Full text: St. Ingberter Anzeiger

25. Febr.: Eine Volksmasse hat das Haus des Vivil⸗Gouver— 
neurs der Provinz angegriffen und unter dem; Rufe: „Arbeit 
oder Brod“ die Fenster eingeworfen. Der Gouverneuer hat seine 
Pacht aus die Militärbehörde übertragen, welche die Provinz in 
Belagerungszustand erklärt hat. Es sind zahlreiche Verhaftungen 
porgenommen worden. (Ganz Südspanien leidet furchtbat unter 
den Rothstand: eine langanhaltende Dürre hat den Saatenstand 
zernichtet und ähnliche Zustände erzeugt wie in Algier und 
Tunis - m 
Griechenland. 
Athen, 22. Febr. Das kretische Central⸗Comite richtete 
an die hiesigen Gesandten der Schutzmächte die Bitte, zu erwir⸗ 
len, daß Sammlungen für die Flüchtlinge in den europäischen 
Großstädten veranstaltet werden. Der russische und französische 
Gesandte versprachen die Uebersendung der Bitte an ihre Regie- 
rungen; der englische Gesandte erklärte, seine Regierung könne 
nicht interveniren. — Auf der Pyraäus-Eisenbahn werden in den 
nächsten Tagen die Schienen gelegt. — Die NMachricht, daß für 
die griechische Regierung 10,000 Chassepot- Gewehre bestellt wur; 
den, wird dementirt. 
Aus Athen vom 22. Februai wird gemeldet: Die russi— 
schen Schiffe daben aufgehört, die kretischen Familien zu trans⸗ 
portiren, während die griechischen S hiffe ihre Fahrten fortzusetzen. 
—A 
fülle vor. Es herrscht daselbit ein strenger Winter. 
zusammenbinden mußte. Als auf den Wunsch des Bahnhofs Be⸗ 
annen der Vdann losgelassen wird, läuft er nach dem Zuge und 
legt sich auf die Schienen vor die Räder der Maschine. Hier 
fortgerissen, war es nicht moglich, den Mann weiter mitreisen 
ju lassen, er wurde wieder gebunden, und in ein Bahnhofs⸗ 
zebäude gebracht, wo er nur darum bat, man möge ihm aus 
Barmherzigkeit das Leben nehmen, da feine Schmerzen im Kopf 
so stark seien, daß er es nicht mehr nushalten könne. Nachdem 
der Behörde die Mittheilung gemacht, wurde der Mann nach dem 
Gemeiude⸗-Bureau gebracht und einstweilen in's Gefangenzimmer 
zesetzt. Als man einige Zeit nachher in dieses Zimmer wieder 
rintrat, hatte sich der Unglückliche erhüngt, indem er der Stricke, 
womit er gebunden war, sich zu entledigen gewußt unds sich dann 
)aran erhängt hat. Der Unglückliche war ein schöner, stattlicher 
Vann, anscheinend in den vierziger Jahren, war anständig ge⸗ 
kleidet, dagegen hat sich nue 1 Sgr. Geid'bei ihm vorgefunden. 
Aus einem Briefe scheint hervorzugehen, daß er aus Litthauen ist, 
ein Fahrbillet lautet von Minden nach Deuzt und soll das beab⸗ 
ichtigte Ziel seiner Reise Sanrlouij gewesenn jsein. 
In Altenau Gannover) wurde vor einigen Tagen 
eine gewichhtige Frau (hohe Vierzigerin) begraben; fie wog nicht 
veniger als 420 Pfund! 
München, 2. März. Bei der heute stattgehabten Ziehung 
der bayerischen 100 Thlr.⸗Prämien⸗Loose wurden folgende Serien 
ezogen. 60 187 189 288 8091 420 688 716 7293 687 888 
307 998 1121 1127 1173 1268 1323 1360 1392 1456 
I512 1622 1771 1891 1979 2091 2133 2159 2207 2283 
2376 2409 2491 2537 2575 2631 2706 2734 3020 3142. 
Bewinn ziehung 1. Mai. 
Vermirchres. 
7 Zweibrücdcken, 4. März. Gestern Abend 10 Uhr ist 
die Malzdörre auf Tivoliim Janern gänzlich aus⸗ 
gebraut. 
t Ju Ladenburg (Baden) sind durch zufaslige Ausgrabungen 
wieder mehrere römische Alterthümer aus dem J3. und 4. Jahr⸗ 
handert zu Tag gekommen. 9J 
4 Aus Oberhessen, 27. Febr. Ein Criminalfall in 
hiesiger Gegend erregt nicht geringes Anisehen.“ In einem vor ˖ 
mals zu Hessen-Darmstadt gehörigen, 1866 zu Preußen geschla— 
zenen Gebirgsstädtchen, soll die Tochter eines dortigen Beuutten, 
rine dem gebildeten Stande angehörige und mit der Eliter der 
Bevölkerung verkehrende junge Dame, unter der Anllage des Kin⸗ F 
desmords in dem Augenblick gefänglich eingezggen worden sein. Düngervers uch mitß Superp hosphat zu 
als sic, wohl um jedein Verdachte eines Wochenbettes vorzuben Berit e. Bei der auf dem Oetonomiegitte Oberallmannsbach 
gen, einem Balle beigewohnt hatte. Die Fama erzählt weiter: orgenomneuen, Gerstenjaat verwendete man zu 1 Tagwerk (EFBVAß 
die iederkmut und Vejeiligung des unzeitigen jungen Weit- Morgeun) Feld 1Gtr. von Kalksuperphosphat in Zer Weise, daß 
urgers feien in Frantfurt erfolgt. Dem Valer joll die ihm erselde auf den Samen gestreut und mit solchem eingeeggt wurde. 
ugttragene Hiobspost einen Schlaganfall und in Folge desse 3 hon jrahzeitig zeigte sich die aufgegangene Gerste auf dieser 
ine pactielle Lähmung zugezog⸗ n haben. Man nimmt an dem —ielle viel ügpiger. als auf den angrenzenden nicht gedüngten, 
harten Schicksal der durchaus geachteten Familie ullenthalben den idrigens von gleicher Besch affenheit und gleichmäßig mit Gerste 
innigsten Antheil. oestellten Felde, und dieses kräftige Aussehen steigerte sich fort⸗ 
fBenrtath, 28. Febr. Ein eben so trauriges als eigen vahrend, so daß schan von vorne die gedüngte Stelle des Ackers 
chümliches Ereigniß hat gestern hier Statt gefunden. Der gegen erkannt werden konnte. Diesemn entsprechend zeigte sich auch bei 
2 Uhr Nachmittags hier vorbeifahrende Schnellzug nach Köln, dem Drusche der eingeheimten Gerste das günstige Resultat, daß 
hält auf ein gegebenes Signal im hiefigen Bahnhofe plötzlich still die gedüngte Flaͤche 17fachen, die ungedüngte 13fachen Samen 
Horauf aus einem Wagen dritter Kiasse unter starkem Widerstre jewährte. Da auf das Tagewerk 2 haherische Metzen gesät wur⸗ 
hen ein Reisender ausgesetzt wird, der von einer plötzlichen Tob den. so ergibt sich bei der gedüngten Gerste ein Mehrertrag von 
ucht überfallen zu sein scheint. Im Coupe hatte er die Fenster Scheffel 2 Metzen — Scheffel per Morgen, der nach dem 
Aingeschlagen und sich so geberdet, daß es dem Shaffuer nicht Preise der Gerste circa 9 Thlet. werth ist, so daß sich, abgesehen 
mehr möglich war, ihn im Wagen festzuhalten. Außerhalb des zon dem größeren Strohertrage. nach Abzug des Preises von 
Wagens, auf dem Bahnhof, war sein Zustand so schlimm, daß 3 Thlr. für den verwendeten Ctr. Kaltsuperphosphat ein Rheiu⸗ 
mat ihn mit aller Gewait festhalten und die Hände mit Stricken gewinn von nahe 6 Thaler eraibt. 
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Um den vielseitigen Wünschen der 
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der hergestellt ist und noch vor Ostern 
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Niederlage gefunden haben zu befrie⸗ 
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Ic Aufnahmen finden im geheitzten 
Zaslon bei jeder Witterung statt. 
St. Ingbert im Febr. 1868. 
B. Oltig, Photograph. 
Zohlenstraße, neben der Holzhandlung des 
Hr. Otto Weigand. 
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sfehle ich mich, namentlich auch für Eon⸗ 
sirmanden bestens. 
Philipy Weber, Schuhmacher. 
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Neu angelommen, eine große 
Sendung Aninzer Da— 
meuenuh und Stiesfelehen 
zei IAOD Atiæt 
EPhotographie a 
ch beehre mich Fiermit ergebenst anzu— 
eigen, daß ich jetzt von Morgens 9 bis