Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sl. Ingberler Znzeiger 
da St. Juͤgbert er Andzeig er“ mit seinem Unterbaltungsblatte erscheint wöchentlich dreimal:; Diensstag, D onnerstag 
md Samstag. Abonnementspreis vierteljährig 45 Krzr. oder 13. Fdngnztigen werden mit 3 Krzr. die dreispaltige Zeile 
J Blattschrift oder deren Raum berechnte.— 
Rro. 26. * J— VRaawe J Sels ESamstag. deun 2 1. 1868 
— — — —— æ —— — — — * 
— 
πα 
m deh m— e et e e e 
— 2* —V Deutschland. — 
—Muünchen, 25. Febr. Ueber das Befinden des Königs 
Zudwig J. sind aus Nizza gestern folgende Nachrichten eingetroffen: 
Seit gestern Nacht wieder Fieber wegen örtlicher Verschlimme⸗ 
rung. Nacht sehr unruhig; Morgens etwas hesser.“ — Nachmit⸗ 
ags: „Steigerung der Entzündung im Fußgelenke, Fieber mit 
Deliriren, Zustand sehr ernst.“ Spät Abends: „Eine Wiederholung 
der Fieber ⸗Steigerung wie gestern, könnte ein rasches Ende her⸗ 
veifüihren. Außerdem unmittelbare Lebensgefahr noch micht vor⸗ 
zanden.“ — In Folge dieset bedeuklichen Nachrichten ist Prinz 
Zuitpold heute Morgens nach Nizza abgereist. 
— Nachdem gestern die Herren der drei Hofrangsklassen em⸗ 
Ffangen worden waren, hat die Prinzessin Maria Theresia, Ge⸗— 
nahlin des Prinzen Ludwig, heute die erstmaligen Aufwartungen 
zer Damen der drei Hofrangsklassen und der bei Hof vorgestell- 
en Ordens-⸗Damen entgegengenommen.“ Der 'israelitischen Kul⸗— 
usgemeinde Fechenbach, B.⸗A. Marktheidenfeld, wurde zum Zwecke 
der Reparatur ihres Synagogen und Schulgehäudes die Vornahme 
»iner Collecte in den Synagogen der sämmtlichen Regierungsbes 
irke bewilligt. — In der am nächsten Donnerstag stattfindenden 
Sitzung der Abgeordnetenkammer wird der Gesetzentwurf über 
Schließgung und Trennung der Ehen von Angehörigen nicht an—⸗ 
erkannter Religionsgefellschaften, und der hiemin in Verbindung 
tehende, auf. Einführung der Nobligatorischen Cipilehe: gerichtete 
Antrag zur Berathung kommen. — 
Muünnchen, 25. Febr. Hans Frhr. v.rPechmann, kgl. 
Staatsminifler des Innern Kammerherr⸗ Staatsrath im ordent— 
ichen Dienste Comthur des Verdienstordens vom hl. Michael, 
Ritter des Civilverdienstordens der bayerischen Krone war gebo— 
en den7. Januar 1809 zu Bilsbiburg. Die erste⸗nẽStellung 
m Staatsdienste;exreichte ex den 12. Mai, 18388, wo er zum 
Actuar bei dem Landgerichte Untergünzburg ernannt wurde; den 
30. Sept. 1838 wurde er II. Assessor dortselbst, den 16. Augufft 
1839 J. Assessor bei dem Landgerichte Donauwörth, den 4. Nov. 
845 Landrichter in Berchtesgaden, den 189. August 1846 Ver—⸗ 
veser der Directorstelle bei der Polizeidirection zu München, den 
— DD— 
— 00 
Negierungsrath bei der Regierung von“ Niederbahyern, Kam— 
mer des Innern, den 16. Januar. 1858 Director bei der 
Regierung von Oberfranken, K. d. J. den 1. Mai 1868 
Praͤsident bei der Regierung von Miitelfranken und am 
30. Juli Staatsminister des Innern. — Aus seiner Ehe mit 
Auguste: Freiin: von Imhof hinterläßt er 4 unverheirathete Töchter 
ind 3 Söhne, wovon der, eine Bezirlsamtsassessor, der zweite 
Cavalerie⸗Lieutenant und der dritte Gymnasiast ist. n. 35 
—Münchem, 26. Febr. Der Kriegsminister hat angeord⸗ 
net, daß alle aus dem activen Dienstverhältniß tretenden Gendar— 
men, welchen noch eine gesetzliche Reserve oder Landwehrpflicht 
obliegt, bei ihrem Austritte den Landwehrs Bezirks- Coumando's 
hres Heimathsortes überwiesen werden. Unwürdige, welche ihrer 
Dienstpflichne noch; micht: vollständig genügt; haben.“ / Werden dem 
dandwehr⸗Bezirks-Commando zur, Vormerkung bekannt gegeben. 
An der Außenseite derjenigen Gebäude, in welchen sich die 
Zanzleien der Landwehr-Bezirks-Commando's und Landwehr⸗Com⸗ 
pagnie⸗Bezirke befinden, wird das kgl. Wappenschild angebracht 
werden. — —— 
Munchen, 27. Febr. Einem Telegkamin aus Rizza von 
zestern Nachmittag zufolge hat König Ludwig J. gestern Vormit⸗ 
— 0 
Frankfurt. Die lange schwebende Weinzollfrage ist nun⸗ 
mehr erledigt. Preußen hat an Fronkreich das Zugeständniß ge— 
nacht, den Weinzoll um 33, also von 4; Thlr. auf 22/3 Thlr. 
jerabzusetzen: Diese Nachricht wird gewiß von allen Consumten 
e Weine freudig begrüußt werden. Der Abschluß der 
hezüglichen Transoktiwn bringt zivei für den Zollverein wichtige 
Fragen zur Reife, Es wird zunächft der Eintxitt Recklenburgs 
n den Zollverein unmittelbar erfolgen könneu. Pas Zollvereins⸗ 
jebiet wird hierdurch auf das ganze Gebiet des norddeutschen Bun⸗ 
zes und der vier Südstaaten, mit alleiniger Ausnahme der Hanse⸗ 
tädte, erweitert, werden. Noch viel wichliger ist die Beseitigung 
»es Hindernisses, welches der so nothwendigen Revision des Han⸗— 
elsvertrags zwischen dem Zollverein und Oesterreich bisher ent 
zegenstand. Es ist jetzt die Moͤglichkeit vorhanden, den so äußerst 
uangelhaften Aprilverirag von 1865 in seinen wesentlichsten Lücken 
u ergänzen und zu verbessern. Die Ermäßigung des Weinzolls 
uf 226 Thlr. eröffnet auch den östesterreichischen Rothweinen die 
Thore des Zollvereins, und kann möglicherweise nach und. nach 
inen bedeutenden Verkehr in diesem für Oesterreich. so hochwich— 
igen Ausfuhrartikel herbeizuführen, Der nächste Wunsch, den 
vir an diese erfreulichen Thatsachen zu knüpfen haben, betrifft 
zie Herabsetzung der Zölle auf Eisen und Eisenwaaren im Verze 
ehre zwischen Oesterreich und dem Zollverein, und damit auch im 
allgemeinen Tarif des Zollvereins. Auch für baumwollene und 
vollene Gemebe dürften die Verhandlungen mit Oesterreich Gele— 
genheit zu einigen im Zollverein nach unserer Meinung unerläß, 
ichen Tarifermäßizungen geben. 
Berlin, 253. Febr. Der Koͤnig empfing heute den Frhrn. 
». Rothschild, welcher ihn um die Uebernahme des Protectorats 
des Frankfurter Dombau-Vereins ersuchte. Der König, sagte zu 
ind unterhielt sich mit ihm eingehend über die Frankfurter Ver— 
jältuisse.n — —— — — —E P 
Berllin, 23. Febr. Die „Provinzial-Correspondenz sagt, 
Württemberg und Darmstadt seien säumig mitihren Wahlen 
zum Zollparslamente. . Obwohl der Minister Frhre d. Dalwigt 
den Wahltermin erst auf den 19. März angesetzt habe, sei es doch 
'aum glaͤublich, daß Deutschland auf das Belieben dieses zurück— 
zaltenden Ministers warten werde und die Bexufunz des Zoll- 
»arlaments auf Mitte März' sei kaum zwveifelhaft. 
Bercin, 260 Febr. Im Abgeordnetenhaus sland heute 
ine Interpellaliton von Kardorff und Genossen auf der Tages— 
rdnung, welche Auskunft' derüber verlangt, was die Staatsre— 
lerung der Hietzinger Hochzeitsdemonstratjon und der Thatsache, 
aß in Frankreich eine hannoder'sche Legion sich aufhalte, gegen⸗ 
iber zu thun beabsichtige? Die Bewilligung der Entschädigungs— 
elder Seitens des Abgceordnetenhauses sei erfolgt, weil man die 
entsagung des Königs Georg, die Befriedigung der Hannoveraner 
offte, weil man den König für verpflichtet hielt, weil man darin den 
bschluß der Kämpfe von 1866 sah, weil Graf Bismarck aus den Ber⸗ 
rägen eine Cabinetsfrage machen wollte. Alle diese Ansichten erweifen 
ich als itxig. Die Wesfenagitationen seien verdoppelt und ver⸗ 
zreifacht, selost der Kurfürst von Hessen habe gewagt, von seiner 
Rückkehr auf seinen Thron zu sprechen. Die Hingabe von 16 
Villionen sei undenkbax. ohne Gegeuleistung, diese fehle, somit 
önne die Regierung nicht verantworten, den Vertrag auszufüh— 
en. Der Rede des Finanzministers im Herrenhause sei der Hie— 
zinger Spectakel auf dem Fuße gefolgt, im Lande glaube man, 
veorg habe 16 Millionen empfangen.“ Der Interpellant wünscht 
arüber Auskunft zur Beruhigung des Hauses und des Landes. 
Der Finanzminister h. d. Heydt erklärte hierauf? Nach Abschluß 
es Abfindungsvertrages mit dem König Georg, welcher die Pra— 
zer Friedensstipulationen zwar nicht ausdrücklich anerkannte, aber 
»och die Einstellung der Feindseligkeiten involvirte, stellte der 
Zönig Georg dieselben trotzdem nicht ein, wie die Formation der 
zannover'schen Legion, deren Zusammenhang mit der Dienerschaft 
)es Exkönigs amtlich feststehe, beweise. Der Exkönig bekannte sich 
ogar öffentlich zu denselben Bestrebungen, die jener Agitation zu 
Hrunden liegen. Dieser Agitation ein Ziel zu setzen, hielt aber 
zie Regierung für eine gebieterische Pflicht; sie ersuchte daher be— 
reundete Höfe, bexeits vor den Hietzinger Vorgängen, auf den 
dönig Georg kimzuwirken? gis müsse jetzt vorerst! Vas Ergebniß 
ieser Bemühungen abwarten?!“ Erhälf sie nicht rechtzeitig Bürg- 
chaften, wird sie lediglich nach den Pflichten handeln, welche die 
Berantwortlichkeit für die Sicherheit des Staatsgebietes ihr auf