Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberlker Anzeiger. 
HDer Su Inaberter Anzéeiget (und das mit vent Huubtblatte verbundens Unterhaltungsblatt, mit der Dienslagzs⸗, Donnerstags⸗ und Sonnla 
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A 205. Dienstao. 18874 
Deutsches Reich. 
München, 24. Dez. Se. Maj. der König hat dem 
l. Staatsminister der Finanzen, Hrn. Georg Berr, das Ritter- 
kreuz vom Verdienstorden der bayerischen Kronke verliehen, und diese 
Decoration mit einem sehr schmeichelhaften Handschreiben dem Hrn. 
Staasminister gesterw Abends zustellen lassen. 
Mäünchen, 25. Dez. Das Budget für die nächste Finau— 
prriode muß dem Landtage fpätestens am 1. Oktober l. Is. vor⸗ 
gelegt werden, eine wesentlich frühere Vorlage wird kaum möglich 
sein, eben deßhalb aber auch die jezige Kammer der Abgeordne— 
en micht in der Lage sein, dieses Büdget noch zu berathen, da das 
zjäbrige Mandat unserer dermaligen Abgeordneten mit dem 28. 
November 1875 zu Ende geht. Es steht vielmehr zu erwarten, 
daß die Kammer vor Ablauf der Mandatsdaur ihrer Mitglieder 
aufgelöst wird und die neuen Wahlen jso rechtzeitig stattfinden, daß 
die Kammern spätestens am 1. Okt. k. J. werden versammelt und 
das Budget derselben innerhalb der verfafsungsmäßigen Frist wird 
porge'egt werden können. 
Berlin, 24. Dez. .Die Nordd. Allz. Zti.“ veröffentlicht 
an ihrer Spitze einen Artiket über Elsaß-Lothringen, in welchem 
darauf hingewiesen wird, wie schleht die ulttamontanen Abgeord⸗ 
neten des Richslandes für dessen wahres Wohl gesorgt haben. 
Unter franzosischer Herrschaft, würde jetzt jeder Elsässer 618 Francs 
Autheil an den Staatsschulden haben. Deutschland habe 7 bis8 
hundert Millionen Francs für Elsaß-Lothrinzen bezahlt, außer 
den 130 Millionen betragenden Enischädigungsgeldern. Am Schlusse 
des Artikels werder die Elsaß Lothringer gewarnt, es zu einer 
iinanziellen Auseinandersetzung zwischen: dem Reich und Elsaß 
Lothrirgen kommen zu lassen. 
Berlir, 25. Dez. Die „National-Zeitung“ meldet, daß 
zie preußische Regierung vorgestern den preußischen Bankantheils- 
eignern zu Neujahr 1876 deren Betheiligung gekündigt hat. — 
Dem „Reichs Anzeiger“ zufolge hat der Kaiser dem Kullus-Minister 
Falk den Stern zum Rothen Adler Orden verliehen. 
Frankreich. 
Bayonne, 26. Dez. Der Marinecommandant von San 
Sebastian hat am 20. Dez. ein Scheff nach Zarauz geschikt, um 
den Zistand der deutschen Brigg „Gustav' zu erkunden Dasselbe 
ehrte Nachmittags zurück und meldete: die Brigg stecke tief im 
—A— 
sigt, die Ladung zu löschen. Die Schüsse der Carlisten haben 
Niemand getödtet, den Capitän unbedeutend am Bein gestreift und 
dem Struermann den Hut durchschossen. Die See geht ruhiger. 
Spanien. 
Spanien. Der „Agence Havas“ wird aus Bayonne 
zemeldet, daß sich die Carlisten bereit ertlärt hätten, das deutsche 
bei Zarauz auf den Strand gelaufene Schiff „Gustave gegen 
Bezahlung der Douane⸗Kosten wieder freizugeben. — General 
doma ist von seiner Verwundung wieder hergestellt. 
Englaud. 
London, 25. Dez. Gestern Abend hat sih bei Sh'pton 
ruf der Ostbahn ein großes Unglück ereignet. Der Erpreßzug 
zutgleiste und mehrere Wagen stürzten in Folge dessen in den 
Tanal. B.s halb 10 Uhr Abends waren bereits 30 Leichen auf⸗ 
zefunden. Wahrscheirlich ist indeß die Zehl der Umgekommenen 
aoch größer. Außerdem And viele Passagiere verwundet. — In 
der Kohlengrube Cronell Hill in Staffordshire hat eine Gasex— 
ploston statigefunden. Von 21 in der Grube befindlichen Arbeitern 
kamen dabei 20 um's Leben. 
mifscheeo. 
F* St. Ingbert, 29. Dez. Durch Förster Hauck von 
Haffel wurde auf der Villeroh'schen Tre'bjagd gestern ein Wild- 
schwein erlegt. 
F Der erwahnte mehrere hundert Jahre anbangige Waldpra⸗ 
jeß hauptsächlich wegen entzogener Waldweidenutzungen) der pfäl⸗ 
ischen Gemenden Winlerborn und Kallkofen gegen die hessischen 
Bemeinden Wöllstein, Gumbsheim und Pleintersheim ist nach einer 
von Winterborn dem „N. W.“ zugegangenen Privatnachricht 
rom Appellationsgericht in Zweibrücken endguͤtig zu Gunsten der 
fälz. Gimeinden entschieden worden. Die hessischen Gemeinden 
ind verurtheilt worden, die Summe von 17,412 fl. nebst, Zin⸗ 
sen vom Jahre 1869 zu bezahlen; daber nicht inbegriffen ist die 
früher schon zugesprochene Entjchädigung für Raff und Leseholz. 
* Müurnchen, 24. Tez. Die baherische Hypotheken⸗ und 
Wechselbank hat die Dividende für das zweite Semester 1874 auf 
32 fl. per Aktie festgeszt, was ein Jahreserträgniß von 52 fl. 
per Aktte zu 500 fl., um 1I. mehr ais im Vorjahr, ergibt 
7 LEin edel müth'ger Act brüderlicher Liebe hat einem beim 
Berliner Stadtgericht schwebenden Konkursverfahren ein wiiteres 
Ziel gesetzt. Der Kaufmannn With. Fendius fallirte. Beim ersten 
Termiue konnte der Konkursberwalter Dielitz den anwesenden 
Bläubigern nur die wenig kröstliche Auskunft ertheilen, daß nur 
venige Prozent Dividende in der Masse sich befänden. Da aber 
in dem nachfolgenden Termine keine Gläubiger erschienen, so forschte 
»ie Konkursverwaltung nach der Ursache diefer eigenthümlichen Er⸗ 
cheinung und eefuhr, daß der Bruder des Gemeinschuldners alle 
Forderungen aufgekaufl, um sie Herrn Fendius in dem Erkenntniß 
des Stadtgerichts, das das Konkurt verfasren aufhebt, an den 
Weihnachtsbaum zu hängen. 
. Patai s. 17. Dez. Heute feitrte der Maler von Waldeck 
seinen 109. Geburisstag. Dieser Greis stammt aus einer reichs⸗ 
tändigen Familie des ehemaligen heiligen Römischen Reichs und 
nußte aus unbekannten Gründen in seinen Jigendjahren sein Vater⸗ 
and lassen. Eine Zeitlang Harfenlehrer der Kömzin Maria Antoi⸗ 
gette, degab er sich währtend der Schreckenszeit quf Reisen, ließ 
sich später in die französche Armer einreihen, wo er die Schlacht 
bei Austerlitz mitmachie. Er war dreimal verheirathet, und 
erfreute ihn seine dritte in seinem 85. Jahre mit der Geburt 
ines Knaben. Der alte Mann ist noch ganz rüstig und geht 
hne Stock. Er soll nicht weniger als einunzwanzig Sprachen 
sprechen. 
Das Palace Hotel in San Francisco, welches jetzt im 
Bau begriffen ist, soll das größte und eleganteste Hotel der Welt 
perden. Es bededt eine Fläche von 275 Fuß Breite und 350 
Fuß Länge und soll im Ganzen 27850000 Dollars kosten? 
Dassejbe wird 7 Stockwerk hoch werden 700 Zimmer mit 374 
Erleifenstern enthalten und bequem für 1200 Personen Raumege⸗ 
währen. Das gewaältige Fundament beginnt 27 Fuß unter dem 
Pweau der Straße, st an seiner Basis 12 Fuß 6 Zoll did. 
das Gebäude wird in einer Art und Weie und mit einer 
Schnelligkeit aufgeführt, von dem man bis dahin selbst hier zu 
Lande keine Ahnung hatte. Im Durchschnitt arbeiten an demselben 
äglich 1200 Personen und ein Theil hierron noch während des 
Nachts bei Gasbeleuchtung. Außerdem find 10 Dampfmaschinen 
uind 2 Dawpfpumpen, 8 FJlaschenzüge und 4 Pferde zum Beför⸗ 
dern des Baumaterials don unten nach oben bi dim Vau⸗ be⸗ 
chäftigt. 
DienstesNachrichten. 
Ludwig Stauch aus Ramstein, bisher Sekrelär des Ober- 
staatsanwaltes in Zweibrücken, wurde zum ersten Untergerichtsschrei 
jer am Bezirksgerichte ernamt. 
Die kathol. Pfarrei Godramstein wurde dem Pfarter A. 
—AV— 
Der interimist. Verweser der protefiantischen Lehrerstelle zu Ram- 
nelsbach, Jakobh Maurer, wurde zum Lehret an dieser Stelle ernannt. 
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Das Haus S. Sadis und Co. in Hamburg wird uns 
vegen prompter und aufmerlsamer Bedienung seiner Interessenten 
o angelegentlich empfohlen, daß wir nicht umhin können, auf die 
m heutigen Blatte befindliche Annonce desselben genz desonders 
inzuweisen.