Full text: St. Ingberter Anzeiger

x Borgang allgemeine Beachtung. Ein Berliner 
nm weinbrennereibesiher hatte vor zeiniger Zeit 
en neuen Brenner, vorläufig nur⸗ auf Probe, 
enommen und deßwegen; nicht zur Unfallver⸗ 
Ferang angemeldet. Das Unglück wollte es, daß 
x Brenner sich aus Versehen einen schweren Zinn⸗ 
dJel auf den Fuß fallen ließ, wodurch der letztere 
schwer beschadigt wurde, daß er schließlich am⸗ 
utirt wer en mußte. Der Brenner strengte hier⸗ 
f gegen seinen Arheitgeber Klage auf Gewähr⸗ 
ng eines lebenslänglichen Jahrgeldes (600 Mt.) 
und hat die Klage in allen Instanzen gewonnen. 
Schäfer Thomas. Ob ein solcher als 
erühmter Kurpfuscher, Heilkunstler und Wahrsager 
rifirt, wagen wir nicht festzustellen. Wir halten 
zun um so mehr für eine niythische Figur, als der 
Juchhändler Printz in Altona bereits. vor vielen 
aͤhten Humbug' mit besagtem „Schäfer“ trieb, 
dem er dessen angebliche Schriften herausgab, die 
aber selbst verfaßt hatte, dem Publikum damit 
nnt in die Augen streuend. Dazu gab er das 
ngebliche Portrait des Schäfers, welches jedoch in 
hahrheit auch nur das Abbild des ingeniösen Ver⸗ 
egets war. Wie wir auf besagten Schafer Thomas 
Himnen? mag der Leser fragen. — In der San 
anzisko. Abendpost vom 14. Mai lesen wir ein 
nserat, wonach ‚Frau Dr. Anna Thomas, die 
mzige Schülerin und Nichte des durch seine Pro⸗ 
hezeihungen allgemein bekannten Schäfer Thomas, 
zrzlich aus Berlin arrivirt und die wunderbare 
— Zukunft aus Eiern zu ent⸗ 
illen, und zwar für 1 Dollar mündlich, für 2 
hriftlich“ — So zieht ein alter Schwindel ars 
n aus der alten in die neue Welt. 
1000 Dukaten ist der Preis für ein Mit⸗ 
d, welches die Schießarbeit in Kohlengruben bei 
zchlagwetter oder Kohlenstaub ungefährlich macht 
de gar ersetzt. Das Mittel darff: * 
1. keine Entzündung der schlagenden Wetter 
oder des Kohlenfiaubes verursachen; 
2. keine besonders schädlichen Gase entwickeln; 
J. keine besonders verwickelte Vorrichtung 
aöthig machen; — 
nicht diel theurer sein, als die bisherige 
Sprengweise. — 
zewerbungen sind dis Ende dieses Jahres bei der 
. Berghauptmannschaft in Wien anzubringen. 
Paris. Seit einigen Tagen zeigen sich 
n den Straßen ehrwürdige Gestalten in langen, 
jelben Gewändern und weißen Barten. Man 
bürde fie für tibetanische Mörche halten, wenn 
sicht die Kopfbed'eckung einiges Befremden erregte 
dieselbe bildet eine ungeheure Kugel, ganz in der; 
fotm und Farbe einer Apfelsine. Die ehrwürdigen 
zreise lassen auch nicht lange einen Zweifel über 
hren Beruf. Sie vertheilen Anpreisungen des 
üpfelsinenWeins. — vin d'orange — 
ine der neuesten Erfindungen der offen zu Werke 
ehenden Weinmacherkunst. Seit mehreren Jahren 
ind nach der „Voss. Zig.“ im Süden zahlreiche 
zersuche gemacht worden, aus dencdort so massen⸗ 
zaft vorhandenen Apfelsinen ein gegohrenes wein⸗ 
ihnliches Getränk zu bereiten. Dasselbe fängt nun 
in, in den Handel zu kommen. — Erwähnt mag 
roch werden, daß jetzt mehrere Pariser Handlungen 
uustralischen Wein anbieten. 
fParis, 7. Juni. Beim Einfahren der 
zergleule in die Grube Villeboeuf bei Saint⸗Etienne 
chnellte heute früh der Fahrstuhl, in Folge einer 
Nachlässigkeit des Maschinisten, plötzlich mit furcht⸗ 
darer Heftigkeit in die Höhe. Sechs Bergleute 
waren sofort todt, drei weitere schwer verwundet. 
hor zwei Jahren ist in demselben Bergwerk ein 
leicher Unfall vorgekommen. 
F Der Stationsborsteher von Monte-Carlo, 
xhapins, der für den Eisenbahnunglücksfall von 
Fabbe Roquebruge, bei dem über dreißig Personen 
ums Leben kamen, verantwortlich gemacht wurde, 
st von dem Obertribunal zu Monaco zu 2 Monaten 
hefaängniß verurtheilt worden. Der Zugführer 
Trastour ist mit einer Geldstrafe von 50 Franken 
ꝛabongekommen, während die Barrieren⸗Schließerin 
uymino freigesprochen worden ist. 
7 Blut⸗-Trinkhallen. In Neapel sind, 
vie man von dort berichtet, Blut⸗Trinkhallen auf⸗ 
reiaucht. Mehrere Aerzte sind die Unternehmer. 
das leidende Publikum, besonders Brustkranke, 
velche sich von dem Genusse frischen Thierblutes fichere 
heilung versprechen, bringt der Neuerung großen 
deifall entgegen. Der Andrang ist ungeheuer. 
F.London. Nahezu unglaublich, aber buch⸗ 
tablich wahr ist die Geschichte von einem ebenso 
zefährlichen als unangenehmen Abenteuer, welches 
iner jungen Dame, Namens Louise Journeaux aus 
Zzt. Hiliers (Insel Jersey),“ begegnet ist. Am 
Abend des 18. April machte Fräulein Journeaux 
nGesellschaft eines jungen Mannes, Namens 
Jules Farne, eine Ruderfahrt in einem offenen 
zoote.“ Farne ließ beide Ruderstangen über Bord 
allen und sprang, da er des Schwimmens kundig 
var, in's Wasser, um dieselben wiederzuholen. 
Inzwischen trieb das Boot mii der jungen Dame 
n das Meer hinaus, und als Farne die Ruder— 
tangen wieder hatte, war es seinen Blicken gänz⸗ 
ich enischwunden. Auf seine wiederholten Rufe 
rhielt er keine Antwort und mußte allein nach 
5t. Hiliers zurückkehren, wo er später unter dem 
gerdacht, den Tod des verschwundenen Mädchens 
rerursacht zu haben, verhaftet. aber wegen mangeln⸗ 
er Beweise wieder entlassen wurde. Fräulein 
zourneaux brachte zwei Nächte und einen Tag auf 
ffenem Meere zu und litt starl durch Kälte und 
Hässe. Am Montag Abend erblickte sie in weiter 
zntfernung einen Dampfer, das von Southampton 
jach Jerseh zurückkehtende Passagierboot,: das ihre 
zignale indefsen nicht bemerkte. Am Dienstag 
rnorgen sah fie, wie sich ein Schiff ihr näherte. Glück⸗ 
icherweise herrschte Meeresstille, so daß die Leute 
in Vord das Taschentuch sehen konnten, welches 
ie Unglückliche schwenlte. Es wurde ihr ein Tau 
ugeworfen, aber sie war zu schwach, um von dem⸗ 
elben Gebrauch zu machen. Das Schiff — es 
var die „Tomboia“ aus St. Malo — ließ so— 
sann ein Boot herab und nahm die Dame an 
gord. · Der Kapitän ließ das Mädchen seine durch- 
aßten Kleider mit einem: Matrosen * Anzuge ver⸗ 
auschen, gab ihr: eine Privatkajüte und behandelte 
zmit aller Freundlichkeit und Aufmerksamkeit. 
die „Tombola“ setzte ihre Reise fort und nach 26 
fagen wurde Fräulein Journeaux in der Bai von 
zt George (Neufundland) gelandet, wo fie in der 
Familie eines Geistlichen Aufnahme gefunden. Von 
sa hat sie ihrer Familie Nochricht gegeben, die 
ort, wo man Louise für todt hielt, natürlich un⸗ 
ermeßlichen Jubel erregtte. 
Von rinem abenteuerlichen Kostümwechsel wird 
uus Dundee geschrieben: „An „Königins Ge— 
hurtstag“ hatte ein ehrsamer Bergmann diesen 
Feiertag benützt, um sich die Ausstellung in Edin⸗ 
zurgh anzuschauen. Nachdem er seinen Wissens- 
rang genugsam gesättigt, lenkte er seine Schritte 
iner nahen Kneipe zu, wo er gar bald seiner Neig⸗ 
ing für dendaselbst geschenkten Whiski zum Opfer 
el und ziemlich stark angeheitert wurde. Ja diesem 
Zustand verspürte er kriegerische Anwandlungen, 
vozu wohl die Anwesenheit eines Soldaten vom 
xdinburger Hochländer ⸗ Regiment die Veranlassung 
sab, und fand ungemeines Gefallen an dessen 
zübscher Uniform. Gegen eine entsprechende Spende 
on Whiski erlangte er von demselben denn auch 
die Gunst, die Uniform anziehen zu dürfen, sie 
wechselten im Nebenzimmer die Kleider und höch— 
lichst befriedigt marschirte der wadere Bergmann 
um großen Gaudium der Anwesenden im Lokal 
zuf und ab. Doch die Herrlichkeit dieser Welt 
nimmt leider nur zu rasch ein Ende; als er die 
Uniform wieder gegen seine Kleider austauschen 
vollte, war der liebenswürdige Soldat verschwunden, 
unser Bergmann wartete und wartete, aber ver— 
sebens, der Soldat kam nicht wieder; er machte 
ich daher auf, um ihn in der Kaserne zu fuchen, 
vuͤrde aber nach einigen wackeligen Schritten auf 
r Straße von einer Patrouille, die ihn für einen 
etrunkenen Soldaten hielt, in Beschlag genommen, 
ind trotz seiner Explikationsversuche in der Zita⸗ 
elle unlergebracht. Am nächsten Morgen löste sich 
eim Verhoͤr das Räthsel, und da sich inzwischen 
serausgestellt, daß der edle Krieger die rare Ge⸗ 
egenheit zum Desertiren benützt, so wurde der 
gergmann erst der Beihilfe zur Desertion beschul⸗ 
zigt, mußte aber endlich, da sich seine Unschuld 
rwies, freigelassen werden. — Angethan mit der 
leidsamen Üniform des Hochländers kehrte er heim; 
velche Aufnahme er aber damit bei Muttern fand, 
arüber ist nichts bekannt. 
— Der kalieste bekannte Punkt der Erde ist der 
stsibirische Ort Werchojansk an der Jana. Neuere 
geobachtungen mit zuverläsfigen Instrumenten haben 
r den Januar 1885 eine höchste Temperatur von 
Gs Grad Celsius (gleich 542 Reaumur oder 
)0 Grad Fahrenheit unter Null) ergeben. Diese 
Messung wurde mit Hilfe von Alkoholthermometern 
stgesteüt, — auf die genaueren Angaben des Luft⸗ 
jermometers reduzirt, würde er — 76 Grad Cel⸗ 
ius betragen. Der Januar hatte eine Mittel⸗ 
emperatur. von 52 Grad Celsius betragen. Daa 
ind die tiefsten Kältegrade, die bisher auf der Erde 
heobachtet worden sind. 
New-PYork. Am Morgen des 23. April 
ichlief Alles ruhig im Hause Monroe Smith's zu 
Hhamone (New-Jersey) bis auf den Hausvater und 
seinen ältesten Sohn, die auf Feldarbeit gegangen 
waren. Im Hause selbst wachte nur die 42jährige 
Battin Smith's, Fanny, die vollkommen guter 
Laune schien und im Garten herumspazierte. Zu 
einer gewissen Zeit sah sie der Garmer eine Düte 
zu⸗Munde führen; und dann ruhig in's Haus zu⸗ 
rückkehren.« Drinnen bereitete sich eine gräßliche 
Tragödie vor. Fanny trat mit geschwungenet Art 
in das Zimmer, wo eines ihrer Kinder, ein kleiner 
Engel von vier Jahren, schlief, und spaltete ihm 
mit einem Hiebe den Kopf. Dann stürzte sie mit 
der bluttriefenden Waffe in das nächste Zimmer, 
wo zwei andere Kinder schliefen, ein Mädchen von 
3 Jahren und ein Knabe von 13 Jahren und 
lödtete sie mit drei Hieben. Hierauf begab sie sich 
in ein anderes Gemach und mordete die 10jährige 
Eessie in gleicher Weise hin. Sie war zur Furie 
jeworden, schrie und brüllte wie ein zum Tode 
zerwundeter Panther. Sie wollte die ganze Familie 
inopfern und es fehlten ihr noch 2 Kinder, ein 
jähriges Mädchen und ein Säugling in der Wiege, 
velche in einem abgesonderten Gemache schliefen. 
stasend brach Fanny auch dort ein, aber Anna, 
ils sie dieselbe verstört und mit blutiger Art kom⸗ 
nen sah, dachte an das Kind und an sich, ver⸗ 
zarrikadirte sich und schrie. aus Leibeskraften um 
dülfe. Ein Nachbar hörte das Geschrei, es kamen 
Leuter und Fanny wurde entwaffnet. Man rief 
nich ihren Gatten herbei, dem sie auf seine Frage, 
vas sie gethan habe, ruhig zur Antwort gab: 
„Nichts, ich wollte nur Alle von der Hölle retten, 
ch selbst sterbe“ Und mit diesen Worten stürzte 
ie zu Boden, um sich nicht mehr zu erheben. Die 
Ddüte, deren Inhalt sie im Garten verschlungen 
jatte, hatte ein starkes Gift enthalten. Fanny 
var vor 12 Jahren in einem Irrenhause in Tren⸗ 
son gewesen und an dem betr. Morgen von einem 
Anfall religiösen Wahnsinns ergriffen worden, in 
dem sie die gräßliche That verüdte. 
7 Chicago, 8. Juni. Eine Feuersbrunst 
zrach gestern in der Canal⸗Straße (westlicher Stadt⸗ 
theil) aus. Die Flammen verdreiteten fich schnell, 
und ehe die Feuerwehr Herr derselben wurde, 
varen mehrere Wohngebäude vollkommen eingeäschert. 
Man fürchtet, daß Menschenleben zu beklagen sind, 
udem der Distrikt sehr dicht bevölkert ift. Acht 
Personen sind, soweit man weiß, in den Flammen 
umgekommen. 
BR 
*8 
Marktberichte. J 
Zweibrücken, 10. Juni. (Fruchtmittelpreis und Vik⸗ 
ualienmarkt.) Weizen 0 M. — Pf. Korn 7 M. 45 vIf. 
BZerste zweireihige d M. — Pf., vierreihige O M. — Pf., 
Spelz d0 M. — Pf., Spelzlern — M. — Pf., Dinkel 
— M. — Pf., Mischfrucht 7 M. 57 Pf., Hafer 6 M. 
34 Pf. Erbsen d M. — Pf. Wicken 0O M. — Pf, 
deus3 M. 50 Pf., Stroh J.Qual. 2 M. 40 Pf., II. Qual. 
2 M. — Pf., Kartoffeln ! M. 60 Pf., Weißbrod I/ Kilo 
d0 Pf., Kornbrod 8 Kildeo0 Pf. Gemischtbrod 3 Kilo 
75 Pf., paar Weck 90 Gr. 6 Pf., Rindfleisch J. Qual. 
54 Pf., II Qual. 48 Pf., Kalbfleisch 50 Pf. Hammel⸗ 
leijch 50 Pf., Schweinefleisch 50 Pf., Wein J Liter 80 Pf. 
Bier J Liter 24 Pf., Butter/3 Kilogr. O M. 90 Bi. 
Homburg, 9. Juni. (Fruchtmittelpreis und Vik⸗ 
ualienmarkt; Weizen 9O M. 10 Pf., Korn 7 M. 30 Pf., 
Spelzkern — M. — Pf. Spelz 0O M. — Pf., Gerste 
2dreihige O M. — Pf., Gerste Areihige O M. — Pf., 
hafer 6 M. 42 Pf., Mischfrucht 7 M. 31 Pf., Erbsen 
— M. — Pf. Wicken 0 M. — Pf. Bohnen 0 M. 
— Pf. Kleesamen — M. — Pf. Kornbrod 6 Pfund 
80 Pf., Gemischtbrod 6 Pfund 72 Pf,, Ochsenfleisch — Pf. 
Rindfleisch 50 Pf. Kalbfleisch 50 Pf. Hammelfleisch 60 Pf. 
zchweinefleisch 530 Pf, Butter 1 Pfund O M. 953 Pf., 
Aartoffeln per Zentner 2 M. — Pf. 
Fur die Redaklion veranwortlich: F. X. Demetz. 
Aiele Tausende 
haben sich nach Durchsicht und Au⸗ 
leitung bes Schriftchens Der Kran⸗ 
kenfreünd durch einfache Hausmittel 
selbst geheilt. Es sollte daher kein 
ranker. gleichviel an welcher Krant⸗ 
heit er darnieder liegt, versüumen, sich 
das kleine 2 von RAichtert Ber⸗ 
lagt⸗Anstalt in Leipztig kom— 
79 3 8— 8 
osttarte endung 
erfolagt ohne Rosten.