Frankreich.
Paris, 8. Aug. Die von Hrn. v. Beust beim Wfendr
Schütz nfeste gehaltene Rede erregt durch ihren friedlichen und den
Wünschen Preußens entsprechenden Character den Spott der deutsch
feindlichen Blätter.“ In politischen Kreisen wird dieselbe jedoch
ganz anders beurtheilt. Man schließt daraus, das Wiener Cabi—
net sei trotz aller Dementis bestrebt, eine Verst indigung mit Preu—
hen herbeizuführen, weil dies das einzige Mittel sei, ein enges
Bündniß zwischen Preußen und Rußland zu verhindern, welches
Desterreichs Interessen im Orient schnurstraͤcks zuwiderliefe.
Paris, 6. August. Heute Nachmittags um 8 Uhr 40
Min. begab sich die Kaiserin nach dem englischen Gesaudschafts
jotel, um die Königin Victoria zu besuchen und blieb dis nach
1Uhr daselbst. Die Königin reiste un 7 Uhr 80 Min: ab—
Lord Lyons begleitete sie nach dem Bahnhof.
Paris, 6. August. Die Königin von England fühlte sich
sehr ermüdet und blieb den ganzen Tag im Gesandtschaftshotel
Die Kaiserin ist um 5 Uhr nach Fontaineblean abgereist.
Paris, 6. August. Marquis v. Moustier hat die Ge—
Besandten Chigi, Mon, Nigra und Solms heute empfangen.
Man spricht davon, daß Herr v. Hübner nach Paris kom—
men werde.
Paris, 7. Ang. Msgr. Lavigerie, der Erzbischof von Algier
der in Rom mit der größten Gunst aufgenommen wurde, ist jetzt
don dem Papste mit einer wichtigen Mifsion beauftragt worden.
Derselbe hat ihm nämlich die Bekehrung der Berber aufgetragen.
Dieselben bilden vier Nationen: die Tuaregs in der Sahara, die
Kabylen in den tunesischen Gebirgen und südlich vom Atlas
die Tibbuks zwischen Fezzan und Egypten und die Amazeke
n Marokko.
England.
London, 6. August. Der Pariser Correspondent der
„Morring Post“ behauptet, im Vatican werde ein dogmatisches
Memorandum vorbereitet, worin die Katholiken Oesterreichs, welche
die Abänderungen des Concordats gutheißen, vor ihrem Gewissen
zerantwortlich gemacht werden, außerdem jedoch erklärt wird, es
jabe nie die Absicht bestaunden, österreichische Unterthanen gegen
die Constitution aufzuregen; die Kirche halte den Gehorsam gegen
den Souverain und die Autorität des Gesetzes hoch. — „Times“
und „Post“ schließen sich dem radicalen Proßramm an, welches
Gladstone in der Rede an seine Wähler entwickelte. — Die ge—
ern getaufte Tochter des Prinzen von Wales erhielt die Namen
Victoria Alexandra.
London, 7. Mugust. Man vermuthet, daß das Sinken
eines Eisberges den Bruch des atlantischen Kabels verarsach—
habe. —
Italien.
Aus Rom wird geschriebrn, der Papst sei überzeugt, Europa be—
iinde sich am Vorabend eines großen Krieges, ohne daß es klar sei, ob
Se. Heiligkeit aus den Vorbereitungen des französischen Occupa—
ionscorps oder aus Privatmittheilungen geschöpft habe. Neuer-
dings habe er mehreren hochstehenden Personen gegenüber seinen
-Zchmerz über das dadurch entstehende Blutvergießen ausgedrückt,
aber auch gleichzeitig das Vertrauen geäußert, daß es schließlich
sür das Papstthum und seine weltliche Macht zum Vortheile aus
schlagen werde. Cardinal Antonelli soll in dieser Beziehung kaum
die Ansicht des Papstes theilen, sondern im Gegentheil der Zu
nft mit Schrecken entgegensehen. Uns dünkt jedoch, daß weder
Hoffnung noch Schrecken, in so weit sie zu einem baldigen Kriege
in Beziehung gebracht werden, vorläufig gerechtfertigt sind.
„Genua, 3. Aug. Im adriatischen Meer fängt es an
„gemüthlich“‘“ zu werden. Den Behörden von Taranlo wurde
das Erscheinen türkischer Piraten in den dortigen Meeren signa—
isirt. Ein Handelsschiff aus Reggio wurde von den Seeräudern
hbis in den Golf von Taranto verfolgt. — Die „Unita Italiana“
enthält eine Zusammenstellung der „Löcher in der Kasse,“ welche
deim italienischen Postdepartement allein seit 1863 vorgekommen
ind. Die Liste dieser Defraudationen ist folgende: 1863 2435,
1864 2269, 1865 4136, 1866 4402, 1867 4925, Summe
19,168. — Die „NRoma“ enthält eine Zusammenstellung über
das „Pech“, welches der italienischen Marine widerholt zugestoßen
ist: „In Ancona wird nicht salutirt, weil in den Forls des
Hafens keine Kanonen sind. In Neapel wird, um den Salut
zu erwidern, mit Kartätschen geladen und irrthümlicherweise qauf
die Stratze von St. Lucia geschossen. In Genna dagegen wil
nan ein brennendes Schiff im Hafen in den Grund schießen, aber es
stt nicht möglich, es zu treffen, so viele Kugeln auch darauf ab—
zefeuert. werden. Ein Admiral geräth im Tyrrhenischen Meer auf
iine Klippe, obwohl dasselbe seit Urzeiten gekanut ist, und dann
techifertigt er sich, daß diese Klippe auf den Seekarken nicht ange⸗
zeben war .. .. Der „Re Galantnomo,“ um aus dem atlan—
tischen Ocean zu kommen, droht unterzugehen, der „Affondatore,
taum aus Amerika eingetroffen, sinkt in den Grund, der „Resdi
Bortogallo,“ welcher mehrere Millionen gekostet hat, wied im Par—⸗
lament als Gerümpel erklärt, das man losschlagen müsse, um
wenigstens das Material zu retten, der „Re d'Italia“ kommt kaum
aus dem Ocean, und sieht seine Maschinen im Golf von Neapes
untauglich werden. Kurz, es ist ein permanentes Mißgeschick, wel—
hes über der königl. italienischen Marine waltet.
In Italien sind gegenwärtig allein an Banknoten 794 Mill.
in Umlauf, dagegen gehört das Silber zu den angenehmen alten
Erinnerungen und das Gold- zu den Seltenheiten, deren man sich
nur bei Bankiers erfreuen kann. Van diesen 794 Mill. sind 630
dem Staate von den Banken vorgeschossen worden.
Spanien.
Madrid, 7. August. Nach einem unverbürgten Gerücht
beabsichtigt die Königin in Folge des Conseils in La Granja
eine Entrevue mit Kaiser Napoleon herbeizuführen. Die Minister
sind nach Madrid zurückgekehrt.
Donaufürstenthümer.
Belgrad, 7. August. Der englische Generalconsul theilte
der Regierung eine Depesche Stanley's mit, in welcher derselbe
die serbische Regierung zum Triumphe der Ordnung und Gesetz⸗
lichkeit in Serbien beglückwünscht. — Der Fürst von Rumänien
erklärte dem Vertreter Serbiens in Bukarest auf die Notification
der Thronbesteigung des Fürsten Milan: Er wünsche die von je—
jer zwischen den Regierungen Serbiens und Rumäniens bestande—
ien freundschaftlichen Beziehungen auch ferner fortzusetzen.
Vermischees.
Neueren Mittheilungen aus Deidesheim zufolge
beläuft sich der durch das Gewitter vom 28. Juli, in der
Stadt und Umgebung angerichtete Schaden auf mindestens
150,000 fl. (Dürkh. Anz.)
F Der Postauweisungs-Verkehr in Bayern hat sich im Vergleich
zum Vorjahre wesentlich erhöht. Es wurden vom 1. Januar bis
30. Juni d. Is. im internen Verkehr 808,7 11 Postanweisungen
defördert, 8,617,640 fl. ausgezahlt und 8,625,7 15 fl. eingezahlt,
vovon also noch 8075 fl. unerhoben waren. In den entsprechen⸗
den Monaten des Vorjahres wurden 211,200 Postanweisungen
efördert und 7,242,272 fl. eingezahlt somit ergibt sich, daß im ersten
Semester des heurigen Jahres im internen Verkehr 97,511 Post-
anweisungen mehr befördert und 1,833,443 fl. mehr eingezahlt
vurden, als in den gleichen Monaten des Vorjahres. Im Wech—
elverkehr wurden mittelst 46,556 Postanweisuiigen 1,527, 164 fl.
eingezahhlt und 907,608 fl. ausgezahlt, so daß die Hinausvergü—
ung 619,556 fl. betrug. Es sind somit den internen und Wechsel⸗
derkehr zusammengenommen im Ganzen vom 1. Januar bis Ende
Juni d. Is. 355,267 Postanweisungen befördert und 10, 152,879 fl.
ingezahlt worden. Auf den Oberpostamtsbezirk Speyer vertheilen
sich die Ein- und Auszahlungen 1) im internen Verkehr: Einzah—
ung 619.432 fl., Auszahlung 607, 500 fl., somit Mehreinzahlung
11,932 flz 2) im Wechselverkehr: Einzahlung 246,668 fl., Aus-
zahlung 195,216 fl., somit Mehreinzahlung 31,455 fl.
4 In Essen hat das Probeschicßen mit der Krupp'schen Rie—
senkanone, welche auf der Pariser Industrie-Ausstellung prämiirt
wurde, begonnen. Die Kanone hat ein Gewicht von 100,000 Pfd.,
das Geschoß von 1000 Pfd., die Pulverladung beträgt 150 Pfd.
f.Ein gräßlicher Unglücksfall hat sich dieser Tage in Hall
ereignet. Der Solinenarbeiter Michael-Reisacher fiel von unge—
fähr in eine Pfanne kochender Soole und wurde darin bei leben—
aigem Leibe buchstäblich gesotten. Es gelang zwar denselben noch
lebend herauszuziehen, allein nach etwa 836 Stunden den ensetz⸗
lichsten Qualen, während welcher sich die ganze Haut von seinem
örper losschälte, gab er seinen Geist auf. Resacher hinterläßt
eine trostlose Wittwe mit vier kleinen ZKindern, deren Ernaährer
er war — das fünfte ist auf dem Wege.
F.Bresbhau. Seit mehreren Monaten verschwand hier in
einer Vorstadt aus mehren einander benachbarten Grundstücken eine
io beträchtliche Anzuhl von Katzeen, daß die Besitzer derselben
ich zu näheren Nachforschungen veranlaßt fühlten, welche jedoch
in erwünschtes Resultat nicht ergaben. Gegenwärtig ist der Ge—
jelle eines Wurstfabrikanten aus der Arbeit getreten und beschul⸗
Sigte jetzt öffentlich seinen früheren Principat, 12 Stück Katzen
»on denen allein einem Branntweinbrennereibesitzer 7 Stück, einem
Bäcker 3 Stück, und einem Gastwirth 2 Stülk'gestohlen worden
sein sollen, verbraucht zu haben.
FSchleswig, 1. August. Die Moorbrände, welche ver—
schiedene andere Länder heimfuchen, nehmen auch bei uns in er—
ichreckender Weise überhand. Nachdem schon seit einigen Tagen
chon im Damgaarder Moor bei Apenrade und im Löwenstedter
Moor zwischen Schleswig und Flensburg bis zu 7 Fuß Tiefe
der Brand wüthet, ist am Mondag d. Pre. duch in der Nähe des