Full text: St. Ingberter Anzeiger

die Gutmüthigkeit ihres Gatten unangenehm absticht. Man weiß 
daß ste die Damen ihres“ Hofes keineswegs mit Milde' behandeit 
und behauptet sogar, ihr sparisches Blut sei zuweilen in solche 
Wallung gerathen, daß ihre Hand mit der Wange threr Kammer⸗ 
frauencin Berührung Herathen, wenn sie etwwas uicht gleich nach 
Wuusch machen konnten. Letztere Aussage mag eine blose Erfin— 
dung sein, aber die heftige reizbere Natur der Kaiserin ist Wahr⸗ 
heit. Diese privaten Eigenschaften allein würden indessen die 
Kaiserin wohl nicht so unpopulär gemacht haben, aber 
man“ wirft ihr vor, die Anstifterin des Luxus und der“ un⸗ 
geheuern Verschwendung geweisen zu sein, die lange Zeit am hie— 
sigen Hofe getrieben wurden. Gewiß ist, daß sie die Schöpferin 
des Kleiderluxus der Frauen gewesen ist, der, von Paris ansge⸗ 
jend, sich allmälig über die ganze Welt verbreitet hat. Diese 
Pruntsucht und Verschwendung hat viel dazu beigetragen, die Pa⸗ 
Aiser gegen sie zu erbittern, hauptsächlich aber ist dies geschehen, 
weil sie am Hofe Kets das Haupt der reactionären Partei gewesen 
ist und gegen jede politische Reform ihren Protest erhoben hat. 
Sieist brigens eine energische Frau, wird zuweilen als „der 
ꝛinzige Mann in den Tuilerien“ bezeichnet, und wenn jetzt in den 
politischen Cirkeln von der Eventualität des Todes des Kaisers 
die Rede ist, hört man die Aeußerung thun: „sie wird zu Pferd 
seigenund sich an die Spitze der Truppen stellen.“ Vielleicht 
wäre ihr ein solches Verhalten allerdings vonnöthen, denn freiwil⸗ 
liz würde ein großer Theil der Pariser? ihre Regentschaft nicht 
auerkennen, aber welcher Zustano wörde dadurch geschaffen, wenn 
sie gleich vvn Anfang an sich in efn feindseliges Verhältniß zu 
einem Theil der Nation stellen müßte? Und dann ist noch immer 
dier: Frage, ob die Armee ihrer Leitung so ohne weiteres folgen 
würde. Was den Priuzen Napoleon betrifft, so ist derselbe ebenso 
wenig beim Volke beliebt, wie die Kaiserin, obschon so lange er 
Cinfluß bei Hof hatte,Srer derselben stets zu Gunsten der liberalen 
Ideen geltend machte. Er: hat' gegen- sich zunächst die ganze 
laͤtholische Purtei, aber auch viele Personen, die micht gerade zu 
dieser gerechnet werden können, hat er durch seine früher offen zur 
Schau getragene Religionsverachtung verletzt. Eine gewisse Roheit 
des Geistes und der Manieren würden in den Augen der moder⸗ 
nen Pariser als-geringe Vergehenerschienen sein, aber: rinem« 
— 
Prinzen des regierenden Hauses werden sie instinktmäßig verübelt 
In der der Armee hat der Prinz den schlimmen Ruf, des Mulhet 
zu entbehren, und ist dort gänzlich unbeliebt. In den zwei Jeßlen 
Jahren hat seine kluge Zurückgezogenheit die ehemalige Erbllterung 
zegen ihn allerdings ziemlich verringert und es ist möglich- deß 
ine liberale Reue in den nächsten Senatsdebatten seine Unpopu. 
arität noch mehr bescitigen wird, aber so wie die Dinge heute 
iegen, würde ihn die öffentliche Meinung als Regenten auch uur 
mit großem Widerwillen annehnen, Uebrigens läßt sich voraus— 
jetzen, daß er als erster Beirath der Kaiserin bald in offenem 
Unfrieden mit derselben sein würde. Dies nun ist die Stellung 
der beiden Persönlichkeiten, welche für eine Regentschaft zunächsi 
— fast könnte man sagen ausschließlich — in Vetracht kommen. 
Die übrigen Glieder der Bonapartidenfamilie sind dem Volke beij 
rahe unbekannt und vollkommen gleichgiltig und -doer laiserliche 
Prinz ist noch zu jung, als daß von Sympathien für seine Per— 
son die Rede sein könnte. Man sieht daraus, daß alle Bedingungen 
ür einen allgemeinen Wirrwar gegeben find, wenn ein plötzlicher 
Tod des Kaisers zu der Probe zwänge, ob ohne ihn von dem 
Kaiserreiche überhaupt noch etwas übrig bliebe. * 
Verrn 
* V. 
F Nach einer Notiz in der Pfälz. Wolksztg.“ hat der 
Volksberein in Kaiserslautern beschlossen, zu veranlassen, daß Sei⸗ 
sens der Volkspartei eine größere Versammlung am nächsten Sonn⸗ 
tag über acht Tagen in Neustadt abgehalten werde. 
pFpMannheim, 2. September. Die Verhandlundeu über 
Herbeiführung gemeinsamer Bestimmungen bezüglich der Rheinfische · 
rei sind ohne Resultat vertagt worden, da von Seiten der Nieder 
ande auf vie Festsetzung einer ergiebigen Schonzeit nicht einge— 
zangen wurde. ——7 
—Hamhburg,“2. September. Die Garienbauausstellung 
vurde heute von Syndikus Merck mit einer herzlichen Ausprache 
zröffnet, in welcher derselbe auf den inkernationalen Charakter des 
Unternehmens hinwies, und für die Theilnahme der Fürsten dankte. 
Die Betheiligung des Publikums war eine sehr lebhafte. 
*5 
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whe —8 e — Bersichcrungen werden vermittelt durcch 
rzeugnissen der hiesigen weibl. Fortbildungs⸗ J ! 3 * 
Schule. Dazu gehören: Sophakissen, Fuß⸗ krita Panaerbleter in St. Ingbert. 
eppiche, Tischdecken, gestickte Schuhe, Trag⸗ 
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am 26. September 1869. 
Original⸗Lose hiezu 4 30 kr. 
sind in der Expedition des St. Ingberter 
Anzeigers zu haben. 
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— kr. Roggenvorschuß 10 fl. 15 kr. bis 
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dis 14 fl. 15 kr. Blumenmehl. — fl. — kr. 
hbis — fl. — fr. per 70 Kilo., Reps 
19 I. — kr. bis — fl. — kr. per 8 
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— fl. — kr. Leindͤl ohne Faß — fl. 
— kr. bis — fl. — kr. Mohnöl ohne Faß 
— fl. — kr. bis — fl. — tr. per 
50 Kilo. Repskuchen — fl. — kr. bis 
— fl. — kr. Branntwein 28 fl. — ir. 
bis — fl. — kr. 
Von meinen so rühmlichst bekannten 
Schweißsohlen, in dem Strumpf zu tragen, 
die den Fuß beständig trocken oder warm 
erhalten, daher besonders den an Schweiß⸗ 
suß, Gicht und Rheumatismus Leidenden 
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d Paare fl. 1.10 kr. und gibt Wieder⸗ 
bertäufern angemessenen Rabatt: 
herr P. Thiery Lederhandlung 
in St Ingbert. 
Frankfurta. d. O. im Sept. 1869. 
Rob. von Stephani 
Preéismedaille Paris 1867. 
Starker, & Pobuda 
in ν, 
Lieferanten des kgl. Württeinb. Hofes 
und J. Maj. der Königin von Holland 
enpsehlen ihre 
als vorzüglich anerkannten 
* nabert bei 
CI. 
zu haben 
Fran urter Börse 
qↄom 26. August 1869. 
Geldsorten. 
Preußische Kassenscheine .. fl. 1 447/. -45/4 
Preußische Friedrichsdr.. 9881/ - 509/1 
Ristolen ...... . 5062 
)olländische 10 fl.⸗Stücke . 54 -56 
Ducaten. 237-2389 
20Francs⸗Stücke ...2 3221/4 -383/4 
xIͤnglische Souvereignss. 1156- 12 
—AV 
Jochhaltiges Silber per Zollpfund — — 
Dollars in Gold 2 28 — 29 
— — — 
Die nach Vorschrist des Königl. Geheimen 
Hofrathes und Universitäts -Professors 
Dr. Harless in Bonnm gefertigten 
Stollwerck'jchen Brust⸗Bonbons 
ind a 14 kr. per Packet echt zu haben in 
St. Inghert bei Conditor G. Rickel 
und J. J. Grewenig, in RIIeslcastel 
bei Fr Apprederis. 
Mainz,. 3. Septebr. 
(Fruchtpreise.) Weißmehl das Mal— 
er à 140 Pfund — fl. — tir. — Rog⸗ 
zenmehl ditto — fl. — kr. — Weizen (200 
ppfd.) 12 fl. 10 kr. bis 12 fl. 20 ki. 
—— 
— — 
fl. 10 te. Hafer (120 Pfd.) 85 fl. 20 kr. 
bis 5fl. 50 kr. 
4J7 8— * 
—IX 
Druck und Verlag von F. — meKin Si. Ingbert.