Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sl. Ingberler Anzeiger. 
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Der St. Inzberter Anzeiger und das (2 mil woö heutlich) mit dem Ziupiblatte verburdene Unterhaltun jadlatt, Sonntagt mit illustrirter Wei—⸗ 
lage), erscheint wo hentlich vierm ilz Dieunstaz, Doaatertaz, Sunsstag ua Sonutag. Der Aß⸗eent zpreis beträgt vierteljährlih 
utart 20 X.-Pf. Auzeigea werden mit 10 Pfa., von Airs varts nit 15 Pr. für die viecgzeso ilterne Zeile Blattusthritt oder deren RNaum. Necha nen 
mit 30 Pfa. pro Zeile berechnet. 
17.. . Donuerstaa, den 1. Febrrꝛaaaeee 8— 1877. 
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Deutsches Reich. J 
Nochdem durch das Budget der 13. Finanzperiode die Mittel 
dewisligt sind, um den auf 1000 fl. uund rejp. 1200 fl. aufge- 
zefserten Pfarreien in den Städien, Kantons; und Beszirkzorten de 
J. Dienstalterszulage schon uuch 15, die 2. schon nau 20 Jah en, 
daun den eisteren die 3. und 4. Alierszulage nach 25 und dezw⸗ 
30 Jahren zuzuweisen, hat das bl. Consistoriun nunmehr durch 
hoͤnste Entschließung vom 23. Januar die Ermächtigung und Wei— 
sung erhalten, die außer den bereiis eingewijenen sich hieruach 
pe ter ergebenden Alterszulacen, wie sie von l. Januar 1876 an 
iich birechnen, pro 1876 und 1877 alsbaid in rin Verzeichniß zu 
»ringen und dässelbe zur Rooision und Taxderechnung vorzulegen 
was ohne Verzug geschihen wird. 
Berlin, 30. Jan. Nach Mi'tiheilunz verschiedener Blätter 
ird vom Ge⸗eetal-Münzwaidein vor Kurzem die Beichwerden des 
Publikums über die eichte Verwechselung der 530 mit den 10— 
Piennigstucken dem Reichskantleramt unterbreitenenud zugl ich Vor— 
chläne zur Abbilse gewnacht worden. Hierauf soll das Reich kanzler⸗ 
nuit ein Einhalten mu der Prägung von 50-Pfennigstücken ange⸗ 
ordnet haben. 
—Berhin, 30. Jan. Der „Reichsanz.“ veröffentlicht die 
saiserliche Verord unz, wonach der elsaß tothr ngische Landerausschuß 
zuf den 5. Februar cinberufen wird. — Das amtliche Blatt meldet 
fserner, Froͤr. v. Werther habe am 27. d. Nis. Konstantinopel 
aerlassen, nachdem exr den Legationsrauh: De. Busth als interi ni⸗ 
ushn Geschäftsiräger auf der Piorte vorgestellt habe 
Ausland. 
Wien, 30. Jan. Die zw'ischen dem türkschen Botschafier 
Alelko Paicha und den serbischen Agenten Zukus dier gefuhrten 
Friedensverhandiungen nehmen unerwartet sanellen Uand günstigen 
Veriauf. Wean glaubt, schon iu din vwächsten Tazen de Unier— 
«ichnung der Friedensprälimmarien erwarien zu dürfen. 
Paris, 28. Jan. Ohse diesen Tyatsochen zu große Be— 
deutung bei,ulegen, coustatire ich, daß dier in den lezten Tagen 
uehrere russische Gardeo'fiziere im act. ven Deenst einzet offen find, 
velche erzaͤhltn, daß sie ohne gioße Schweerigkeit Urlaus erhalten 
ind daß an eine Mobilifirung des Gard coeps gar nicht gedacht 
veirde, fow e andererfrits, diß directe Briefe und Telegtamme des 
Zultans an eine sich hiet aushallende Persönlichkeit aus seiuec in- 
imen Umgebung den dringenden Wunsch und ou sichere Zabersicht 
ruf die Erbaltung des Friedens dusdrücken. MMNn.8) 
Belgrade, 30. Jau. Ueber den Modus der in Wien zu 
ührenden Fried neberhandlungen mit der P'orte verlautfet Folgen 
nes: Die Kopren der Usterhandlugs Prototolle werden gleichzeitig 
ach Konstantinopel und Belgrad gesandt. Beide Regirrungen noti⸗ 
siäiren den Inhalt dieser Prototolle gleichzeitig den Garantie— 
Mächten und der defi itive Abschluß des Friedens erfolgt erst, nach— 
»em alle Maächte ih e Uesereiustimmung zu erkeunen gegeben. 
D'ejer definitive Abschluß wird in Konftantinepe. vor sich geceu, 
u welchem Behufe. ein serbischer, Spezialgesandier sich uach der 
irt schen Hauptstadt be ibt. “ 
Moskau, 29. Jan, Der Kriegbminister Miljutin hat an 
zn Cjaren einen Bericht kestattet, in welchem er die nunmehr vol⸗ 
endete Konzenttirang und Kriegsbereinschaft der russischen Südarmee 
Jervorhebt. 
Vermischtes. 
Edenkoben. Bei der letzten Steuerausfchußsitzung 
vuiden 5 Einwohner einer Gemeinde des hiesigen Rentamtsb'rls 
ür die Weinfabrikation mit einer Steuer von zujammen ca. 9000 
M. belegt. (8.) 
fFrapbenthal. Die —chaellptessen-Fabrik Frauken 
qgal Albert &K Comp.“ hat eine Sammifäarbmashine erfunden. 
ẽu Maun ist im Slufsde, 4 solcher Maschinen gleichze tig zu be⸗ 
Renen und auf denselben täalch ewa 2500 Neuer Sammt zu 
fauͤrben. Ein geübter Haundfäcber kann es pur bis etwa 60 Meier 
per Tag bringen. 
7Manubeim, Die qguoße und werthvolle Urtundensamm⸗ 
ung des verstorbenen Gesch'chtsschreibers AI. G. Lehmann zu Nuß⸗ 
»orf enthaltend eine sehr bedeutende Anzahl merkwürdiger, zum 
Theil sehr altee Urkunden der deuischen Kaiser, der B schöfe von 
Speier, der pfälzischn Kurfürsten und zwibrückischen Herzoge, der 
»ralzischen Städte, Edlen und Klöster, daruntet namenilich ein 
zanzes Urtun enarchiv des ehemaligen Klosters Sanct Lambrecht, 
st von der Universität Heidelberg käuflich ervorben worden. Ein 
Rotzer Theil der übrig n Sammlungen des nämlichen Gelehrten 
voruuter namentlich Münzen aus der karolingischen Zert, ist durch 
dauf in das Eigenthum des Alterthume bereins zu Maunnheim über— 
egangen. 
Die am 15. Jan. begonnene uad bis zum 5. Februar 
au rnde Schwurgerichtssitzung sür Niederbayern vereinigt eine Fülle 
vou schweren Reaten, wie sie wohl selten vor einem Schwurgerichte 
ur Verhandlung kommen. Unter den 28 Fällen find: Mord 1, 
Mordversuch 1, Todtschlag 2 (einer in Verbindung mit Koͤrperver⸗ 
etzuug), Todijchlagsversuch 1, Körpervertetzung 7, Raub 8, Noth⸗ 
ucht 3, Noth, uchtversuch 2. Braudsteftunz 7 (arunter 1 in Ver⸗ 
indung mit Diebstahl, 1 mit Bedrohug und 1 mit einem Ver⸗⸗ 
zehen wider die Sittichkeit), 1 Unterschiagung. 46 
7 Es eireulir⸗n falsche Füfmarfstücke init dem Münzzeichen 
. und falsche Einmarkstücke mit dem Münzzeichen D., bairischen 
ßeprãges. Beide Falsifikate sind aus Glockenmetall gefertigt und 
echt lenntlich, indem der Rand west gröbir gearbeitet ist, als an 
)en echten Geldstücken und das Metall einen gelblichen Schein hat. 
4Was sollen wir mit unsern Töchtern thun? Gerade zur 
zegenwärtigen Zeit, wo die ankommenden Neujahrsrechnungen eine 
zeiw sse Verstimmunzg in velen Famil'en hervorrufen, dürfte die 
»bige Frage von manchem nachdenklichen Hausvater gestellt werden. 
kin Menschenfreund antwortet nun darauf wie folgt: „Gebt ihnen 
ine ordentliche Schulbildung. Lehrt sie ein nahrhaftes Essen kochen. 
lehrt sie waschen, bügeln, Strümpfe stopfen, Knoͤpfe annähen, ihre 
igenen Keider machen und ordentliches Hemd. Lehrt sie Brod 
achen und daß eine gute Käche vrel an der Apotheke spart. Lehrt 
nen, daß ein Macrk hundert Pfenaig werth ist, und daß nur der⸗ 
en ge spart, der weniger ausgibt als er einnimmt, und daß Alle. 
ne meht ausgeben, verarmen mussen. Lehrt ihnen, daß ein bezahltes 
dattunklend besser hieidet ols ein seidenes, wenn rian Schulden hat. 
dehtt ihnen, daß ein rundes volles Gesit mehr werih ist, als fünfe 
ig sch vindjuchtige Schösheiten. Lehrt sie gute starke A 
Lehdet sie Einkäufe machen und nachrechnen, ob die Rechnuung auch 
timmt. Lehrt ihren, daß sie Gottes Ebenbild mit starkem Schnüren 
los verderben können. Lehrt ihnen einfachen, gesanden Menschen— 
erstand, SaAbstwectraun, Selbitdüefe und Arbeitsamtkeit. Lehrt ihnen, 
nabß ein rechhttschaffenee Handwecker in Hemosärmeln und der Schürze, 
tloust ohne einen Pfennig Vermözen, mehr werth ist, als ein Dußzend 
rei ha iledeter und vornehmer Tagdiebe. Lehrt ihnen Garienacbeit 
ind die Freuden der freen Nitur. Lehrt ihnen, wenn ihr Geld 
dazu habt, auch Ddusik, Malerei und alle Käuste, vedeakt aber immer 
daß es Nebensachen sind. Lehrt ihnen, daß Spaziergänge besser 
iud, als Spizierfahrten, und daß die wilden Aumen. gat schön 
ind für den, der sie aufmertfam beirachtet. Leyrt sie allen bloßen 
—A Ja sagt, man 63 
nuch wirtlich so meinen soll. Lehrt ihnen, daß das Glück in der 
khe wider von dem äußeren Anstand noch von dem Geilde des 
Mannes abhängt, sondern allenn von seinem Cyrratler. Habt ihr 
hnen das beigehracht, und sie haben's verstanden, danu laßt sie, 
venn die Zeit gekommen ist, getrost heiraihen: sie werden ihren Weg 
ann schon allem finden.“ Diese gotdenen Regeln verdienten in 
edem Hause unter Glas und Rihnnen an die Wand gehäugt zu 
verden. —ERWB 
Die soeben beeudete jranzösische Volkezätlunghot ergeben 
daß sich gegenwärtig mehr alz 60. 200 Deursche in Brie besfinden