Full text: St. Ingberter Anzeiger

resoluien, Ja“; ebenso die Frage, ob die Marquise diese Schrei⸗ 
zen erwiedert habe. Hierauf schlug Herr p. Beaumont dem Vicomte 
Tlaparede mit der Replik: uünv daß ist die Antwort des Ehe⸗ 
manng, die Handschuh ins Geficht. Der Zweikampf, der guun 
iolgte*nahm fuür Herrn v. Clapered⸗ einen sehr ernsten Ausgang; 
zer Stich in die Lunge den ew erhalten, ist nach“ Anfsicht der 
Nerzte ein tödlicher. Der zweite Correspondent der schoͤnen Mar⸗ 
uise, welcher nun an die Reihe kam, war Fürst Metternich. 
Obwohl der Botschafter eine gute Nlinge führt, wurde ex von dem 
der Fechtkunst überlegenen Begner am Oderarm schwer verwundet. 
Marquis de Beaumont befindet sich gegenwärtig wieder auf der 
Reise, um auch den dritten Freund seiner Gemahlin aufzufinden 
ind ebenfalls zur Rechenschaft zu ziehen.“ ilzre 
Weren, Id. Och In den Jeitenden Kreisen wird, wie die 
Hi. fr Pr.“ vernimmi, an eine Abberufung des Fürsten Meiter⸗ 
zich von seinem Botschafterposten in Paris absolut nicht gedacht. 
Dagegen bestätigt fich, daß der FJurst vor seinem Reuncontre mit 
end Wrasen VBeaumon seine Demission, einreichte, welche nicht 
augenommen. wurde. Die ganz undiplomatischen Abenteuer des 
Botschafters in Paris scheinen, also von seiner Retierung als ein 
mtegrirendet Vestandtheil seiner Mission betrachtei zu werden. 
rra'g, 18. Oci. Der Carfurst von Hessen beabsichtigt ein 
Manifest an das hessische Voll in Form einer kleinen Broschüre 
u verdffentlichern. 
FFrankreich. 
Paris, 21. Och.France“ sagt. sämmiliche gegenwärtig 
in Compiegne befindliche Persoͤnlichteiten haben gestern an der 
vichtigen Berathung unter dem Vorsitze des Kaisers Theil genom⸗ 
nen. Es handelte sich um den Zeitpunkt der Einberufung der 
Zammer, der aufs neue erörtert wurde. Die France“ verfichert, 
zaß Rouher seinen förmlichen Entschluß ausgedrückt habe, an keiner 
ministeriellen Combination Theil zu nehmen. 
Paris, 22. Oct. Boͤrsenbulletins von gestern Abend schreiben 
die eingetretene Coursbesserung dem Gerüchte zu, die Einberufung 
zes Gesetzgeb ⸗ uden Körpers guf, einen der ersten Tage des Noven⸗ 
ber Jei beschlossen. Ver Kaiser wird auf den 285. October 
gier erwarien 
J England. 
London, 16. Oct.“ In der irischen Grafschaft Westmeath 
zeginnt der Ribbonismus“ oder das Bandmännerthum, sich 
vieder zu regen. Im Bereiche der ganzen Grafschaft war jüngst 
in Schriftstück mit folgemden Inhalt angeschlagen: „Oeffenlliche 
Anzeige. Pächterschaft des umliegenden Distriks — Sclaven des 
Bodens — es ist Zeit, daß Ihr aufsteht und mit dem zweilöpfigen 
Ungeheur⸗Grundbesitzer Thyrannei“ und „Folter-Pacht“ zu ringen, 
zas Eure Vorfahren in den Staub der Vedrückung geworfen, und 
Fuer Leben zu Armulh, Elend und Kummer verurtheilt!“ In 
venigen Worten, die beachtet und befolgt werden müssen: Zahlt 
eine Pacht bis Euch Euer Recht geschehen und FEuer Gut Euch 
u einem angemessenen Preise überlassen worden ist. Nichts mehr 
vird verlangt, nicht weniget angenommen. Gerichtigkeit — nichts 
AIs Gerechtigkeil gegen. Itland, Glauben und Vaterland. Speit 
der Landiord⸗Tyrannei ins Gesicht. Erinnert Euch, die Wölfe, 
zie einst Irland einweiht, indem sie anf Eure Köpfe den Preis 
etzten, belonhnten reichlich diejenigen, welche sich ihnen zu Füßen 
varfen. So soll mit dein Landlord von Scully, welcher seiner 
Pächterschaft gerechte und ehrbare Konzessionen verweigert, nach 
dem Beschluß des Raths verfahren werden. 
In einem Madrider Telegramm des „Morning Herald“ wird 
der Bestürzung erwähnt, welche unter der Bevölkerung das Gerücht 
rxzeugt habe, daß der Kaiser Napoleon beabsichtige, zwei Obser⸗ 
aicastorps von 20,000 und 16,000 Mann an der spauischen 
hrenze aufzustellen. 
— 
ruairchrree 
Speyer, 18. Oct. Der Ausschuß des Musikvereins in 
Zaiserslautern, welchem die provisorische Geschäftsführung des zu 
zründenden allgemeinen pfälzischen Musik Vereines“ übertragen 
hurde, hat auf den 24. Oclober nächsthin (morgen) eine statuten⸗ 
nüßige Generalversammlung nach Kaiserslautern berufen, bei welcher 
zie foͤrmliche Konstituirung dieses Vereins erfolgen wird. Zwed 
des Vereins ist die Vereinigung der musikalischen Vereine der Pfalz 
u gemeinschaftlichen Aufführungen größerer Tonwerke. 
Ludwigshafen, 20. Oct. Die Fufion der pfälzischen 
Fisenbahnen ist eine Thatsache. Die auf heute anberaumte außer · 
ordentliche Generalversammlung der Ackionäre sämmtlicher pfälzi⸗ 
schen Eisenbahngesellschaften umfaßte 212 Actionäre der Ludwigsbahn 
nit 4289 Actien und 693 Stimmen, 145 Actionäre der Marx⸗ 
bahn mit 2898 A. und 414 St. 49 Actionäre der Neustadt⸗ 
Duͤrkheimer Bahn mit 220 A. und 71 Stimmen und 118 
Actisnäre der Rordbahnen mit 2370 Artionäre und 357 Stimmen. 
dAluf die Ablesung des Berichtes der Verwaltung, deer sich seit 
ängerem in den Händen der Actionäre befindet, leistete die Ver⸗ 
ammlung einstimmig Verzicht; auch gab derselbe zu keiner weu⸗ 
aufigeren Eroört erung Anlaß. Der Antrag der Berwaltung auf 
Heuehmigung der Fusion, wurde nach den im Berichte? enthaltenen 
horschlägen für die Activnäre der vier verschiedenen Bahnen separat 
sur speziellen. Discussion gestellk; eine langere Debatte entspann 
ich aber nur im Schooße der Ludwigsbahnactionäre, welche das 
esultat hatte, daß von 693 abgegebenen Stimmen 642 für und 
22 gegen den Antrag sich erljärten der also mit großer Mehrheit 
mgenommen ist. Die Actionäre der drei übrigen Bahnen traten 
hue Debatte und einstimmig dem Antrage bi. J 
7 Bließ laftel 21. Och. Wie wir vernehmen, wirde 
das an Se. Maj. gerichtete Gnadengesuch des vorigen Wahl— 
alschung verurtheilten kath. Pfarrers Walle und Lehrers Henrich 
von Rudenheim abgewiesen nnd sollen dieselben ihre Strafe bereits 
angetrelen haben... 7 6Gwo. WochtlJ. 
pPIn As daffen burg circulixen Gerüchte von der beab⸗ 
ichtigten Verlegung der Forstlehranftalt nach Munchen und Ver⸗ 
inigung derseldben mit dem Polytechnilum. 3* 
7 walb ach, 18. Oct.Gestern Abend zwischen 9 uud 
O Uhr fiel der erste Schnee, und heute morgen ist die Kemelet 
haide mit einer leichten Schneedede überzogen. Man erinnert sich 
eit langen Jahren keines so frühen Schneefallbss. 
FAm Kreuzbregebei Berlin soll vor einigen Aben- 
zen ein Versuch mit einer neuen Flugmaschine in Form eineßs 
hohlen Vogels gemacht worden, aber verunglüdt sein. Die Er⸗ 
inder zwei Rufsen und zwei Polen, trugen sehr zerschlagene *Na⸗ 
en davon. 
77 Nach der „Deutschen Industrie-Zeitung“ ist in dem süchsi⸗ 
chen Obereizgebirge (Annaberg, Buchhotz 2c.) in der dort vorhetr⸗ 
chenden Posamenlenfabrikation eine Arbeitslosigkeit eingetreten, wie 
je Jaum jemals dagewesen seize da eine Ausficht auf Besser⸗ 
ing zunächst nicht gegeben, so sehe man mit schwerem Herzen dem 
Winter entgegegen. — * J 
4 Wien, 15. Oct. Das Café Sandberger war vorgestern 
er Schanplatz einer Scene, die noh der Erregtheit der dabei 
getheiliglen mit einem komischen Finale schloß. Ein eleganter 
derr, der an einem Fenstertischchen deß Cafés Platz genommen 
dird durch einen Dienstmann zu einer auf der Straße wartenden 
Dame gerufen, und nachdem diese seiner ausichtig geworden, eilte 
ie, einen Knaben an der Hand führend, mit den Worten auf ihn 
u': Hier haben Sie pflichtvergessener Vater, iht Kind !“ Die 
ist geschrieenen Worte versammelten ein zahlreiches Publikum, das 
iber den sich entschuldigenden Herrn seine Glossen macht, da er 
zehauptet, nie das glücklich machende Vatergefühl empfunden zu 
aben. Nachdem beide Theile fich gehörig erregt, beginnt folgender 
Dialog: Sie: Sie haben, ehrloser Mensch, meine Nichte doch vor 
rei Jahren verführr? — Er: Ich war vor drei Jahren gar 
ncht in Wien. — Sie: Vielleicht leugnen Sie gar, der K. 
—E —— 
eiße nicht K., sondern bin der Steueramtsrevisor M. aus Iglau 
ind jetzt lassen Sie mich ungeschoren. — Unter Lachen der Zeu⸗ 
jen dieser Scene ging die Vatersuchende, die eine Aehnlichkeit zu 
zem JIrrthume verleitet hatte, weiter. 
—FIsabella von Spanien. Die Zahk der böhmi⸗ 
chen Großgrundbesitzer dürfte schon in der nächsten Zeit um ein 
onigliches Mitglied, und zwar durch die Exlönigin von Spanien 
ermehtt werden. Seit mehreren Tagen weilen nämlich zwei 
gebollmächtigte dieser Fürstin zum Behufe des Ankaufes einer 
srohen bohmischen Herrschaft in Prag, uͤnd der Umstand, daß diese 
herren auf das Vorhandensein eines großen Schlofses einen beson· 
eren Werth legen, laßt vermuthen, daß die Königin gesonnen sei, 
ich in Oesterreich, diesem traulichen Schmollwinkel für entthronte 
Fuͤrsten, eine neue Heimath zu gründen. Ueder das „Wann“ dieser 
lebersiedlung isß vorläufig noch nichts Räheres bekannk, jedenfalls 
zürfte der leidende Zustand des Kaiser Napoleon, sowie die in 
Folge dieser Kraukheit bestehende Unsicherheit der französischen Zu⸗ 
lände eine der Haupiursachen sein, welche die Königin bewegen, 
ich für alle Fälle einen ruhigen und wo möglich comfortablen 
Zufluchtsort zu fichern. 
FParis 17. Oct. Troppmann, Vater, hat wiederum 
in Schreiben erhalten, worin dieser und seine ganze Fawilie mit 
Tod bedroht werden, falls der Rörder Troppmann Enthüllungen 
nachen werde. Troppmann händigte dieses Schreiben sofort der 
Bolizei ein. 
I Fäaf Minuten Todesangst. Die Geschichte hat 
ich unlängst in Paris wirklich zug etragen und ist keineswegs ein 
rẽrzeugniß der Feuilletonmuse. 
Durch die Rue du Moulin kam an einem Junimorgen ein 
Zrivatmann, den Geschafte vor's Thor riefen. Im Angeficht 
ines Barbierladens siel dem Manne ein, daß er sich ehe er seinen 
dang besorgte, rafiren lassen dürfte. Er trat somit zu dem Figaro 
in, seßte sich und harrte der Dinge. 
Der Varbier Har ein ziemlich ungeschlachter, breitschulterigen