Hl. Ingberler Anzeiger.
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I8SO. ovember * 1873
Deutsches Reich.
Neustadt, 11. Nov. Der Landrath wählte gestern seine
inf Ausschüsse für Kreisfonds, Kreisanstalten, Straßen und Rhein-
amme, Schulwesen, besondere Wünsche und Anträge. Die Vor-
„gen sind: Beitrag für das germanische Museum in Nürnberg,
tandversicherungsaustalt der Pfalz, Beiträge aus den Kreisfonds
ir Distriktsstraßen, Unterhaltung und Herstellung der den Verkehr
a den Eisenbahnstationen vermittelnden Distriktsstraßen, Erwei—
erung der Lokalitäten der Gewerbschule zu Kaiserslautern, Ertich-
ang einer Lateinschule in Ludwigshafen, Personalstand des Land⸗
athes, Pensionsverhältnisse der Studienlehrer, an den isolirten
sateinschulen, Ergänzung der Geschwornenliste für den Staats-
erichtshof, Nothstand der Winzer und den durch Hagelsedlbg Be⸗
hädigten, Dienstalterszulagen des Lehrerpersoaale, Ergebnisse der
Jeschaͤlerei, Nachweis der im Jahre 1872 pensionirten Schulpver-
pejer, die an den Landrath für das Jahr 1874 zu bringenden
zerathungẽgegenstände, Errichlung einer protestantischen Verweserstelle
Siambach und Revision der aus den Kreisfonds für die deut⸗
hen SchnlenJ] gewaährten Zus hüsse.
Neust adtt, 13. Norp. Der Landrath hot heute über die
zorlage der kgl. Kreisregierung, betr. die Unterstützung der durch
hagelschlag Beschädigten und der nothleidenden Winzer berathen
ind beichiossen: 1) Die kgl. Regierung zu ermächtigen, aus dem
Naximilians. Getreidefonds 40, 000 fl. zu entuehmen- und in die
reishilfstasse einzuschießen; 2) uiese Summe in Darlehen von
0o bis 300 fl. gegen eine jährliche Verzinsung von 280 und
mier Garantie der Gemeinden an die Bedürftigen zu verwenden,
ind 3) für die Einziehung dieser Darlehen in drei Jahresraten
Sorge zu tragen und die eingehenden Gelder dem Max.Getreidefonds
vieder einzuverleibaeann. 5
Dieser Beschluß wurde in zweiter Abstimmung gefaßl, nach-
em zuvor der Antrag des Herrn Tr. Hannitz, welcher unverzinslich?
darlehen warm befürwortet hatte, mit Maiorität abgelehnt wor
en war. J
Mäünchen, 13. Nov. Die zwanzig Abgeordneten der Pialz,
oelche bekanntlich sämmtlich der Fortschrittspartei angehören, haben
ch zu einem engeren Verbande zusammengethan, um alle rein und
pezifisch pfälzischen Angelegenheiten, welche auf die eine oder an—
ere Art vor das Fotum der Kammern kommen sollen, ünter sich
besprechen und über die Behandlu'ng derselben zu einigen, so
aß sowohl bei Initiativ ⸗Anträgen, welche aus ihrer Mitte oder
uf eine andere Weise im Klub oder in der Kammer zur Dis
ssion kommen, als auch bei allen einzig auf die Pfalz bezüglichen
htimmungen mit dem vollen kompakten Gewichte ihres Votums
mn t. wird. Als Vorstand dieses Verbandes wurde Herr Karl
„midt, atz Sektetär Herr Landrichter Fries gewählht.
8 kinm 12. Nov. Es ist natürlich, daß der lauteste Bei⸗
des iin weihen Saale versammelten Landtages gerade der
Felle der Thtoͤnrede folgte, welche nach Erwähnung des Wider⸗
andes der Bischose der —römischkatholischen Kirche gegen. die
irchengeetze die entschiedene Durchsührung derselben in Aussicht
At. Die Thronrede vermeidet es, die weiter ersorderlichen Schritte“
* Einzelnen zu bezeichnen. Daß dieser Zurückhaltung nicht Mangel!
jestsi henden Absichten zu Grunde liegt, ergibt sich aus der
itsache, deren Richtigkeit jetzt verbürgt werden kann, daß die
bringung eines Gesetzentwurfs betreffend die Führung der Zi—
andsregister und die Einfüfrung der obligatorischen Zibvilehe
amehr beschlofsseine Sache ist.
Fraukreich.
Brozeß Bazaine. Am 8. Novbr. wurden die Corpskom⸗
danten, welche in Meß unker Bazaine's Befehl standen, über
Vor. ange vom 19. Aug. bis 1. Sept. vernommen. Marschall
robert gibt an, daß am 26. Auzust ein heftiges Gewitter aus⸗
roch und das furchtbar schlechte Wetter mit Sturm dis zum 29.
—E—
en 26. beabsichtigt gewesene Vormarsch bis zum 31. verschobeu
durdee Marichall Leboenf aibt auch au. daß der Vormarsch in
Folge des Gew'ttersurms am 26. allerdings schwierig gewesen
väre, seiner Ansicht nach aber nicht unmöglich. Bazaines Anord⸗
nungen für den 31. bätten ihm den Eindruck gemacht, daß derselbe
vie preußischen Linien durchbrechen wollte (was ihm bekanntlich
nicht gelang, obwohl Canrobert ruhmredig der „nicht wenigen Ge—
hütze? gedenkt, welche sie damals den Preußen abgenommen
ätten.) Marschall Leboeuf behauptet, das Heer habe damals noch
ur 3 bis 418 hlachten Artislerie-Munition und für 7 bis 8 Schlachlen
znfanterie-Munition gehabt, er klagt aber, daß damals „in der
onst so glänzenden französischen Armee immer Mangel an Ver—⸗
rauen herrschte und dae Gerücht, die Munit'on sei ausggangen,
mleichtsinniger Weise verbreitet worden sei.“ Dagegen hatte be—
unntlich General Soleille, Artillerie Juspeklor, in dem Kriegsrath
om 26. August erklärt, es sei nur noch für tine Schlacht Mu—
zition vorhanden, was auch Canrobert dazu bewog, sich im Kriegs-
ath für das Verbleiben vor Metz auszusprechen. Marschall Leboeu
jatte noch auf einige spezielle Fragen des Regierungskommissärs
zu antworten, die ihm aber gar nicht gefielen; denn er schloß mit
her spitzigen Bemerkung, hinterdrein lasse sich sehr lecht sagen, wie
nan den Krieg hätte führen sollen.
England.
London. 10 Nov. Die Vermählung des Herzogs von Edin?
hurgh mit der Großfürstin Marie von Rußland wird nun am
J. oder 10. Januar (neuen Styles)im Winterpalafi in St. Peters-
urg statifinden. Nach seiner Vermählung wird das fürstliche Paar
iinen kurzen Aufenthalt in Tsatskoe Selo nehmer und von da
iach dem Winterpalast übersiedeln, wo die Apartements der Kaise⸗
in zu ihrer Verfügung gestellt worden sind.
Amerika.
Newyork, 12, Nov. Nach weiteren Nadrichten aus
Juba sind nicht nur die früher genannten Rebellen, welche an
zord des Virginus gefangen genominen worden, sondern auch der
dapitän des Sch ffes und 48 Leute, theils Matrosen, theils Frei—
villige, in Santiago erschossen worden. In Folge einer Unter⸗
»rechung des Kabels in der Havannah war der aus Madrid
ingetroffene Befehl, die Hinrichtumg aufzuschieben, zu spät an⸗
gelangt.
Wasibington, 11. Nov. Nachrichten aus Cuba zu⸗
olge hat die spanische Regierung die Aufschreibung des Pro⸗
esses gegen die Gefangenen des „Virginus“ angeordnet. — 80
n einem Gefecht gefangen genommene Insurgenten wurden er—⸗
chossen.
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Vermischtes.
7 Sti., Ingbert,“ 15. Novbr. In der letztverflossenen Nacht
jaben sich 2 Bursche in den Keller des Metzzers Karl Schwarz
ahier eingeschlichen und sind nachdem im — Hause alles in Ruhe
jewesen, von da in den Fleischladen, haben aus der Thele die
Z„chublade gewaltsam herausgemacht und daraus eine Summe
Zilber und P.piergeld vpn über 100 fl. sowie aus dem Laden
ioch einige Pfund Lionezwurst gestohlen..
Der Verdacht fiel einen Metzgerburschen“ aus Hagenau,
pelscher bei Hru. Schwacz vor einigen Tagen ans Arbeit getreten
st und auf einen Burschen vom Neuweilerhof. Die durch den
Polizeikommissär mtit dem Metger Schwarz und lgl. Gendarmerie
»ahier sofort vorgenommene Verfolgung der Verdächtigen halte
das Resultat, daß beide auf dem Neuweilerhof gelroffen und bei
riner Hausdurchsuchung der gestohlene Betrag von über 100 fl.
nufgefunden wurde. Die Diebe wurden sofort arretitt und hierher
yerbracht.
7 Kaiserslautern, 12. Nov. Gestern Abend gegen 11 Uhr
wurde in der Mainzerstraße dahier ein Schreinergeselle von einem
his jetzt noch unbekannten Thäter durch einen Messerstich nach der
echten Seite des Oberkörpers der Art lebensgefährlich verwundet,
)aß er sofort bewußilos zusammenfiel und nach einigen Stunden
in's Sp'tal verbracht werden mußie. — Die Veranlassung zudem
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