Full text: St. Ingberter Anzeiger

der Fahrt von Havre nach New⸗-York von einer Windhose über— 
fallen und verdankte nur seiner vorzüglichen Banart seine Rettung; 
entmastet und stark beschädigt mußte es nach Brest zurückkehren. 
Am vierten Tage der Fahrt, unter dem 40. Längengrad, stürzte 
hei starkem Sturme eine hohe Welle über das Schiff, und entlud 
eine Wassermenge von 700 Tonnen, zertrümmerte das Verdeck 
und schlug alle darauf befindlichen Cabinen zusammen. Das 
Wasser drang in alle Theile des Schiffes, in die Salons und 
Cajüten und löschte von 36 Feuern der Maschine 24 sofort. 
Die Heizer entkamen mit genauer Noth aufs Verdeck. Der Ca— 
pitän Dachesne, der den ganzen Morgen während des Sturmes 
auf dem Verdeck geblieben, war gerade in seine Cajüte gegangen, 
um die Wäsche zu wechseln. Halb angekleidet kam er herauf, um 
schnell das Schiff zu drehen, das dadurch wieder in ruhigeres 
Wasser kam. Alles dieses war das Werk einiger Sekunden und 
jetzt erst lernte man das Werk in seiner ganzen Ausdehnung 
kennen. Todte und Verwundete lagen unter den Trümmern. 
Man zog 4 Todte und 21 Verwundete hervor. Außerdem fehlten 
beim Appell zwei Passagiere, die über Bord geschleudert worden 
waren. Unter den Todten ist ein Fräulein Finkelberg, die ihr 
alter Vater zur Einschiffung nach Havre begleitet, und wie man 
sich erinnert, einen rührenden Abschied von ihr genommen hatte; 
das Wasser hatte ihr die- Genicksäule gebrochen. Das ganze 
prachtvolle Mobiliar des Schiffes ist verschwunden, die Ladung, 
in wasserdichten Räumen untergebracht, litt keinen Schaden. — 
Die Passagiere unterzeichneten eine Erklärung, daß sie der Kalt⸗ 
— und Entschlossenheit des Capitäns ihre Rettung ver— 
danken. 
— Mw—. 
Volkswirthschaft, Handel und Verkehr. 
Nürnberg, 2. Febr. (Hopfenbericht A. H.⸗Z.) Die 
Stimmung des heutigen Marktes war anfangs flan; es kamen 
kaum 100 Ballen herein. Gegen Mittag zeigte sich außer der 
Nachfrage um feine Primasorten auch einiger Bedarf um Markt⸗ 
waare, und schien sich bei einzelnen Abschlüssen eine Preisverbes⸗ 
serung von 2 fl. auszuprägen. Es wurde das Meiste der Zufuhr 
zu 14-6 fl. übernommen, und auch bessere Waare zu 17-22 fl. 
gehandelt. Prima Lagerbierhopfen erhielten einige Ballen Woln⸗ 
zacher⸗Siegel 55 fl. Auch in sogenannten Mittelqualitäten fanden 
einige Pöstchen von 18ÿ20 fl. Nehmer. Die Umsätze betrugen 
300 Ballen. 
Pappenheim, 1. Febr. Bei der soeben planmäßig pro 
1868169 vorgenommenen zehnten Serienziehung des Gräflich 
Pappenheim'schen Prämienanlehens sind folgende Serien heraus 
gekommen: 239, 377, 477, 700, 945, 1849, 2311, 2318 
2439, 2628, 3373, 3498, 3929, 4404, 4514, 4728, 4672 
027, 5247, 5459, 5601, 5629, 5905, 6221, 6517, 6783 
6997. 
Wiesbaden, 1. Febr. Bei der heute begonnenen Zieh— 
ang der nassauischen 25.fl.-Loose fiel der Hauptgewinn von 
20.000 fl. auf Nr. 147989. Ein weiterer Gewinn von 4000 fl. 
fiel auf Nr. 65453; ferner 200 fl. auf Nr. 102955, und je 
100 fi. auf Nr. 1775 und 75474. 
Florenz, 2. Febr. Die Haupttreffer der am 1. Februar 
gezogenen Florentiner Prämien-Scheine fielen auf nachstehende 
NRummern: Nr. 57,910 40,000 Fres; Nr. 57,334 und 
35, 464 je 2000 Fres.; Nr. 40,225, 99494, 33608. 62,224 
und 24879 je 1000 Fres. 
¶Das Feuertersicherungswesen betr.) Angesichts der bedenk— 
lichen Krisis, in welcher sich — nach Darlegung der „Frf. Ztg.“ 
das Feuerversicherungswesen gegenwärtig befindet, fordert das 
zenannte Blatt die in Deutschland arbeitenden Feuerversicherungs⸗ 
gesellschaften — an ihrer Spite die älteren Gesellschaften — auf, 
zur Fixirung, resp. Erhöhung der durch das „Unterbieten“ bis 
zur Unhaltbarkeit der Gefellschaften herabgedrückten Prämien sich 
jzu vereinigen. — Die Klage scheint begründet zu sein; wenigstens 
wird die Richtigkeit derselben auch von Agenten der Golhaer 
Feuerversicherungsbank bersichert, welche Bant als die einzige auf 
Begenseitigkeit beruhende an hohem Prämiensatz darum kein Inte⸗ 
resse hat, weil sie den Ueberschuß der Einzahlungen den Versiche⸗ 
ern in Form einer Dividende wieder zurüd gibt. Die Unreellität 
in dem Versicherungsgeschäfte trifft namentlich eine Anzahl von 
schlecht situirten Gesellschaften, weiche Geschäfte 4 tout prix machen 
wollen, daher in der Wahl ihrer Agenten und Unteragenten von 
dornherein nichts weniger als vorsichtig sind, Versicherungsanträge 
elbst bei notorischen Ueberversicherungen nur selten zurückweisen, 
wischen größerer oder geringerer Feuergefährlichkeit kaum einen 
nterschied machen und dadurch allerdings dazu beitragen, die 
Zahl der gelegten Brände zu vermehren. Daß solchen Gesell⸗ 
schaften das Handwerk gelegt werde, wäre im Inleresse des Publi⸗ 
kums sehr zu wünschen. J 
Landwirthschaftliches. 
Branntweinbrennerei und Viehhaltung. 
Durch die bevorstehende Erhöhung der Brennereisteuer werden 
poraussichtlich manche kleinere Brennereien nicht mehr mit Nutzen 
arbeiten koöͤnnen und darum eingehen müssen. Wenn auch in Hes⸗ 
en und überhaupt da, wo das landwirtschaftliche, d. h. das zur 
Unterstützung der Viehhaltung und der Düngerproduction dienende 
Brennereiwesen einer lleinen Besteuerung unlerlag, so war es doch 
mmerhin bei gut geleitetem Betriebe möglich, durch den Brannt- 
veinverkauf den Preis der Kartoffeln zu decken und die Schlempe 
erwies sich als sehr billiges und vortreffliches Futter. Gemäß des 
inumstößlich feststehenden Grundsatzes, daß der Preis der Schlempe 
ur Größe des Brennereibetriebes in umgekehrtem Verhältnisse 
teht, werden die kleineren Brennereien bei dem projectirten erhöh— 
en Steuersatze, einerlei ob er als Maischraum⸗ oder als Fabri— 
ratsteuer erscheint, die Schlempe im Vergleiche des Preises der 
zerschiedenen käuflichen Futterstoffe theurer produciren. Und wenn 
zuch voraussichtlich diese Calamität die seither vielfach bestandene 
Abneigung gegen Genossenschaftsbrennereien vermindern und diese 
öbliche Einrichtung auch zu Gunsten der kleineren Viehhalter för— 
ern wird, so ist es doch für die unfehlbar eintretende Uebergangs⸗ 
Jeriode ganz unerläßlich, daß sich diejenigen, welche ihre Viehhal⸗ 
ung seither auf die Brennerei stützten, nach Mitteln umsehen, um 
die Aufgabe der Brenneerei nicht allzu empfindlich erscheinen zu 
assen. Hierher dürfte in erster Linie die Einrichtung des Futter⸗ 
zämpfens zu rechnen sein, aber nicht in der Art, wie es seither 
betrieben wurde und fast allgemein noch betrieben wird, nämlich, 
daß man sich zur Dampferzeugung des gewöhnlichen Dampfes be— 
zient, vielnehr, daß man Dampferzeuger mit dampfdichtem Ver⸗ 
Hlusse wählt, in denen dem Dampfe eine hohe Spannkraft und 
Temperatur ertheilt werden kann. In dieser Weise ist es möglich, 
und wird bereits mannigfach ausgeführt, daß die Rauhfutterstoffe, 
vie Spreu, Strohhächsel, Rapsschoten und dergleichen in einen 
'ast breiigen Zustand übergeführt werden und dadurch einen hohen 
Hrad von Verdaulichkeit annehmen. Ferner gehören hierher Miitel 
die zur Aufschließung oder zur leichten Verdaulichmachuͤng des Kle⸗ 
bers dienen, der ja in den Kleien, Schroten und anderen derarti⸗ 
gen käuflichen Futtermitteln die Hauptnährsabstanz bildet. Gesche⸗ 
hen kann dieses entweder in der Art, daß man das für den an⸗ 
dern Tag bestimmte Kleien⸗, Schrot⸗ Oelkuchenfutter mit warmem 
Wasser zu einem dünnen Brei anrührt und demselben etwas Salz⸗ 
auszug, Hefe oder Sauerteig zusetzt, oder auch in der Form, daß 
nan dem zum Einweichen dieser Futterstoffe nothigen Wasser etwas 
Salzsaäure (auf ungefähr 10 Maas Wasser beiläufige1 Loth 
Salzsaure) zusetzt, wodurch der Hleber in eine verdaulichere Form 
'ommt. Werden dann diese Futterstosse in einer geeigneten 
Form mit dem stark gedämpften Rauhfutier in einer geeigneten 
Weise gemischt und wird die Masse entsprechend verdünnt, so 
jewinnt man ein Futter, das in seinem Werthe hinter der 
Schlempe nicht zurüdbleibt und sich in seinem Preise billiger stelli, 
als die Schlempe, welche bei hohem Steuersatze in kleinen Bren⸗ 
nereien erzeugt wird. 
Nach den Analysen des berühmten Chemikers M. Payen 
ählt die CacaoPflanze zu den nahrhaftesten Producten der Erde. 
Dieser Gelehrte sagt, daß eine gute Tasse Bouillon von Rind⸗ 
leisch 28 Gramm Nährstoff enthalte, während sich in einer Tasse 
mit Milch zubereiteter reiner Chokolade 188 Gramm nährende 
Bestandtheile vorfänden. 
Nach einem englischen Blatte hätte eine ärztliche Untersuchung 
der Chocoladen 70 verschiedener Fabriken von London und Paris 
eine Verfälschung der Waare in 839 derselben erwiesen, ein gewiß 
rauriges Resultat! Da auch in Deutschland eine unverfälschie 
Thocolade zur Seltenheit geworden ist, so verdient besonders her⸗ 
vorgehoben zu werden, daß sämmtliche Eacao⸗Präparate 
es Hauses Franz Stollwerck & Söhne in Köln als 
durchaus frei von jeder Beimischung garantirt sind und wegen 
dieser Eigenschaft von den Aerzten vielseitig empfohlen 
verden. 
In den hauptsächlichsten Geschäften Deutschlands sind diese 
Thocoladen vorräthig.