Full text: St. Ingberter Anzeiger

Betrugs wird behufs Ladung weiterer Zeugen in 
die Sitzung am 18. Dezemdber dis. Is. verlegt. 
3. Eine liebevolle Auseinandersetzung zwischen zwei 
Schwägerinnen spielte sich am J. August auf der 
Straße hier ab, wobei die eine mit einem Steine 
warf. was durch Strafbefehl gesühnt wurde. Die 
andere aber, die 28jährige ledige Tagnerin M. 
Br., bearbetete ihre Gegnerin mit einem Badsscheit 
und warf sie zu Boden. Für diese Körperbeer⸗ 
letzung mittels gefährlichen Werkzeugs büßt die Gr. 
mit 7 Tagen Gefängniß und für den ver—⸗ 
übten Unfug mit 3 Tagen Haft und den Kosten 
1. Am Abend des 8. September traf der Ange⸗ 
klagte Gg.Sch. 18J. a., Schustergeselle, hier in Ve- 
zleitung einiger Burschen auf einen Wagner und einen 
Sattlergehilfen. Letztere wollten sich in ein Gespräch 
nicht einlassen und auf energifche Abweisung von 
Seite des Sattlers, warf der Angeklagte jenem mit 
einem Stein ein Loch in den Kopf. Die Strafe 
erstreckt fich unter Annahme mildernder Umstände 
nuf 8 Tage Gefängnit und die Kosten. Dem nicht 
erschienen Verletzten diktirt für sein Ausbleiben das 
Gericht 6 Mt. Geldstrafe. 5. Zwei 15jährige 
Buben in Ensheim geriethen am 18. August auf 
der Straße dortselbst in Streit, in dessen Verlauf 
der Schreinerlehrling P. O. seinem Gegenüber mit 
einem harten Gegenstand, vermuthlich mit einer 
Schraube eine Wunde an der Stirne beibrachte. Des⸗ 
halb wird dem jugendlichen Raufer unter Zubilligung 
nilderder Umstände Nhndung mit 6 Marked. 2Tagen 
Gefängniß nebst den Kosten zutheil. 6. Ein wegen 
des Vergehens der Körperverletzung schon zweimal 
oorbestrafter Bergmann aus Rohrbach, And. H., 
20 J. a., hat sich ein gleiches Vergehen zu Schul— 
den kommen lassen, indem er am Abend des 11. 
August ohne Anlaß, nachdem er vorher schon Streit 
zesucht hatte, einen Schmelzarbeiter von St. Ing⸗ 
zert mit einem dicken Steine an die Schulter warf, 
sodaß der Verletzte einen Tag arbeitsunfähig war. 
Das Gericht hält für diese That eine Gefängniß— 
strafe von 2 Monaten und Ueberbürdung der 
Kosten für angemessen. 7. Ein hiesiger Metzger 
hat gegen einen Metzger von Niederwürzbach Pri⸗ 
batklage wegen Beleidigung erhoben. Die Klage 
stützt sich auf folgende Thatsache: Der Würzbacher 
Metzger hatte gegenüber dem Schlachthausaufseher 
und gegenüber einem dritten Metzger hier geäußert, 
der heutige Kläger habe in Niederwürzbach 
eine kranke Kuh gekauft, welche sechs Wochen 
lang in thierärztlichrr Behandlung gewesen, 
und könne die Kuch wohl auch im Schlachthaus 
hahier geschlachtet haben. Diese Aeußerung erweist 
fich als nicht der Wahrheit entsprechend. In den 
Aussagen seines Würzbacher Geschäftsgenossen er— 
blickte der Kläger eine Verleumdung, geeignet, ihn 
in seinen Geschäftsinteressen zuschädigen. Nach 
eingehender Verhandlung nimmt der Beklagte seine 
Aussagen als auf Irrtum beruhend zurück und 
erklärt sich bereit die entstandenen Kosten zu tragen. 
Damit ist die Sache erledigt. 
*— In dem Einlauf der Kammer der Abge⸗ 
ordneten befindet sich u. A. eine Petition der 
pfälzischen Rentamtsdiener und 
Steuerboten um Gleichstellung mit den 
rechtsrheinischen Rentamtsdienern hinfichtlich ihrer 
GBehalts⸗ und Pensionsbezüge. 
*— Es wird in Erinnerung gebracht, daß für 
die an Soldaten gerichteten Postsendungen 
Portofreiheit bezw.⸗Ermäßigung gewährt wird, 
indem alle an Soldaten gerichteten gewöhnlichen 
Briefsendungen bis zum Gewicht von 60 Gramm 
gebührenfrei sind. Eine Gebührenermäßigung ge⸗ 
währt die Postverwaltung für Postanweisungen dis 
zum Betrage von 15 Mk. und fuür Packet⸗ 
sendungen bis zum Gewicht von 3 Kilogr., und 
zwar beträgt das Porto für eine Postanweisung 
dis zu 15 Mk. 10 Pfgund fur ein Packet bis 
3 Kilogr., gleichviel auf welche Entfernung, 20 
Pfg. Zur Erlangung dieser Portobergunstigungen 
muß der Absender auf den Brief, die Postan⸗ 
weisung oder die Packetadresse ꝛc. den Vermerk 
niederschreiben: Soldatenbrief, eigene Angelegen⸗ 
heit des Empfängers. 
— Von der Sickinger Höhe berichtet 
man der „P. 3.“ Folgendes: Gelangte da vor 
wenigen Tagen dei dem Schuhmcchecmeister Müller 
in H. per Gelegenheit ein Schreiben an, dessen 
„Verfasser“ — ein Loosen⸗Kolporteur — wirklich 
berdient, weiter in die Offentlichleit dringen zu 
dürfen, da demselben für sein „Original“ auf dem 
Bebiete der ,neiordografi“ leicht eine Prämie, jeden⸗ 
alls die „goldene Medaille“ in Aussicht gestellt 
werden könnte. Da Schreiber die Kopie fraglichen 
Briefes besitzt, möge diese hiermit wortgetreu folgen: 
„Ludwig Me..... Wil inen mit Taillen das 
Sie ein Peisch (Peitsche) gewann habe 16282 
Jakob L... Losever Keifer. sie kenne es dem 
schneid (Schneider) auch mit Taillen Adolf A..... 
das sein Nummer Ro 8528 zwei habe Heka Bail⸗ 
ler (Hackbeile) gewonn wenn sie es nich Hollen 
dan schike mir Nummer Ro und 20 fenich Mein 
Atres Jakob B... in Landstuhl.“ 
— Kohlenfund. (3. Z3.) Bei dem Dorfe 
Dunzweiler, Amisgericht Waldmohr, ist das 
sogen. Breitenbacher oder Hausbrandflötz in dem 
oon Herrn Bergingenieur Rosenthal angesetzten 
Stollen bei 80 Mt. in trefflicher Qualität ange⸗ 
'ahren worden. 
— Kaiserslautern, 26. Nob. (Ung lücks⸗ 
fall.) Gestern Nachmittag ist im Neubau der 
'atholischen Kirche der Steinhauer Ludwig Huber, 
welcher im Inneren der Kirche mit Versetzen von 
Hausteinen an den Gurtbogen für die Empore be—⸗ 
schäftigt war, aus einer Höhe von 4 Meter abge— 
türzt. Ecr fiel erst auf einen Gerüsthebel und von 
da auf den Boden. Huber hat sich anscheinend 
nicht unerhebliche innerliche Verletzungen zugezogen 
über deren Umfang sich bis jetzt noch nichts fest⸗ 
tellen ließ. Seine Mitarbeiter vermögen nicht 
anzugeben, auf welche Weise der Unglücksfall ent⸗ 
tanden ist, dch muß angenommen werden, daß 
duber in Folge eines Fehltrittes das Gleichge— 
vicht verloren hat. (Vzt.) 
— Landau, 25. Novb. Der Bierkeller 
»on Georg Mül ler an der Viaduktstraße dahier 
zelegen auf der Wollmesheimer Höhe, wurde nach 
dem „Tgsbl.“ durch Vermittelung des Agenten 
Joh. Seiter von Bindersbach an die Bierbrauerei 
„Eichbaum“ in Mannheim um die Summe von 
3800 Mk. baar verkauft. Derselbe soll zur 
Lagerung des der Restauration „jum Hadel“ von 
Jakob Lorch, bei Restaurateur Hermann (Feldwebel) 
und in den Kantinen zu verschleißenden Eichbaum— 
Biers benüzi werden. Der Keller wird jedoch 
noch vergrößert, da die vorhandenen Räumlichkeiten 
nicht ausreichen. 
— Neustadt. Das Hotel zum „Baher⸗ 
schen Hof“ dahier wurde um 9000 Mk. jähr⸗ 
iche Miethe verpachtet. 
— Dürkheim, 26. Nov. Die Zahl der 
Wahlberechtigten bei gestriger Gemeinderaths— 
vahl bezifferte fich auf 824; 560 machten von 
hrem Wahlrechte Gebrauch. Das Zählgeschäft 
dürfte noch längere Zeit andauern, weil ziemliche 
Ztimmen⸗Zersplitterung zu konstatiren ist. (A.) 
— Ludwigshafen, 26. Nonb. Zwei 
Bauner, welche durch die Schutzmannschaft in 
Worms verhaftet wurden, sind gestern Abend 
zefänglich hier eingebracht worden, da dir eine im 
Kerdacht steht, vor einiger Ziit in hiesiger Stadt 
»adurch Betrügereien begangen zu haben, daß er 
og. Spielmarken für Zehnmarkstücke auszugeben 
uchte. Von hier wurden die beiden Gauner an 
die Mannheimer Polizei abgeliefert, welche eben⸗ 
alls, wegen Einbruchsdiebstahls, ein Hähnchen mit 
hnen zu rupfen hat. 
— In Grünstadt wurden bei der Stadi⸗ 
ratswahl von 449 Stimmberechtigten 259 
Wahlzettel abgegeben. 
— Kirchheimbolanden, 26. Nob. Herr 
Bauunternehmer Gabelmann beabsichtigt die 
in der Edenbornerstraße gelegene Herra C. Ritter 
zehötrige Wiese zu erwerben. Der Preis beträgt 
76 Mk. pro Dezimale. Daselbst sollen bereils 
m nächsten Jahre größere Gebäulichkeiten errichtet 
verden. 
Bermiut Gces. 
St. Johann, 26. Nov. Se. Exzellenz 
der Herr Oberpräsident der Rheinprovinz Frei— 
zerr von Berleßsch traf heute Vormittag in 
Zegleitung des Herrn Regierungspräfsidenten v. 
Pommer⸗Esche und Herrn Landraths Dr. zur Ned⸗ 
den auf der hiesigen Station, von Trier kom⸗ 
nend, ein. Die Herren begaben sich zu Fuß nach 
Saarbrücken in das Kreishaus (Landrathsamh. 
Der Herr Oberpräsident wird morgen Vormittag 
jegen 8 Uhr von hier wieder abreisen und sich 
unächst zu Wagen, begleitet vom Herrn Regier⸗ 
ungspräsidenten von Pommer⸗-Esche, dem königl. 
ꝛandrath Herrn zur Nedden und mehreren höheren 
Beamten der koͤnigl. Bergwerksdircktion, nach 
Dudweiler, Sulzbach und Friedrichsthal begeben, 
in welchen Orten ein kurzer Aufenthalt vorgesehen 
ist. Nach der Ankunft in Neunkirchen wird der 
Herr Oberpräfident den Nachmittags . Schnellzug 
nach Bingerbrück zur weiteren Rückreise nach Kibe 
enz benutzen. 
. Am Freitag, den 22. d. Mis. wurde der 
Werkstättenarbeiter Adolph Meyer aus Stit 
ringen (ArbeiterVertreter und Beisitzer des 
Schiedsgerichts der Südwestdeuischen Eisen · Berufs 
genossenschaft) des Abends nach Beendigung seiner 
Arbeitsschicht auf dem Wege zu seiner Wohnung 
überfallen und mit mehreren wuchtigen Hieben 
zusammengeschlagen. Leider ist der Bedauerns— 
werihe am Sonntag Nachmittag, ohne wieder zum 
Bewußtsein gekommen zu sein, in seiner Wolh nung 
verschieden. Ueber den Thäter ist, wie die „Sor 
Ztg. erfährt, bis zur Stunde noch nichts Sicheres 
ermittelt. Muthmaßlich ist derselbe in seinen Miß 
arbeitern zu suchen, möglicherweise in einem von 
einem Unfall betroffenen, dessen ungerechte Ansprüche 
am Schiedsgericht zurückgewiesen wurden. Die 
gerichtliche Untersuchung ist im Gange und wird 
hoffentlich den Thäter ermitteln. 
F Metz. Die hiesige Strafkammer hat in 
hrer letzten Sitzung nicht weniger als 77 junge 
Leute, darunter 72 aus dem Landkreise Metz, zu 
je 600 Mtk. Geldstrafe verurtheilt, weil sie sich 
der Militärpflicht entzoggen haben. Wie in den 
meisten frühern Fällen handelt es sich auch dies— 
mal vorherrschend um solche Personen, welche sich 
überhaupt an der Militärpflicht vorbeidrücken wol— 
len. Zu diesem Zwecke pflegen sie in den Staa— 
hen, in welche sie einwandern, als Ausländer zu 
leben und die Naturalisation erst dann nachzu⸗ 
juchen, wenn sie über das militärpflichtige Alter 
hinaus find. — Der lothringische Bezirkstag hat 
sich am Schlusse seiner diesjährigen Tagung der 
Resolution angeschlossen, welche von der am 4. 
August d. J. im hiesigen Stadthause stattgefunde— 
nen Versammlung zu gunsten der geplanten Kana⸗ 
isation der Mosel und untern Saar angenommen 
vorden ist. Ferner hat dieselbe Koörperschaft den 
Wunsch ausgesprochen, die Verwaltung möge auf 
dem betretenen Weg, Berufsbürgermeister einzu⸗ 
ietzen, einhalten, da die Finanzlage der Gemeinden 
dadurch beträchtlich erschwert werde. Eine prak— 
tische Folge dürfte diesem Wunsche, der übrigent 
nicht zur Zuständigkeit des Bezirkstags gehört,. 
wohl kaum gegeben werden. 
FKehl, 25. Nov. Die Frage der Erbauung einer 
sesten Rheinbrücke bei Kehl war durch ein bezügliches 
Schreiben des hiesigen Gemeinderaths bei dem Ge— 
meinderath in Straßburg angeregt worden und stand in 
der vor einigen Tagen stattgefundenen Sitzung des 
Letzteren auf der Tagesordnung. In dem Sdhrrei— 
des hiesigen Gemeinderaths wird auf die Vortheile 
hingewiesen, welche der Bevölkerung Kehls und der 
imliegenden Landsrte und mittelbar auch der Stadt 
Straßburg aus dem Bau einer festen Brücke er⸗ 
vachsen würden. Es würde hierdurch auch eine 
direkte Straßenbahnverbindung zwischen Kehl und 
Straßburg ermözlicht werden. Die Gemeinde 
Sladt Kehl erbietet sich, die Hälfte der Kosten der 
Vorarbeiten zu übernehmen. Der Straßburger 
Gemeinderath verwies die Beratung des Schreibens 
an eine Spezial⸗Kommission. 
F Mainz, 28. Nov. Ein fleißiger Arbeiter, 
welcher von seiner Braut verabschiedet worden 
var, weil diese einen andern jungen Mann 
kennen und lieben gelernt hatte, gerieth darüber 
n solche Wurh, daß er fürchterliche Rache üden 
wollte. Er überfiel seine Ex-Braut und suchte ihr 
die Nase abzubeißen, damit sie kein Anderer 
zur Frau nehme. Das Mädchen wehrte sich in⸗ 
dessin seiner Nase und schrie um Hilfe, doch hatte 
sie, als diese ankam, bereits einen tiefen Biß in 
die Wange erhalten. Das Mädchen hat nun gegen 
einen bissigen früheren Liebhaber Strafantrag ge⸗ 
tellt. 
fEin gefährlicher Reisbrei. Schlier⸗ 
zach in Hessen, 25. Novb. Eine hiesige Landwirthin 
'ochte kürzlich einen Reisbrei, den jedoch ihre zahl⸗ 
reichen Tischgenossen ungenießbar fanden. Um in⸗ 
dessen das Gericht zu verwerten, gab man es dem 
Rieh und am folgenden Morgen waren die damit 
bedachten Tiere, ein Rind, 8 Hühner und eine 
Anzahl Gänse, verendet. Der vermeintliche Reis 
war vergiftetes Getreide, welches der Mann zur 
Feldmäusevertilgung ohne Vorwissen der Frau ge⸗ 
kauft und in der Hüche aufbewahrt hatte. 
f Welches Geschlecht ist eitler, das 
starke oder das schwache? Zwei Herren in Frank⸗ 
furt a. M. nahmen dieser Tage vor einem dielbe⸗ 
juchten Laden Stellung und gaben genau Acht,