Full text: St. Ingberter Anzeiger

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e Si 346 berterAnze 100* (ünd dat wiit dem Hauplblatte verbundene Untlerhaltungsblatt, mit der Dienztagz-, Donnerstagt- und Sonnlags· 
ummer) exscheint wöͤchentlich viermal: Dienztang, Donmnesr sütag, Samstag' und Sonntag. Abonnementepreis vierteljährig 42 Krzr. oder 
33M4 Silberar. Anzeiaen werden mit 83 Krir. die dreispaltige Zeile Blatischrift oder deren Raum berechnet. J 
er. 149. ..Donnerstag, den 25. Septenubler 1869 
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* rus w⸗ PFoͤrderative republikanische Regierungsform, Abschaffung der 
ginladung zum Abonnement. stehenden Heere, Einführung des Milizsystems, Iede 
Mit dem 1Oelober nachsthin beginnt ein neues Quartal auf den obligatorischer Unterricht, Aufhebung aller indirecten Steuern, 
zt. Ingberter Anzeiger, für die Monate Oetober, ———— — derselben durch eine directe progresside Abgabe, Abschaffung 
d December. Wir ersuchen freundlichst unsere auswärtigen, der Todesstrafe. 
sbonnenten, welche das Blatt durch die Post beziehen, ihre Be— 
seluung bei den betreffenden Posterpedifionen oder den Postboten 
echtze stig machen zu wollen. 
Unsern verehrl. Abonnenten von St. Ingbert und Umgegend, 
velche das Blatt durch unfer e“ Zeitungsträger: beziehen, wird 
as Blatt für das kommende Quarlal forigeliefert werden, sofern 
e vor Ende dieses Monats nicht. ausdrücklich abbestellen.“ 
Zu zahlreichem Abonnement ladet ergebenst ein αι 
die Expedition des St. Ingberter Anzeigers. 
Vrermiscichtes. 
F.Sat. Jugbert, 23. Sept. Wie dem Pfälz. Kurier aus 
—X—— 
Sept. stattfindenden ersten Hauptübung der neu gegründeten Kuseler 
Feuerwehr allein aus den Städten St. Ingbert, St. Johann⸗ 
Saarbrücken, Zweibrücken, Kaiserslautern und Landstuhl (etztere 
noch im Entstehen) bereits 250 Gäste angemeldet. Wenn nun 
rus den eingeladenen vorderpfälzischen Städten die Betheiligung 
rbenso zahlreich wird, so mag eine hübsche Anzahl Feuerwehrmänner 
da zusammen kommen. Unsere hiesigen, Theilnehmer, circa 835 
dg Mann, fahren Sonntag Morgens mit dem ersten Zuge um 
Ußr ab246* 
—— Deutschland ee 
Müench en, 18. Sepi Unmittelbar gach dem Zusammen · 
ritte der Kammern werden in der Rheinpfalz, in Rürgberg und 
a Munchen die Staatsdienstadspiranten zu Berathungen Behufs ende 
chex Herbeiführung der Freigabe der Adrocatur zusammentreten. 
Die wir aus sicherer Duelle wissene wird nuch in mehreren Land⸗ 
athsversammlungen:ndiese Angeitgenheitz seinerzeit zur Sprache 
ebracht werden, üni un Reeigneter Stelle der Ueberzeugung Ein⸗ 
ang zu verschaffen, daß an es bed dieset Frage nicht blotz um 
ie Befriedigunge wen Selhststandigleilsdranges einiger jüngeren 
zuristen zu thun hat. 22 9* 
din n yen 30, Sept. Die feierliche: Eröffnung detz Landiages 
gird erst gegen Mitle der, nächsten Woche möglich sein. Das 
er Kammer vorzulegende Budget wird nun doch eine, jedoch nur 
naßige Steuererhöͤhung beantragen, da ohne eine solche eine Aus⸗ 
leichung der Siaats⸗Einnahmen und Ausgaben schließlich nich— 
nöglich war. J 
München, 21. Sept. Heute hat sich die Abgeordneten 
ammer provisorisch constituirt: Alterspräfident ist der (katholische) 
gfarrer Schmidi, Jugengdsekretäre sind Redackeur Bucher und 
HRekonom Burger — alle drei der ultramontanen Partei angehörig 
Hoffmanns Correspondenz meldet, daß die protestantische Gene⸗ 
alshnode der rechtsrheinischen Provinzen auf den 3. Oct. nach 
lnshach einberufen worden ist. Ferner, daß vom 1. October an 
m Reqhstsrhein die polizeiliche Mehl- und Brodtaxe aufgehoben 
(Pf. Kur.. 5 
Dresden, 21. Sept. Heute Vormittag 1194 Uhr brach 
m Hoftheater Feuer aus, und um 5 Uhr Abends war dasselbe 
otal ausgebrannt; es stehen nur noch nackte Mauern. Man ver 
nuthet, daß ein Vefect der Gasleitung Ursache des Feuers ist, 
as waährend einer Probe ausbrach. Glücklicher Weise herrschte 
dindstille, so daß das Museum, die katholische Hofkirche und die 
onstige Umgebung des Theaters verschont blieb; auch größere 
lugluͤcksfälle sind nicht vorgekommen, und eine weitere Ausbreitung 
d Feuers ist nicht zu fürchten. Der König Johann war um 
/3 Uhr auf der Brandstätte erschienen. J 
Frankreich... 
Paris, 20. Sept. Der „Avenir national“ kündigt an, 
aß er morgen als am 77. Jahrestage der Abschaffung des 
königthums und der Proklamation der Repuͤblik, als an einem der 
edeutendsten republikanischen Festtage, nicht erscheinen wird. 
V Schweiz. 
Laufanne, 18. Sept. Der Friedenskongreß, der eben 
nirch Villor Hugo geschlossen wurde, erklärte den Sozialismus 
uis unzertrenndar von. der demokratischen Republik. Roch gestern 
drachen fich einige burgerliche Redner sehr ungünstig über den 
zocializmus aus; heute nahm der Centralausschuß den Socialis . 
uus im Princip an, modificirte aber einige der vorgeschlagenen 
dropositionen. Die Beschlüsse der Plenarverfammlung lauten 
. Kaisensgautern, 20. Sept. In der Nacht vom 
xFreitag zum Samstag ist aqus deni Spitalgebaude des hiesigen 
Tentralgefängsnisses ein wegen Todischlags zu lebensläuglicher 
Zuchthausstrafe verurtheilter Gefangener entsprungen, welcher be⸗ 
reits 22.Jahre im Gefüngniß zugebracht hatte. Die Flucht ist 
ihm dadurch leichter geworden, daß er als Spitalwärter verwandt 
wurde und in Folge dessen wohl größere Freiheit hatte. Bis jetzt 
hat man noch deine Spur von ihm gefunden. NUebrigens soll 
dies bereiis der fuͤnfte Fluchtversuch sein, den dieser Gefangene gee 
macht hat — 
Zwei wüthende Billardspieler haben in einem Großwardeiner 
daffeehause von Donnerstag halb 10 Uhr Vormiitags bis Freitag 
Nachmittags 4 Uhr mit einander ununterbrochen gespielt und währ⸗ 
rend dieser Zeit 494 Parlien fertig gebracht. 
— Einer der Präsidenten eines der achtundzwanzig kaiserlichen 
herichtshöfe Frankreichs erhielt am 15. August (Kaisertag) folgende 
Depesche aus Paris: „Sie sind zum Justizminister ernannt, der 
daiser will Sie sprechen.“ Der Herr Präsident fiel fast in Ohn⸗ 
nacht vor der Größe dieses Glücks, an das er in seinen kühnsten 
Träumen nicht gedacht. Augenblicklich reiste er nach Paris, stürzte 
ich in Frack und weiße Kravate und eilte in die Tuilerien. Vor 
dem Autlitze des Kaisers erschöpfte er sih in Danksagungen, be⸗ 
heuerte, seine Hingebung werde auf der Höhe seiner neuen Pflich⸗ 
en stehen ꝛc., nach bekannter Melodie. Seine Majestät verstand 
von alledem kein Wort. Man mußte sich indessen auseinandersetzen 
ind die Punkte auf den J's nachtragen. „Sire“, sagte der 
Bräsident, „die Ehre, die mir Eure Majestät angedeihen lassen, 
st so groß, so unerwartet, daß ich ... in der That ...“ und 
inter vielem Stottern machte er dem Kaiser endlich begreiflich, er 
ei zum Justizminister ernannt. Der Kaiser blieb verblüfft stehen. 
Der Präsident zeigte seine Depesche. „Es ist gut“, sagte hierauf 
Napoleon Ul., „Sie sind Minister der Justiz, aber ich bitte Sie, 
Ihre Demission zu geben.“ Das Telegramm war das Werk eines 
ühnen Mystifikators gewesen. 
Ein Unglück von ausnahmsweiser Natur setzt gegenwärtig 
den -Bezirk von Saintes (Frankreich) in Schrtecken, sagt der 
Figaro.“ Ein kleiner Bach, Namens Parpillot, der durch 
nehrere Gemeinden des Kantons Gemozac fließt, lag seit einiger 
Zeit trocken. Der Grund des Schlammes war ohne Zweifel 
orfartig, denn es brach plötzlich darin eine Feuersbrunst aus, 
velche alles auf ihrem Wege zerstörte. Man mußte die benach— 
harten Dörfer räumen. Das Land ist in Schrecken. Wenn der 
kKegen kommt, wird er das Feuer loöschen, allein der in einen 
Feuerstrom umgewandelte Bach wird die Asche aus einer ganzen Gegend 
nit sich fortreißen. Auf jeden Fall sind die Uferbewohner ruinirt. 
5s ist das seltsamste Unglück, das man seit langem gesehen hat, 
zaßß die Erde brenut!