Frankreich 30,000 
Hhemeinden, welche keine Volksschulen haben, und begreiflicherweise 
ind das gerade diejenigen, denen ein Unterricht am meisten noth 
häte. Die mittlere Pension für die emeritirten Lehrer und 
Jehrerinnen beträgt 115 Fre. d. h. täglich etwa 9 Kreuzer, wo⸗ 
aus hervorgeht, daß man Unrecht thut, die Unterofficiere zu be⸗ 
zeiden, denen eine Lehrerstelle zur Velohnung für die militäri⸗ 
chen Leistungen gewährt wird. Der „Avenir“ berechnet mit 
dilfe der gegebenen Ziffer, daß von 800, Franzosen ein einziger 
m Jahre einen Band aus den Bibliothelen entleiht, ja daß von 
300 Einwohnern auf dem Lande einer ab und zu einmal ein 
Zuch iu die Haud nimmt. 
Paris, 25. Jan. Der „Etendard“ dementirt die Rach—⸗ 
icht, daß die französischen Botschafter an auswärtigen Höfen nach 
Baris berufen worden seie. 
In Paris circulirt das Gerücht, die Regierung wolle die 
Thassepots aufgeben, um dieselben durch ein Kapselgewehr (ein 
nerbessertes Minié) zu ersetzen. 
Italien. 
Genuna, 24. Jan. Nach einer Depesche aus Cagliari 
Sardinien) ist eine französische Fregaite mit Truppen da— 
elbst angekommen und ohne Aufenthalt nach der Levante 
ibgegangen. 
Spanien. 
Madrid, 283. Jan. Es wird hier aufs formellste in Ab⸗ 
rede gestellt, daß zwischen den Vereinigten Staaten und Spanien 
Unterhandlungen über Ankauf der Insel Cuba im Gange seien. 
Die provisorische Regierung, welche der Dollmetscher der Gefühle 
)es spanischen Volkes ist, erklärt, daß fie einen Vorschlag dieser 
Art nicht annehmen werde. 
Madrid, 24. Jan. Heute wurde der öffentliche Gottes⸗ 
zienst der Protestanten in, vollkommener Ordnung und Würde 
um ersten Male abgehalten. Mehrere Damen nahmen Theil an 
er Feierlichkeit. 
Türkei. 
Konstantinopel, 24. Jan. Das türkische Geschwader 
st von Syra nach Creta abgegangen. — Die Regierung hat zwei 
banzerfregatten gekauft und den Bau von mehreren anderen Kriegs⸗ 
chiffen angeordnet. — (Bezüglich der Annahme der Conferenz⸗ 
eschlüsse melden weitere tetegraphische Notizen: Der „Levant 
Zerald“ schreibt, Griechenland habe sich Nachrichten aus Athen 
ufolge im Voraus entschieden, die Declaration der Conferenz zu 
jerwerfen. Der „Herald“ hofft jedoch, daß eine freundliche Pres⸗ 
ion Griechenland dahin Abringen werde, von seinem Entschlusse 
ibzustehen. — Auch der „Etendard“ sagt, die Annahme der 
Tonferenzbeschlüsse Seitens Griechenlands sei wahrscheinlich) 
Konstantinopel, 26. Jan. Die Pforte hat ihre Ver⸗ 
reter im Auslande angewiesen, die über die türkischen Rüstungen 
jerbreiteten Gerüchte als übertrieben zu bezeichnen und zu consta⸗ 
iren, daß die Türkei zwar Vorsichtsmaßregeln zu treffen? hatte, 
aber keineswegs eine Storung des Friedens befürchte. 
Amerika. 
New-York, 9. Jan. Briefe aus der Salzseestadt im 
Mormonenlande Utah melden, daß der Befehl, welcher den Mor⸗ 
nonen verbietet, mit andersgläubigen Kaufleuten und Handeltrei⸗ 
zenden in Verbindung zu treten, mit äußerster Strenge gehand⸗ 
jabt wird und bereits große Unzufriedenheit hervorgerufen hat. 
Brigham Young soll sich in bester Laune befinden, „er tanzt“, so 
eißt es, mit jugendlicher Frische und Grazie in Privat-Gesell⸗ 
haften und erklärt, es gebe nur drei große Männer in der 
Welt — er selbst, Bismark und Navoleon. 
Vermischiev. 
7 Zweibrücen, 28. Jan. In Folge der neuen Or⸗ 
ganisation der Gendarmerie wird nun an jeden Landgerichtssitz 
in Brigadier kommen. Nach Pirmafens kommt Lesoine, z. 3. 
n Dürkheim; nach Hornbach Braun, z. Z. in Schaidt; nach 
Zlieskastel Denner, z. Z. in Pirmasens; in St. Ingbert bleibt 
Treittinger; nach Homburg kommt Tavernier, z. Z. in Annwei⸗ 
er; in Waldmohr bleibt Bolkart; in Landstuhl bleibt Silberhorn; 
iach Waldfischbach kommt Weis, z. Z. in Berxbach; in Dahn 
zleibt Böfer. m* — 
— Die Gasanstalt Kaiserslautern vertheilt 20 Procent Di— 
idende und hat den Gaspreis für laufendes Jahr auf 3fl. 10 kr. 
serabgesetzt. 
7 Die Stadt Kussel erhebt fortan in Folge Ermächtigung 
kgl. Regierung eine Taxe auf Grabdenkmäler.