limmer, welches allenihalben die Marscllaise sang, rief grenzenlode
Aufregung hervor. Die Thore der Kathedrale wurden gespreugt,
ie Sturn- und Begräbnißglocken die ganze Nacht über geläutet,
ind als der Kommandant der Festung, General Coffinières, erschien,
Im die Leute zu beruhigen, wurden drei Pistolenschüsse auf ihn
gefeuert. Schließlich gelang es ihm, die Straßen durch 2 Linien⸗
regimenter zu säubern. Als mau dann aber am nächsten Morgen
hörte, daß 1000 Waggons in Courcelles bereit stünden, um ihnen
debensmittel zu bringen, und als die ganze Belagerungsarmee ihre
Brodportionen freiwillig an die Gefangenen abtrat, zeigte sich viel⸗
fach eine tiefe Rührung, und die Bevölterung sah sich von. ihrer
ibertriebenen Furcht zum großen Theil befteit. Bazaine selbst
lehnte den Vorschlag des Prinzen ab, daß alle Truppen ihre Waf
en vor der Stadt, vor den Augen der Sieger strecken sollten, an⸗
tatt sie im Arsenale abzugeben. Er sagte, er könnte in solchem,
Falle nicht für das Betragen der Truppen stehen. Die kais. Garde
Uein habe ihre Disziplin streng genug gewahrt, um dieses Ver—
uens würdig erachtet za werden. Am 29. 4 Uhr Nachmittags
zassirte Bazaine in geschlossenem Wagen, der indessen seinen Na-
nen auf dem Schlage trug, und von mehrerenOffizieren seines
Stabes begleitet, durch Ars. Die Frauen des Ortes, die von
einer Anlunft gehört hatten, empfingen ihn mit den Rufen „Ver⸗
räther!“ „Schuft!“ „Feigling!“ u. s. w. „Wo sind unsere Gat⸗
en die Du verrathen hast ?“ „Wo sind unsere Kinder, die Du
zerkauft ?“ Sie machten selbst einen Angriff auf seinen Wagen,
erschmetterten die Fenster mit ihren Fäusten und hätten ihn sicher;
ich gemordet, wären die preußijchen Gensdarmen nicht dazwischen
zetreien. Allenthalben im Lande herrscht jezt die Anjsicht, daß
Frankreich nicht langer existirt. Der Hauptstadt jchreibt man we⸗
niger Woderstandsfähigkeit zu als Metz, dach glanden vernünftige
daͤle noch immer nicht eher an das Ende des Krieges, bis Paris
gefallen ist.
uua sasus Gasio, pe. ιιιU⏑
Sub Gallo nullus vivere Teuto potest.
ibertas Germania ingum poreerro recusat,
Sed nisi praevenias, Teuto, vasallus eris.
Quod si coniunctis Alemannia viribus hostem
Obsteret, dudum Gallia nulla foret —
s ist endlich vor unseren Augen herrliche Wahrheit geworden: die
Finigung Deutschlands, und nicht mehr gilt das Spottgedicht (Eben ·
daselbst fol. 159 verso). das also beginnt:
Pfuy Straßburgk schäme dich, I
Soll vun dein Zeughaus prahlen
Pfui dich wie liederlich
..*8 Ist deine Ehre gefaltnn... *
nicht mehr der Schluß!: **
Die Dahm am Rhen ist todt,
Ist das nicht Schand und Spott —
gein! die „Dam' am Rhein“ steht wieder auf, Straßburg wird
nit Nürnberg, Augsburg, Ulm, den alten oberdeutschen Schwester⸗
sadten, frisch wetteifern in deutscher Sitte, Kraft und Bürgertugend
ind, mit Deutschland wiedervereinigt, eine neue Periode freien, selbst⸗
tändigen Lebens beginnen.
Es mag zugleich hierorts bezeugt sein, daß A. Schmeller
in den Repertorien zu deu Handj chriften unserer Bibliothek, dieset
zielbenützten, aber wenig und selten gerühmter. Fundgrube alles
nöglichen Wissens, das Heft Elsaß und Lot hringen“ immer jzu
Deutschland gerechnet und geftellt hat. Mit welchem Auge und
nit welcher Seelenlust würde er und fo mwancher andre der
zesten. welche heimgegangen, unsere, Siege geschaut und ge⸗
eiert haben!
gDas Recept nun lautet also:
„Ein bewehrtes Antidoton wieder den anietzo ümb sich fressen⸗
den frantzosen.
Recipe.
Brandenburger Stachelnüsse —V 12000
düneburg. Roß Käfer WW— . 10000
doslündische Meer Krebse 20000
Zacht Rauten Knopffen vermischt mit Donner Neulen. 10000
Schwäbische und fräntische Greiffs Klauenn. 12000
Westphälische Korn Beisse 38* 6000
Hierzu noch keyserl. Böthtmische Ohrlöffel. 4000
und
Drey manipula Croatische Habichte
olches alles zusammen dem unruhigen Patienten am Reinstrohm
ufters in einen Brandenburg. Mortier wiederhohlet und Unverzůg⸗
ich ümb den Kopff geschlagen, es hilfft und wird die übermuthigen
hedauten des Aller CThristl. König und jeines Abimelechs Fürsten⸗
dergs, vertreiben.“
München.
Amerika.
Aus Washington, 1. Nov., meldet ein Kabeltelegramm:
Nachrichten von Martinque konstatiren, daß die französijchen Be⸗
höcrden den Negeraufstaud unterdrückten; 27 Rädelsführer wurden
rschossen und 190 Aufständ ische eingekerkert. — —A
isco ansässigen Franzosen nahmen eine Adresse an, welche Vazaine
zum Verräther erklärt.
Vermischtes.
Ein altes Recept wider die Franzosen.
Es ist sicherlich an der Zeit, ein 200 Jahr als politisches Recept zu
deröffentlichen, oder wieder zu veroͤff·ntrichen, welches mit zeitge⸗
mäßer Zu und Wegthat heut zu Tage von den Deutschen vnd
nit echt brandenburgischen Nachhalt angewendel worden ist.
Dasselbe steht in einem der vielen reichen Mannheimer Sam⸗
—XX— Lat. 10816, fol. 176. Was eben⸗
ott (tol. 150 in einem elegischen Ton und umsonst ausgerufen wird
Anerkaumt schönste u. reichhaltigste ir ustrirte Kriegszeitung!
Eine neue Sendung
Häringe u. Sardellen
Fritz Manzerbieter.
— — — — — — — BBAMñMXMA) — 5
Im Verlag von Gustav Weise in Stuttgart ericheint in mindesten⸗
8—8 Nummern:
27Deulsche Kriegs Zeitung.
53 7 Assustrirte Blätter vom Kriege.
* ZWoͤhentlich eine Nummer von 16 Folio Seiten mit je ca. 175
“22 2323
22* prachtvollen Originalzeichnungen.
2 8 Preis pro Nummer 3 sar. — 18 kr. S. W.
35
empfing
N. qun gute Ackerpfer de
à darunter einsehr
schönes Reitpferd.
decen Besitz nachgewiesen wird, sind billi
zu verkeufen bei Schreinermeister
Reiaand.
2332
J 8 * * * 2
* Inhalt der Illustrationen von den erschienen Nummern 1-23: 2
3 8*
Nr. 1 Wilhelm 1., König von. Preußen, oberster Feldherr des deutschen Heeres. — Prinz
Leopold von Hohenzollern · Sigmariagen. oDie Mitrailleusen. — Der Empfang König Wilhelms
Verlin. — Typen algierischer Truͤppen. — Attaque preußischer Uhlanen auf Chasseurs d'Arrique
zu Pferd. — Huldigungsscene in Munchen. — Sprengung der Kehler Brücke. — Trompeter blas!
an den Rhein! —
Nr. 2. Der Sieger von Weißenburg und Wörth. — Die Generale von Bose, von Blu⸗
menthal und von Kirchbach. — Plan der Festung Metz. — Ein Elsaäßer Bauer vor seinem zer⸗
störten Eigenthum — Turcos am Lagerfeuer. — Sturm auf Weißenburg. — Einbringuug eines
Zauern, der auf Soldaten schoß. — Die Affaire von guederbronn Ansicht des Schlachtfeldes
hei⸗ Weißenburg am 4. August 1870. — Scene aus der Schlacht bei Wörth. — Der erste Todte.
Rr. 83. Prinz Friedrich Carl. — Fürst Pleß, Graf Siolberg⸗Wenigerode. — ‚Erstes Auf⸗
nahmspital in Weißenburg. — Feldspital mit Hperationstisch bei Froschweiler. — Plan von
Straßburg. — Wegnahme von drei feindlichen Kanonen bei Jllkirch (Straßburg). — Bivouak mit
gefangenen franzosischen Officieren. — Rückhzug der Franzosen bei Langensulzbach (Schlacht bei
Worth). — Humorijtijche Juustrationen zur Zeitgeschichte 12-8. — Nach Paris! —
(Verlaa von Gustav Weisße in Stuttaart).
— — —— — — —
Fin autes Fubrpferd steht zu
taufen bei
Ph. Wentzel. St. Ingbert.
pere
Frankfurter Börse
vom 3. November 1870.
Geldsorten.
Preußische Kassenscheine .. fl. 1442/.-45
hreußische Friedrichs dor . 9 58-59
Bistolen .698245
Follandische 10 fl.⸗Stücke 954-656
ducaten . 3534436
— .35830/-81
znglijche Souvereigns 11 34-58
Dollars in Gold
—* Wiederverkäufer erhalten hohen Rabatt!
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Pedattion. Druck und Verlag von F. X. Demetz in St. Ingbert.