Full text: St. Ingberter Anzeiger

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der St. Fnäberexr Anzeig er (und das mit dem Hauptblatte verbundene Unkerhallungsblati, mit der Diensiags⸗ Donnerttags⸗ unb Sonniagt ·⸗ 
nuuimer) erscheint woöͤchentlich vie vm alr Dienstag D onmer stag, Samutheg und Somnkag. — Abonnementdpreis vierteljahrig 4 Krir. vder 
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Deutschland. 
Mäünqeen, 21. Oct. Man beschäftigt fich in der Presse 
zelfältig mit den Vermittelungsversuchen des Fürsten Hohentohe 
ai Gelegenheit; dar Kammerpräsidentschaftswahlen. (Die Ultra- 
nontanen hatten behauptet. der Fürst habe Zugeständnisse nach 
hrer Seite hin angeboten) Wir sind in der Lage, auf das 
iestimmteste zu erllären, daß hei den Besprechungen, welche Fürst 
hohenlohe mit Delegirten der beiden sich gegenübersiehenden Par⸗ 
den gepflogen hat, von einer Aenderung der Politik des Mini⸗ 
zertums, von Aufgeben der Grunudsatze, welche bisher das Mini⸗ 
terium geleitet haben, von ‚Fallenlassen eines Collegen“, von der 
herurtheilung des Schulgesetzes und Jehnlichem uicht die Rede 
var. Daß Fürst Hohenlohe für die Privatunterredungen Dritter, 
velche in Kreisen stattgefunden haben, in welchen er, nicht zugegen 
var, nicht verantwortlich gemacht werden kann, dürfte jedem Unbe⸗ 
angenen einleuchten. Fur den Staatsminister des Aeußern wird 
ich bei den Berathungen des bevorstehenden Landtages hinreichende 
velegenheit bieten, über seine Thätigkeit in der quswärtigen Poli- 
itik Rede und Anwort zu stehennnnn. 
Einer Einladung des k. württembergischen Ministerß der 
berlehrs anstalten Folge leisstend hat sich der kgl. Staatswinister 
»es Handels und der öͤffentlichen Arbeiten v. Schloͤr in Begleitung 
»xes Ministerialraths v. Sutner, des Betriebsdireciors Fischet und 
)eb Legationsrathes Mayer nach Württemberg begeben zur Ecöff 
wng der Bahnstrecken Jagsifeld⸗Osterbirlen. und Mergentheim⸗ 
railsheim. — Für die Dauer der Abwesenheit des Staats- 
ninisters v. Schldr wurde der k. Staatsminister v. Gresser 
ait Leitung der Geschäfte des Handelsministeriums betraut. 
Die „Augsb. Abztg.“ veröffentlicht in einer ihrer letztern 
Qummern eine Zusammenstellung der Resultate der Prufung der⸗ 
enigen Concfribirten, welche im Jahr 1868 II. zur Ergänzung 
er actiden Armee eingereiht wurden. Auf Oberbayern treffen 
diernach 103 Conscribirte mit mangelhafter Schulbildung unter 
847 auf Niederbayern, 166 auf 1096, auf die Pfalz 825 unter 
345, auf die Oberpfalz 209 unter 1756, auf Oberfranken 133 
nter 1419, auf Mittelfranken 58 unter 1548, auf Unterfranken! 
O unier 1759, auf Schwaben 60 unter 1777; oder nach Pro⸗ 
eunten berechnet: Auf die Pfalz 14, auf, die Oberpfalz 12, auf 
Liederbahern 10, auf Oberfranken 9, auf Oberbayern 6, auf 
Interfranken 4,*, auf Mittelfranken Kund auf Schwaben 3,* Procent. 
)as Procentverhältniß im Jahrgang 1868 1 war: Oberpfalz 13 
diederbahyern 12, Pfalz 10,1, Schwaben 5,9, Oberfranken 85,8, 
Anterfranken 4,8, Wittelfranken und Oberbahern je 4,2 Procent. 
Benn diese Zusammensiellung richtig ist, so haben wir leinen Grund 
ns darüber zu freuen und es ist geradezu undegreiflich, wie die 
Falz, die doch unter allen baherischen Provinzen faft, die meisten 
ↄchulen besitzt, zu »der sehrzweifelhaflen. Ehre kommt, in 
jezug auf mangelhaft gebildete junge Leute den ersten Rang an 
unehuen. . —. d p 
Erlangen, 19. Oct. Die von den Vertrauensmannern 
er dortschritispartei auf gestern Abend berufene Versammlung war 
wn über 600 Personen besucht. Nach einjigen einleitenden Wor⸗ 
en des Hrn. Prof. v. Hofmann, welcher der Versammlung prä— 
idirte, sprach der Abgeorduete des Wahlkreises Erlangen Herr 
Kof. De. Marquardsen, und verbreitete sich in eingehendstet Weise 
ber die Stellung der beiden Parteien in der juͤngstaufgelösten 
kammer, üͤber die Ursachen, welche zu ihrer Auflösung führten und 
ber die Vermittlungsversuche, welche die liberale Parie unternom⸗ 
jen hatt⸗, um dem Lande das kostspielige Schaufpiel einer nutz⸗ 
un Rammer und die Aufregungen einer Neuwahl zu ersparen. 
mußte jedem Anwesenden klar werden, daß lediglich die Ver⸗ 
enheit der ultramontanen Partei, welche sich jedem bernünftigen 
ermittlungsvorschlag unzugänglich zeigte, an der Resultatlosigkeit 
t Kammer Schuld trug., Hierauf hobe der Abgeordneie für 
susbach Hr. Prof. Makowiczla, in kräftigen Worte das Unheil 
erdor, welches fur Bahern und sein Berhältniß zu Deutschland 
ms der Herrschaft der ultramontanen Pariei erwachsen müßte, und 
zeigte, wie in politischet und wirthschaftlicher Bezlehung eine Zers 
eissung Deutschlands die nothwendige Foige einer Majoritat jener 
dartei sein müßte. (Et bezog fich daber auf eine — bei C. 9 
Zech in Nordlingen im Drud erschienene — Unsprache des Prof 
Ir. v. Hofmann)“ Der Abgeordnete fur Hof, Ht. Prof. Soͤrgel 
etonte, daß es eine Ehrensache für Franken (u. jeden and. Zr.) fei, 
nicht nur im liberalen Sinne zu wählen, sondern durch lebhafte Be— 
heiligung an der Wahl zu beweisen, daß die weitaus große Mehrzahl 
er Wähler auf liberaler Seite steht. Dabei gab et aine eben so 
umoristische alz richtige Zeichnung inzelner Persoͤnlichteiten der 
iltramontanen Kammerparlei. Saͤmmiliche Redner wurden don 
et Versammlung mit warmem Beifall begrüßt und es fehlte nicht 
in ächt patriotischen Hinweisungen auf bdie nationale Feier, die für 
deutschland an jeden 18. October widerkehrt jetzt wie 18183 gilt 
8 den Kampf gegen Welschthum und Weistegtnechnhum Berr 
Brof. v. Hofuͤtann schloß die Versammlung mit dem Wunsche, daß 
alle liberalen Wähler zusammenstehen und einsehen möchten, wie 
eht das nächste und fernere Schichsal unseres engern und weitern 
Jaterlandes von den bevorstehenden Wahlen abhängt. 
Berlin 18. Oct. Das Staatsministerlum“ iral gestern 
inler dem Vorsite des Finanzministers Frhr. v. d Heydt zů einer 
Berathung zusammen, welche, wie ee sich mit der vielge⸗ 
iannten 100 Millionen PramienAnleihe beschaäftigte. Wir glauben 
jut untertichtet zu sein, wenn wir hinzufügen, daß die Entscheid⸗ 
ing definitid gegen die Regslistrung der Anleihe ausgefallen ist, 
ind daß nunmehr an eine Ausführbarkeit jenes Projects nicht mehr 
u denken ist. 
Berlin, 21. Oct. Im Abgeordnetenhause beantragten der 
Ibg. Virchow und die gesammte Fortschrittspartei für den Schluß 
)er allgemeinen Budgetdebatte folgende Resoltutionen: die Re— 
ierung möge auf Ersparnisse im Etat der Bundesarmee 
iad auf diplomatischen Wege auf' allgemeine Ab rüstung 
inwirken. 
Dem „Sluttg. Beob.“ thut es leid, daß vom demokratischen 
Programme die Ruthe ausgeschlossen ist. Er möchte dieselbe gar 
u gerne dem Hatzfeld-Mende'schen Organe, der „Freien Ztg.“ 
ppliciren, welche sich über die Frankfurter Abgeordne tenwahl wie 
olgt ausläßt: „Interessant ist es, daß die alte Reichsstadt Frank 
arl, deren Geldsäcke jegt auf einmal die Demokraten und Revo— 
utionürs spielen, den Redacteur der Berliner „Zukunft Dr. Weiß, 
»en Schüler und Anbeter Johann Jacoby's, zu ihrem Vertreier 
m preußischen Abgeordnetenhaufe erkoren“ hat. Uebrigens ist es 
as schlagendste Zeichen sür die Verkommenheit ünserer sogenannten 
Ddemolratie, wenn Frankfurt, dieses widerlichste Bourgeosienest, 
velches die Erde trägt, in diesem Artiket zu machen anfängt. Wem 
s darauf aukommt, die Sache der Freiheit und des Voltes recht. 
zründlich auf den Hund zu bringen, der muß nur techt viele sod 
zolitisch unfähige Querlöpfe wie Johann Jacoby und Dr. Weiß 
n unsere gesetzgebenden Versammlungen bringen.“ 
Wieen,. 18. Oct. Die „Presse“ berichtet über das Motib 
»er Affaire Beaumont⸗ Metternich, wie folgt: „Die schöne Mar⸗ 
uise Beaumont hatte kürzlich Ursache, miß ihrer Fammerfrau 
inzufrieden zu sein und entließ dieselbe Knal und Fall aus dem 
Dienste. Als die Zofe von dem Marquis ihren Lohn ansgezahlt 
rhielt, erllärte sie, dem Heren sehr interessante Mittheilungen 
nachen zu wollen, wenn er sie in das Landhaus nach Fontaine⸗ 
leau begleiten würde. Die vorläufigen Enthüllungen der Kam⸗ 
nerfrau müssen bereits sehr interessant gewesen sein, denn der 
Marquis trat mit ihr sofott die Fahrt nach der Vills an— Dort 
anden sich in dem Gebeimfache eines Schrankes, das die Zofe zu 
ffnen verstand, zahlreiche Autographe dreier zHerren vor, der en 
Inhalt die eheliche Treue der Marquise, sehr verdächnig. erscheinen 
ieß. Der eine der drei aristokratischen Briefsteller war der Vicomte de 
dallez· Claparede. Herr v. Begumont suchte ihn im Clud auf und 
ort spielte fich eine der interessanten Scenen diests dramatischen 
Stückes Sittengeschichte ab. Der Vicomte beantwortete die Frage 
ʒeß Marquis, ob er an seine Gattin Briefe geschrieben, mit einen