Präsident: Ihre damaligen Briefe an Mathilde sind alle in
den schwärmerischsten Ausdrücken geschrieben and athmen die glü⸗
jendste Liebe, und es geht aus ihnen durchaus nicht herpor, daß
Sie sie nur gezwungen geheirathet hätten. 55
Angeklagter: Das äͤst ganz richtig, weil ich erst in Heidelberg
erfuhr, daß sie früher mit einem preußischen Oberlieutenam
ein Verhaltniß gehabt und daß sie in ihrem Hause auch mit
Studenten Umgang gepflogen, lauter Dinge, die mich schrecklich
empörten.
Präsident: Warum haben Sie die Erfahrungen, die
„Zie in Heidelberg gemacht, nicht in der Voruntersuchung an⸗
zegebe??
Angetlagter: Weil ich dort überhaupt nichts angeben
wollte. F *2
.* * Auf des Vertheidigers Antrag werden nun Briefe verlesen,
Donaufürstenthümer. die der Angeklagte an die Frau Bath in Heidelberg und an Ma—
Belgrad, 25. Juni. Die Verlassenschaft. des ermordeten hilde geschrieben; letztere sind alle in den überschwänglichsten
Fürsten wird durch einen Familienrath unter Hinzuziehung der Phrasen über seine Liebe zu Macthilde abgefaßt in den erfteren
Minister geordnet. Als legitime Erben werden betrachtet die hetlagt sich Graf Chorinziy über den rohen und zänkischen Cha—⸗
Schwester des Fürsten und zwei Söhne einer vorverstocbenen zweiten rakter seiner Frau.
Sqhwester. Die Untersuchung des Mordes ist beendigt. Si⸗e Präsident: Welche Liebesverhältnisse haben Sie in der
soll die Mitschuld des Fürsten Karageorgivic erwiesen und rsten Zeit nach denm Zerwürfnisse mit Mathilde unterhalten?
weene des Fürsten im „Pester Lloyd' actenmäßig ent⸗ Zuben Sie miht eine gewisse Baronin Schrey in Brunn kennen
cräftigt haben. Jelernt?
Belgrad, 26. Juni. Heute nahm die öͤffentliche Verhand⸗ 34 pia 55 *
lung in 8 gegen die Morder des Fürften angestrengten Pro. nmen Anprellagrer: r ofters un ihe nach Brünn gekonr
cesse ihren Anfang. Alle Consuln waren anwesend; auch die Be⸗ psideeee Edame? e
richterstatter einheim ischer und auswärtiger Zeitungen hatten .*
itt, während das Publicum nur in beschrüntter Zahl zuge⸗ Angeklagter; Ja.
nit woahren ublicu in bes ĩ Präsident: Haben Sie nicht auch ein Verhältniß mit einer
Belgxrad, 27, Juni. In dem Fürstenmordproceß fand eie 3 α, cen Briefe vor— in denen Sie
zgestern die Schlußverhandlung statt. Unter Anklage stehen 18 Ng ew u, Alz VV
n geklagter: Ich habe ihr sehr zärtlich geschrieben, weil
hersonen. Die Anklageacte constatirt die Eristenz eiuer Versie sehendnee ist. und ich ihr noch hunder Gulden schu⸗
schwörung zum Zweck einer Staatsumwätzung zu IS a 9 9 den
Prinzen Peter Karageorgivic, Moric, Rogie, Jadic und Paul Ra⸗Lig warnn 23
ee der ihnen zur Last gelegien Verbrechen geftändig; dame⸗ N * Sie die Belanntschaft der Etifts
Iftovic widerruft ein früheres Geständniß, weil dasselbe ein er— ee oh sie zum ersten Mal am 6. Mai vo⸗
wungenes sei. vigen Videde ug ime
Jraßdente Sie haben auch ein Verlobungsfest mit ihr ge⸗
feiert
— — Angeklagter: Nein wir haben blos Champagner getrunken.
Ggorfisetzung.) Präsident: Es wurde Silberzeug enilehnt, um die Sache
München, 22. Juni. ꝛtwas brillanter zu machen, es scheint also doch ziemlich ernst ge⸗
in.
Das Verhoͤr des Angeklagten, das im Laufe des Nachmit- ver 59— Ich wiederhol whwals.es keine Ve
jags zu Ende geführt wurde, hat kein weiteres neues Vessändni sobung getlagter: iederhole nochmals, es war keine Ver⸗
von Seiten desselben zu Tage gesördert. Derselbe beharrte auf —
seiner Aussage, i er schuldlos sei. Wir geben das Werhör nur iet FRRi Hat die Ebergenyi gewußt, daß Sie verhei⸗
in gekürzter Form, da es einestheils nicht viel Neues bietel, an- katet 31
derntheils der Cyhnismus des Angeklagten Antworten zu Tage för- Angetlagter: Ja, ich habe es ihr gesagt.
vert, die sich nicht wiedergeben lasen⸗ Präsident: Warum haben Sie das früher geleugnet
Der Angeklagte fährt fort: Meine Vermählung mit Ma— meh Aen eee überhaupt nichts sagen wollte, was
childe Rueff hat stattgefunden, als ich noch in päpstlichen Diensten neiner Julie nhite.
id ihres Aufenthalts in Ankona vertraute ich siee Präsident: Ist nichts über den Zeitpunkt der Verehelichung
einem mir bekannten Oberlieutenant an. Dieser nahm sich um Lestimmt worden ?
iie an, und schrieb mir auch, daß Mathilde die 24,600 fl. Caution erlegt Angellagter: Nein. J
habe, denn sonst hätte ich die Heirath nicht bewilligt bekommen; Präsident: Womit wollten Sie eine Familie ernähren ?)
so aber erhieit ich zu meiner Ueberraschung plötzlich von Rom aus die Ungeklagter: Ich habe immer von meinem Vater neben der
Bewilligung heirathen zu dürfen. Die Heirathfand auch wirklich siatt. sage 60 fl. ber Monat erhalten, so lange ich diene. Daun hatte
Aber ich war nur 8 Tage bei ihr und da habe ich demerkt, daß ich uch die Julie 20,000 fl. Uebrigens hätte ich quittirt, wenn ich
mit ihr nicht leben konnte, da sie einen so fürchterlichen Geruch Irotestantisch geworden wäre.
jatte .... Andere Gründe waren: einmal daß sie zänlisch mit mir Präsident: Ich bemerke Ihnen, daß Sie von den 20,000 sl.
var; dann habe ich in Heidelberg erfahren, daß sie nicht adelig o lange der Vater der Ebergenyi am Leben ist, nur 1324
ri. daß sie kein Geld habe und auch ihre Mutter in keinem guten Procent Zinsen bezogen hätten, was nur 300 fl. jährlich
Kufe stehe. nusmacht. ... Es werden Ihnen Briefe vorgelegt von Ihrer
Prasident: Sie wollen also durch Betrug deranlaßt worden berstorbenen Frau, in welchen Sie von eiuer Scheidung Umgang
sein, sie zu heirathen? ehmen, in denen Sie aussprechen, eine Scheidung nutze Ihnen
Angeklagter: Ja, insoferne sie gesagt hat, daß sie dieses Ver nichts, weil Sie doch nicht heirathen könnten. I
noögen hobe Angeklagter: Damals habe ich an eine Heirath noch nicht
Praäsident: Wenn Sie aber nach dem Vermögen heiratheten, gedacht.
so mußten Sie sich doch zuvor erkundigen. Präsident: Sie haben in einem Briefe an Ihre Frau er—
Angeklagter: Das tkonnte ich nicht. und überdies hat fie lärt, eines von Ihnen sei überflüssig, und dadurch zu Nerlennen
nich auf ihr Ehrenwort versichert, daß es so sei. jegeben, sie solle sich selber das Leben nehmen.
Präsident: Sie hat aber doch die Caution für Sie erlegt, Angeklagter: Nein, ich habe ihr nie einen solchen Antrag
alio hatte sie doch Geld? jemacht. Ich war auch stets dafür, daß die Interessen der Cuu-
Augeklagter: Dieses hatte sie theils vom Papste, bei dem don ihr bleiben, damit sie anständig leben könne. Ich habe di⸗
ie Audienz hatte, und dem sie versicherte, daß sie ihren ganzen Scheidung schon 1863 ausgearbeiter gehabt, da muhte ch abe
Schmuck im Werthe von 20,000 fl. verloren habe, und von ins Feld. Daß ich nicht Unrecht mit meiner Ahnung gehabt,
dem sie dann eine Camee mit einem Christuskopfe zum Geschenke daß sie ein Verhältuiß üuterhalte. hat ihre schnelle Abreife don
»ekam; dann ist sie zu der Königin von Neapel ge⸗-Wien bei meiner Heimkehr bewiesen.
jangen, die ihr als Firmpathin ebenfalls einen kostbaren Schmud Präsident: Wo war Julie Ebergenyi dom 19. bis 22. No—
chenkte. dember 18672