Full text: St. Ingberter Anzeiger

Reihe, zum Theil sehr erheblicher Diebstähle verübt, ohae daß es 
den selbst verschärften Vorsichimaßregeln der Eisenbahnverwaltung 
ond den Bemühungen der Polizeibehörde gelang, über den Verbleib 
der gestohlenen Güter irgend welche Anhaltspunkte zu erlangen. 
Nur soviel wurde klar, daß bei Ausführung der Diebstähle mehrere 
Personen derart beschaftigt sein mußten, daß dieselben nach einem 
pᷣlane bandelten, daß dieselben des Absatzes ihrer Beute gewiß sein, 
und daß dieselben, wenn nicht Eisenbahnbeamte selbst so doch X 
den Verhaltnissen vertraut waren; mehrere Diebstaäͤhle wurden näm⸗ 
uch während der Fahrt Abends berubt, ohne daß das Personal 
des Zuges sofort Wahrnehmungen machte, und war die Ausfuͤhrung 
ur da der Weise derkbar, daß der Dieb unter dem Schußte der 
Dunkelheit und dei geringer Fahrgeschwindigleit in Folge Steigung 
des Terains auf den Zug auffprang und nach Herabwerfen eines 
Frachistückes sich wieder entfernie; auf diese Weise wurden am 9. 
Mai 1875 zwei Ballen abgeworfen, was jedoch von den Bahn⸗ 
beamten bemerkt wurde, die die Ballen wieder aufnahmen, während 
der verwegene Dieb in der Dunkelheit enktkam. Zudem verfuhreß 
die Diebe mit solcher Frechheit, daß fie in drei Tagen drei Diebstähle 
vollführten. Erst im Jahre 1877 gelang es, Licht in die Sache zu 
dringen und die Thaterschaft folgender Diebstähle zu constatiren: 3. 
i2 Siüc grauschwarzer Perlal Werth M. 316,80; b. Krystall 
sur M. 36; 0. rothwollene Decken im Werthe von M. 84;3; d. 1 
VBallen Leiren, Werth M. 468,32; 0. ein Ballen Wollentuch, 
werih M. 527; 1. am 12. Januar d. Is. 29 Stück Lustre und 
Kleidungsstück im Werthe von 1660 M. 28 Pfg. Im Verlauf 
der wegen letzteren Diebstahls gepflogenen Recherchen gelang es nun 
auf Grund der Aussagen eineb gewissen Johann Klopp, auch wegen 
ber uüͤbrigen Diebstähle Anhalispuntte zu gewinnen und stellte sich 
wirklich heraus, daß während der Langsamfahrt des Güterzuges 
einer der Diebe den Zug bestieg, die Ballen herauswarf, die dann 
bon den Anderen aufgenommen worden. Die beidea Angeklagten 
Markowitz wurden als die Anstister zu den Diebstählen bezeichnet, 
uind wurden in deren Häusern die gestohlenen Sachen verwerthet. 
Umfaffende Haussuchungen ergaben günstige Resultate und ließen 
sich im Laufe der Uniersuchung die Angeklagten Dinhof, Fischer, 
XXX Geständnissen herbei. Es steht demnach außer 
Zweifel, daß dieselben sich zu fortgefetzteu Diebstählen verbunden 
hatten, während die beiben Markowitz immer die Hehler abgaben 
Ind die gestohlenen Waaren um Spottbreise ankauften. Die Herren 
Beschworenen erklärten die saͤmmtlichen Beschuldigten unter Annahm 
mildernder, Umstände für schuldig, und veruriheilte der Gerichtshof a. 
den Dinhof zu 5 Jahren Gefängniß, b den Fischer zur gleichen 
Sirafe; o. den Rausch zu einem Jahre Gefängniß; d. den Mad 
ebenfalls zu einem Jahre Gefängniß; o. den Peter Markowitz zu 
5 Jahren, und k. den Caspar Markowitz zu 4 —— Tꝛ 
Paris, 18. Juli. Gegen das Tabakrauchen der Jugend 
ist beim französischen Parlament von Seite eines Vereines eine 
Hetition eingereicht, worin beantragt wird, all en Burschen unter 
i6 Jahren das Nauchen auf öffentlichen Plätzen bei Strafe zu 
derdieleg. Als Grund hiefür wird auf den uachtheiligen Einfluß 
des Rauchens auf die Gesundheit junger Leute hingewiesen. Ein 
ühnliches Rauchverbot würde sich auch bei uns empfehlen 
Paris, 285. Juli. Heute Nacht brannte im Faubourg 
Saint Antoine das zur Zeit von der Ex⸗Kaiserin gestiftete Waisen⸗ 
haus Saint Eugenie so wie eine benachbarte Sägemühle ab. Der 
angerichtete Schaden wird auf 400,000 Fr. geschätzt. Die 150 
jungen Mädchea wurden alle geretlet. — In Perpiznan ist eine 
Dyaamimpotronenfabrit in die Luft geflogen. Drei Leute wurden 
dabei gelödtet. 
FrEine Blutszene spielte sich dieser Tage vor dem Kreisgericht 
in Merseburg ab. Dort stand der bisher unbescholtene Böttcher⸗ 
meister Hahn aus dem nahegelegenen Dorfe Geuza vor dem Richter⸗ 
tollegium, angeklagt der Widersetzlichleit gegen seine Dorfbehörde, 
die ihn wegen der verweigerten Entrichtung des ortsüblichen Bei⸗ 
rages zum Nachtwächtergehalte auspfänden wollte. Die Zeugen be⸗ 
täugen durchweg die GBehauptungenmder Anklage. Das Urtheil 
autet dem entsprechend auf 3 Monate Gefängnißhaft. Angeklagter 
zeschuldigt die abgehörten Zeugen des Mein eids, und noch ehe ihm 
zieser Vorwurf verwiesen werden kann, stößt der Mann sich ein 
Stielet tief durch die Brust, so daß derselbe bluttriefend bald oha⸗ 
nächtig zusammenbricht und schließlich mittelst Siechkorbes nach dem 
Zrankenhause befördert wird. Hier erllärt Hahn, daß er mit dem 
esten Vorsatze zum Termin gegangen sei, im Falle seiner Ver⸗ 
artheilung mitten im Gerichtssaale sich zu iödten, daß er deshalb 
Tags vorher sein Testament gemacht habe und lebend — nach 
seinem Dorfe dennoch nicht zurüdkehren werde. 
Fur die Redaction verantworilich F. X. Deme zß. 
——— 
empfiehlt 
Peter JZepp. 
Wohnung zu vermiethen 
Johann Hellenthal. 
Bäcker und Müller hat den un⸗ 
lern Siodk seines an der Haupt⸗ 
straße neben Conditor Ricel ge⸗ 
legenen Wohnhauses nebst Spei⸗ 
cher und Keller, sogleich beziehbar 
zu vermiethen. 
Rechnungen 
in js, Na und ig Bogen 
sind vorräthig in der 
-e i de. Blattes. 
Frucht⸗ Brod⸗ und 
Fleisch⸗Preise der Stadt 
Zweibrücken vom 26. Juli. 
Weizen 18 M. 26 Pf. Korrn 
9 M. 51 Pf. Gerste Sreihige 
10 M. — Pf. Gerste «reih. 
0 M. — pf. Spelz — M. 
— ppf. Spelzlern — M. — 
ppfg. Dintei — M. — Ifs 
Hischfrucht O M. — Pf. Hajet 
sN. 28 pf. Heu 2 M. 80 
Pf. Snoh 2 M. 20 Pf. Kar⸗ 
—D Cir. 
Weißbrod 122 Ko. 62 Pf. Korn⸗ 
brode 3 Ko. 36 Pf. ditto 2 Ko 
38 Pf. dito 1 Kilo. 29 Pf 
Vemischibrod 3 Kilo. 1 M8. Pf 
Paar Weck 190 Gramm 6 Pf 
Rindfl. 1. Qual. 70 Pf. 2 
Quel. 6d Pf. galbfl. 66 Pf 
Damfl. 70 pf. Schweinefl. J 
If Bauer 1 M. 10 Vf. per Psd. 
Mobilien⸗Versteigerung. 
Samstag, den 4. Auguft 
nöchsthin Mittago 1 Uhr zu 
S Ingbert beim Eisenwerk in 
ihrem Wohnhause lassen die 
Wiliwe und die ersie und zweit⸗ 
ethzelichen Kinder des dahier ver⸗ 
jedien Wirthes Joseph Morlo 
bezie hungsweise deren Vertreter 
die zu dessen Kachlaß gehörigen 
Mobiliargegenstaͤnde der Abthei 
lung wegen offentlich an die 
Meisibietenden versteigern, dat 
runter namenilich: 
1 Ziege, 1 Einschenke, 1 
Bierpumpe, dann Schränke, 
Tische, Stühle, Baͤnke, Bet⸗ 
tung, Weißleug, Kuͤcenge⸗ 
schirt und sonstige Haus⸗ und 
Wirihschaftsgeraͤthschaften. 
St. Ingbert, 26. Juii 1877. 
Sauer, !l. Nolär. 
Versseigerung einer 
Bierbrauerei. 
Montag, den 13. August 
näͤchsthin, Nachmittags 2 Uhr 
in der Wirthschaft von Ludwig 
Weirich zu St. Ingbert läßt 
Jafob Boo s, Geschäftsagent 
allda, als Bevollmächtigter des 
m Si. Ingbert wohnenden Bier⸗ 
brauers Georg Peters difent⸗ 
lich an den Meistbietenden zu 
Eigenthum versteigern, was folgt: 
Fine unter Plan 808212 
und 509 zu St. Ingbert 
in der Gasse gelegene Bier⸗ 
drauerei mit Wohnunas⸗ 
rdumen, Hofgering, Felsen⸗ 
keller nebst Fässer darin, 
Garten und sonstigen Zu⸗ 
behörden, zusammen eine 
Fläche von 18 Deec. ein⸗ 
nehmend. 
Da obiges Geschaft sehr prak⸗ 
isch und gut eingerichtet ist 
und sich auch einer entsprechenden 
Zundschaft erfreuf, so wuß es 
einem tüchtigen Bierbrauer ge⸗ 
ingen, mit bestem Erfolge zu 
operiren. 
Bis zum Versleigerungstage 
tann obiges Etablissement auch 
auch aus freier Hand verlauft 
werden. 
Ueber alles Weitere und Naͤhere 
zetreffs der Condit'onen ⁊c. gibi 
Aufschluß 
J. Boos, Geschaͤftsagent 
zu St. Ingbert. 
Berichtigung. 
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Die in Nummer 107 u. 116 
dieses Blaties angekündigte am 
Montag den 30. 1. M. bei Jo— 
hann Joseph deee rich dahier — — 
abzuhaltenden iederversteigerung 
zuf Betreiben von Urban Jakob, * Heilbar 
Butabesitzer und Bürgermeister ist Trunkwahnsinn und zu be⸗ 
in Rohrbach gegen die Eheleute seitigen Trunkenheit mit und ohne 
Beorg Kopp, Bergmann und Wissen; glaubhafte Atteste stehen 
datharina Berndt in St. Ing⸗ mir zur Seite und leiste für den 
zert nimmt nicht um 2 Uhr Erfolg G arantie. Man 
dndern um 4 Uhre Nachmittaas wende sich an VTh. LRKo- 
hrea Anfang. metzaly, Droguen⸗ u. Kräuter⸗ 
Si. Ingbert, 27. Juli 1877 handlung in Grünberg in 
Samer, kal. Notär. Schlesien. 
ITamne e bemes in St Indgsbert. 
Siezu „Illustrirtes Sonntarasbatt“ Nr. 31. 
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