Full text: St. Ingberter Anzeiger

gberler Anzeiger. 
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der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntagß mit illustrirter Bei⸗ 
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M 127. Donnerstag, den 16. August * 12377. 
Deutsches Reich. 
Munchen, 14. August. General v. d. Taun reist am 8. 
Zeptemhex auf besondere Einladung des Deutschen Kaisers zu den 
evorstehenden Mandvern bei Köln, Karlsruhe und Dresden. Auch 
der Kriegs⸗Minister Maillinger und der Militär⸗Bevollmächtigte v. 
Stulpnagel werden denselben beivohnen. — 
Sämmtliche in München resp. in Bayern befindliche militär⸗ 
flichtige Russen erhielten von der rufsischen Gesandischaft in München 
zen Auftrag, sich sofort bei ihren resp. Ersatzbehörden in Rußland 
zun stellen. Die in München lebenden Künstler und Studenten 
werden hauptsächlich von diefer Maßregel betroffen. ——— 
Berhimn, 13. August. Der Reichskanzler forderte das 
Gesundheitzamt zur Untersuchung der Verfälschung allgemein ver—⸗ 
bieitelet Nahrungsmittel und Gelränke, besonders des Bieres und 
Weines, in den Großstädten aus. — Heute ist eine chinesische 
Besandischaft. hier eingetroffen. — (A. 3. )M5. 
ee ustand.* 
Paris, 14. August. Wie der Liberte aus Varna gemel⸗ 
det w'rd, ist Prinz Hassan mit 30,000 Mann im Anmarsche gegen 
yen rufsischen Generat Zimmermann, dessen Korps geschwächt ist. 
London, 14. August. Die „Times“ meldet den Ab⸗ 
schluß einer türkischen Anleihe von 2,500,000 Pfd. Sterling. — 
Ddie Vertagung des Parlaments wird fich bis zum 80. October 
ersttecer. 
Das Wiener „Tagblatt“ meldet aus Osman Bazar 
oom 12. d.: Suleiman Pascha dringt in nordöstlicher Richlung 
iber Kesanlik vor und besetzte gestern Abend auch den wichtigen 
Jalkan-Paß bei Ferdischlo (aus der Straße nach Elena). 
Konstantinopel, 14. August. Depeschen Mehemed 
Alis melden nur ein unbedeutendes Gefecht dei Rasgrad. — Sulei⸗ 
man Pascha fährt fort, die von den Russen geräumten Balkan⸗ 
zörfer zu besetzen und besetzte auch den Paß von Kesanlik. Die 
Rufsen befestigen Schipka. — Von Asien nichts Neues gemeldet. 
Der linke russische Flügel besetzte Kasuan. Die Kosaken recognos⸗ 
riren bis in den Distriet von Alaschgirt. 
Pera, 13. August. Der deutsche Frauenverein wird ein 
Hospital mit rothem Halbmond errichten. Die Russen haben Ba⸗ 
sardschik geraumt, wo Hassan Pascha einrückte. Gestern sollen die 
Türken in einer Schlacht bei Rasgrad 5 Kanonen genommen 
jaben. 
Aus Warsihau schreibt man der „Ostsee⸗Zig.“: Die an⸗ 
zeordnete vollständige Mobilmachung hat in der dem Militärdienst 
urchwegs abgeneigten polnischen Bevölkerung allgemeinen Schrecken 
jervorgernfen. Wer von den zur Aushebung notirten jungen 
Zeulen irgend entkommen kann, der flieht bei Nacht und Nebel aus 
bußland, um sich der Aushebung zu entziehen. Es ist sogar vor⸗ 
nkommen, daß ausgehobene Personen auf ihrem Transporte nah 
Warschau aus den Waggons gesprungen sind und den Tod gefunden 
jaben. Das jatzt zur Aushebung kommende erste Aufgebot der 
dandwehr umfaßt alle diejenigen waffenfähigen Personen, welche 
in den letzten drei Jahren bei der Rektuten⸗Aushebung übergangen 
vurden. Sie sind in den Jahren 1835, 1854 und 1853 ge⸗ 
ͤdren und haben mithin ein Alter von 22 bis 24 Jahren. Die 
Zesammtzahl dieser Landwehrmänner beträgt im Königreich Polen 
eiwa 95,000, von denen jedoch nur 8400 zu den Fahnen berufer 
verden sollen. 
Petersburg, 14. Augnst. »Oifiziell. Gom'i Studen, 13. 
Juli. Gestern griff kürkische Cavallerie, 700 Mann stark, Schidiny 
xi Rasgrad an; dieselbe wurde durch eine Schwadron Husaren 
surlickzewiesen. Ju Ende des Gefechts dam noch ein russisches Ba 
naillon mit 2 Geschützen an. Die fürkische Caballerie, welcher an⸗ 
heinend · Infanterie und Artillerie folgien,“ zog sich zurück. D— 
Berlust der Russen betrug 1 Offiziet und 4 Soldaten iodt, 2 O 
iziere und 9 Soldaten schwer berwundet. 
Vom Orientkriege.' „Nichts Neues von der Donau“ 
Swenige kleine Scharmützel abgerechnet, wiederholl sich seit einigen 
Tagen diese Nachticht in beständiger Weise. Und wenn nicht alle 
Anzeichen trügen, so wird auf weitere Tage hinaus diese gleichmäßige 
Mittheilung kaum eine Aenderung erfahren. Nicht nur die Befieg⸗ 
ten in der Schlacht bei Plewna bedürfen der Zeit, um ihre Ver—⸗ 
luste zu ersetzen, die vollsiändige Unthätigleit der Türken deutet 
darauf h'n daß auch sie härter mitgenommen worden sind, als 
ursprünglich wohl zugegeben worden. Eine Londoner Spezialdepesche 
heilt mit, daß Großfürst Nikolaus sich einer hohen Person gegenuüber 
zußerte, er hoffe in eiwa 20 Tagen, wenn er 250,000 Mann 
herangezogen habe, die Operationen wieder aufzunehmen. Diese 
Uebermacht, wenn nicht schlleßlich die ürsprünglich gemachten Fehler 
in der russischen Heeresleilurg besserer Führung Platz machen, muß 
den Türken auf die Dauer verderblich werden. Auch der „Stan⸗ 
dard“ ist dieser Ansicht, wenn er über die gegenwärtige Siuation 
auf dem europäischen Kriegsschauplatze schreib!! 
„Wenn keiner der drei ottomanischen Generäle irgend eine 
Offensiv⸗Bewegung machen kann, müssen die Türken trotz ihrer be⸗ 
wundernswürdigen Kampfeigenschaften, insbesondere hinter Verschan⸗ 
jungen wie diejenigen bei Plewna und Rasgrad, auf die Länge 
zeschlagen wenden. Wenn den Russen Zeit gerug gewährt wird, 
verden sie im Stande sein, eben solche überlegenen Streitkräfte inß 
Feld zu stellen als diejenigen, welche die Nordstaaten gegen den 
Süden in den Schlußjahren des amerikanischen Bürgerkrieges auf⸗ 
boten. Im Stande zu sein, starke Positionen zu vertheidigen, ist 
sehr nüßlich, aber ein Feldzug kann aicht durd eine rein defensive 
Taktik gewonnen werden, insbesondere, wenn die angreifende Partei 
im Stande ist, ein numerisches Uebergewicht von Truppen dagegen 
zu führen. Solllen die tückischen Generale unbeweglich bleiben, 
werden sie nach einer Weile eingeschlossen merden wie Bazaine in 
Meßtz, mit wenig Hoffnung auf Entsatz und mit der Erkenntniß, 
daß ihre Hülflosigkeit dem Feinde gänzliche Freiheit läßt auf die 
Haupistadt zu marschiren ꝛ.. 
Rew⸗PYork, 14. Augast. Nach Zeitungsmeldungen aus 
Galveston (Texas) erzwangen sich mexilanische Marodeurs in der 
Stadt Riogtande den Zutritt in's Gefangenenhaus, schossen die 
Richter und Wächter nieder und befreiten zwei Gefangene. Hierau' 
tehrten sie, von den sie verfolgenden Bundesttuphen unerreich 
über den Rio Grande zurück. 
Vermischtes. 
fPirmasens, 13. August. Heute ist der Ingenieur 
Ldindemann, der seit Jahr und Tag energisch fur die Hersiellung 
einer Wasserleitung sür hiesige Stadt in's Zeug gegangen, aus 
Eugland zurückgekehrt, wohin er sich, und zwar mit Erfolg, 
zur Beschaffung der noöͤthigen Geldmittel gewendet hatte. Die 
Zosten sollen sich auf ca. 600,000 M. belaufen und es ist der 
ziesigen Stadigemeinde freigestellt, sich unter vortheilhasten Bedin⸗ 
zungen zu einem Drittel an der Unternehmung zu betheiligen. 
Wegen der in Ausführung begriffenen Umpflasterung der städtischen 
dauptstraße sollen die Arbeiten der Röhrenlegung in dieser Straße 
sofort vorgenommen und schon morgen damit betonnen e * 
6G..A 
F In Pirmasens besteht ein Vogelschutzverein; derselb 
feierle vorigen Sonntag seine Fahrenweihe. Die Fahne, die aul 
sch verer grüger Seide mehrere eingestickte Vöogel und die Worte 
„Bogelschutzverein Pirmasens“ trägt, soll 860 Mark koösten (). 
FMünchen, 13. Aug. Kaspar Braun, der Mitbegründer 
der „Fliegenden Blätler“, welcher heute die Feier seines 70. Ge 
hurtstages beging, hat wegen seiner Verd'enste um die Wiederer⸗ 
weckung der Kunst der Xylographie GHolzschneiderei) von Seiner 
Maj. dem KHonig das' Rirerkteuz 1. Klasse des B.rdienstorden? 
vom hl. Michael erhalten. e , 
7 Aus Baden, 14. Aug. Bei der Reparatur eines Dache 
in einem Dorfe des badischen Schwarzwaldes wurden von dem 
chigen Besitzer des Hauses, eiunem armen Polizeidiener, 30,000 fl. 
»aares Geld unter einem Dachsparren gejfunden, ein netler „Fang“