Full text: St. Ingberter Anzeiger

Beeidigung der Beamten auf die Verfassung, wobei zder Cultus⸗ 
minister erklärte, der Popst, habe in die Beeidigung der Geistlichen 
eingewilligt. — Der Ministet des Auswärtigen hat; heute an die 
Berireter Spaniens im Auslande die Antwort aͤuf die bayerische 
Concilnote abgesendet. — (Die Londoner Times“ halten Prim's 
schon erwähuten Aeußerungen Fegenüber ihre eigenen Angaben 
bezüglich der Throncandidatur des Herzogs von Genua 
aufrecht.) 
H. i t. 3. 2 
, Ab geor deneete ne⸗Warhhen Wahlbezirk Zweibrücken-Pir— 
masens. Als Abgeordnete wurden gewählledie HH.“ Dingier, 
Gottfriedet. Appellrath von Zweibrücken. Adt, Franz, Bürger— 
meister von Ensheim, Schmidt, Karl, k. Appellrath von⸗Zweibrücken. 
Ersatzmänner: Bender, Adam, Bürgermeister. von Wallhalben. 
Wies, Louis, Bürgermeister von Blieskastel. Greiner, Friedrich 
Bürgermeister von Pirmasens nι —te elh, ee 
Wohlbezirk Homburg Kusel. Lotz, Burgermeister pvon Hombitrg, 
Belbert Pfarrer von Landaqu. Fries, Landrichter pon Wolfstein. 
Woahlbezirk Kaiserslautern⸗Kirchhe imbolanden. Jakob, Ampalt 
Bolsen, Ritter von Sembach, Lehrer Gärtyer von Iggelheim. Auf 
Herrn Kolb fielen, 101, C. Hohlo 37, Weil 71. und Lombardjno 
70 Stimmen. ι io üe — — 
. Wahlbezirk Speiex-Fraukemhal. Golfen, Wandd, Croissant 
Ersatzmänner: Gärtner, Zöller, Dr. Adler. Mat——. 
2Wahlbezirk Handel, Alwens, Louis, Rothhaas . 
r:. Wahlbezitk Gdankoben, Umbscheiden, Jordan, Tillmann, Levi— 
— vG 
ni : i) Echwurgerichtssitzung. 
, V Duatlat 1868. u 
unin Zweb riü cken, 20. Nob. Der'! prakttfche Arzt Dr. König 
bon Miittelberbach wurde rey der Kindesabtreidung 
sur schuldig erklärt und zu einer auf der Feftüngzu“ erstehender 
Zuchthaussiaafe von 4 Jahren verurtheilt. ä—, 
Zweibrücken, 23. Nov.Gestern und heute wurde die 
Anklage der Amtsuntreue verhandelt.deren Michael Galdfuß 28 
Jahre alt, früher Postassistent hier, heschuldig war. Der Angeklagte 
seit 1862 im Postdienst verwendet, genoß, früher eines guten 
Rufes; sein Gehalt betrug Anfangs 400, spaͤter etwa 700 fl. Er 
vʒerheirathete sich im Jahre 1867 und ist Vater eines Kindes; 
hrotz eines einfachen Haushaltes war er doch öfter in Geldderlegen. 
heit. Im Laufe dieses Jahres wurden⸗ gegen ihn Klagen über 
unregelmäßige und verspätete Absendung, von Geldsendungen laut 
velche die Einleitumg einer —— auch eine 
Strafumtersuchung gegegen iser üie hatten... 585 
Nach einer meisterhafteutn Wertheidigungsrede des“ Avbpokaten 
Rosenberger“ erklärten die Geschwornennach kurzer Bexathung 
den Augeklagten nicht schuldig,“ worauf er vom Gerichte freige— 
proen wurde. 
Zweibruden, LAuugnoh! Ankkage egen Philibp Forstner 
Tagner von Frankeirthal, wegen — der vorsätzlichen Kör⸗ 
perverletzung?“ Vertheidiger Herr Rechiscandidat Treiber. Der 
Angellagte, welcher einen sehr guten Ruf genießt und nur' in be— 
runkenem Zustande etwas excessid sein soll, wohnt in Frankenthal 
in der sog. Welschgasse im House, der Wittwe Mallek. Seine 
nächsten Nachbarn sind bie Famlien Pbitipp Qühmel uͤnd desser 
Sohn Ludwig Kühnel; die Ehefrau des Letzteren, welche nich 
gerade im besten Rufe steht und nawentlich eine bose Zunge haber 
soll, wurde durch Urtheil des k. Landgerichtz Frankenthal weger 
Ehrenkränkung der Ehefrau Schilling' zu einer Arresistrafe vor 
2 Tagen verurtheilt, bei welcher Gelegennheit auch der Angeklagte 
als Zeuge vernommen wurde. Dies scheint die Veranlassung ge— 
wesen zu sein zu dem heute in Frage“stehenden Vorfoll. Die 
Ehefrau Kühnel schimpfte nämlich bei jeder Gelegenheit über den 
Angeklagten und warf ihm wiederholt vor, er habe falsch ge⸗ 
jchworen. Am Abende des 25. Jull 1. Is. ging det Angeklagke 
gegen 9 Uhr in betrunkenem- Zustande nach Hause und wurde 
von der Ehefrau Kühnel in der gewöhnlichen Weise beschimpft 
und zwar in einer Weise, daß selbst ihr Ehemann sich gemüßigl 
jah, sie zur Ruhe zu verweisen. Der Angeklagte durch die fortwäh⸗ 
renden Beschimpfungen gereizt, begab sich von seiner Wohnung in 
den Hof und kam kurze Zeit darauf mit einem Prügel versehen 
in die Kühnel'sche Wohnung, wo der alte Philipp Kühnel unte 
der Thür stand. Der Angeklagie schlug mit dem Stocke, wie die 
Anklage aufstellt, nach dem Kopfe des Kühnel, dieser parirte den 
Hieb mit dem Arme und erhielt so auf den rechten Arm einen 
Schlag, welcher mit solcher Wucht geführt war, daß Kühnel sei⸗ 
nen Arm sinken ließ. In Folge dieses Schlages zeigte sich eine 
Contusion mit Entzundung und schmerzh after Geschwulst auf der 
inneren Seite des rechten Vorderarmes mit einer Queischung 
des nervus ulnaris und seiner Verzweigungen, welche eine Steif 
heit der Finger und Hand vera nlaßte. Ob Kühnel je wieder doll 
ständig hergestebt wird, ist zweifelhaftz seit dem Vorfalle selbf 
konnte er nicht arbeiten. — Der Angetlagte gibt zu, den Schlat 
zeführt zu haben, will jedoch nicht nach Kühnel, sondern nach 
dessen Schwiegertochter, welche neben ihm gestanden, geschlagen 
und nur durch einen unglücklichen Zufall den Ersteren gelros. 
fen haben. * 
Die Vertheidigung führte aus, die Veranlassung zu dem Vor— 
falle vom 25. Juli sei die Zanksucht und das Benehmen der Ehe⸗ 
frau Kühnel gewesen, welche den Angeklagten in der rohesten Weise 
ohne alle Veranlassung beschimpft habe. Der Angeklagte sei unte 
diesen Uinständen wohl berechtigt gewesen, die Ehefrau Kühnel für 
hr freches Benehmen zurechtzuweisen; er habe derselben mit einem 
Stocke. einen Schlag versetzen wollen, in demselllen MNomente habt 
aber deren Schwiegervater sie zurückgedrängt und den Schlag, de 
für die Ehefrau des Kühnel bestimmt gewesen sei, erhalten. Der 
Angeklagte habe demnach offenbar, nicht die Absicht gehabt, den 
Philipp Kühnel zu verletzen oder zu mißhandeln, da er mit diesem 
mmer in besten Einvernehmen gestanden und keine Veranlassung 
gehabt habe; ihne für die Beschimpfungen durch seine Schwieger⸗ 
ochter verantwortlich zu machen z es sei sohin uur ein unglücklicher 
Zufall, daß der geführte Schlag den ersteren getroffen und so 
chwere Folgen gehabt habe:Der Angeklagte sei durch die unger 
echten, rohen Beschimpfungen gereizt worden und habe fich jeden 
ialls im Zustande der geminderten Zurechnungsfähigkeit befunden. 
Der Angeklagte wurde von den Geschworenen für: schuldig 
»rklärt'unter Aunahme der Milderungsgründe des Reizes und der 
zeminderten Zurechnungsfähigkeit/ worauf derselbe vom Gerichtshofe 
u H9 Monaten Gefangniß verurtheilt wurde, von welcher Strafe 
edoch die zweimonatliche Unkersuchungshaft in Abzug zu kommen hal 
Vermischtees. 
H7 Das musikalische Komite des neu gegründeien allgemeinen 
ofälzischen Musik-Pereins hat in einer am 22. Novb. iu Kaisers⸗ 
autern abzehaltenen Sitzung beschlossen, das von der Generali 
Bersammlung in Ausficht genommene Musikfest in den Tagen det 
27. 29. August 1870 daselbst abzuhalten und an die bisher noch 
nucht beigetretene Vereine die Einladung zur Mitwirkung zn richten 
Das musikalische Programm, so weit daselbe fich jetzt schon bestimmen 
ließ, wurde dahin festgesetzt, daß am ersten Festtage die Schöͤpfung 
zon Haydn und am zweiten Tage, als Vorfeier des auf den 17, 
Dezember 1870 fallenden 100jährigen Jubiläums Beethovens, die 
ibente Symphonie (in A dur) dieses Meisters zur Aufführung 
ommen sollen. Die musikalische Leitung wird Herr Mufitkdirektot 
Maczewsli führen. .. 
er Ulm, 21. Nob, Der Hauptreffer der diesjährigen Mün— 
terlstterie miß 20,000 fl. fiel einem Schullehrer in der Naͤhe von 
Puünchen zu.nmn —U 
—nn Darmstardt, 23. Nov. Der gestrige Erdstoß wurde im 
Janzen Gebiete des Odenwaldes und der Bergstraße beobachtet 
Seitdem machten sich in Groß⸗-Gerau zehn slärkere Erderschütterungen 
ühlbar, Die Besorgnisse dort sind groß. In Rüdesheim, Wies 
»aden und Bingen wurden gestern gleichfalls wiederholte Erder⸗ 
chütterungen verspürt. I 
fWorms, 22. Nop. Eine grauenhafte That wurde heute 
Nacht dahier verübt. In der Nähe der Landungsbrücke der 
Dampfboote fand man heute frühß den 21 Jahre alten Johann 
Eberhardt Schlegel, Schiffbauer von hier, erschlagen. Nicht weit 
von der Leiche entfernt lag ein Prügel von enormer Dicke, mit 
welchem wahrscheinlich der Mord verübt wurde. Als Thäter iß 
der Tagloͤhner Jacob Hollerieth aus Speyer, welcher an einer im 
Rheine dahier befindlichen Baggermaschine arbeitet, verhaftet. 
Beisder heute Vormittag statigehabten Besichtigung war der Zu⸗ 
drang des neugierigen Publikums massenhaft und nur der guten 
Bewachung war es zu verdanken, daß der Mörder von der er⸗ 
hitterten Menschenmenge nicht der Polizei aus den Händen ge⸗ 
rissen wurde. 
»* Eine Geistesgegenwart, wie sie nur selten in so kritischen 
Fällen vorkomnt, documentirie am 16. d. M. ein Bauer bei 
Boytzenburg. Er kam mit einem Mehlwagen von einem Dorfte 
und mußte die BerlinHamburger Bahn mit seinem Fuhrwerlt 
passiren. “ Die Barriere an dem betreffenden Uebergange war nodh 
nicht geschlossen, obgleich der Zug aahe sein mußte, und der 
Bauer passirte ruhig dem Uebergang, als, mitten auf den Schienen 
mngekommen, vborn und hinten durch einen; Mechanismus fich 
leichzeitig beide Barrieren senkten, aber auch der Zug in vollei 
Fahrt bereiis nahe war. Der Bauer, rasch entschlossen, stürzte 
vom Wagen, schnitt die Stränge in aller Haft los, als auch der 
Zug bereits das Hintertheil des Wagens ergriff und letzteren mil 
sich fortriß, das Mehl in alle Winde zerstreuend. Bauer und 
Pferde kamen so durch die Geistesgegenwart des ersteren mit 
vem Schrecken davon. Der Zug verlor nur eine Laterne au der 
MNaschine. —