Full text: St. Ingberter Anzeiger

Slt. Ingberler Anzeiger. 
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Donuerstag, den 11. Februree 169. 
sr. 22. 
— 
Deutschland. 
München, 6. Febr. Die Ministerien des Kriegs und 
des Innern haben angeordnet, daß diejenigen Wehrpflichtigen als 
hald wieder aus der activen Armee enilassen werden, welche, ohne 
zum wirklichen Kriegsdienst tauglich zu sein, in Folge einer ,miß 
Herständlichen“ Auffässung des 8. 16 der ärztlichen Instruction 
ls doch zum Kanzleidienst tauglich erklärt und dafür eingereiht 
worden waren.“ 
München, 6. Febr. Durch königliche Verordnung vom 
29. Jan. d. J. ist die Errichtung einer statistischen Central-Com⸗ 
nission beim Handelsministerium verfügt, welche eine vollständige, 
sämmtliche Verwaltungszweige umfassende Landesstatistik begründen 
ind durchführen und nebenbei eine Art statistischen Beiraths für 
edes Ministerium sein soll. Sie besteht aus einem vom König 
rnannten Vorstande, aus je einem Delegirten jedes Ministeriums 
ind aus dem Vorstand des statistischen Bureaus als Protocoll⸗ 
ührer, sowie aus vom König aus Männern der Wissenschaft oder 
der wirihschaftlichen Praxis zu ernennenden außerordentlichen Mit⸗ 
zliedern. Regelmäßige Sitzungen finden monatlich einmal, außer⸗ 
ordentliche nach Bedürfniß statt, und es können dazu Fachmmän⸗ 
ger beigezogen oder Gutachten erhoben werden. Ausführendes 
Drgan der Commisfion ist das statistische Burean. Die Mit— 
zlieder haben ihre Dienste unentgeltlich zu leisten. J 
München, 6. Febr. Nachdem in jüngster Zeit Zweifel 
erhoben wurden, ob protestantische Pfarrer die Heimath in. der 
Bemeinde ihrer Austellung durch die kgl. Ernennung oder erst 
zurch die nachfol iende Installation erwerben, so sieht sich das 
— 
nͤsse mit dem kgl. Staatsministerium des Innern für Kirchen 
ind Schulangelegenheiten darauf aufmerksam zu machen, daß hie— 
bei im Hinblick auf Art, 2 des Heimathgesetzes der Tag der 
Verleihung dec Pfarrstelle resp. der k. Bestaͤtigung der Präsentation 
als entscheidend zu erachten sei. 
München, 8. Febr. Der Regierungspräsident der Pfalz, 
». Pfeufer ist auf einige Tage hier eingetroffen. 4 
Ministerialrath Heinrich v. Schubert ist zum Staatsrath im 
oxrdentlichen Dienste ernannt worden. 
Das „Würzb. Abdbl.“ schreibt: Herr General v. Hart— 
nann hat an das 2. Armeecorps — dritte und vierte Division, 
weite Artilleriebrigade — einen Tagesbefehl erlassen, an dessen 
Schlusse er an die Moöglichkeit baldiger ernster Ereig- 
aisse mahnt. 
Mündchen, 9. Febr. Das Gerücht, Graf Bismarck habe 
die Südstaaten aufgefordert, sich für den J. April in Kriegs- 
»ereitschaft zu setzen. wird von der „bayerischen Landeszeitung“ 
Us unbegründet erkläft. 
Berlin, 6. Febr. An das angeblich beabsichtigte Attentat 
uuf Bismarck denlt kein Mensch mehr, und der eiserne Graf selbst 
ewegt sich nach wie vor in der guten Stadt Berlin, als ob nie 
eine folche Ente aufgeflogen wäre. Wahrscheinlich sollte dieselbe 
den Verhandlungen üͤber das Vermögen der Häuser Este und Spanien. 
Brabant ein höheres Relief geben, wurde aber zu spät flügge, — Madid, 5. Febr. Die Idee des Directoriums greift um 
ind verdankt es nur einer der gewöhnlichen Tactlosigkeiten der sich. Die Presse aller Parteien, die Absolutisten ausgenommen, 
Zreuzzeitung, daß man sie kennt. Es ist ja nichts Seltenes, daß erkennt einstimmig die Dringlichkeit einer Executivgewalt an. Nach 
Jroße Männer durch bezahlte und unbezahlte Anhänger auf. diese der „Epoca“ sind Prim, Rivero uund Serrano die bereits bezeich— 
Weise compromittirt werden. Das Organ des Grafen, die aeten Männer für das Triumbirat. Die Republikaner dürften 
Norddeutsche Allg. Ztg.“ weiß hartnäckig nichts von dem „han- »ennoch darquf bestehen, ebenfalls vertreten zu sein. Sie haben 
ober'schen Studenten⸗ der übrigens, wie die neueste Lesart hereits Figueras statt Serrano's in's Auge gefaßt. Da die Cor— 
autet, nicht non Wien, sondern von Paris aus denuncirt worden tes schon in wenigen Tagen zusammentreten, so ist es Zeit, daß 
ein soll. die Sache in Fluß kommt.Entweder bildet sich das vielhespro⸗ 
Berlhin, 6. Febr. Das Ab eordnetenhaus nahm den An- hene Triumvixat und tritt als folches, zur Seite ein verant— 
rag des Abgeordneten Kosch betr. die Eidesablegung der; Juden wortliches Ministerium— fertig vor die Volksvertretung hin — 
nn der Fassung der Commission mit dem Zusatz Para⸗ was im Grunde genommen einem Staatssireiche sehr ähnlich sieht, 
zraphen an, daß das Gesetz nur da Giltigkeit haben solite, — oder die provisorische Regierung legt, wie sie gelobt hatte, ihre 
vo bisher den Juden eine besondere Eidesableistung vorgeschrieben Machtbefugnisse in die Hände der Cortes. 
var. (Der für jüdische Soldaten vorgeschriebene Fahneneid be⸗ Die Untersuchungen über den Mord von Burgos sind nun—⸗ 
zjinnt mit den Worten: „Ich schwöre ohne die mindeste Hinter- mehr geschlossen. Fünf Personen wurden zum Tode verurtheilt. 
list zc. Auch ist eine vor dem Fahneneide durch den Rab⸗ 
biner in der Synagoge vorzunehmende besondere Vorbereitung 
geboten)). 
— Dem Vernehmen nach wären die Bemühungen des Kö— 
nigs Georg und des Curfürsten von Hessen; den Herzog von 
Rassau zur Theilnahme an der Agitation gegen Preußen zu be— 
vegen, erfslglos geblieben, Herzogz Adolph hätte erklärt, den 
nit Preußen eingegangenen Vertrag- nicht gefährden zu wollen, 
und gleichzeitig die Wiederherstellung seiner Souvberaͤnität als 
hm nicht pünschenswerth bezeichete.. 
Das gZollparlament soll erst Mitie oder Ende Mäxz zusam⸗ 
nenberufen werden. .. —— 
(6Grauschau wem9Y' Unter dieser Ueberschrift bringt 
die „K. Z“ einen mit großer Bestimmtheit als aus sehr guter 
ind vertrquenswürdiger Quelle bezeichneten Leitartikel, nach dem 
es sich gegenwärtig um nichts geringeres, als um den geheimen 
Abschluß eines Schutz und Trutzbündnisses zwischen Frankreich und 
Italien handle, dessen Präliminarien direct zwischen Napoleon 
ind Victor Emanuel verhandelt würden. „Dieses Bündniß soll 
n Voraussicht eines nach den allgemeinen Wahlen stattfindenden 
Zrieges mit Deutschland abgeschlossen werden. Noch ist es nicht 
interzeichnet; doch Rouher redigirt bereits den Vertrag und 
ührt die Verhandlungen. Von Rom ist darin nicht die Rede, 
„agegen soll“ Italien ein Stück Wälschtyrols zugesichert sein. 
Desterreich ist von diesen Vorgängen wohl unterrichtet und seine 
diplomatie bietet alles auf, diesen Vertrag durch einen zweiten zu 
rgänzen, der ihm vollen Ersatz in Deutschland darbiete.“ Die 
Unterhandlungen werden mit solchem Geheimniß betrieben, daß 
elbst das Florentiger Cabinet nicht darüber instruirt ist, damit 
die dupirten Minister im italienischen Parlamente etwaige Inter⸗ 
zellationen mit Unbefangenheit beantworten und die ganze Sache 
mit gutem Gewissen demenfiren koͤnnen. (Aehnliche Nachrichten 
zrachten dieser Tage die „Nat.«“Ztg.“ und die „Weserztg.“) 
Berlin, 8. Febr. Der Fürst von Montenegro ist zu 
einem sechstägigen Aufenthalt hier eingetroffen. 
Frankreich. 
Paris, 9. Febr. Die Course gingen aus die Aus— 
streuungen über Abdaukung des Königs von Griechenland und 
nuf allarmirende' Nachrichten aus Rumänien hin bedeutend 
zurück. V I 
Paris10. Febr. Die Regierung hat schon seit 48 
A0 
Journalen Bedenken macht. — Die „France“ und „Constitu⸗ 
tionnel“ polemisiren lebhaft gegen die Rede des Grafen Bismarck 
und den betr. Artikel der „Nordd. Allg. Ztg.“ 
England. 
Lonpon, 9. Febr. M'Culloch ist zum amierikanischen 
Finanzüg'e nten in Europa mit der Residenz in London 
ernannt. *